Peter Leuschner - Hinterkaifeck

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    Hallo,


    das hier ist jetzt mein erster Beitrag (hoffe, es paßt alles, rein formal, wenn nicht, dann sagt es mir bitte). Hab auch bisher hier zu diesem Buch nichts gefunden.


    hab mir jetzt grad mal von Peter Leuschner das Buch Hinterkaifeck vorgenommen, das Buch, das die Vorlage für den Roman Tannöd war und wo nun bald der Plagiatsprozeß ansteht. Interessant finde ich das schon. Liest man den Roman Tannöd, dann betrachtet man die Schreibkunst von Frau Schenkel und kann dem vielleicht noch einen eigenen Stil abgewinnen. Liest man dann jedoch als Ergänzung das Buch HInterkaifeck, schwindet die Eigenleistung von Frau Schenkel plötzlich auf den Nullpunkt.


    Peter Leuschner hat sich die Mühe gemacht und Berge an Akten sortiert, die zu der Zeit, als er das Buch geschrieben hat, nur ihm zugänglich waren. Es ist journalistisch eine sehr gute und sauber recherchierte Arbeit, mit viel Liebe zum Detail gewürzt mit einer Prise Phantasie. Der Mord an sich, zum Beispiel, also das Ereignis, zu dem es ja keine Akten geben kann, sowie die Reihenfolge in der die Morde verübt werden, müssen von ihm frei geschrieben sein. Auch beschreibt er sehr detailliert die Abläufe im Haus der Hinterkaifecker kurz vor dem Mord.


    Zudem hat er Fotomaterial zusammengetragen, das den Ort des Geschehens dokumentiert.


    Nun, ich werde weiterlesen und Euch berichten, wie er dieses Buch weiter bearbeitet. Und dann wird wohl irgendwann der Prozeß angehen, den ich, soweit möglich, gerne verfolgen möchte.


    [size=1]EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah[/size]

    Viele Worte sind lange zu Fuß gegangen, ehe sie zu geflügelten Worten wurden<br />(Marie von Ebner - Eschenbach)<br /><br />http://www.zwergerlhausen.de<br /><br />SUB: 241&nbsp; :-)<br />&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; - 1 (In Swanns Welt v. Marcel Proust)

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Heute war der Prozeß um den Plagiatsvorwurf an Andrea Schenkel. Peter Leuschner, der vor einigen Jahren das Buch Hinterkeifeck geschrieben hat, warf Frau Schenkel vor, von seinem Buch abgekupfert zu haben. Nun, ich habe beide Bücher gelesen und kann nur sagen: wenn man Hinterkaifeck gelesen hat wird die Lektüre von Tannöd zu einem ziemlich öden Ereignis.


    Den Prozeß habe ich mir angesehen. Nun, ich bin kein Anwalt und kann somit nur meine persönlichen Eindrücke schildern. Die Parteien betraten den Saal und nahmen Platz. Peter Leuschner war, wie man ihn kennt - ein grundsolider Bursche, der es nicht nötig hat, sich bei einer Frau Schenkel auf das Trittbrett zu stellen. Frau Schenkel selbst lächelte nett in die Kamera und gibt ein kurzes Interview fürs Radio. Neben ihr postierte sich ihr Verleger mit einer seltsam zotteligen Friseur, eine solche, wie Künstler sie gerne tragen - z.B. Mr. Love, der Herrn Bohlen das Wasser ins Gesicht schüttete. Würde hier die Sympathie entscheiden dürfen, dann fliegt, zumindest meine, eindeutig auf die rechte Seite des Gerichtssaals.


    Das Gericht betritt den Saal und beginnt, darzulegen, worum es nun eigentlich geht. Es geht in diesem Prozeß nicht um den Vorwurf, dass Frau Schenkel abgeschrieben hat. Nein, nicht wortwörtlich. Es geht auch nicht darum, dass Frau Schenkel Peter Leuschners Buch als Vorlage für ihren Roman verwendet hat. Es geht darum, dass in Frau Schenkels Roman Textstellen auftauchen, die Peter Leuschner in journalistischer Freiheit seinem Sachbuch literarisch hinzugefügt hat. Die Textstellen werden verlesen: das Kind spielt Hoppe hoppe Reiter auf dem Schoß, der Mechaniker sieht einen Schatten vorbeihuschen, als er sich nach einer Schraubenmutter bückt (die Schraubenmutter steht in den Akten), die Kühe stehen mit ruhigen Leibern, die Magd spürt einen Luftzug - insgesamt sind es 18 Textstellen, die verlesen werden. Dann legt der Richter dar, dass dies jedoch nicht ausreichen würde, um von einer Urheberrechtsverletzung zu sprechen. Denn die Stimmung sei durch die Faktenlage sehr genau bestimmt und die Anteile der Übereinstimmungen deshalb zu gering, da es sich hierbei nicht um tragende Teile des Handlungsstranges handeln würde. Meine Meinung ist hierzu eine andere. Es sind nicht die Handlungen alleine, die ein Buch ausmachen. Vielmehr sind es die Stimmungen, die Eindrücke die ein Autor vermitteln möchte. Und diese vielen Kleinigkeiten gehören eindeutig dazu., das wurde auch in dem Urteil zum historischen Roman die Päpstin dargelegt. Die Stimmung, die Peter Leuschner in seinem Buch aufgezeigt hat, ist eine denkbare, aber sie könnte auch noch ganz anders ausgesehen haben. Frau Schenkel jedoch hat die Stimmung direkt übernommen. Das Problem ist, dass die meisten Fakten natürlich durch das Aktenmaterial bestimmt sind und somit juristisch nicht aufgegriffen werden können.


    Zur großen Überraschung taucht die Reihenfolge des Mordes nicht in diesen Textstellen auf. Die Reihenfolge des Mordes steht bis heute nicht fest - es gibt lediglich Indizien, die auf eine eventuelle Reihenfolge hinweisen. Der Richter legt dar, dass die Reihenfolge auch bereits in anderen Schriftstücken auftaucht und frei gesagt deshalb nicht als Leuschners Leistung gewertet wird. Auch die Darlegung des Anwalts auf Klägerseite, dass selbst der Polizist, der den Fall 1981 nochmals untersuchte, drei Jahre nach dem Erscheinen von Leuschners ersten Ausgabe von Hinterkaifeck, nicht mehr sagen könne, ob er zu der Mordreihenfolge von selbst kam oder durch die Ausführungen von Peter Leuschner, ändern daran nichts. Bei der Frage um die Reihenfolge meldete sich dann Frau Schenkel selbst zu Wort - glücklicherweise hatte sie in irgendeinem Archiv eine Unterlage ausgegraben in der etwas zu der Reihenfolge gestanden hatte. Glaubt man ihren öffentlichen Aussagen, dann muß sie dieses Schriftstück nach Erscheinen des Buches gefunden haben, denn sie selbst sagte ja sinngemäß in einem Fernsehinterview, dass man sich die Recherche in den Archiven sparen kann, wenn man so eine hervorragende Vorlage hat, wie Leuschners Buch.


    Das Gericht strebte einen Vergleich beider Parteien an, zum einen, weil die Textstellen nicht ausreichen, zum anderen aber, wie der Richter meinte, weil die Aussagen zur Entstehung von Tannöd von Frau Schenkel schon sehr durcheinander und widersprüchlich seien - mehr als glaubwürdig ist. Er implizierte, dass ziemlich eindeutig ist, dass Frau Schenkel abgekupfert hat. Man könne zum Beispiel Peter Leuschner einen größeren Platz in dem Roman Tannöd einräumen. Die Stellungnahme des Schenkelschen Anwalts dazu war blamabel. Natürlich könne man in der nächsten Ausgabe daran denken, aber diesen Vorschlag macht er natürlich nur unverbindlich.


    Als Fazit nehme ich eines mit: man darf bei uns abkupfern. Man darf eine Stimmung kopieren und so tun, als hätte man eine eigene literarische Arbeit geschaffen. Man darf sich der Bilder anderer Autoren bedienen und sogar sehr nah an deren Sprache entlang hangeln. Und dafür kassiert man dann den Krimipreis. Man braucht nur die richtigen Fürsprecher.


    Das Urteil wird am Mittwoch, dem 21. Mai 2008 gesprochen. Und auch, wenn Frau Schenkel weiterhin ihr Buch so auf dem Markt lassen darf, geht sie doch hoffentlich mit weniger Beachtung aus diesem Prozedere heraus. Dass es jedoch auch anders geht zeigt Tobias O. Meißner in "Hiobs Spiel".

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  • Hallo Zwergerl,


    vielen lieben Dank für die ausführlichen Infos von dir zu dem Prozess. Habe davon schon gehört gehabt und heute dann in der Zeitung davon gelesen! Wollte heute schon fast einen Thread dazu aufmachen und nachfragen, wer was dazu weiß und wer was dazu denkt, da finde ich deinen Beitrag! :klatschen:


    Nachdem, was du so schreibst und auch wie ich es heute aus der Zeitung entnommen habe, hört es sich für mich auch sehr stark danach an, dass Frau Schenkel da ziemlich übel abgeschrieben hat. Wenn die ganze Stimmung einfach so übernommen wird, ist das für mich schon ein eindeutiges Indiz dazu. Aber gut, bin ja gespannt, wie das Ganze sich noch entwickelt, weil Hr. Leuschner und sein Anwalt wollen ja alle gerichtlichen Instanzen durchlaufen.


    Ich finde es sehr erschreckend, dass "kopieren" anscheinend so einfach ist und sich damit auch noch so viel Erfolg haben lässt. Obwohl von dem Prozess jetzt vllt. sogar beide Seiten etwas haben, weil bestimmt viele Leute sich jetzt von beiden Autoren die Bücher kaufen werden, um direkt vergleichen zu können.


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hi Zwergerl!


    Danke für die Prozessberichterstattung. Es war interessant, deinen Bericht zu lesen :daumen:


    Die Empfehlung des Richters, sich aussergerichtlich zu einigen, zeigt halt einmal mehr, dass Rechtsempfinden (des Bürgers) und Rechtsprechung (nach den Buchstaben des Gesetzes) nicht immer deckungsgleich sind. Die Frau Schenkel macht mir die ganze Sache jedenfalls nicht symphatischer und bestärkt mich darin, keine ihrer Bücher zu kaufen. Aber vielleicht mal das von Peter Leuschner :smile:


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo zwergerl,


    ich habe von dem Vorfall in Hinterkaifeck zum ersten Mal durch eine Doku des Bayrischen Fernsehens gehört, in dem aus der Sicht eines Kommissars berichtet wurde, der selbst nach seiner Pensionierung nicht von dem Fall lassen konnte.


    Der Stil in A. Schenkels Buch war eine angenehme Abwechslung zu den üblichen Krimis. Dass sie aber offensichtlich Formulierungen einfach übernommen hat, um auf wenigen Seiten einen Tatsachenbericht nachzuerzählen, erweckt nun den Anschein, dass sie sich nicht unbedingt viel Mühe machen möchte beim Schreiben. Immerhin hat sie es verstanden, eine passende bedrohliche Atmosphäre zu schaffen.


    Ich bin gespannt auf den Ausgang dieses Prozesses. Ob ihr wohl der verliehene Preis wieder aberkannt wird, falls sich die Plagiatsvorwürfe bestätigen?


    Liebe Grüße
    Doris

  • Mich freut es sehr, dass Euch mein kleiner Augenzeugenbericht gut gefallen hat.


    Nun, der Prozeß ist an sich entschieden - der Richter hat daran keinen Zweifel gelassen. Die Klage wird abgewiesen werden. Ob Peter Leuschner durch mehrere Instanzen geht, bleibt wohl abzuwarten und hängt mit Sicherheit von anderen Faktoren ab. Ob es eine Chance gäbe, wenn sich der Polizist, der den Fall damals untersucht hat, erinnern könnte, ob er aufgrund Peters Buch zu der Mordreihenfolge Stellung beziehen konnte, wage ich zu bezweifeln, denn die Fakten am Tatort, z.B. die "Formation im Stall der aufgefundenen Personen" sind ja offenkundig und nicht urheberrechtlich geschützt. Mich hat es sehr gewundert, dass der Richter dennoch recht entschieden wirkte - und das ist mir auch ein bißchen unverständlich. Ich könnte mir schon vorstellen, dass man auch eine ganz andere Stimmung aus dem ganzen rauslesen könnte und dann hätte Peter Leuschner wohl bessere Karten.


    Aber ganz klar kann man sagen: hat man Hinterkaifeck gelesen, dann kennt man auch Tannöd. Für mich ist das so gewesen, als würde man das gleiche Buch zweimal lesen. Ich glaube jedoch nicht, dass das Buch von Leuschner wesentlich mehr gekauft wird, denn dafür ist es zu teuer und eben ein Sachbuch. Außerdem ist es viel umfangreicher und kein Krimi. Aber darauf kommt es ihm auch nicht an. Er wollte ein Sachbuch schreiben und hat das erreicht, was er erreichen wollte - nämlich eine sehr lange, grundsolide Recherche auf sich genommen, unzählige Akten sortiert, geordnet, gegrübelt und das zu einem Ganzen zusammengefügt und es literarisch in eine spannendes Stimmungsbild verwandelt. Gekauft habe ich Tannöd allerdings auch nicht, diese Frau soll an mir keinen Cent verdienen. Und - sie kann einfach nicht schreiben. Peters Buch bekommt man inzwischen ja wieder.


    Auch ein ganz schäbiger Zug von der Schenkel war es, Peter erst bei einer Folgeauflage überhaupt zu erwähnen. Das hätte sie von Anfang an machen müssen.


    Eine Sache ist mir aufgefallen und ich kann nur sagen: ich habe einen Verdacht, eine Vermutung. Es gab vor einigen Jahren hier in München eine Ausstellung zum Thema "ungelöste Mordfälle" und dazu ist ein Buch erschienen. In diesem Buch hatte Peter Leuschner eine Abhandlung zu Hinterkaifeck geschrieben. Witzigerweise hat Frau Schenkel ja bei ihrem zweiten Buch "Kalteis" eine Lesung lustigerweise genau mit der Person zusammen gehalten, die den Abstrakt zu diesem zugrundeliegenden Kriminalfall geschrieben hat. Inzwischen arbeitet sie ja an einem dritten Buch - wenn das wieder einer dieser Fälle ist, dann ist glaube ich ziemlich klar, wie die Bücher entstehen. Beachtlich, in welch kurzer Zeit Frau Schenkel so gründlich recherchieren und schreiben kann.


    Wo liegt denn dann der Eigenanteil von Frau Schenkel. Das einzige, was sie macht ist die Reihenfolge aufzubrechen. Und es ist ja nicht so, als hätten wir noch nie Krimis gehabt, die ohne Kommisar ausgekommen sind.


    Lest mal die ersten 40 Seiten in Hinterkaifeck rein - das ist mehr Text als im ganzen Tannöd drin ist, dann versteht Ihr sofort, was ich meine.


    Auf alle Fälle bin ich sehr froh, dass die Schenkel hier zumindest keine Lobby hat. :klatschen:


    Auch ärgert es mich maßlos, dass man ihr im Vorfeld nochmal einen Krimipreis verliehen hat. Wofür?


    @Tammy: in welcher Zeitung hast Du denn darüber gelesen?

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  • schaut Euch das mal an:


    http://www.zeit.de/online/2008…giatsklage-tannoed?page=1


    Der Artikel ist eine Frechheit, denn eingeleitet wurde überhaupt gar nichts damit - im Gegenteil. Der Richter ließ auch keinen Zweifel daran, was er von den öffentlichen Auftritten der Schenkel hält. Der Typ war gestern auch da und ich denke, er ist einer derjenigen, die die Schenkel mit hochgebracht haben.


    Nun, ich werde die Zeit nun abbestellen....


    aber dafür die Süddeutsche wieder öfters lesen...


    http://www.sueddeutsche.de/bayern/artikel/657/159227/

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    Einmal editiert, zuletzt von zwergerl ()

  • hier ist noch ein Video, da könnt Ihr Euch ein Bild machen - wenigstens ist sie blaß :breitgrins::


    (sind zwei Links auf die gleiche Seite)


    http://www.merkurtz.tv/index.aspx?v=414


    http://www.tz-online.de/de/_me…uebersicht_1/media_1.html

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  • Schenkel wähnt sich schon als Siegerin. Die Argumente des Klägeranwaltes sind allerdings recht deutlich und verstärken bei mir den Eindruck, dass Leuschner in die nächste Instanz geht. Für mich ist da noch nichts entschieden.


  • schaut Euch das mal an:


    http://www.zeit.de/online/2008…giatsklage-tannoed?page=1


    Der Artikel ist eine Frechheit, ...


    Wieso? Nur, weil der Artikel nicht staubtrocken geschrieben ist, sondern wie ein Kommentar? Der Autor ist halt anderer Meinung, aber das macht ihn nicht frech. Finde ich jedenfalls. Die Fakten, über die er schreibt, sind dieselben wie bei der SZ. Und ich vermute mal, wenn der Herr länger im Geschäft ist, dann ist das auch nicht der erste Prozess dieser Art, den er mitbekommen hat.


    Ich erinnere mich, dass hier aus (vergleichbaren?) Gründen auch schon über "Der Schwarm" diskutiert wurde. Mit demselben Ausgang für die Autoren und einer Vorgeschichte, die dieser hier ähnelt. So empfinde ich es rückblickend jedenfalls.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Guten Morgen!


    vielen Dank auch von mir für den tollen Augenzeugenbericht! :klatschen:


    Ich fand "Tannöd" ja auch eher mittelprächtig und Leuschners Buch ist jetzt zumindest auf meine Wunschliste gerutscht :winken:


    Mich stört diese Abkupferei in Romanen sehr. Auch bei Schätzing hat mich das schon genervt und ich finde es immer wieder schade, dass die Autoren fremde Ideen für ihre eigenen ausgeben. Abschreiben o.k., aber dann doch bitte so, dass man als Leser genau weiss, auf welchem Mist der Gedanke gewachsen ist.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • schaut Euch das mal an:


    http://www.zeit.de/online/2008…giatsklage-tannoed?page=1


    Der Artikel ist eine Frechheit


    Dass der Autor die Mutter und Hausfrau vom Lande :rollen: Schenkel, mehr oder weniger indirekt, mit Vertretern der Weltliteratur wie Brecht vergleicht, das finde ich wirklich eine Frechheit. Literarisch fand ich das Buch jedenfalls nicht wirklich hochwertig. Ich hatte auch nicht das Gefühl, als hätte Frau Schenkel sonderlich viel Zeit investiert und tatsächlich scheint sie es sich ja ziemlich einfach gemacht zu haben. :sauer:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Hallo Ihr Lieben,



    @Tammy: in welcher Zeitung hast Du denn darüber gelesen?


    Im Münchner Merkur! Aber der Artikel war m. M. n. neutral gehalten und beschrieb nur Fakten. Das hat mir gut gefallen, weil dafür lese ich ja die Zeitung: Ich möchte mir ein egenes Urteil bilden können.


    Ich habe beide Bücher nicht gelesen, muss aber sagen, dass ich es von Frau Schenkel schon fragwürdig finde, wenn sie doch ganze Textpassage von Hr. Leuschner entnimmt und laut dem Bericht sind das ja Textpassagen, die so nicht übernommen werden müssten und es dann zuerst nicht einmal für nötig erachtet, das zu erwähnen.
    Es ist ja in Ordnung, wenn man sich die Recherche spart und auf ein bekanntes Sachbuch zurück greift, aber 1. schreibe ich dann den Roman doch mit meinen eigenen Worten und 2. gebe ich die Quelle an, an die ich mich angelehnt habe! Das ist doch das A und O und gehört für mich auch ein bisschen zum guten Ton! :zwinker:


    Ich werde mir auf jeden Fall auch kein Buch von Frau Schenkel kaufen.
    zwergerl: Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, sind alle ihre Krimis, die sie bis jetzt veröffentlicht hat, ungelöste Mordfälle, die bereits gut recherchiert vorliegen und wo sie sich nur noch bedienen muss??? Na, dann frage ich mich aber auch, woraus genau ihre Eigenleistung besteht? :hm:


    Liebe Grüße
    Tammy

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  • Ich bin in einem anderen Forum gerade auf folgenden Beitrag gestossen:


    " ... Nun wird der Schriftsteller (Anm.: Leuschner) selbst beschuldigt, abgeschrieben zu haben. Die Vorwürfe stammen vom pensionierten Eisenbahner Heinz Leitner aus Ingolstadt, der die Rechte an den ersten literarischen Bearbeitungen des berühmten Mordfalls in Hinterkaifeck geerbt hat. Leitners Onkel Josef Ludwig Hecker war es, der 1951 knapp 30 Jahre nach dem Verbrechen – pünktlich zur Verjährung der grausigen Straftat – die Recherchen vor Ort aufnahm und noch im selben Jahr eine vielbeachtete Artikelserie für den DONAUKURIER schrieb.


    Der Erbe Leitner wirft Peter Leuschner ... vor, sich seine Inspirationen aus Heckers Werk geholt zu haben. "Als Leuschners Plagiatsvorwürfe laut wurden, habe ich mir das Buch ,Tannöd‘ gekauft, um es mit den Aufzeichnungen meines Onkels zu vergleichen", erzählt Leitner. Die Gegenüberstellung brachte Interessantes ans Tageslicht: "In ,Tannöd‘ habe ich eigentlich wenig Übereinstimmungen gefunden, aber Leuschners Bücher waren an einigen Stellen fast identisch mit den Erzählungen meines Onkels. " Donaukurier 25.4.07


    Die Teilnehmerin dort verlinkte dazu noch folgende Artikel:
    http://www.zeit.de/2007/17/KA-Plagiat?page=all
    http://www.boersenblatt.net/140868/



    Kennt jemand übrigens ein Buch, das von einem Gericht als Plagiat anerkannt wurde?
    Das würde mich bei der Gelegenheit mal interessieren.

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  • Der Anwalt von Leuschner hatte etwas in der Richtung gesagt, dass es bei der Päpstin wohl einen Prozeß gegeben hat, in dem klar wurde, dass Stimmungen sehr wohl schützenswert sind...


    Aber das aus dem Donaukurier - ärgerlich so etwas. Nun, ich hab jetzt nicht nachgesehen, aber soweit ich weiß hat er als Erster überhaupt Zugang zu einem Teil der Akten gehabt. Er hat so ziemlich alles gesichtet, was es zu dem Thema gab, deshalb würde es mich nicht wundern, wenn er auch diese Schriften eingesehen hätte - wenn es in den Akten steht ist es ja kein geschütztes Material. Da wiederholt sich einiges, egal wer sich zu dem Thema geäußert hat. Dagegen ist ja auch nichts zu sagen. Außerdem hat Peter Leuschner ja ein Fachbuch geschrieben, da gehört die Hereinnahme von Belegmitteln ja dazu.


    Aber schade an sich, dass sich in dem Roman Tannöd nichts davon findet....

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  • Wieso? Nur, weil der Artikel nicht staubtrocken geschrieben ist, sondern wie ein Kommentar? Der Autor ist halt anderer Meinung, aber das macht ihn nicht frech. Finde ich jedenfalls. Die Fakten, über die er schreibt, sind dieselben wie bei der SZ. Und ich vermute mal, wenn der Herr länger im Geschäft ist, dann ist das auch nicht der erste Prozess dieser Art, den er mitbekommen hat.


    Nein, nicht weil er eine andere Meinung vertritt, sondern weil der Artikel schlicht und ergreifend einige Dinge bewußt falsch darstellt. Eine Zeitung darf so etwas in einem Kommentar bringen, aber nicht in einem Artikel. Wenn Informationen derartig verzerrt sind, ist das nicht seriös, sondern Eigennutz. Das macht für mich aber grundsätzlich eine Zeitung nicht mehr vertrauenswürdig.

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  • [url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,554598,00.html]SpiegelOnline[/url] berichtet, dass das Landgericht München heute das Urteil verkündet und - wie bereits berichtet - die Klage Peter Leuschners gegen Andrea Maria Schenkel wegen des Plagiatsvorwurfs um ihr Buch "Tannöd" abgewiesen hat.

  • Ja, das stimmt. Es war gestern ein kurze Veranstaltung, nach 10 Minuten war alles vorbei. Ganz kurz hat der Vorsitzende die Begründung angesprochen, weil Presse da war, einer vom BR und eine von der dpa.
    In der Begründung hat er ausdrücklich nocheinmal gesagt, dass das Abkupfern ja nicht in Frage steht. Aber es reicht nicht aus, damit man sagen könnte, sie hätte da keine Eigenleistung gebracht. Das Gericht sieht die Eigenleistung wohl in anderen Punkten. Ich bin da anderer Meinung.


    Man wird sehen, ob der Fall in höhere Instanzen geht - lohnen würde es sich vielleicht...

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  • Durch den Tannöd Kinofilm, der im November starten wird, ist das Thema ja wieder sehr präsent. Die Mordserie ist ja noch immer sehr faszinierend . Der andere Film - "Hinter Kaifeck", der neben Krimi-aspekten dem Ganzen ein Mystery-Hintergrund gibt ist übrigens jetzt auf DVD raus. Fand ihn ziemlich gut gemacht (unheimliche Atmosphäre, gute Schauspieler wie Benno Fürmann usw.). Dadurch bin ich auch auf diese beiden Romane über die Morde aufmerksam geworden!