Neal Stephenson - Cryptonomicon [Minileserunde]

Es gibt 90 Antworten in diesem Thema, welches 20.634 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von BigBen.

  • Hi!


    Hier startet am Samstag, 1. September, eine spontane Minileserunde zu Cryptonomicon.


    Teilnehmer bisher sind Doris, die das Buch zum ersten Mal liest, und meine Wenigkeit, die den dritten Durchgang wagt.


    Weitere spontane Teilnehmer sind herzlich willkommen, ebenso Kommentare von Usern, die das Buch schon kennen.
    Da der Schinken fast 1200 Seiten hat, dürfte das Projekt ein Weilchen dauern. :zwinker:


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    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo Alfa_Romea und wer sonst noch mitliest,


    dann mache ich mal den Anfang.


    Bisher konnte ich nur das erste Kapitel "Barrens" lesen, aber es reicht, um sich einen Eindruck zu machen. Schon der Prolog ist sehr sprachgewaltig, im ersten Moment fühlte ich mich wie erschlagen von so viel Eloquenz. Nach den letzten, stilistisch eher anspruchslosen Büchern, die ich las, ist das eine enorme Umgewöhnung. Stephenson erzählt sehr ausführlich, was derzeit noch anstrengend ist, weil die Handlungsstränge in verschiedene Richtungen führen und ich mich erst langsam an den Inhalt herantasten muss. Der Klappentext meiner Ausgabe ist nicht sehr informativ, ich weiß also kaum, was auf mich zukommt, aber ich lasse mich diesbezüglich ohnehin lieber überraschen.


    Die mathematische Komponente, die im anderen Thread angesprochen wurde, ist schon in Erscheinung getreten. Da Mathematik alles andere als mein Steckenpferd ist, bin ich gespannt, wann es wirklich unverständlich für mich wird. Nicht dass ich die Formeln verstanden hätte, die schon genannt wurden :zwinker:.


    Grüße
    Doris


  • Die mathematische Komponente, die im anderen Thread angesprochen wurde, ist schon in Erscheinung getreten. Da Mathematik alles andere als mein Steckenpferd ist, bin ich gespannt, wann es wirklich unverständlich für mich wird.


    Naja, wirklich schlimmer wirds nicht mehr. Es ist aber beeindruckend, wie unterhaltsam Stephenson trockene Mathematikprobleme beschreibt, von denen man nichts begreift... :breitgrins:


    Sprachlich ist es wirklich gewöhnungsbedürftig, ich muss mich da auch jedesmal wieder von Neuem reinkämpfen.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Gewöhnungsbedürftig ist es schon, aber im positiven Sinn. Mich beeindruckt es immer, wenn manche Autoren (und Übersetzer) einen auffallend umfangreicheren Wortschatz haben als der Rest der Zunft. Was natürlich auch abhängt von der gewählten Lektüre :zwinker:. Aber Stephenson fällt schon aus dem Rahmen.


    Ich bin heute bis Seite 118 gekommen und immer noch begeistert über den Stil. Auch wenn sehr ausschweifend erzählt wird, was den einzelnen Protagonisten in früheren Jahren widerfahren ist, so sind die Beschreibungen doch so intensiv und dicht, dass ich mich sehr gut in die Szenerie hineinversetzen kann. Ich glaube, hier ist mir zum ersten Mal klar geworden, was manche als "atmosphärisch dicht" beschreiben. Darunter konnte ich mir nie so recht etwas vorstellen.


    Der historische kriegsbezogene Handlungsstrang gefällt mir besser, aber ich habe auch einen leichten Hang in diese Richtung. Bobby Shaftoe erinnert mich an Hans Hellmut Kirsts Gefreiten Asch aus der 08/15-Trilogie. Bisher ist er mir am sympathischsten. In welcher Zeit spielt die neuzeitliche Handlung? Anhand der erwähnten technischen Errungenschaften vermute ich Anfang der 90er Jahre, bin mir aber nicht sicher.


    Bemerkenswert war der Abschnitt im Kapitel "Vorstöße", als Randy für seine Entwicklung eines Softwareprogramms am Schluss noch draufzahlen musste. Eine wirklich abstruse und komische Geschichte, wo nicht zum ersten Mal der Humor von Stephenson aufblitzte.


    Grüße
    Doris


  • Der historische kriegsbezogene Handlungsstrang gefällt mir besser, aber ich habe auch einen leichten Hang in diese Richtung. Bobby Shaftoe erinnert mich an Hans Hellmut Kirsts Gefreiten Asch aus der 08/15-Trilogie. Bisher ist er mir am sympathischsten.


    Das geht mir auch jedesmal so. Mit seiner äusserst ruhigen laisser-faire-Haltung, die auf Erfahrung, Kompetenz und ein wenig Selbstüberschätzung beruht, ist er wirklich mein Liebling - neben dem undurchsichtigen Enoch Root.



    Anhand der erwähnten technischen Errungenschaften vermute ich Anfang der 90er Jahre, bin mir aber nicht sicher.


    Ich würde sagen Mitte bis Ende der 90er-Jahre. Internet verbreitete sich erst ab zirka 1993 flächendeckend und bis die Idee eines Datenhafens interessant wurde, dürfte es nochmal ein paar Jahre gedauert haben, also 1995 bis 1997 würde ich mal sagen. An den technischen Beschreibungen und an den Zukunftsvisionen, die man damals fürs Internet hatte, wird auch deutlich, dass das Buch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Als ich es im Sommer 2002 das erste Mal las, war in dem Bereich noch vieles "Oh" und "Ah" für mich. Beim Re-read letztes Jahr musste ich dagegen ein paar Mal schmunzeln :smile:



    Bemerkenswert war der Abschnitt im Kapitel "Vorstöße", als Randy für seine Entwicklung eines Softwareprogramms am Schluss noch draufzahlen musste. Eine wirklich abstruse und komische Geschichte, wo nicht zum ersten Mal der Humor von Stephenson aufblitzte.


    So absurd ist die Story leider nicht. Patentstreitigkeiten im Bereich "Geistiges Eigentum" werden gerne so ähnlich gehandhabt und als kleiner, armer Schlucker kann man sich mit sowas tatsächlich sehr schnell sehr viel Ärger einhandeln. Aber die Beschreibung ist wirklich herrlich :breitgrins:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Leider hatten wir gestern einen Totalausfall von Telefon und Internet, deshalb konnte ich nicht posten. Immerhin blieb dadurch mehr Zeit zum Lesen :smile:.


    Ich bin jetzt auf Seite 215. Die Geschichte entwickelt sich langsam weiter, wobei der Fortschritt im historischen Zeitraum schneller vorangeht als der in der Gegenwart, möglicherweise, weil es dort zwei verschiedene Schauplätze mit Akteuren gibt und deshalb abwechslungsreicher erscheint. Es ist wirklich von Vorteil, wenn man das Buch "am Stück" liest; die Handlung ist sehr komplex, und bei den vielen Geschehnissen würde ich wahrscheinlich schnell den Faden verlieren, wenn ich zu lange Unterbrechungen einlegen würde.


    Immer noch schön: Die Ausführlichkeit. Stephenson beschreibt alle möglichen Situationen sehr detailliert, aber durch seinen Stil wird es nie langatmig. Ich hoffe, dass mir das bei Seite 1000 auch noch so vorkommt :breitgrins:.


    Was mich ein wenig nervt (aber nicht nur bei Cryptonomicon, sondern generell), ist der Einstieg in neue Ereignisse. Da werden wie selbstverständlich neue Namen und Personen in den Ablauf integriert, deren Wichtigkeit man sich erst "erlesen" muss. Das stört den Fluss der Handlung, auch wenn es später wahrscheinlich noch bedeutsam wird. Mir ist lieber, wenn sowas langsam beginnt und nicht so Knall auf Fall.


    Wer oder was wohl die Bolobolos sind? Hört sich an wie eine Schimpansen-Art. :breitgrins: Und was hat es mit dieser Echsengeschichte auf sich, die Bobby auf Guadalcanal widerfahren ist? Ich habe den Verdacht, dass ich sie völlig falsch interpretiere und mir etwas ganz scheußliches darunter vorstelle.


    Von Enoch Root konnte ich mir noch kein großartiges Bild machen, dazu hatte er bisher zu wenig Auftritte. Aber ich werde ihm meine Aufmerksamkeit widmen.


    Grüße
    Doris


  • Immer noch schön: Die Ausführlichkeit. Stephenson beschreibt alle möglichen Situationen sehr detailliert, aber durch seinen Stil wird es nie langatmig. Ich hoffe, dass mir das bei Seite 1000 auch noch so vorkommt :breitgrins:.


    Da bin ich ziemlich zuversichtlich. Ich glaube, dass Leute, die mit Stephenson nichts anfangen können, nach spätestens 200 Seiten aufgeben.



    Was mich ein wenig nervt (aber nicht nur bei Cryptonomicon, sondern generell), ist der Einstieg in neue Ereignisse. Da werden wie selbstverständlich neue Namen und Personen in den Ablauf integriert, deren Wichtigkeit man sich erst "erlesen" muss.


    Ich mag das eigentlich auch nicht. Da steht man nachher so orientierungslos da und weiss nicht, ob der/die für die Story wirklich noch wichtig wird. Die grosse Anzahl Personen und die verschachtelte Handlung haben mich nach dem ersten Lesen eingermassen verwirrt zurückgelassen. Mir gings da wie Horrendus: Ich fand das Buch verrückt und genial und wusste nicht so recht, ob das jetzt wirklich gut war, was ich da grade gelesen hatte. Beim zweiten Lesen wusste ich, dass es gut ist und der dritte Umgang bestärkt mich in dieser Meinung.
    Ich bin erstaunt, wie viel Andeutungen da und dort zu finden sind über Geschehnisse oder Personen, die erst viel später wieder vorkommen.



    Wer oder was wohl die Bolobolos sind? Hört sich an wie eine Schimpansen-Art. :breitgrins:


    Ich glaube, die hat Stephenson erfunden. Ich habe mal gegoogelt und nichts Schlaues dazu gefunden... Wahrscheinlich wollte er sich nicht mit realen philippinischen Mafiagangs anlegen und hat drum selber eine solche Gruppierung kreiert. :smile:



    Und was hat es mit dieser Echsengeschichte auf sich, die Bobby auf Guadalcanal widerfahren ist? Ich habe den Verdacht, dass ich sie völlig falsch interpretiere und mir etwas ganz scheußliches darunter vorstelle.


    Nein, die ist in der Tat scheusslich, da kommt dann später auch noch eine genauere Beschreibung. Ich schreibe in einem Spoiler noch was dazu, da ich nicht weiss, ob du da jetzt schon mehr dazu wissen willst. Einen wesentlichen Einfluss auf die Story hat sie jedoch nicht.


    [size=7pt]Spoiler zur Echsengeschichte[/size]



    Von Enoch Root konnte ich mir noch kein großartiges Bild machen, dazu hatte er bisher zu wenig Auftritte. Aber ich werde ihm meine Aufmerksamkeit widmen.


    An Enoch Root fasziniert mich seine Präsenz in den Momenten, in denen ein Held Hilfe oder Rat braucht (das heisst aber nicht, dass er jedesmal auftaucht, wenn es ein Problem gibt). Andere Leser haben schon darüber spekuliert, dass Root eine Art Alter ego von Stephenson ist, eine Art Stilmittel, um Protagonisten und Geschichte weiterzubringen. Root ist mit seinem umfassenden Wissen und seinen Fertigkeiten eine Art Oberhirte, der ohne grosses Aufhebens dafür sorgt, dass alles seinen vorhergesehene Gang geht, indem er da und dort einen (mehr oder weniger) sanften Stups in die richtige Richtung gibt.
    Natürlich hätte auch jemand anderes Shaftoe auf Guadalcanal retten können, aber es ist halt Enoch Root, der irgendwo in der Pampa sitzt, als hätte er auf Shaftoe gewartet.
    Root und seine Geschichte bleiben undurchsichtig, das Seltsamste an ihm ist aber, dass er auch in der Barock-Trilogie vorkommt, die rund 250 Jahre vor Cryptonomicon spielt. Er hat dort dieselbe Rolle wie in Cryptonomicon, Geistlicher ist er allerdings nicht. Eher Alchimist und Forscher, was die Vermutung nahe legt, dass er den Stein der Weisen gefunden hat und unsterblich ist :zwinker: Aber das ist alles Spekulation, Stephenson hat sich meines Wissens nie genauer zu Enoch Root geäussert, was wieder darauf hindeutet, dass er tatsächlich "nur" ein Stilmittel ist - wenn auch ein höchst ungewöhnliches :breitgrins:


    Ich bin übrigens auf Seite 183, habe heute aber eine Menge Zeit zum Lesen. Ich kann zwar nicht behaupten, ich sei gespannt, wie es weitergeht, aber ich kann mich trotzdem kaum vom Buch losreissen :breitgrins:


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Heute hatte ich einen kleinen Durchhänger, was teilweise am Kapitel "Zyklen" lag. Lawrence fährt hier mit Turing Fahrrad, und aus der simplen Tatsache, dass die Kette aus Turings Rad gelegentlich herausspringt, entwickelt sich ein mathematisches Intermezzo, das es in sich hat. Mir schwirrt jetzt noch der Kopf. Mein Schatz sagt zwar, dass es nichts logischeres als Mathematik gibt, aber wahrscheinlich haben sich meine mathematischen Synapsen nicht ausreichend vernetzt, denn Logik entdecke ich darin nicht. Ich verstehe es schlicht nicht. Von daher kein Wunder, dass dieses Kapitel die Lektüre erstmals etwas langatmig gemacht hat.


    Interessant und verheißungsvoll finde ich die Aktion mit dem toten Metzger, der im Kühlhaus liegt, später in einen Tauchanzug gesteckt und im Meer versenkt wird. Mich dünkt, dass er noch eine Rolle spielen wird, wenn seine Versenkung gar so ausführlich beschrieben wird.


    Deinen Echsen-Spoiler werde ich erst später lesen, da möchte ich mir die Spannung nicht nehmen lassen.


    Grüße
    Doris

  • Hallo Alfa Romea,


    inzwischen konnte ich den Echsen-Spoiler lesen, da man durch einen Alptraum von Bobby mittlerweile dem Geheimnis auf die Spur kommt. Wenn letzten Endes nie aufgeklärt wird, was wirklich geschah, lässt das dem Leser wenigstens Raum für eigene Phantasien.


    Ich bin heute beim Kapitel "Huffduff" angekommen. Sehr ereignisreich ist die Handlung nicht, zumindest überschlagen sich die Ereignisse nicht direkt :breitgrins:. Aber rein lesetechnisch ist das Buch ein Genuss, nicht nur von der Sprache her, sondern auch wegen seiner Genauigkeit. Ich glaube, die Schwierigkeiten, die manche Leser haben, hängen eher damit zusammen, dass wenig passiert und stattdessen alles bis ins Detail beschrieben wird. Wie z. B. die Präsentation/Vertrag von Avi, die im Kapitel "Warum" (ab S. 310) ausführlich abgehandelt wird. Genial! Genauso genial, aber eher von der Idee her, die Beschreibung, wie Bobby mit seinem Trupp eine alte Scheune als angeblichen Unterschlupf präpariert. Erstaunlich, woran da gedacht wird! Der Abschuss war, als sie eine Latrine ausheben mussten und mit Eimern voller "Standard-Sch..." füllten :breitgrins:


    Stephenson bedient sich bei den Lokalitäten nicht nur bei realen Orten, sondern erfindet auch einige. Was ich von der Insel Qwghlm halten soll, weiß ich nicht so recht. Das hört sich sehr nach Gullivers Reisen an, in dem es auch solche Zungenbrecher gibt.


    Grüße
    Doris

  • Hi Doris!



    Aber rein lesetechnisch ist das Buch ein Genuss, nicht nur von der Sprache her, sondern auch wegen seiner Genauigkeit. Ich glaube, die Schwierigkeiten, die manche Leser haben, hängen eher damit zusammen, dass wenig passiert und stattdessen alles bis ins Detail beschrieben wird.


    Ganz genau. Wer sowas nicht geniessen kann, wird ein solches Buch langweilig finden und nie zuende lesen. Dabei hält einen Stephenson nicht nur auf sprachlicher und erzählerischer Ebene wach, auch die Sprünge zwischen den Handlungssträngen und die Zeitsprünge innerhalb der Handlungsstränge sorgen dafür, dass man wirklich den Kopf bei der Sache haben muss. So beispielsweise zwei Kapitel nach "Huffduff", im Kapitel "Rammen", wo Shaftoe und Abteilung 2702 plötzlich Norwegen rammen sollen, dabei hat man sie doch das letzte Mal in Italien gesehen, wie sie einen Unterschlupf präpariert haben.
    Und im Kapitel dazwischen, "Seiten", und auch schon weiter davor, im Kapitel "Rückzugsmanöver", wo japanische Soldaten sich durch den Dschungel von Nordborneo schlagen, wird ganz unauffällig ein vierter, kleiner Handlungsstrang vorbereitet, der am Ende des Buches wichtig wird. Das Buch ist nicht nur einfach geschrieben, es ist regelrecht komponiert.


    Die von dir erwähnten genialen Einfälle wie etwa Avis Standard-Vertrag sind so dicht gestreut, dass man sich gar nicht alle merken kann, die da auf den fast 1200 Seiten vorkommen. Dieses Buch alleine bietet so viel Lese- und Denkstoff, dass ein anderer Autor sich die Mühe machen würde, das alles auf fünf bis sechs Bücher zu verteilen. Einzig Stephenson kennt offenbar kein Halten mehr, wenn er sich mal an die Schreibmaschine gesetzt hat :smile:


    Qwghlm scheint übrigens eine Erfindung zu sein, an der der Autor hängt: In der Barocktrilogie kommt einer der Hauptcharaktere von dieser Insel - nämlich Eliza. Und das wiederum schreibe ich hierhin, weil ja in Kinakuta der Eliza Peak zugunsten eines Hochhauses abgetragen wurde. Dieser Eliza Peak kommt in der Barocktrilogie zu seinem Namen - der verliebte Jack Shaftoe (ein Vorfahre von Bobby) benennt ihn nach seiner Angebeteten. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass Cryptonomicon vor der Barocktrilogie geschrieben wurde. Es gibt später noch einen viel verrückteren Zusammenhang zwischen den Büchern - aber das schreibe ich dann, wenn es so weit ist. Da fragt man sich schon, wie viel Stephenson zum Zeitpunkt, als er Cryptonomicon schrieb, schon an ein späteres Buch gedacht hat und was in seinem Oberstübchen eigentlich los ist. Was es auch immer ist, es reicht um den hier :anbet: mal spontan einzustreuen :breitgrins:


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo Alfa Romea!


    ... auch die Sprünge zwischen den Handlungssträngen und die Zeitsprünge innerhalb der Handlungsstränge sorgen dafür, dass man wirklich den Kopf bei der Sache haben muss. So beispielsweise zwei Kapitel nach "Huffduff", im Kapitel "Rammen", wo Shaftoe und Abteilung 2702 plötzlich Norwegen rammen sollen, dabei hat man sie doch das letzte Mal in Italien gesehen, wie sie einen Unterschlupf präpariert haben.


    Genau an dieser Stelle hatte ich meine Probleme. Weniger damit, dass die Truppe plötzlich in Norwegen auftaucht, als vielmehr damit, warum sie das tut. Dieses Buch fordert den Leser wirklich, als schnelle Lektüre ist es absolut ungeeignet. Es verzeiht keine Unachtsamkeit, denn jede Kleinigkeit könnte später zu einem wesentlichen Ereignis werden, also ist volle Konzentration gefragt.


    Doch es gibt auch andere Abschnitte. Kaum liest man 380 Seiten, stößt man endlich auf das U-Boot, in dem vom Klappentext die Rede ist :zwinker:. Die Suche nach dem Tresor war sehr spannend beschrieben, allerdings kam es mir etwas unglaubwürdig vor, dass die Mannschaft wirklich ohne große Absicherung in das Wrack vorgestoßen ist. Wenn ich überlege, dass es lediglich auf einem Riff lag und dem Wellengang ausgesetzt war, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass es so glimpflich ausgegangen ist.


    Dieses Buch alleine bietet so viel Lese- und Denkstoff, dass ein anderer Autor sich die Mühe machen würde, das alles auf fünf bis sechs Bücher zu verteilen. Einzig Stephenson kennt offenbar kein Halten mehr, wenn er sich mal an die Schreibmaschine gesetzt hat :smile:


    Mir stellt sich vor allem die Frage, ob dieses immense Wissen, das Stephenson in die Handlung packt, von ihm alleine stammt oder ob er von anderer Seite Berater hatte. Selbst wenn er nicht auf jedem Gebiet Experte ist, muss er doch zumindest gewisse Grundkenntnisse haben. Vor solchen Leuten erstarre ich in Ehrfurcht. Und bei dem hier :anbet: mache ich gleich mit.


    Hast Du irgendwo einmal gelesen, wie lange er an diesem Buch schrieb? Wenn ich überlege, wie viele andere Romane er bereits verfasst hat, von denen die Barock-Trilogie ja auch außergewöhnlich umfangreich ist, muss er mehr Zeit vor der Tastatur verbringen als irgendwo sonst. Aber selbst, wenn er täglich 10 - 12 Stunden mit Schreiben verbringt, muss ihm die Handlung nur so aus den Fingern fließen.


    Hab ich schon geschrieben, dass Du es wirklich verstehst, einem Stephenson und seine Bücher schmackhaft zu machen? Der erste Teil der Barock-Trilogie steht in Taschenbuchform schon in meinem Regal und im Moment würde ich ihn am liebsten gleich nach Cryptonomicon in Angriff nehmen.


    Grüße
    Doris

  • Hi Doris!



    Doch es gibt auch andere Abschnitte. Kaum liest man 380 Seiten, stößt man endlich auf das U-Boot, in dem vom Klappentext die Rede ist :zwinker:. Die Suche nach dem Tresor war sehr spannend beschrieben, allerdings kam es mir etwas unglaubwürdig vor, dass die Mannschaft wirklich ohne große Absicherung in das Wrack vorgestoßen ist. Wenn ich überlege, dass es lediglich auf einem Riff lag und dem Wellengang ausgesetzt war, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass es so glimpflich ausgegangen ist.


    Naja, es eilte halt. :zwinker: Auch wenn die Beschreibungen im Allgemeinen exakt und "richtig" sind, so darf man eben nie vergessen, dass das Ganze immer noch eine fiktive Handlung ist und zwischendurch lässt Stephenson seiner Fantasie freien Lauf. Seltsamerweise stört mich das bei ihm jedoch nicht, genausowenig wie gewisse Zufälle, die einfach nur dazu dienen, die Geschichte weitererzählen zu können.


    Das U-Boot auf Seite 380 ist übrigens nicht das vom Klappentext, zu dem ich auch noch was zu sagen habe: Den kann man glatt vergessen :smile: Ein Klappentext zu diesem Buch ist zugegebenermassen schwer zu verfassen, aber besser als den aktuellen hätte man es schon hinbekommen.




    Mir stellt sich vor allem die Frage, ob dieses immense Wissen, das Stephenson in die Handlung packt, von ihm alleine stammt oder ob er von anderer Seite Berater hatte.


    Er hat offenbar selber Physik und Geografie studiert und kommt aus einer Familie mit ein paar Naturwissenschaftlern. Wahrscheinlich weiss er selber ziemlich viel und für den Rest weiss er, wen er fragen kann. Aber es ist schon immens, was da an Informationen, manchmal auch nur beiläufig eingestreut, steht.



    Hast Du irgendwo einmal gelesen, wie lange er an diesem Buch schrieb?


    Nein, auch auf seiner Website gibts dazu keine Auskünfte. Aber da zwischen "Diamond Age" und "Cryptonomicon" vier Jahre verstrichen, würde ich mal behaupten, dass er in diesen vier Jahren nichts viel anderes getan hat. Und wiederum vier Jahre später kam dann der erste Teil der Barocktrilogie raus. Stephenson hat nach eigenen Angaben die komplette Trilogie von Hand auf Papier geschrieben... :entsetzt: Da scheint wirklich ein Besessener am Werk zu sein - in einem positiven Sinn... (Irgendwo gabs mal ein Bild von einem zirka 60 cm hohen Papierstapel - das Manuskript der Barocktrilogie. Aber ich finds nicht mehr oder es wurde von der Website entfernt.)



    Hab ich schon geschrieben, dass Du es wirklich verstehst, einem Stephenson und seine Bücher schmackhaft zu machen? Der erste Teil der Barock-Trilogie steht in Taschenbuchform schon in meinem Regal und im Moment würde ich ihn am liebsten gleich nach Cryptonomicon in Angriff nehmen.


    :breitgrins: Falls du es auf Deutsch da hast, würde ich mit "Quicksilver" noch warten, da die deutsche Übersetzung des dritten Teils "The System of the World" erst im Herbst 2008 erscheinen soll (ich habe den Verlag vor fast einem Jahr angeschrieben und damals diese Auskunft erhalten, die wohl immer noch gültig ist). Wenns dann so weit ist, können wir ja wieder eine Leserunde zur ganzen Trilogie anzetteln, da machen sich noch ein paar andere mit...


    Lieber Gruss


    Alfa Romea


    PS: Ich bin irgendwo auf Seite 516 oder ähnlich...

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo Alfa Romea,


    ich bin auf Seite 440, und wenn ich nicht jeden Abend so viel im Forum lesen würde, könnte ich schon viel weiter sein :rollen:.


    Momentan befinden sich Randy, Avi & Co. in Verhandlungen mit dem Sultan von Kinakuta, dessen Inselreich als Knotenpunkt für die Datenleitungen genutzt werden soll. Hier beeindruckt mich Stephenson wieder mit seinen umfangreichen Kenntnissen rund um das WWW und wirtschaftliche Themen.


    Am meisten beschäftigen mich zur Zeit die Fragen, was es mit dem Dentisten auf sich hat, vor dem alle so viel Angst haben und ob Enoch Root aus dem Handlungsstrang um Bobby Shaftoe der geheimnisvolle root@eruditorum.org ist, von dem Randy E-Mails bekommt. Dann müsste er zwar schon ziemlich alt sein, aber wie wir wissen, war er ja schon in der Barock-Trilogie dabei. Und welche Rolle wird Goto Dengo noch spielen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nach dem amerikanischen Luftangriff ertrunken ist. Dazu wurde schon zu viel von ihm erzählt. Es werden auch ständig wieder neue Personen in den Ablauf integriert, von denen der eine oder andere sicher später wieder auftauchen wird. Ich kann wirklich nicht behaupten, dass es langweilig wird.


    :breitgrins: Falls du es auf Deutsch da hast, würde ich mit "Quicksilver" noch warten, da die deutsche Übersetzung des dritten Teils "The System of the World" erst im Herbst 2008 erscheinen soll (ich habe den Verlag vor fast einem Jahr angeschrieben und damals diese Auskunft erhalten, die wohl immer noch gültig ist). Wenns dann so weit ist, können wir ja wieder eine Leserunde zur ganzen Trilogie anzetteln, da machen sich noch ein paar andere mit...


    Ich möchte es nicht nur in Deutsch lesen, sondern als Taschenbuch-Ausgabe, weil mir HC zu teuer ist und ich außerdem den ersten Teil schon als Taschenbuch habe. Eine Leserunde würde ich auf jeden Fall mitmachen und mit dann notfalls das Buch vorerst in der Bücherei ausleihen (falls sie es bis dahin haben) oder evtl. auf Ebay ersteigern. Bis dahin kriege ich das schon auf die Reihe. Der zweite Band müsste bald als TB rauskommen, und bis wir diese beiden Wälzer durch haben, geht ohnehin einige Zeit in Land.


    Liebe Grüße
    Doris

  • AUf Deutsch ist das Buch wahrscheinlich viel einfacher zu lesen.


    Wobei gerade bei so einem Buch wo es nicht um die Story sondern um die Erzählung des bischen Story geht, das könnte evtl. auf Deutsch nicht so gut rauskommen wie auf Englisch.


    Aber ihr lest ja in einem ganz schönen Tempo, Alfa liest du es auch auf Deutsch?


    lg Stefan

  • Hallo Stefan,


    ich würde zwar sehr gerne auf Englisch lesen, aber das würde ein Lebenswerk werden, wenn ich wirklich alles verstehen wollte. :sauer:. Wenn ich könnte, würde ich generell jedes Buch in der Originalsprache lesen, denn offensichtlich passiert es nicht selten, dass mit der Übersetzung einiges von dem verloren geht, was das jeweilige Buch ganz speziell macht.


    Und zum Tempo: Normalerweise lese ich schneller, aber hier brauche ich etwas mehr Zeit, um die verschiedenen Vorkommnisse sacken zu lassen. Trotzdem wird es wie bei mir üblich in der zweiten Hälfte schneller vorangehen.


    Grüße
    Doris


  • Wobei gerade bei so einem Buch wo es nicht um die Story sondern um die Erzählung des bischen Story geht, das könnte evtl. auf Deutsch nicht so gut rauskommen wie auf Englisch.


    Grundsätzlich gebe ich dir recht. Allerdings scheinen im Fall von "Cryptonomicon" gute Übersetzer am Werk gewesen zu sein. Dieses Urteil basiert auf meiner Leseerfahrung (Cryptonomicon deutsch, Barocktrilogie englisch). Ich habe den Eindruck, dass die Übersetzer1 Stephensons Stil sehr gut umgesetzt haben. In die deutsche Übersetzung der Barocktrilogie habe ich in der Buchhandlung mal reingesehen und einen mir gut bekannten Abschnitt gelesen. Auch da war ich positiv von der Arbeits des Übersetzters (ich weiss gar nicht, wer das ist) überrascht.


    Stephenson auf Englisch zu lesen empfehle ich wirklich nur Leuten, die diese Sprache lieben und überdurchschnittlich gut beherrschen. Für alle anderen wird es zum unnötigen Krampf, da die Übersetzungen meines Erachtens gelungen sind. Aber definitiv werde ich es erst sagen können, wenn ich Cryptonomicon noch auf Englisch und die Barocktrilogie auf Deutsch gelesen habe - was ziemlich sicher in den nächsten zehn Jahren noch passieren wird :breitgrins:


    Zum Lesetempo: Beim Lesen der Barocktrilogie habe ich nicht mehr als 25 Seiten in der Stunde geschafft. Gehen wir mal von einem Durchschnittswert von 20 Seiten/Stunde aus, da ich ein bisschen langsamer las, als ich gekonnt hätte. Macht bei 2600 Seiten 130 Stunden Lesevergnügen für die ganze Trilogie. Aber dafür muss man erst mal Zeit haben :breitgrins:


    Doris: Ich habe gestern ein bisschen "Pause" gemacht und Teile, bei denen ich schon durch war, nochmal gelesen :smile: Ich bin jetzt auf Seite 590.
    Das Kapitel "Süchtig" (ab Seite 525) ist eines meiner liebsten im Buch: Da haben wir Enoch Root, Bobby Shaftoe, und ein U-Boot mit einem coolen Kapitän - mehr braucht es nicht, um mich glücklich zu machen :breitgrins:
    Immer wieder erschütternd sind dafür Goto Dengos Erlebnisse im Dschungel Neuguineas und die geistige Haltung, die in der japanischen Armee offenbar vorherrscht. Da würde es mich wirklich interessieren, wie genau Stephenson die japanische Kultur studiert hat, um nicht nur die Armee, sondern die japanischen Männer und ihr Denken so darzustellen wie er es getan hat. Da zeigen Untergebene eine Unterwürfigkeit und Demut, wie sie in Europa kaum vorstellbar ist. Die im Kapitel "Yamamoto" (ab Seite 431) beschriebene Arroganz der Führungsriege passt da auch recht gut rein. Irgendwie muss es einem ja zu Kopfe steigen, wenn man für jeden Untergebenen schon fast gottgleich ist...


    Ach ja, wegen der Seitenzahlen: Liest du auch die Hardcover-Ausgabe? Ich gebe die Seitenzahl immer mit an, weil es sonst schwierig ist, sich in dem Buch zu orientieren :spinnen:


    Lieber Gruss


    Alfa Romea


    1Da waren zwei Leute am Werk: Juliane Gräbener-Müller und Nikolaus Stingl

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Das Kapitel "Süchtig" (ab Seite 525) ist eines meiner liebsten im Buch: Da haben wir Enoch Root, Bobby Shaftoe, und ein U-Boot mit einem coolen Kapitän - mehr braucht es nicht, um mich glücklich zu machen :breitgrins:

    Nicht zu vergessen, dass das U-Boot auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten ist.


    Immer wieder erschütternd sind dafür Goto Dengos Erlebnisse im Dschungel Neuguineas und die geistige Haltung, die in der japanischen Armee offenbar vorherrscht. Da würde es mich wirklich interessieren, wie genau Stephenson die japanische Kultur studiert hat, um nicht nur die Armee, sondern die japanischen Männer und ihr Denken so darzustellen wie er es getan hat. Da zeigen Untergebene eine Unterwürfigkeit und Demut, wie sie in Europa kaum vorstellbar ist.

    Im 2. Weltkrieg entstanden auch die Kamikaze-Flieger, die sich auf feindliche Schiffe stürzten. Soweit ich weiß, war es eine Ehre für die Piloten, wenn sie zu einer solchen Mission ausgewählt wurden. Es mag sein, dass die Japaner im Allgemeinen eher zurückhaltend und unterwürfig waren, aber im Krieg konnten sie genauso grausam sein wie viele anderen Nationen. Das zeigt sich auch hier, als die japanische Einheit das Dorf der Eingeborenen im Dschungel einnimmt und die Bewohner erbarmungslos umbringt. Wenn Stephenson tatsächlich seine Manuskripte mit der Hand schreibt, sollte man annehmen, dass ihm für Recherchen nicht viel Zeit bleibt, aber ich vermute, er weiß auch hier genau, wovon er schreibt.


    Ach ja, wegen der Seitenzahlen: Liest du auch die Hardcover-Ausgabe? Ich gebe die Seitenzahl immer mit an, weil es sonst schwierig ist, sich in dem Buch zu orientieren :spinnen:

    Ich lese das Taschenbuch und bin auf Seite 580 von insgesamt 1180.


    Ach ja, das fehlte: Eine Romanze bahnt sich an, d. h. es hat zumindest den Anschein. Randy ist sich nicht sicher, ob er sich in Amy Shaftoe verliebt hat. Ich habe mich schon gewundert, dass über 500 Seiten lang nichts in dieser Hinsicht passiert ist. Nicht, dass ich es vermisst hätte :zwinker:. Es wäre schön, wenn es von Amy mehr zu lesen gäbe. Ich finde, sie ist eine sehr interessante Person, so schön introvertiert und geheimnisvoll.


    Liebe Grüße
    Doris


  • Nicht zu vergessen, dass das U-Boot auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten ist.


    Ja, ein Feeling irgendwo zwischen "Das Boot" und "Jagd auf Roter Oktober" :breitgrins:



    Es mag sein, dass die Japaner im Allgemeinen eher zurückhaltend und unterwürfig waren, aber im Krieg konnten sie genauso grausam sein wie viele anderen Nationen.


    Zweifellos, man siehts ja bei der von dir erwähnten Abschlachtung von Eingeborenen. Mich erstaunt mehr die Unterwürfigkeit untereinander. Als Goto Dengo von einem von Krankheit geschwächten Offizier "verprügelt" wird, gibt er sich Mühe, den Eindruck zu erwecken, die Schläge würden ihn tatsächlich schmerzen, nur damit sich der Offizier nicht gedemütigt fühlt - und nicht etwa aus Angst vor einer härteren Strafe.
    Auch Goto Dengos Selbstzweifel, ob er denn noch ein würdige Soldat des Kaisers sei, wenn er dem Krieg ein paar kritische Gedanken widmet - als ob Vorgesetzte gar nicht imstande wären, Fehler zu machen... Eine solche Obrigkeitsgläubigkeit ist mir in der westlichen Welt noch nicht begegnet.
    Kaum zu glauben, dass sich Goto Dengo doch noch emanzipiert und für sich selbst zu denken und zu handeln beginnt. Aber ich will hier nicht vorgreifen :smile:



    Ich lese das Taschenbuch und bin auf Seite 580 von insgesamt 1180.


    Ah, okay. Das Hardcover hat ebenfalls 1180 Seiten (dort hört der Anhang zu Solitaire auf, die Geschichte endet auf Seite 1171). Dann kann ich wohl weiter mit Seitenzahlen arbeiten, da die Ausgaben offenbar sehr ähnlich sind.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Gestern gab es nicht viel zu schreiben, ich hatte aber auch nicht sooo viel gelesen. Inzwischen bin ich etwa bei Seite 690. Vorgenommen hatte ich mir, täglich ungefähr 50 Seiten zu lesen und liege damit ganz gut im Plan.


    Eine Stelle ist mir aufgefallen, an der Stephenson nicht gut recherchiert hat: Im Kapitel "Lavender Rose" hat er die Taucher mit Sauerstoffflaschen nach unten geschickt - da wäre normalerweise keiner mehr aufgetaucht. Normalerweise verwendet man Pressluftflaschen oder ein spezielles Gasgemisch. Das gibt Punktabzug! :elch:
    Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass die Taucher wirklich über 150 m runtergegangen sind.


    Leider weiß ich nicht mehr, in welchem Kapitel das war, aber ich hatte zwischenzeitlich den Eindruck, dass Enoch Root mit Rudi von Hacklheber etwas mauschelt. Woher kennen sich die beiden? Der mysteriöse Root in Randys E-Mails ist tatsächlich Enoch Root. Wie macht er das, die Handlungsstränge liegen doch sicher 50 Jahre auseinander?


    Und schon wieder eine absolute Gruselszene:

    Ich habe ja schon viel über dieses Thema gelesen, aber das ist mir noch nicht untergekommen. Ich frage mich, wie hoch hier der Wahrheitsgehalt ist.


    Nun muss ich Schluss machen, mein Kind schreit nach mir.


    Gruß
    Doris


  • Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass die Taucher wirklich über 150 m runtergegangen sind.


    Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen - zumindest nicht ohne Spezialausrüstung, und die wird ja nirgends erwähnt.
    Randys Versuch, einen Tauchplan zu erstellen und die Auswahl der Lektüre, die er dazu braucht, sind allerdings köstlich :smile:


    Ebenso seine Beschreibung von der Reise durch den Dschungel Neuguineas mit DMS und "The Grace of God" :breitgrins: Dort frage ich mich allerdings, weshalb man nicht versucht, das Gold mit einem Hubschrauber abzutransportieren ohne zu landen. Das müsste ja eigentlich gehen. Also nochmal ein Punktabzug :zwinker:



    Leider weiß ich nicht mehr, in welchem Kapitel das war, aber ich hatte zwischenzeitlich den Eindruck, dass Enoch Root mit Rudi von Hacklheber etwas mauschelt. Woher kennen sich die beiden? Der mysteriöse Root in Randys E-Mails ist tatsächlich Enoch Root. Wie macht er das, die Handlungsstränge liegen doch sicher 50 Jahre auseinander?


    Root und von Hacklheber müssen sich aus einem Zeitraum vor "Cryptonomicon" kennen. Root ist mit Hacklhebers Familie seit Jahrhunderten verbunden, genaue Umstände erfährt man nicht, aber in der Barocktrilogie gibt es eine ziemlich eindeutige Anspielung, dass Root sich dereinst als "von Hacklheber" ausgeben durfte.


    Da der Enoch Root aus der Barocktrilogie und der Enoch Root aus Cryptonomicon derselbe sind, darf man davon ausgehen, dass der Mann unsterblich ist - oder zumindest nahe dran, wie du bald erfahren wirst. Natürlich passt ein solch übersinnliches Phänomen - um es mal so zu nennen - nicht in das übrige Konzept des Buches, wo es ansonsten recht normal zugeht, aber es ist halt einfach so. Wie ich weiter oben schrieb, ist Root eine Art Hilfskraft, die zur rechten Zeit am rechten Ort auftaucht und die Charaktere entweder sanft auf den rechten Pfad schubst oder ihnen weiterhilft.




    Und schon wieder eine absolute Gruselszene:

    Ich habe ja schon viel über dieses Thema gelesen, aber das ist mir noch nicht untergekommen. Ich frage mich, wie hoch hier der Wahrheitsgehalt ist.


    Mir auch nicht. Vielleicht dient das schreckliche Bild in dem Fall nur dazu, in aller Kürze zu zeigen, wie grausam und menschenverachtend die Spitze der NS-Führung war. Auch wenn das so nie passiert ist, so ist es doch zumindest vorstellbar und das sagt ja eigentlich schon alles...
    In Cryptonomicon und der Barocktrilogie weiss man nie genau, ob etwas wirklich so passiert ist, aber es scheint immer im Bereich des Möglichen zu liegen - mit ein paar Ausnahmen, zB Enoch Roots mutmassliche Unsterblichkeit.


    Lieber Gruss


    Alfa Romea


    PS: Als ich die Story um den Eliza Peak erwähnte, deutete ich an, dass es noch etwas gibt, das sowohl in Cryptonomicon wie auch in der Barocktrilogie vorkommt. Es handelt sich dabei um die Goldblechplatten, aus denen Löcher ausgestanzt sind. Diese spielen in der Barocktrilogie eine zentrale Rolle. Beim ersten Lesen von Cryptonomicon (vor der Barocktrilogie) sind mir diese gar nicht aufgefallen, beim Re-read habe ich so ein Gesicht :entsetzt: gemacht, als ich diesen halben Satz las...


    PPS: Mein Lesezeichen steckt bei Seite 709.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.