Inge Löhnig: Mörderkind

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Mörderkind
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Da ich die Krimis um Kommissar Dühnfort sehr schätze, war es für mich keine Frage, ob ich auch einen sogenannten 'Stand Alone" von Inge Löhnig lese. Zum Glück, so viel kann ich schon jetzt verraten.
Fionas Kindheit war ein Albtraum: als sie gerade einmal sieben Jahre alt war, wurde ihr Vater als Mörder verurteilt und sie war künftig selbst für ihre beste Freundin das 'Mörderkind'. Als dann kurz darauf auch noch ihre Mutter bei einem Unfall stirbt, kommt sie zu ihrem Onkel und dessen Frau und wächst dort unter ziemlich guten Umständen auf. Doch das Erlebte und die Fiesheiten der Mitschüler hinterlassen selbstverständlich ihre Spuren und so weiß Fiona auch mit 25 Jahren noch nicht so recht, was sie machen möchtet. Sie hangelt sich von Job zu Job um sich über Wasser zu halten - das Studium hat sie längst sausen lassen und obwohl sie ein neues vor Augen hat, kann sie sich schlicht und ergreifend nicht aufraffen. Zu ihrem Vater hatte sie all die Jahre keinen Kontakt - auch als er nach seiner Haftentlassung vor ihrer Tür steht und um ein Gespräch bittet, verweigerte sie dieses. Und nun ist er tot. Keine schlechte Nachricht für Fiona, die sich dadurch nicht betroffen sieht.
Auch als am Tag nach dieser Nachricht ein junger Rettungsassistent vor ihr steht und ihr eine letzte Botschaft ihres Vaters überbringt, lässt diese Fiona erst einmal kalt. Doch ganz allmählich breitet sich die Wirkung der letzten Worte ihres Vaters doch aus, immerhin galten sie seinen Gefühlen für seine Tochter und der Beteuerung, dass er kein Mörder war. Warum sollte er seine letzten Worte an eine Lüge verschwenden? Diese Frage lässt Fiona ganz langsam zu...
Abwechselnd erzählt die Autorin die Geschichte von damals und heute. Das ist so geschickt gemacht, dass man auch als Leser lange im Dunkeln bleibt - auch wenn man durch die Rückblenden Fiona immer einen kleinen Schritt voraus ist. Und auch wenn man die ein oder andere Spekulation zwischendurch entwickelt, so bleibt der Krimi dennoch bis zum Ende sehr spannend!
Besonders gut gefallen hat mir, dass Fiona keine einfache Person ist, die dann aber das Heft in die Hand nimmt und somit im Grunde die Ermittlern ist. Dabei entwickelt sie sich sehr glaubhaft, denn die anfängliche sarkastische und verbitterte junge Frau hatte durchaus ihre Berechtigung. Zu dieser langsamen Veränderung gehört auch, dass Fiona versteht, dass sie lernen kann, nicht immer alles alleine in Angriff zu nehmen, sondern auch wieder auf andere Menschen zu vertrauen.
Inge Löhnig hat hier keinen Thriller geschrieben, der durch gnadenlose Spannung funktioniert, sondern einen Krimi, der über ein beinahe zerstörtes Leben einer jungen Frau funktioniert, die plötzlich begreift, dass sie ihrem Vater vielleicht die letzte Chance geben und seine letzten Worte glauben sollte. Darüber und mit dem sehr flüssigen Schreibstil der Autorin entwickelt sich eine gekonnte Spannung. Dass am Ende alle Fäden gekonnt zusammengeführt werden, ist bei Inge Löhnig selbstverständlich, oder?

Fazit: Ein spannender Krimi fast ohne Polizei, dafür mit einer sehr speziellen Hauptfigur und einem sehr interessanten Mordfall. Unbedingt lesen!
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Auch ohne Kommissar Dühnfort absolut lesenswert
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Inhalt:
Fiona ist gerade mal sieben Jahre alt, als ihr heiß geliebter Vater Ben wegen Mordes an seiner Geliebten verhaftet wird. Er versichert dem Kind, dass alles nur ein Missverständnis ist und verspricht, dass er bald zurückkommt. Doch daraus wird nichts, denn Ben wandert für 18 Jahre ins Gefängnis. Jahrelang hört Fiona kein Sterbenswort von ihm. Kein Wunder, dass sie sich enttäuscht von ihm abwendet und schließlich nichts mehr von ihm wissen will. Doch als Ben ein Jahr nach seiner Haftentlassung scheinbar bei einem Unfall stirbt, lässt sie das doch nicht so kalt. Zusammen mit dem gut aussehenden und netten Rettungsassistenten Matthias Stiller, den sie „Darcy“ nennt, macht sich Fiona an die Aufarbeitung der Vergangenheit.

Meine Meinung:
Ich bin ja ein Fan von Kommissar Dühnfort und war daher sehr gespannt, ob mir Inge Löhnigs neues Buch ohne ihn auch gefallen würde. - Eindeutig ja! „Mörderkind“ konnte mich ebenso begeistern wie die Romane der Dühnfort-Reihe.

Wir haben es hier nicht mit einem Ermittler-Krimi zu tun. Eigentlich ist es mehr eine tragische Familiengeschichte mit kriminellem Hintergrund. In zwei Handlungssträngen werden die Geschehnisse von 1995 und die aktuellen vom Herbst 2014 aufgerollt und miteinander verknüpft. Dabei entsteht ein komplexes Netz aus vielen Details. Es empfiehlt sich, beim Lesen sehr aufmerksam zu sein, denn die Autorin hat immer wieder kleine Hinweise eingestreut, die den Leser bei seinen Spekulationen voran bringen. Mit anderen führt sie uns allerdings auch gekonnt auf den Holzweg. Ab einem bestimmten Punkt weiß der Leser dann mehr als Fiona, was dem Roman aber nicht die Spannung nimmt, denn nun muss man um die junge Frau bangen, die sich selbst in Gefahr bringt.

Inge Löhnigs Schreibstil ist locker und leicht zu lesen. Über Fionas sprühenden Sarkasmus muss man immer wieder schmunzeln. Es herrscht zwar keine atemberaubende Hochspannung - das erwarte ich bei einem Kriminalroman auch gar nicht - aber eine gewisse Spannung ist durchgängig vorhanden und fesselt einen an den Roman.

Mir hat die Figur der Fiona sehr gut gefallen, und das, obwohl sie keineswegs besonders sympathisch ist. Immer misstrauisch, abweisend und rechthaberisch, macht sie sich nicht allzu viele Freunde. Doch nach und nach kristallisiert sich heraus, warum sie so geworden ist, und das Gesamtbild stimmt einfach. Ich kann vieles von ihrem Verhalten nicht gutheißen und würde selbst nie so handeln, aber bei Fionas passt es einfach zu ihrem Charakter.

Ebenso stimmig wie die Protagonistin ist auch die ganze Handlung. Jedes Detail hat seinen Platz, alles ist logisch zusammengefügt, sodass am Ende keine wichtige Frage ungeklärt bleibt.

Übrigens: Für Dühnfort-Fans gibt es mit "Nun ruhet sanft" im Mai 2015 den 7. Band der Reihe.
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Mörderkind
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Fiona Jacoby hat Probleme mit menschlichen Kontakten. Die Ursache liegt in ihrer Vergangenheit, denn sie musste Schreckliches erleiden, nachdem ihr Vater wegen des Mordes an seiner Geliebten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Mit erst sieben Jahren war Fiona das „Mörderkind“ von dem sich alle Freunde abwandten. Auf den Verlust des Vaters folgte noch der Verlust der Mutter und so war Fiona schon früh auf sich alleine gestellt, auch wenn sie bei Onkel und Tante aufgenommen wurde. Ihrem Vater gibt Fiona für das alles die Schuld und so ist sie auch zunächst keineswegs erschüttert als sie von dessen Tod erfährt. Doch mit den durch einen Rettungssanitäter übermittelten letzten Worten ihres Vaters kommen Fiona Stück für Stück Zweifel an der eigenen Meinung. Schließlich hat ihr Vater immer beteuert unschuldig zu sein, nur hat niemand ihm geglaubt. Und jetzt steht für Fiona die Frage im Raum, ob der Tod des Vaters tatsächlich nur ein Unfall war, oder ob mehr dahintersteckt. Gemeinsam mit dem Rettungssanitäter begibt sich Fiona auf die Suche nach der Wahrheit und deckt dabei unglaubliche Dinge auf.

Die Autorin Inge Löhnig lässt ihren Krimi auf zwei Zeitebenen spielen. So erfährt der Leser was sich heute abspielt und was damals geschah und wie es zu der Verurteilung von Fionas Vater kam. Als Leser weiß man so immer ein wenig mehr als Fiona selbst, aber lange nicht genug um frühzeitig zu erkennen, wer hier der wahre Täter ist.

„Möderkind“ ist eine tolle Geschichte. Nicht nur der raffiniert erzählte Fall, sondern auch die Protagonistin Fiona hat mich hier auf ganzer Linie überzeugt. Fiona ist keine Sympathieträgerin und das soll sie wohl auch keinesfalls sein. Ihre schrecklichen Erlebnisse haben sie geprägt und zu dem unangenehmen Menschen gemacht, der sie nun ist. Dennoch geht von ihr eine große Faszination aus und der Leser erlebt wie sich Fiona entwickelt und zum Positiven verändert, auch wenn vor ihr noch ein steiniger Weg liegen mag.

Wer nicht nur einen Krimi, sondern auch eine Geschichte über Liebe, Freundschaft, Eifersucht und Hass lesen möchte, der sollte „Mörderkind” zur Hand nehmen.
IG
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Mörderkind
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Plot / Unterhaltungswert
 
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Inhaltsangabe:

Die 25-jährige Fiona lebt in München und schlägt sich mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs durch. Als sie sieben Jahr alt war, wurde ihr Vater Ben wegen Mordes an seiner Geliebten Julia verurteilt. Auch Fiona ist von seiner Schuld fest überzeugt und will nach seiner Entlassung nichts von ihm wissen. Etwa ein Jahr nach seiner Entlassung stirbt Ben bei einem Unfall, und seine letzten Worte sind „Ich bin kein Mörder“. Als der Rettungssanitäter diese Worte Fiona überbringt, ist diese alles andere als erfreut, denn sie wollte von ihrem Vater nie wieder etwas hören. Doch der Rettungssanitäter Matthias alias „Mr. Darcy“ beharrt hartnäckig darauf, dass Ben die Wahrheit gesprochen hat und schließlich sät er Zweifel in Fiona. Zusammen beginnen sie, sich mit dem Mord an Julia zu beschäftigen und geraten dabei selbst in große Gefahr, denn auch Bens Tod muss nicht unbedingt ein Unfall gewesen sein ...

Meine Meinung zum Buch:

Die Geschichte ist sehr spannend aufgebaut und obwohl man schon bald ahnt, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird, konnte mich das Ende sehr überraschen.

Die Hauptperson Fiona ist eine etwas zwiespältige Figur. Auf der einen Seite mochte ich ihre schlagfertige und widerborstige Art, auf der anderen Seite erlaubt sie sich Dinge, die man nur einem Kleinkind durchgehen lassen würde. Mit der Zeit und mit dem Wissen über ihre frühen Erlebnisse beginnt man jedoch, Verständnis für ihre Art zu entwickeln und vor allen freut man sich, wenn man mit erleben kann, wie sie im Lauf der Zeit an den Ereignissen wächst und schließlich zu einem (relativ) verantwortungsvoll handelnden Menschen wird.

Die zweite Hauptperson, der Rettungssanitäter Matthias alias „Mr. Darcy“ ist fast zu gut um wahr zu sein, aber jemand anderes hätte wohl bei Fiona auch schnell die Flucht ergriffen. Insofern passt er gut als Gegenpol zur anfangs halsstarrigen Fiona.

Natürlich tummeln sich noch viele Nebenfiguren um Fiona und Matthias, allen voran die noch lebenden Familienmitglieder von Fiona oder (in Rückblenden) Fionas Vater Ben, seine Geliebte Julia und deren Mutter Regine. Sie sind alle sehr bildhaft beschrieben und man erfährt auch immer etwas über ihre Vergangenheit, so dass die Handlungsmotive überwiegend nachzuvollziehen sind. Über Ben hätte ich mir noch ein paar mehr Informationen gewünscht, um mir ein rundes Bild von ihm zu machen, aber bei ihm muss ich mir eben den letzten Teil Verständnis selbst zusammenreimen.

Gefallen hat mir auch, dass die Geschichte in zwei Handlungsebenen erzählt wird. Auf der einen Seite begleiten wir Fiona und Matthias bei ihren Recherchen, auf der anderen Seite werden die früheren Ereignisse um Ben und Julia erzählt. Oft geht es mir dann so, dass ich einen Handlungsstrang lieber mag als den anderen und den dann ungeduldig überfliege, aber hier waren beide Erzählungen gleichwertig und ich habe beide sehr gerne gelesen.

Mein Fazit: Buchtipp!
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Auch ohne Dühnfort sehr empfehlenswert
Gesamtbewertung
 
4.0
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
4.0
Sprache & Stil
 
4.0
Fionas Vater war ein Mörder. Er hat seine Geliebte umgebracht und wurde dafür mit lebenslänglich bestraft. Mit diesem Wissen ist sie aufgewachsen und es hat ihr ihre Kindheit zur Hölle gemacht. Doch nun ist Ben tot und vor ihrer Tür steht der Rettungssanitäter, der in Bens letzten Minuten bei ihm war. Der junge Mann hat versprochen, Fiona die letzten Worte ihres Vaters zu übermitteln, in denen er noch einmal versichert hat, kein Mörder zu sein. Zuerst schmeißt Fiona den Überbringer der Nachricht raus, sie will mit Ben nichts mehr zu tun haben, sie will sich keine Gedanken über ihn machen und an ihrem Urteil über ihn ist nicht zu rütteln. Oder vielleicht doch? Ganz allmählich und mit einiger Nachhilfe durch Mats beziehungsweise Darcy, wie Fiona den gutaussehenden jungen Mann nennt, fängt sie an zu überlegen, ob Bens Tod wirklich ein Unfall gewesen ist. Und wenn nicht, was dann noch alles anders ist, als sie immer geglaubt hat?

Inge Löhnig steht drauf, aber kein Dühnfort steckt drin? Ja, das gibt’s und es lohnt sich auch ohne den gewohnten Protagonisten!

Fiona ist kein ganz einfacher Charakter, gerade zu Beginn der Handlung wirkt sie äußerst sperrig und immer auf Krawall gebürstet. Aber je mehr man von ihrer Vergangenheit erfährt, desto verständlicher wird ihr abweisendes Verhalten. Dass sie sich damit selbst keinen Gefallen tut, muss sie erst noch lernen. Darcy ist da ein wohltuender Ausgleich, allerdings kam er mir streckenweise fast zu gut vor, um wahr zu sein.

Parallel zu Fionas Erlebnissen und Nachforschungen in der Gegenwart erfährt der Leser auf einer zweiten Zeitebene, was damals wirklich passiert ist. Es gibt also zwei Fälle aufzuklären, den vermeintlichen Mord an Bens Geliebter damals und seinen angeblichen Unfalltod heute. Der Leser ist Fionas Ermittlungen im Hinblick auf Bens Tat bald ein ganzes Stück voraus, dennoch fehlen bis zum Ende genügend Puzzlestücke, so dass das Bild nicht ganz zu erkennen ist und die Spannung erhalten bleibt.

Ich freue mich auf den nächsten Fall mit Dühnfort, würde aber auch jederzeit wieder zu einem Einzelband der Autorin greifen!
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