Thomas Mann - Buddenbrooks

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  • bin jetzt auch auf Seite 170, hat sich doch noch recht interessant entwickelt, zumal man sich an den Sprach/Schreibstil schnell gewöhnt :)


    finds die Familienverhältnisse teilweise auch recht verwirrend, aber der hier verlinkte Stammbaum hilft erstmal. bin auf mehr gespannt :daumen:

    &quot;Wer lesen kann, der ist niemals einsam.&quot;<br />________________________________________<br /><br />&lt;b&gt;Zur Zeit lese ich:&lt;/b&gt;<br />Leonie Swann - Glennkill

  • Ich bin im 4. Kapitel des 6. Teilsangekommen und immer noch gefällt mir das Buch sehr.
    Klar, viel passiert nicht und doch nicht wenig. Das Buch kann mich jedenfalls ebenso fesseln wie eins mit mehr "Action".
    Gestern musste ich sehr lachen über die Rede, mit der Konsul Buddenbrook mal eben die kleine Revolution vorm Bürgerschaftssaal aufgelöst hat. (Im 4. Teil, 3. Kapitel)


    Wird das oo in Buddenbrook eigentlich lang oder kurz ausgesprochen? :)


  • Wird das oo in Buddenbrook eigentlich lang oder kurz ausgesprochen? :)


    Ich hör parallel beim lesen oftmals das ungekürzte Hörbuch. Der Erzähler nennt sie immer Buddenbrook wie man es schreibt, mit langem O. Ich sagte dem Buch früher immer Baddenbruuks, brachte das irgendwie ins Englische rüber... Wobei ich das irgendwie schöner klingend finde.

  • Da muss ich Dir zustimmen! Der Sprache kann ich auch nicht sonderlich viel abgewinnen. Sicherlich schreibt Mann nicht schlecht, aber besonders schön eben auch nicht. Zumindest in meinen Augen.


    Ich denke, charakteristisch für die Sprache in den Buddenbrooks ist die "authentische" wörtliche Rede der Personen. Das würde ich als "gekonnt" bezeichnen, auch nicht unbedingt als "schön".


    Gruß, Thomas

  • Aber ich glaube schon, dass mir auch "Buddenbrooks" als Schullektüre nicht gefallen hätte. Ich habe mit meinem Mann grad vorgestern darüber diskutiert. Er musste es nämlich im Alter von etwa 17/18 Jahren in der Schule lesen und behauptet, dieses Buch sei daran schuld, dass er jetzt ein Nichtleser sei (was natürlich eine Schutzbehauptung ist, aber egal). Allerdings musste ich ihm teilweise Recht geben: In dem Alter hätte ich es auch gehasst. Die wenigsten Jugendlichen dürften sich für eine Familiengeschichte aus dem 19. Jahrhundert interessieren. Mein Mann sagte denn auch, das Buch hätte ihm zu wenig Action gehabt, da sei das ganze Buch über nichts passiert.


    Ich denke, für einen 18jährigen Abiturienten ist das Buch schon geeignet. Es ist auch ohne Interpretation recht leicht auf der oberen Handlungs-Schicht verständlich. Ein wichtiger Vorteil, der für dieses Buch spricht.


    Ich kenne viele, die sich mit philosophischen und moralischen Fragestellungen in dieser Zeit beschäftigt haben. Viel trockenere Werke wurden seinerzeit von meinen Mitschülern mit einer gewissen Begeisterung gelesen (z.B. Marx). Verallgemeinern kann man deine Aussage jedenfalls nicht.


    Gruß, Thomas


  • Ich denke, für einen 18jährigen Abiturienten ist das Buch schon geeignet. Es ist auch ohne Interpretation recht leicht auf der oberen Handlungs-Schicht verständlich. Ein wichtiger Vorteil, der für dieses Buch spricht.


    Zweifellos, da gebe ich dir vollkommen recht.



    Ich kenne viele, die sich mit philosophischen und moralischen Fragestellungen in dieser Zeit beschäftigt haben.



    Ja? Siehst du, ich nicht. Die Jugendlichen, die ich kenne, beschäftigen sich mit ganz anderen Dingen und ein Buch wie "Buddenbrooks" kommt bestenfalls mit einem "sterbenslangweilig" davon. Ich will jetzt die Diskussion, ob Schullektüre Spass machen und unterhaltsam sein muss, gar nicht wieder anfangen. Aus meiner Sicht ist der Deutschunterricht nämlich kein unterhaltsames Nebenfach à la Religion und Singen - er soll die Schüler fordern. Aber ich verstehe, wenn Jugendliche ein Buch wie Buddenbrooks hassen - auch wenn es leicht zu verstehen ist. Deshalb würde ich es den Schülern nicht unbedingt vorsetzen... Sonst passiert genau das, was BigBen gemacht hat: Die ersten und die letzten 50 Seiten lesen und dann die Zusammenfassung schreiben :zwinker:


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Also, ich BIN eine 18jährige Abiturientin und wenn mich dieses Buch auf irgendeine Art und Weise fordern würde, hätte ich nichts gegen es. Tatsächlich ist auch mein anfänglicher Hass zusammengeschrumpft, aber ich kann mich kaum zum Lesen aufraffen. Es kommt mir ein bisschen wie Zeitverschwendung vor. In den letzten Tagen habe ich den Steppenwolf zwischen geschoben, den Herr Mann ja anscheinend sehr gemocht hat. Mir drängt sich die Frage auf, warum der Steppenwolf nicht anstelle von den Buddenbrooks im Lehrplan steht. Es ist interessant, nicht bereits durch seine Länge abschreckend und man bekommt ein paar Denkanstöße.
    Was Musik und 'unterhaltsames Nebenfach' angeht: Auf meiner Schule muss man öfters mit Musik kämpfen und ich war froh, als es weg war. Beinahe so schwierig, wie französisch für mich.


    Zurück zum Thema: Hm, ja...ich schätze mal, über den nächsten Monat hinweg kriege ich es durch, aber diese Kommentare hier machen mir Angst. Passiert denn wirklich GAR nichts? Plätschert das Ganze einfach so vor sich her, ohne Sinn, Zweck höhere Interpretationsmöglichkeiten? Über 700 Seiten hinweg?

    Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.<br />~ A. Einstein<br /><br />Man umgebe mich mit Luxus; auf das Notwendige kann ich verzichten. <br />~ Oscar Wilde

  • bin jetzt auf ~Seite 300..interessant zu lesen ist es schon, auch wenn wahrlich nicht viel passiert, außer dass alle wie die Fliegen wegsterben..und die Entwicklung von Tony hat mir auch nicht so ganz gefallen, dieses ständige Rumgeheule von wegen alte Jungfer...
    Die verschiedenen Dialekte machen schon Spaß :breitgrins: man muss zwar jedes Wort ganz genau lesen, um alles zu verstehen, aber das klappt erstaunlicherweise ganz gut.


    man spricht das echt Buddenbrooks? ich sag immer Buddenbroks, weiß gar nicht, wie man das anders aussprechen kann :breitgrins:

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  • Mittlerweile bin ich von den Buddenbrooks total in den Bann gezogen. Ich befinde mich im siebten Teil. Sicher, so wie auch schon Alfa sagte, es passieren keine unglaublich spannenden Dinge. Aber Mann versteht es, einen mit der Entwicklung der einzelnen Charactere zu fesseln. Es handelt sich bei den Buddenbrooks um eine Familiengeschichte und so wird halt erzählt, was über die Generationen hinweg so alles passiert.


    Interessant finde ich allerdings die Verbindungen zwischen den Buddenbrooks und Manns restlichem Werk oder ihm als Privatperson. Ist Tonio Kröger quasi ein Spinn-Off aus den Buddenbrooks? Also ist er ein Sohn der Krögers, die auch in den Buddenbrooks vorkommen oder verwendet Mann nur dieselben Namen? Fände ich interessant zu wissen, habe ich mich allerdings noch nicht mit beschäftigt bzw. nachgelesen. Oder die Pringsheims, die auch irgendwo vorkommen und denselben Nachnamen wie Manns Ehefrau tragen. Soweit ich mich recht erinnere ist Katja Mann doch eine geborenen Pringsheim. Ob es auch da irgendwelche Verbindungen gibt, Vorbilder aus Manns Leben oder er nur sehr unkreativ bei der Namensfindung seiner Protagonisten war? Weiß da irgendjemand genauer drüber bescheid?


    Zu den Inhalten:


    die Entwicklung von Tony hat mir auch nicht so ganz gefallen


    Hier kann ich nur zustimmen. Tony kommt mir doch sehr kindisch vor bisweilen. Schade eigentlich, denn als Mädchen hätte ich ihr zugetraut eine starke gestandenen Frau zu werden. In gewisser Weise ist sie das auch, sie lässt ja nichts gefallen und tut nichts nur der Konventionen zuliebe. Auf der anderen Seite ist sie dann aber doch sehr auf Konventionen bedacht und auf die Zugehörigkeit zu den obersten Kreisen. Aber alles, was sie tut, hat den Beigeschmack des Aufgesetzten und kommt mir oft kindlich unernst vor, ein bisschen wie gespielt.


    Spoiler zu Clara als Erwachsener:


    So, und nun freu ich mich auf die weitere Lektüre! :kaffee::winken:


  • man spricht das echt Buddenbrooks? ich sag immer Buddenbroks, weiß gar nicht, wie man das anders aussprechen kann :breitgrins:


    Ja, die Beiden Os hören spricht man wie das O in Honig. Das e fällt eigentlich weg, also heisst es die Familie Buddnbrooks. Wie gesagt, schöner klingend finde ich Baddnbruuks, doch der Erzähler des Hörbuchs bringt alle Dialekte so gekonnt rüber, ich denke, er weiss es besser.


    Das Hörbuch kann ich übrigends jedem nur empfehlen zum Synchronlesen. Erst durch die gekonnte Sprechweise des Erzählers entfaltete sich das richtige Flair der Buddenbrooks für mich.


    Nemo Ja, ich bin auch nicht bedeutend älter al Du, trotzdem mag ich das Buch. Es ist wahrscheinlich auch keine Frage des Alters... Natürlich ist ein "Steppenwolf" ergreifender, spannender, packender und regt mehr zum Nachdenken an. Auch ich las den Steppenwolf sehr gerne. Aber für mich sind die Buddenbrooks wie eine literarische Soap. Man hat Einblicke in das opportunistische, kleiniche Leben einer Familie. Mann schreibt zwar nicht so honiglich, so edel wie Hesse, aber er schreibt sehr authentisch. Ich fühle mich immer als ob ich gerade selber mit einer Tasse Kaffee bei den Buddenbrooks im Wohnzimmer sitze und deren Gesprächen lausche. DAS ist für mich das Besondere, das Gute an dem Buch. Die Handlung ist dann eher sekundär.

  • Ich habe mittlerweile ein wenig nachgelesen und herausgefunden, dass die Buddenbrooks große Parallelen zu Manns Leben haben. Hier kann man eine ganze Menge darüber erfahren. Sicher, es ist "nur" Wikipedia, aber wir sind schließlich keine Literaturwissenschaftler, da sollte das für einen anfänglichen Einblick reichen :zwinker:
    Für nahezu alle Protagonisten scheint es Vorbilder aus Manns Umfeld zu geben. Hanno Buddenbrook aber soll Tonio Kröger sehr ähnlich sein.

  • Passiert denn wirklich GAR nichts? Plätschert das Ganze einfach so vor sich her, ohne Sinn, Zweck höhere Interpretationsmöglichkeiten? Über 700 Seiten hinweg?


    In den Buddenbrooks passiert doch andauernd etwas. Aber natürlich nichts "Übersinnliches", Ereignisse wie im normalen Leben. Tod, Geburt, Heirat, Trennung, Geschäfte... Das eigene Leben ist tausendmal ereignisärmer (im Regelfall). Die Interpretationsmöglichkeiten liegen eher darin, diese leisen Töne des Romans aufzugreifen.


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Übersinnliches meinte ich noch nicht einmal. Ich mag eigentlich solche Romane, wo man übere längere Zeit eine Person, später eine Familie begleitet, aber ein gewisser Spannungsbogen schon ganz angenehm. Die Frage nach den Interpretationsmöglichkeiten liegt in der Frage begründet, warum es Pflichtlektüre ist. Was will uns dieses Buch sagen? :zwinker:
    Ich denke auch, ich bin einfach ein wenig voreingenommen. Irgendwann setze ich mich hin und lese mal etwas mehr am Stück, dann komm ich vielleicht eher rein, aber im Moment...so viel anderes lockt. Will nicht....

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  • Was will uns dieses Buch sagen?


    Das Buch beschreibt zunächst "nur" das Leben einer Familie, die historisch ist und die es in dieser Form wohl nur äußerst selten heutzutage geben wird. Das wäre die Oberfläche. Das wäre die historische Dimension.


    In der nächsten Schicht kann man am Roman untersuchen, was das Leben ausmacht. Welche Antwort gibt Mann auf die Frage nach dem Sinn des Lebens? Ist es die Botschaft, dass am Ende alle tot sind? Ich kann den Roman hier nicht interpretieren, da er zu lange zurück liegt. Man kann zum Beispiel untersuchen, welche Einflüsse das Leben "steuern".


    Was steuert dein Leben? Sind es Deine Entscheidungen, ist es deine Intelligenz, sind es die finanziellen Möglichkeiten deiner Familie oder ist es die Gesellschaft in der du lebst? Welche Antworten hast du darauf? Vermutlich keine endgültige. Der Roman gibt eine Antwort. Gilt diese Antwort heute immer noch, wenn man Manns Antwort überhaupt zustimmen mag.


    Wie werden Entscheidungen getroffen? Ist der Mensch rein rational oder wodurch lässt er sich beeinflussen? Ist es heute anders? Gibt es so etwas wie Schicksal?


    Die Antworten auf die Fragen habe ich nicht, aber ich hoffe, du hast eine Vorstellung, was uns der Roman sagen könnte.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Der Roman erzählt auch von der Dekadenz einer Gesellschaft (Familie). Vielleicht finden wir uns heutzutage ja auch in der Dekadenz.

  • Ja, die Dekadenz der Familie ist unübertroffen, schildert aber wohl die damalige Situation auf das Vortrefflichste.


    Im übrigen schließe ich mich der Meinung von Klassikfreund an, das Schöne an dem Buch ist, dass es die übliche Effekthascherei nicht nötig hat, man nicht so offensichtlich von Höhepunkt zu Höhepunkt geschleift wird.


    Es ist das Psychogramm einer Familie und die Parallelen zur damaligen Gesellschaft sind nicht zu übersehen.



    Gruß :smile:


    gretchen

  • ich finds auch immer wieder spannend, Parallelen zu seinem eigenen Leben zu suchen. Manchmal vielleicht auch ein bisschen weit hergeholt, man muss ja nicht überall was hineininterpretieren :D


    Familiennamen tauchen z.B. oft auf..dann wird im Buch mal gesagt, dass Clara sich schon immer nach dem Himmel sehnte..in der Mann-Biografie les ich grad, dass seine Schwester Clara Selbstmord beging..passt irgendwie


    So viel in die über das ganze Buch erwähnten Farben gelb und blau hineinzuinterpretieren, so wie es Wikipedia erwähnt, find ich (derzeit noch) ein wenig übertrieben. Diese sollen für Stärke/Hoffnung (gelb) Verfall (blau) stehen. Ist euch das etwa aufgefallen?


    kann es sein, dass bei dem hier im Thread verlinkten Stammbaum http://www.teachsam.de/deutsch…h/bud/bud_gen_2_druck.gif ein Fehler drin ist?


    Und zum Schluss noch eine Frage :D was darf ich mir unter der Abkürzung "Mlle." vorstellen?

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    Einmal editiert, zuletzt von Sunny ()

  • Hallo Sunny,
    du hast Recht, das ist mir auch aufgefallen, das ist falsch.
    Obwohl


    Mlle. ist die Abkürzung für Mademoiselle.


    Ich bin seit gestern durch, ich wünsche euch noch viel Spaß beim Lesen.


    Grüße,
    Anna


    Gerade habe ich mich nochmal auf die Suche nach einem richtigen Stammbaum gemacht und hier den Handschriftlichen von Thomas Mann gefunden und hier einen guten der Buddenbrooks sowie der Familien Huneus und Hagenström.

  • Hallo,


    wie das jetzt mit dem Zahn genau gewesen ist, weiß ich nicht, aber es spricht einiges dafür, dass er


    Liebe Grüße
    mombour