Bewertungsdetails

Krimis & Thriller 3060
Eigensinniger Krimi
Gesamtbewertung
 
4.0
Plot / Unterhaltungswert
 
3.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
4.0
Im Mercantour-Massiv in den französischen Alpen leben seit einiger Zeit wieder Wölfe, sehr zur Freude aller Naturliebhaber. Die Schafzüchter der Umgegend sind weniger begeistert, vor allem seit in den letzten Wochen ein besonders großer Wolf, wohl ein gefährlicher Einzelgänger, immer wieder Schafe reißt. Es kommt zu Treibjagden, die intensiviert werden, nachdem der Wolf die Schafszüchterin Suzanne angegriffen und getötet hat. Suzanne hatte vor ihrem Tod allerdings einen Dorfbewohner bezichtigt, ein Werwolf und als solcher für die toten Schafe verantwortlich zu sein. Besagter Bewohner verschwindet auch prompt, woraufhin Suzannes afrikanischer Adoptivsohn, ihr ältester Schafhüter und die Komponistin und Klempnerin Camille (liiert mit einem kanadischen Naturforscher, der sich für die französischen Wölfe interessiert) auf die Jagd nach dem vermeintlichen Werwolf und vermutlichen Mörder. Sie sind ihm zwar dicht auf den Fersen, wie sie anhand weiterer Morde leicht feststellen können, erwischen ihn aber nicht. Daher holen sie sich "professionelle" Hilfe bei Komissar Adamsberg, der schon in früheren Krimis Vargas' eine Rolle spielte.


"Die gefährlichsten Wölfe sind die innen behaarten" (Angela Carter),
nämlich die Werwölfe, die ihr Haarkleid innen tragen, was man nur feststellen kann, wenn man ihnen den Bauch aufschlitzt.
Dies zeigt sich auch in Vargas' Roman, dem mittlerweile 4., den ich von der französischen Krimiautorin lese. Ich schätze ihre Bücher sehr und ging mit entsprechenden Erwartungen an dieses Buch heran.
Auch in diesem Buch zeigt sie sich als Meisterin der Personenbeschreibung. Ihre liebevoll gezeichneten Figuren stehen wie immer eher am Rande der Gesellschaft, wo sie, mit allen ihren Macken und Eigenheiten, eine Nische gefunden haben. So sind sie zwar Außenseiter, aber durchaus keine tragischen, gescheiterten Menschen. Platz ist für alle, man muss nur den richtigen für sich finden! Ungewöhnliche Menschen führen ungewöhnliche Gespräche, und hier kommt es immer wieder zu absurden Dialogen, die ich sehr genieße. Und dass auch die Handlung eher ungewöhnlich ist, geht wohl schon aus der Beschreibung hervor.

Zu den negativen Seiten gehört, dass der Krimi eine sehr lange, etwas schleppende Einleitung hat, und mich erst nach etwa 100 Seiten (und somit einem Drittel) fesseln konnte. Erst als die 3 sich auf die Jagd machen, beginnt für mich das Buch richtig.
Die Auflösung des Falles bietet, wie es sich gehört, eine gehörige Überraschung, leider werden aber die eventuell noch offenen Fragen etwas plump in Form eines Polizeiprotokolls geballt beantwortet. Das hätte Vargas sicher eleganter darstellen können.
Auch die Übersetzung konnte mich nicht voll überzeugen. Die teilweise eigenwilligen Sprachgewohnheiten der verschiedenen Personen wirkten auf mich teilweise gewollt und unnatürlich, was ich der Übersetzung anlaste (vielleicht zu Unrecht; ich kann leider kein französisch und dadurch nicht vergleichen).
Der deutsche Titel ist verglichen mit dem französischen (meinem Wörterbuch zufolge etwa "Der umgedrehte, auf links gezogene Mensch" -> ein deutlicher Hinweis auf das Werwolfmotiv) eher langweilig, und das Titelbild hat nun leider überhaupt nichts mit dem Buch zu tun. Wieso illustriert man ein Buch, das in den spärlich besiedelten Alpen spielt, mit dem Motiv "Stadtbrücke bei Nacht"?
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