Nicci French - In seiner Hand
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Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Goldmann (Juni 2005)
Sprache: Deutsch
Inhalt
Die junge, hübsche Abbie Devereaux wird von einem Unbekannten an einem dunklen Ort festgehalten. Nur langsam begreift sie nach ihrem Erwachen aus einer Bewusstlosigkeit die bedrohliche Situation und erinnert sich allmählich wieder an ihr Leben vor der Entführung. Allerdings hat sie einen Schlag auf den Kopf bekommen und nun fehlt ihr jede Erinnerung daran, auf welche Weise sie in die Hände dieses Mannes geraten ist. Kennt sie ihn?
Immer wieder sucht ihr unheimlicher Peiniger sie auf und quält und demütigt sie. Sie erfährt von ihm die schreckliche Tatsache, dass sie nicht sein erstes Opfer ist - nein, der Mann scheint schon mehrere Frauen auf dem Gewissen zu haben. Sie weiß, dass am Ende auch auf sie unausweichlich der Tod wartet.
Als Abbie schon glaubt, verrückt zu werden, hat sie das große Glück, entkommen zu können...
Doch nach ihrer Rückkehr in die Welt der Lebenden muss Abbie erfahren, dass niemand, weder Ärzte noch Psychologen noch die Polizei, ihre Geschichte glaubt. Auch ihre Freunde glauben offensichtlich nicht daran, dass Abbie die Wahrheit sagt. Man nimmt vielmehr an, dass Abbie die Geschichte aus Verzweiflung über ihre Beziehungsprobleme und ihren beruflichen Stress erfunden hat und damit einen Hilfeschrei an die Umgebung richten möchte.
Nun ist Abbie ganz auf sich alleine gestellt, denn nur sie weiß, dass ihr unbekannter Entführer noch immer auf freiem Fuß ist und nach ihr sucht.
Als weiteres Problem stellt sich ihr Gedächtnisverlust dar. Dieser beschränkt sich nicht nur auf den Zeitpunkt ihrer Entführung, sondern umfasst auch noch einige Tage davor. Nach und nach muss Abbie feststellen, dass sie in dieser kurzen Zeit ihr gesamtes Leben umgekrempelt hat - ja, ein völlig neuer Mensch geworden ist. Verbirgt sich hier der Grund für ihre Entführung? Hat sie in diesen vergessenen Tagen ihren Peiniger kennen gelernt?
Verzweifelt verfolgt sie die Spuren dieser neuen Abbie, an die sie keinerlei Erinnerungen hat. Dabei muss sie ständig fürchten, dass sie während ihrer Nachforschungen von ihrem Verfolger aufgespürt wird. Doch dieser Bedrohung kann sie nur ein Ende setzen, indem sie einen Beweis findet, dass ihre Geschichte der Wahrheit entspricht...
Meine Meinung
Es kommt nicht sehr häufig vor, dass ich Thriller lese - und ich bin froh, bei diesem hier eine Ausnahme gemacht zu haben. Er ist äußerst mitreißend und hat mich derartig gefesselt, dass ich es kaum vermochte, ihn aus der Hand zu legen.
Abbie Devereaux fungiert in dem Roman als Ich-Erzählerin.
Schon zu Beginn, als sie an einem unbekannten, dunklen Ort aufwacht und sich mühsam daran zu erinnern versucht, weshalb sie sich dort befindet und wer sie überhaupt ist und kurze Zeit später erstmals ihren Peiniger kennen lernen muss, wurde ich sofort in den Bann der Geschichte gezogen. Ich litt während ihrer grauenvollen Gefangenschaft mit ihr und fieberte ihrer Flucht in die Freiheit entgegen.
In die Welt der Lebenden zurückgekehrt, ärgerte ich mich mit ihr über die Leichtfertigkeit, mit der ihre Geschichte als unwahr und erfunden abgetan wird. Am liebsten wäre ich ins Buch gesprungen und hätte einigen der Buchfiguren mal so richtig meine Meinung ins Gesicht geschrien.
Da dies aber natürlich nicht möglich war, musste ich weiterhin um Abbie zittern und bangen. Die Angst und das beklemmende Gefühl der ständigen Bedrohung, das Abbie empfindet, übertrug sich auch auf mich.
Die vielen erstaunlichen Veränderungen in Abbies Leben in den Tagen vor der Entführung, denen sie nach und nach auf die Spur kommt, haben auch mich jedes Mal sehr überrascht. Ungeduldig fieberte ich mit ihr weiteren Entdeckungen entgegen. Ich suchte mit ihr nach Hinweisen auf den geheimnisvollen Täter - vielleicht hat sie ihn während der vergessenen Tage kennen gelernt...
Man weiß während der Lektüre nie, woran man bei den Charakteren ist - ich glaube, ich hatte so ziemlich jeden in Abbies Umfeld im Verdacht, der Täter zu sein. Jeder scheint ihr Wichtiges über ihre verlorenen Tage zu verschweigen.
Bis zum Schluss schafft es Nicci French, die Spannung aufrecht zu erhalten. Ich fieberte von der ersten bis zur letzten Seite mit und zitterte um Abbie, die sich schließlich selbst nicht mehr sicher ist, ob sie sich die schrecklichen Erlebnisse nicht wirklich nur ausgemalt hat. Diese Zweifel teilt auch der Leser. Man weiß nie, woran man ist.
Stellenweise brachte mich Abbie während der Lektüre trotz des Ernstes ihrer Lage mit ihrem trockenen Humor zum Schmunzeln. Lediglich ihr gelegentlicher Leichtsinn, welcher sich mit (verständlicher) übermäßiger Vorsicht abwechselt, ärgerte mich manchmal ein wenig. Trotzdem ist sie eine interessant gezeichnete und auch liebenswerte Hauptfigur.
Der Schluss wirkte zwar ein wenig konstruiert und einfallslos und es blieben ein paar Dinge ungeklärt, doch war auch dieser nicht so schlecht, dass er meinen positiven Gesamteindruck zerstört hätte.
Ich möchte das Buch jedem empfehlen, der gerne mit den Hauptfiguren mitfiebert und sich ein spannendes Leseerlebnis erhofft. Wer ohnehin gerne Thriller und Krimis liest, wird auf keinen Fall enttäuscht werden. Aber auch wer normalerweise andere Genres bevorzugt, kann an dem Buch gefallen finden, wie mein eigenes Beispiel beweist.
Meine Wertung: