John Galsworthy - The Forsyte Saga/Die Forsyte Saga

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 5.826 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Von 1886 bis 1920 bzw. in drei Romanen und zwei Einschüben haben wir das Vergnügen, die Familie Forsyte durchs Leben zu begleiten. Die Forsytes sind eine Londoner Großfamilie der Upper-Middle-Class, die die von dem Ursprung ihrer materiellen Güter noch nicht allzuweit entfernt sind, sich also ihres Daseins als "Neureiche" schmerzlich bewusst sind.
    Die Hauptfigur, Soames Forsyte, wird wegen seines Dranges, Dinge zu besitzen, von einem seiner Cousins scherzhaft "Man of Property" getauft. Dieser Drang manifestiert sich auch in seiner Ehe mit der schönen Irene, die sich schon nach kurzer Zeit ihres Fehlers bewusst wird und sich in einen anderen Mann, den Verlobten von Soames' Cousine June, verliebt.
    Obwohl sich Irene von Soames trennt, kann sich dieser über Jahrzehnte hinweg nicht von dem Gedanken lösen, Irene sei sein Eigentum...



    Die Forsyte Saga ist die erste von drei Trilogien, die John Galsworthy über die Familie Forsyte verfasst hat, und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzungen.
    Nach fast 1000 Seiten ist es nur natürlich, dass einem die Charaktere ans Herz wachsen, und man sich nur ungern von ihnen trennen will. Es machte mir großen Spaß, mitzuerleben, wie sich die Protagonisten im Laufe der Jahre unter dem Einfluss der Geschehnisse verändern (oder auch nicht).
    In diesem Buch ist keiner einfach nur böse oder einfach nur gut, jeder hat seine Fehler, und jeder ist in seinem Handeln nachvollziehbar.
    Trotz der vielen Skandale und der großen Gefühle, in die die Forsytes über die Jahre verstrickt sind, ist dies ein sehr ruhiges Buch, an dem man lange etwas hat, keins, das man an drei verregneten Nachmittagen verschlingt.
    Auf eine humorvolle, ironische Weise kommentiert Galsworthy das Handeln seiner Schützlinge, und kreiert wie nebenbei ein dreidimensionales Bild des englischen Klassensystems.


    1932 erhielt John Galsworthy für Die Forsyte Saga den Literaturnobelpreis.



    4ratten



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    Einmal editiert, zuletzt von adia ()

  • Guten Abend,


    ich habe die Forsyte Saga vor etlichen Jahren gelesen und fand sie einfach nur toll.
    Galsworthy beschreibt diese Familie mit leiser Ironie und "very british". Besonders die alten Tanten mit ihrem gepflegten Tratsch beim Fünfuhrtee waren jedesmal köstlich.
    Auch die alte BBC-Fernsehserie habe ich in sehr guter Erinnerung.
    Schon seit einiger Zeit will ich die Forsyte Saga noch einmal lesen - dieses Jahr wird's wohl nichts mehr damit, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Och, da freu ich mich doch glatt, daß es auch noch auf meinen SUB liegt :klatschen:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Gelesen habe ich bislang den ersten Band der ersten Trilogie: Der reiche Mann (The Man of Property).


    Inhalt: 1886. Die Großfamilie der Forsytes trifft sich anläßlich der Verlobung von June Forsyte mit dem Architekten Philip Bosinney. Vor allem Junes Großvater Jolyon ist davon wenig begeistert, er befürchtet eine Wiederholung der Enttäuschung, die ihm sein Sohn Jo, Junes Vater, bereitet hat. Aber auch die übrigen Forsytes, insbesondere die „alte Garde“ in Gestalt von Jolyons Geschwistern ist etwas indigniert, denn: Philip ist ein armer Schlucker, und als Neureiche noch frisch in der Upper-middle-class reagieren die Forsytes darauf besonders empfindlich. Sie wollen nicht gerne an ihre eigene Herkunft erinnert werden.


    Soames Forsyte, der Sohn von Jolyons Bruder James, beschließt aber, sich die Fähigkeiten des zukünftigen Familienmitglieds zunutze zu machen und diesen ein Haus auf dem Land für sich und seine Frau Irene entwerfen zu lassen. Irene ist seit der Hochzeit zunehmend desinteressierter Soames gegenüber geworden, sehr zu dessen Verdruß. Schon bald mehren sich die Anzeichen, mal dem einen, mal dem anderen Familienmitglied gegenüber, daß sich zwischen Philip und Irene mehr abspielt als für beide, vor allem aber für den Namen der Familie gut ist. Dies bleibt natürlich auch nicht ohne Auswirkung auf die Geschäftsbeziehung zwischen Soames und Philip. Als letzterer zum wiederholten Male das von Soames ausgesetzte Budget für das Haus überzieht, bringt Soames die Sache vor Gericht, wohl wissend, daß Philip nicht über die Mittel verfügt, die in Frage stehenden 350 Pfund aus eigener Tasche zu begleichen. Am Tage der Verhandlung erscheint Philip nicht vor Gericht, und abends ist auch Irene verschwunden ...



    Meine Meinung: Dieser Teil der Geschichte, der die nacherzählbare Handlung ausmacht, ist zwar nicht schlecht, aber bei weitem nicht das lesenswerteste daran. Das zeigt sich vielmehr in dem ausgesprochen ironischen, aber doch liebevollen, Porträt einer englischen Neureichen-Familie im ausgehenden 19. Jahrhundert, deren es etliche gegeben haben muß, wenn man Galsworthy glaubt, wieviele Leser ihm geschrieben haben, er müsse ihre Familie gemeint haben. Dabei wird durchaus deutlich, daß die Werte und Moralvorstellungen wie sie hier noch herrschen, dabei sind, sich zu überleben, aber der Prozeß ist ein langsamer und subtiler, und nicht alle Familienmitglieder sind gleichermaßen bereit und in der Lage, ihn wahrzunehmen. Am ehesten trifft das sicher für den jungen Jolyon, Jo, zu, dessen eigener Lebensweg eher unkonventionell ist und dessen Vater erst nach 15 Jahren eine Aussöhnung mit ihm findet. Am wenigsten versteht das wohl Soames, der nicht nur Geld, Häuser und andere materielle Güter als Eigentum betrachtet, sondern eben auch seine Frau Irene. Daher hat er von einem jüngeren Familienmitglied auch seinen Spitznamen des Man of Property.


    Obwohl Soames daher sicher kein einfacher Mann ist, mit dem man gerne verheiratet sein möchte, fiel es mir sehr schwer, auch nur eine Spur von Mitleid mit Irene zu haben. Das klingt jetzt vielleicht widersprüchlich, aber sie hätte Soames nicht heiraten müssen, sie hat es vor allem getan, um ihrer vorherigen familiären Situation zu entfliehen. Hätte sie die Konventionen der Zeit soweit eingehalten, daß sie ein, zwei Kinder bekommen und sich dann diskret einen Liebhaber genommen hätte – nun, auch darüber wäre Soames sicher alles andere als erfreut gewesen, aber auf der Basis hätte sich ein Arrangement finden lassen. Aber Irene vermittelt nicht den Eindruck, sich um ihre Ehe überhaupt bemüht zu haben. Als aber Philip auftaucht, hat sie so wenig Hemmung, ihrer Freundin June den Verlobten auszuspannen, wie dieser Bedenken hegt, June sitzenzulassen. Daß June sich dieser Erkenntnis sehr konsequent verweigert und an Philip festhält, ist zwar verständlich, hat mich aber sehr viel mehr sie bedauern lassen als Irene, die allerdings am Ende mit gar nichts in der Hand dasteht, während June noch alle Optionen in ihrem Leben offen hat.


    Galsworthy hat der Geschichte zum Ende dieses Bandes zwar ein grundsätzliches Ende verpaßt, aber ich werde den „Rest“, d. h. die übrigen zwei Bände und die beiden Einschübe dieser Trilogie und vielleicht sogar auch die beiden Folgetrilogien, noch lesen, wenn auch nicht sofort. Denn als Sittengemälde und in der Charakterisierung der Personen hat mich dieser erste Teil voll überzeugt, in der Familie steckt noch viel Potential für eine Fortführung der Erzählung.


    5ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo!


    Nachdem ich diesen Thread gelesen habe dachte ich zuerst, ich hätte ein anderes Buch gelesen. Aber ein kurzer Blick auf mein Buch hat mich davon überzeugt, dass es doch um das gleiche handelt. Allerdings habe ich abgebrochen. Ich konnte weder mit den Personen noch mit dem Stil viel anfangen. Es hat auch nicht geholfen, dass das Buch sehr eng und in kleiner Schrift gedruckt war :rollen: Dass ich mit meiner Meinung so weit weg vom Schuss bin wundert mich zwar, aber ab und zu sind die Geschmäcker dann doch so verschieden.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Schon seit einiger Zeit will ich die Forsyte Saga noch einmal lesen - dieses Jahr wird's wohl nichts mehr damit, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.


    Äh, das habe ich vor drei Jahren geschrieben - und ich hoffe immer noch ... :rollen:
    Kirsten, schade, dass du mit dem Buch nichts anfangen konntest.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo!


    @Annabas: das passiert eben manchmal und ich finde es auch nicht weiter schlimm. Was ich allerdings schlimm finde ist die Tatsache, dass ich kein anderes Buch dabei habe. Ich dachte, dass 700+ Seiten für mindestens heute reichen würden :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Da kann ich mich Annabas nur anschließen: Schade, daß es nichts für Dich ist, aber das passiert eben. Aber immerhin werde ich so daran erinnert, daß ich dringend daran weiterlesen sollte, bevor ich alles aus dem ersten Teil vergessen habe :smile:

  • Hallo!


    Aber immerhin werde ich so daran erinnert, daß ich dringend daran weiterlesen sollte, bevor ich alles aus dem ersten Teil vergessen habe :smile:


    Und so hat auch ein Buchabbruch etwas Gutes :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das wollte ich ja auch schon länger mal lesen, aber dann hatte ich mir schon fast die Verfilmung besorgt (als ich gesehen habe, dass Damian Lewis, der mir in der Serie "Life" so gut gefallen hat , die Hauptrolle spielt :zwinker: ), aber eigentlich lese ich ja vor einem Film immer erst das Buch *seufz*


    Trotzdem würde mich mal interessieren, ob jemand die Filmstaffeln kennt und wie nah sie am Buch sind?

  • Liebe Heimfinderin,


    wenn ich mich recht erinnere, wurde der Anfang ein wenig kondensiert, und zwei Personen haben eine andere Haarfarbe :breitgrins:


    Ich habe die (neue) Serie vor der Lektüre gelesen, und es hat mir nicht geschadet. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir das Buch so gut gefiel?
    Die beiden anderen Trilogien habe ich übrigens noch nicht gelesen. Auch die alte BBC-Serie liegt hier noch ungesehen :sauer:


    LG, adia


  • und zwei Personen haben eine andere Haarfarbe :breitgrins:


    :breitgrins: Das ist zu verkraften. Selbst beim Lesen mogelt sich in meiner Vorstellung oft eine andere Haarfarbe ins "Bild"


    Danke für deine Einschätzung. Ich glaube ich schau einfach mal in der Bib nach dem Buch, um mal rein zu lesen, und wenn ich den Film günstig bekomme, nehme ich ihn auch. :smile:

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    Der Einstieg in diese breit angelegte Familiensaga ist die Verlobung von June Forsyte mit einem begabten, leider aber auch ziemlich mittellosen Architekten namens Philip Bosinney. Sehr begeistert sind die altehrwürdigen Forsytes nicht von dieser Paarung, hatten sie sich doch für eine der Ihren einen standesgemäßeren Ehemann gewünscht. Doch schon Junes Vater Jolyon fiel seinerzeit in Familienungnade, weil er sich von seiner Frau getrennt und mit dem französischen Kindermädchen eine neue Beziehung begonnen hat - im viktorianischen England ein riesiger Skandal.


    Junes Onkel Soames hat vor nicht allzu langer Zeit die schöne, spröde wirkende Irene geheiratet und erwartet von ihr allmählich einen Erben, doch Irene ist todunglücklich in ihrer Ehe und verweigert sich ihm, wo immer sie kann, was den standesbewussten Soames zutiefst verärgert.


    Ausgehend von dieser Situation entwickelt John Galsworthy auf fast 900 Seiten (im Original) eine großartig konstruierte Familiengeschichte, die zunächst in mehreren Bänden erschienen ist. Die heutige Fassung der Forsyte Saga umfasst somit drei Romane und zwei verbindende "Zwischenspiele", zeitlich erstreckt sich das Ganze vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 20er Jahre.


    Während die "alte Garde" mit ihren Clubs und dem Verkehren in den ewiggleichen Kreisen, den strengen Korsetts aus Höflichkeitsregeln und Konventionen allmählich ausstirbt, bis von ihr und ihrer Zeit nur noch Museumsartiges bleibt, brechen die jüngeren Generation immer mehr mit den alten Gepflogenheiten und Ansichten. Galsworthy entwirft mit oft ironisch-spitzer Feder ein großartiges Zeitpanorama und zeigt in vielen Details den Wandel von der zu Tode geregelten, in sich geschlossenen bourgeoisen Gesellschaft hin zu einer gewissen Aufbruchsstimmung, die vor allem nach dem 1. Weltkrieg aber für manche Menschen auch in ziellosem, ungerichtetem Umherirren mündet.


    Die Saga ist bevölkert von schillernden Charakteren und vielen schrulligen Figuren, vor allem unter den zahlreichen alten Tanten und Onkeln. Die hervorstechendsten Protagonisten sind neben Irene, die lange Zeit nirgends richtig hinzupassen scheint und sich mit ihrem Stolz manchmal selbst im Weg steht, die einander bemerkenswert unähnlichen Cousins Soames und Jolyon. Während der eine, voller unterdrückter Gefühle, die kühle Zurückhaltung und Berechnung der Geschäftswelt wie auch des viktorianischen Zeitalters verkörpert, steht der andere komplett für die freiheitliche Denkweise des Künstlers, für Hingabe an die Kunst, Emotionalität und Offenheit in vieler Hinsicht.


    Gerne bedient sich Galsworthy einer ironischen Erzählstimme mit bissigem Witz, er kann aber auch sehr einfühlsam und gefühlvoll werden, besonders wenn es um die Kindheit, das Älterwerden oder die Natur geht. Diesen scheinbaren Kontrast fand ich gerade reizvoll und auch irgendwie sympathisch.


    Trotz des beachtlichen Umfangs fand ich diesen Roman sehr unterhaltsam, zumal Galsworthy ein ausgezeichneter Beobachter ist. Nur einige wenige Passagen über Staatsanleihen oder Kunsthandelstransaktionen sind etwas langatmig geraten, aber sie nehmen insgesamt nicht so viel Raum ein, dass es wirklich störend wäre.


    Sehr hilfreich war in meiner Ausgabe der Oxford University Press übrigens die Ausstattung mit zahlreichen Fußnoten, die dem Verständnis der doch recht häufigen zeittypischen Anspielungen äußerst dienlich sind.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das wollte ich ja auch schon länger mal lesen, aber dann hatte ich mir schon fast die Verfilmung besorgt (als ich gesehen habe, dass Damian Lewis, der mir in der Serie "Life" so gut gefallen hat , die Hauptrolle spielt :zwinker: ), aber eigentlich lese ich ja vor einem Film immer erst das Buch *seufz*


    Trotzdem würde mich mal interessieren, ob jemand die Filmstaffeln kennt und wie nah sie am Buch sind?

    Ich kam über die (neue) Serie zum Buch und fand beides großartig. Natürlich umfasst die Verfilmung nicht jedes kleine Detail, aber ich finde, dass sie die Grundstimmung ziemlich gut wiedergibt und dass Damian Lewis mit Stock im A*** als Soames einen ziemlich guten Job macht :breitgrins: (wie auch die übrigen Darsteller).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch vor ungezählten Jahren gelesen und fand es toll, obwohl ich mit der TV-Serie nichts anfangen konnte. Nach meiner Erinnerung war aber der nächste Band gar nicht mehr mein Ding und wurde vorzeitig abgebrochen.

  • Ich kenne nur eine Serie, und die ist wohl mindestens aus den 1970er Jahren. Ich war noch viel zu jung, um sie zu verstehen, wahrscheinlich war sie deshalb nicht mein Fall.

  • Ah, dann meinst Du die alte aus den 60ern. Ich kenne sie nicht, aber die Standfotos, die ich gesehen habe, wirkten eher verstaubt auf mich.


    Die neuere Verfilmung von 2002 mit Damian Lewis und Rupert Graves kann ich aber sehr empfehlen. Allein schon, weil Damian Lewis als Soames Forsyte so wunderbar einen Stock im Allerwertesten hat :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „John Galsworthy - The Forsyte Saga / Die Forsyte Saga“ zu „John Galsworthy - The Forsyte Saga/Die Forsyte Saga“ geändert.