Elizabeth George: What Came Before He Shot Her (Am Ende war die Tat)

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.733 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kleinerHase.

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    Hallo, habe gerade das jüngste Buch von E. George beendet und würde mich gerne darüber austauschen. Kann es sein, dass noch gar kein Thread dazu eröffnet ist oder habe ich ihn übersehen?
    Das Buch ist ja kein Krimi sondern mehr eine Milieustudie der schwarzen Unterschicht in London und ich fand es ziemlich traurig und erschütternd, aber auch super geschrieben und spannend. Auch wie gegen Ende die Fäden mit dem vorigen Buch (Wo kein Zeuge ist, wenn ich mich recht erinnere) verknüpft werden, fand ich ganz gut gelungen. Es geht um den 12-jährigen Joel, der eigentlich ein guter Junge ist und nur seinen kleinen Bruder beschützen möchte, aber keine wirkliche Chance hat. Das Buch endet damit,



    An die, die es noch gelesen haben: Wie seht ihr das Ende? Ich fand, es bleibt immer noch ein wenig offen, was jetzt mit Joel passiert, oder habe ich das falsch interpretiert? Und was ist mit Toby? Ist die Entwicklung in gewisser Hinsicht positiv für ihn, da er an seinem Wohnort sowieso keine Chance gehabt hätte, oder gibt ihm das Ganze den Rest (vermutlich), da er nun gar keinen Halt mehr hat. Oder darf er doch bei Kendra bleiben? Was wird aus Tess? Ist das Buch zu negativ?
    Da ich es auf English gelesen habe, würde mich auch interessieren, wie der Schwarzen-Soziolekt bei der Übersetzung gehandhabt wurde. Ich finde Übersetzungen in irgendeinen deutschen Dialekt meist recht unpassend und unerfreulich.


    [size=7pt]Spoiler gesetzt. Alfa_Romea
    Und Amazonlink eingefügt sowie Betreff angepasst. LG, Saltanah
    [/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo mermaid,


    leider kenne ich das Buch dazu noch nicht, aber es ist nun auf meine to-read-list vorgerückt.


    Es wäre nicht schlecht, wenn Du das, was zum Ende des Buches passiert, als Spoiler markieren würdest. Sicher gibt es einige, die noch nicht wissen, welche Handlung zu diesem Buch geführt hat und sich überraschen lassen möchten.


    Grüße
    Doris

  • Oh sorry, ich hoffe, ich habe keinem den Lesespaß verdorben. Aber - und das ist gerade das Spezielle dieses Buches - das Ende weiß man ja schon durch den Titel. Erst recht, wenn man den letzten Roman mit Inspektor Linley gelesen hat. Es ist auch einzeln fesselnd und mitreißend, aber der Bezug auf den letzten Linley-Roman - gegen Ende laufen beide Welten mehr und mehr zusammen - ist überhaupt der Kick. Das Ende ist keine Überraschung, sondern es geht darum, wie es zu der Tat kam. Eine interessante Idee, finde ich. Ich möchte fast sagen, dass es mir von allen Bücher von E. George am besten gefallen hat.


  • Oh sorry, ich hoffe, ich habe keinem den Lesespaß verdorben. Aber - und das ist gerade das Spezielle dieses Buches - das Ende weiß man ja schon durch den Titel. Erst recht, wenn man den letzten Roman mit Inspektor Linley gelesen hat.


    Vielleicht gibt es aber auch Leute (so wie mich), die einfach gerne die Threads durchstöbern, ohne das Buch zu kennen. Bei "Wo kein Zeuge ist" erging es mir so, da hatten freundliche Zeitgenossen auf Amazon das Wesentliche schon in ihre Rezi reingeschrieben. Wenn ich nicht schon die anderen Romane der Reihe gekannt hätte, hätte ich mir diesen nach einem solchen Spoiler nicht mehr vorgenommen.


    Deine Begeisterung macht mir große Lust auf das Buch. Zwischenzeitlich gab es in meinen Augen eine längere Flaute bei den EG-Romanen, aber der letzte Lynley-Havers-Band gefiel mir wieder besser, und selbst, wenn ich das Ende schon kenne, habe ich den Eindruck, dass "Am Ende war die Tat" auch sehr lesenswert sein könnte.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo!
    Habs gerade gelesen und bin noch ganz erschüttert. Ich musste es zwischendurch immer mal weglegen, weil es mich so deprimiert hat. Da man aber den Fortgang der Dinge doch wissen will, kämpfte ich mich durch. Seltene Mischung zwischen Spannung und absehbarem Ende. Denn das steht ja schon im Titel. Das Buch könnte auch den Titel tragen "du hast keine Chance, also nutze sie"...Es ist genial konstruiert, dass es da noch lose Enden gibt, finde ich nicht so bedeutend. Manchmal dachte ich, dass die Autorin eine irre Lust am Destruktiven und an Katastrophen antreibt, dann ist es wieder so realistisch und nachvollziehbar, dass einem die Luft wegbleibt. Vorallem weil die Personen so dicht und beeindruckend geschildert sind. Kendra, Joel, Toby, am Schluss nimmt man soviel Anteil, dass man schon wissen will, wie es ihnen geht. Ja, es ist kein echter Krimi, eher eine kriminalistische Sozialstudie. Aber das ist der Roman "Wo kein Zeuge ist", auf den er sich bezieht, auch schon.
    mfg
    KHW

  • Mir ging es auch so wie dir: Es hat mich deprimiert, aber auch gefesselt. Finde es ein ziemlich gelungenes Buch. Meinst du, die Situation der Kinder ist realistisch?

  • Hallo. Ich hatte ernsthafte Probleme, das Buch zu lesen. erst ab der Mitte haben mich die Personen einigermaßenm interessiert. Dadurch, dass Leute wie ich, die alle Bücher haben, wissen, was passiert(steht ja auch hinten drauf), ist es nicht so spannend. Außerdem fehlen Nkata, Havers und Co.
    Ich denke aber schon, dass das Schicksal der Kinder realistisch ist, es hätte allerdings vermieden werden können- denn die Tante ist ja eigentlich ganz clever, und es muss doch auch in England Ämter und Hilfen geben.
    Nur die böse Klassengesellschaft zu beklagen bringts auch nicht. Und wie gesagt, die Ironie, die in Havers Klassenklagen liegt, fehlt völlig.Alle tun sich und einander leid.
    Uch. Hoffentlich ist jetz entweder Ende oder es gibt Krimis, in denen Havers und Nkata zusammen ermitteln.

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.

  • Ich muss gestehen, dass mich die optische Aufmachung des Buches schon recht gereizt hat, obwohl die einen bei nicht so gutmeinender Betrachtung auch an einen x-beliebigen Billigthriller aus den USA erinnern könnte, aber ist irgendwie spannend gemacht.


    Denke allerdings noch über den Kauf am Montag zB nach, obwohl es sicherlich noch einige andere HCs gibt, die nicht sobald als TB zu erwarten sind, zB Rebecca Gablé - Das Spiel der Könige.


    Obwohl das eigentlich auch für Am Ende war die Tat gelten könnte, schließlich gibts Wo kein Zeuge ist auch immer noch nur als HC.


    Welches ich übrigens auch noch nicht gelesen hab, genau wie Asche zu Asche, welches hier noch subt - ungeachtet all der anderen EG-Romane.


    Also vielleicht hol ich mir erst mal ein anderes HC und dazu dann so ein Sammelband von ihr, gibts ja mittlerweile auch.

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    Klappentext:


    Der sinnlose, brutale Mord an Lady Helen, der schwangeren Frau von Chief Inspektor Linley hat nicht nur New Scotland Yard zutiefst erschüttert. Am schlimmsten war die Erkenntnis, dass ein gerade erst zwölfjähriger die Tat verübt hat. Doch wer ist dieser Joel Campbell? Woher kam er – und was trieb ihn zu dieser schrecklichen Bluttat?
    Elizabeths Georges großer neuer Roman beginnt genau da, wo der kleine Joel aus seinem gewohnten Lebensumfeld gerissen und in eine unaufhaltsame Tragödie hineingeworfen wird. Es ist der Tag, an dem Kendra Osborne die drei Kinder ihrer Schwägerin bei sich aufnimmt. Fremd im neuen Londoner Stadtteil und völlig auf sich alleine gestellt, geraten sie in die Untiefen eine Milieus, das seine eigenen Gesetze hat. Verzweifelt sieht Joel Campbell mit an, wie seine ältere Schwester im Drogensumpf versinkt und sein kleiner Bruder ins Visier einer brutalen Stra0enbande gerät. Ausgerechnet an einen berüchtigten Dealer wendet sich Joel um Hilfe. Und schließt damit einen Pakt mit dem Teufel.


    Meine Meinung:


    Wer mit der Erwartung, hier einen weiteren Linley / Havers- Krimi zu lesen, an das Buch herangeht, wird mit absoluter Sicherheit enttäuscht. Auch wer die Buchbeschreibung bei Amazon liest und daraufhin einen etwas reißerischen Krimi erwartet, wird umdenken müssen.


    Dieses Buch ist eine hervorragende Milieustudie der Londoner Unterschicht, in einem Getto, in dem jeder versucht, jemanden zu finden, der ihm unterlegen ist und gemischtrassige Personen (wie die Hauptfiguren Joel, Ness, und Toby) es extrem schwer haben, zu überleben.
    Nur mit innerer Härte und Abgebrühtheit ist dies möglich.


    Der zwölf-jährige Joel ist ein guter Junge, er versucht, seinen kleinen Bruder zu schützen und trifft dabei eine Fehlentscheidung nach der anderen. Seine Tante Kendra, bei der die drei Geschwister von der Großmutter abgeliefert wurden, ist mit der Situation völlig überfordert, will die Kinder ihres Bruders aber unbedingt bei sich behalten und ihnen ein zu Hause geben. Doch auch sie ist ein Kind ihrer Erfahrungen mit einem ausgeprägten Misstrauen gegen jede staatliche Hilfe, welche wieder und wieder abgelehnt und umgangen wird.
    Ein Lichtblick tritt in Gestalt ihres Lebensgefährten auf, der immerhin aus einer „richtigen“ Familie stammt und mit viel Nestwärme groß geworden ist.


    Immer wieder werden Joel und seiner Familie im Laufe des Romans helfende Hände entgegen gestreckt, doch niemand ergreift sie. Aber auch die „helfenden Hände“ treffen Fehlentscheidungen und können die emotionale Mauer, die Joel um sich herum errichtet hat, nicht durchschauen, geschweige denn durchbrechen.


    Die Tat am Ende des Buches ist ja schon im Vorfeld bekannt und doch gibt es noch eine Überraschung.


    Ich bin gespannt, wie dies im nächsten Elizabeth-George-Roman aufgegriffen wird.


    Ganz eindeutig 5ratten

    Liebe Grüße

    SheRaven

    Einmal editiert, zuletzt von SheRaven ()

  • Am Ende war die Tat (Teil 14)


    What came before he shot her


    Joel Campbell und seine Geschwister Ness und Toby hatten es in ihrem Leben nicht leicht, der Vater wurde erschossen, die Mutter vor Jahren in die Psychiatrie eingewiesen, und jetzt wurden sie von ihrer Großmutter zu Tante Kendra abgeschoben, welche für die Kinder eigentlich keine Zeit hat durch ihre berufliche Auslastung. Außerdem versteht sie nicht gerade viel von Kindererziehung, obwohl sie sich wirklich Mühe gibt, den Kindern ein Zuhause zu geben. Kein Wunder also, dass sich die Lage ziemlich rapide verschlechtert für die Campbell-Kinder, und nach kurzer Zeit eskalieren die Ereignisse. Erst Ness: Drogen, denkbar schlechter Umgang, ein missglückter Straßenraub. Dann Joel, der immer versucht, alles richtig und es allen recht zu machen. Vor allem trägt er die Verantwortung für Toby, der erst 8 Jahre alt und recht sonderbar ist. Joel bleibt in seiner neuen Schule ein Außenseiter, findet keine Freunde. Sein Mentor Ivan versucht, ihn in eine literarische Gruppe zu integrieren, aber nach anfänglichen Erfolgen scheitert dieses Vorhaben in gleichem Maße, wie Joel auf die schiefe Bahn gerät. In der Absicht, seine Familie und vor allem Toby vor Neal Wyatt zu schützen, einem Möchtegern-Gang-Anführer, wendet Joel sich an The Blade, der noch eine Rechnung mit Ness offen hat. Wie fatal falsch diese Entscheidung war, begreift Joel erst viel zu spät, nämlich erst, nachdem


    Es ist sehr interessant, den Fall Helen Lynley aus einer anderen Perspektive zu lesen. Obwohl die üblichen Personen wie B. Havers und T. Lynley usw. praktisch in diesem Teil nicht vorkommen, fand ich den Roman fesseln und wirklich gut. Der Straßenslang ging mir allerdings im Laufe der Geschichte zunehmend auf die Nerven.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Eines Tages stehen sie wie drei Häufchen Elend vor Kendra Osbornes Tür: Ness, Joel und Toby, die Kinder ihres verstorbenen Bruders und seiner Frau, die seit Jahren in einer Klinik ist. Die Großmutter hat sich mit ihrem Lover nach Jamaika abgesetzt und die drei einfach bei ihrer Tante hinterlassen. Kendra, die sich gerade als Masseurin selbständig zu machen versucht und nebenbei in einem Wohlfahrtsladen arbeitet, ist entsetzt und schon bald überfordert mit den dreien. Die fünfzehnjährige Ness ist eine notorische Schulschwänzerin und gerät schon bald in schlechte Gesellschaft, der kleine Toby ist lernschwach und geistig etwas retardiert. Der zwölfjährige Joel wird in der Schule als Außenseiter gehänselt und häufig von einer Bande Jugendlicher gemobbt und verprügelt, dabei will er doch eigentlich nur alles richtig machen und seine Familie schützen, insbesondere seinen jüngeren Bruder, doch in dem sozialen Brennpunkt Londons, wo er mit seinen Geschwistern jetzt lebt, gilt das Gesetz der Straße - so dass Joel gar nichts anderes übrigbleibt als nach der Pfeife der Kleinkriminellen zu tanzen, die sich dort herumtreiben, wenn er seiner Beschützerrolle gerecht werden will ...


    Dieser Roman ist kein Krimi, eher eine Milieustudie der verrufenen Viertel Londons, und beleuchtet die Hintergründe der Schüsse, die gegen Ende des Lynley-Havers-Bandes "Wo kein Zeuge ist" gefallen sind. In drastischen Bildern schildert George eine Gesellschaft, in der Sozialarbeiter und Jugendamt genauso überfordert und machtlos sind wie die Polizei und vor allem Kendra, die neue Erziehungsberechtigte der drei Geschwister - sie gibt sich alle Mühe, stößt aber schnell mit ihren Erziehungsversuchen an Grenzen und resigniert.


    Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich mir über 670 Seiten wirklich diese trostlosen Umstände antun will, doch insbesondere Joel ist mir im Lauf der Zeit ziemlich nahegekommen mit seinem steten Bemühen, das am Ende doch immer wieder in Sackgassen aus Gewalt und Erpressung führt.


    Das ganze Elend, das hier vor dem Leser ausgebreitet wird, erscheint manchmal fast ein wenig klischeehaft. Drogen, Gewalt, Erpressung, Sex, Schuleschwänzen, Ladendiebstahl, Vernachlässigung, Überforderung, machtlose Behörden oder gar Wegsehen der Polizei. Wie realistisch dieses Bild tatsächlich ist, weiß ich nicht, aber wenn auch nur ein Teil davon zutrifft, ist das schon reichlich erschreckend. Nachdenklich macht das Buch allemal.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Habe das Buch nun grade beendet und muss sagen, dass ich es gut finde, dass es ein eigenes Buch gibt, um zu beschreiben, wie es zu der Situation kam, dass Helen so etwas passiert.
    Muss allerdings auch sagen, dass das Ende viele mögliche Interpretationen zulässt, was mit Joel und Toby passiert. Ich hoffe übrigens auch,


    Nochmals zum Inhalt: Wenn man die Umstände kennt, hat man sogar Mitleid mit Joel und seinem Leben, die Umstände, die zu dieser Tat führen, sind schrecklich. Dabei zeigt sich doch, dass man mit den falschen Freunden ziemlich tief schnell sehr tief fallen kann.
    War am Anfang skeptisch, wie ich ein Buch von Elizabeth George lesen soll, wo meine Lieblingsermittler fehlen, aber bin nun doch froh, es gelesen zu haben.


    4ratten