Alessandro Baricco - Seide

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 8.720 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alice.

  • Ich habe mir gestern mal den Film angeschaut, der mir sehr gut gefallen hat. Ich kann zwar noch nicht beurteilen, ob das Buch gut umgesetzt wurde, aber der Film für sich allein war schon mal schön. Und jetzt wird es mir auch leichter fallen, das Buch zu verstehen, da ich ja im Original lese.


    Ich bin bis Kapitel 15 gekommen und zur Handlung lässt sich ja nicht sehr viel sagen. Stilistisch gefällt mir das Buch ganz gut, wenn ich auch nicht jedes Wort verstehe. Ich mag diese abgehackten kurzen Sätze, die es oft am Ende der Kapitel gibt und auch die Wiederholungen von manchen Passagen. Ansonsten ist es recht nüchtern geschrieben (so weit ich das in der fremden Sprache beurteilen kann) und lässt dank der kurzen Kapitel und Zeitsprünge auch viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationen.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich lese dir einfach hinterher. Geht ja schnell.
    Ich habe nun auch bis Kapitel 16 gelesen und kann deinen Eindruck nur bestätigen. Der Stil gefällt mir sehr gut, die kurzen Kapietel auch.
    Ich habe auch die leise Ahnung, dass es gar nicht so sehr um die Handlung geht. Trotz der Schlichtheit hat das Buch für mich etwas poetisches in der Sprache.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Ich bin jetzt bei Kapitel 50 und lese das Buch heute wahrscheinlich noch zu Ende. Du darfst also auch mal wieder drin lesen, Ninette! Ich weiß jetzt aber gar nicht, was ich so sehr zum Buch sagen soll, ohne viel vom Inhalt zu verraten (ist ja immerhin der Rezi-Thread hier), irgendwie gibt es nicht so viel Diskussionsstoff her. Für die nächste gemeinsame Leserunde suchen wir uns was dickeres :zwinker:

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Antonio Baricco - Seide


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    GJ Brigitte Edition, 2006, 118 Seiten


    Inhalt
    Frankreich, Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Seidenhändler, glücklich verheiratet, fährt nach Japan und begegnet dort einer faszinierenden Frau, die ihn nie mehr loslässt. Spannend, leidenschaftlich und sehr schön erzählt.



    Wie kam die Geschichte in meine Hände?
    Das Buch lag einsam auf einem Wühltisch bei Kaufhof und wollte ein neues Zuhause


    Meine Meinung
    Über den Inhalt von Seide lässt sich kaum mehr sagen, als zwei Sätze. Es ist die Schreibweise, die mich überzeugt hat. Ganz leise und sanft erzählt Baricco die Geschichte des Seidenhändlers Hervé Joncour. Über seine Liebe zu zwei Frauen und über das fremde Land China. Ruhig plätschert die Geschichte dahin und ist dabei kein Bisschen langweilig.
    Die kurzen Kapitel, von denen sich einige wiederholen, machen Seide zu einem idealen Buch für abends im Bett, wenn man vor dem Einschlafen noch zwei drei Seiten lesen möchte.


    Bewertung:
    4ratten

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Meine Meinung

    Seide ist ein Buch, das mich erst nach und nach gefangen genommen hat. Die ersten Seiten fand ich vom Inhalt her träge und von der Sprache her platt und die Wiederholungen haben mich zwar nicht unglaublich gestört, aber sie sind mir negativ aufgefallen. Ich fand Hervé Joncour und seine Frau sehr unterkühlt und habe mich gefragt, wie die Beziehung der Beiden wohl aussehen mag.


    Ich kann den Punkt nicht genau nennen, an dem genau diese Dinge mich auf einmal fasziniert haben. Ich hätte das auch nicht erwartet. Aber es ist passiert und hat mich die langweiligen ersten Seiten in einem anderen Licht sehen lassen. Für mich ist Seide ein ganz besonderes Buch.

    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich hatte ja so meine Befürchtungen, was dieses Buch angeht. Teils, weil ich den nach Bariccos "Novecento" gedrehten Film unsäglich schlecht fand, teils weil eine Formulierung wie "die Begegnung mit einer rätselhaften Schönen" im Klappentext bei mir alle Alarmglocken läuten lässt.


    Aber es kam noch schlimmer als erwartet. Das Buch "verlor" mich gleich mit dem ersten Satz:

    Zitat

    [...] bestritt Hervé Joncourt seinen Lebensunterhalt schliesslich mit einem ungewöhnlichen Beruf, dem ironischerweise zudem ein so liebenswerter Zug anhaftete, dass er eine unbestimmte weibliche Färbung verriet.

    (Kursivierung wie im Buch.)

    Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso da von "ironischerweise" die Rede ist, könnte das aber noch akzeptieren, ebenso wie dass ein "liebenswerter Zug" anscheinend etwas "weibliches" an sich hat. aber die Kursivierung von "weibliche", um es noch besonders hervorzuhaben, ist einfach zuviel für mich!


    Überhaupt dieser Stil:

    Zitat von immer noch 1. Kapitel

    Er kaufte und verkaufte.

    Seidenraupen.

    Wieso nicht "Er kaufte und verkaufte Seidenraupen"? Wieso unbedingt in zwei Sätze gehackt?

    Vermutlich, um der Leserschaft eindeutig klar zu machen, dass es sich hier um keinen schnöden 08/15-Roman handelt, sondern dass es hier tiefsinnig, und künstlerisch zugeht. Hier soll jeder Satz, ja jedes Wort bedeutungsschwanger klingen, scheint mir.


    Zitat von 7. Kapitel

    "Erzähl mir von den Delphinen!"

    "Von den Delphinen?"

    "Als du sie gesehen hast."

    Das war Baldabiou.

    Niemand wusste, wie alt er war.

    Klar, nicht wahr? Nachdem Baldabiou nach den Delphinen gefragt hatte, müssen wir unbedingt erfahren, dass sein Alter unbekannt ist. Eine überhaupt, und besonders im Zusammenhang absolut notwendige Information. Oder wie?


    Weitere Zitate erspare ich mir und euch, zumindest was den Stil angeht. Aber inhaltlich muss ich doch noch eine Anmerkung machen:

    Zitat von 2. Kapitel

    Anfang Mai öffneten sich die Eier [des Seidenspinners], und liessen eine Larve frei, die sich nach dreissig Tagen [...] anschickte, sich in einen Kokon erneut einzuschliessen, umd dann zwei Wochen später endgültig herauszukommen, wobei sie einen Schatz hinterliess, der in Seide tausend Meter Rohgarn [...] ausmachte

    Falsch! Ganz abgesehen davon, dass nicht die Larve wieder aus dem Kokon herauskommt, sondern der voll entwickelte Seidenspinnerschmetterling, so ist im Zusammenhang viel wichtiger, dass die Larve/der Schmetterling eben nicht aus dem Kokon kommt, denn dabei wird der Seidenfaden zerstört und unbrauchbar. Die Raupen werden deshalb vor dem Schlüpfen abgetötet, und dann das Filament abgewickelt. Da hat Baricco entweder schlecht recherchiert, oder beim Schreiben einfach nur geschlampt.


    Zu der weiteren Handlung sage ich lieber nichts, ausser, dass sie mich nicht nur mit ihren Wiederholungen unsäglich nervte.


    1ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: sowie :flop:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Saltanah

    Dein Eindruck spiegelt meinen wieder, als ich das Buch nach Jahren erneut gelesen habe. :breitgrins: Ich dachte nur, ich würde übertreiben, weil der Unterschied zum vorherigen Leseerlebnis so drastisch ausfiel.


    Im Monatsthread habe ich es schon angesprochen:

    Seide gehörte zu meinen Lieblingsbüchern, bis ich Anfang 2022 Land aus Glas gelesen habe. Darin bin ich über für mich unhaltbare Aussagen gestolpert. Ein Reread meiner Bücher von Baricco hat nicht mehr zu der früheren Begeisterung geführt und er hat seinen Platz im Regal verloren, auch Seide.

    Ursprünglich hätte das Buch von mir 4 Ratten bekommen. Die Wiederholungen haben für Entschleunigung gesorgt, mir gefiel der dadurch entstehende Rhythmus und der geringe Umfang erlaubte eine kurze Pause im Alltag. Besonders beschäftigt hat mich weder der Inhalt noch der Protagonist und es war auch nie eine Liebesgeschichte für mich, eher die Beschreibung einer Reise (wörtlich und im übertragenen Sinn).


    Als ich es letztes Jahr gelesen habe, gingen mir die Wiederholungen auf die Nerven. Ich fand die Darstellung flach und distanziert und einige Aussagen fragwürdig. Was ich ursprünglich als Leichtigkeit bezeichnet hatte, nahm ich jetzt als Oberflächlichkeit wahr.


    Das Hörbuch gefiel mir damals übrigens gut und es hat vermutlich zu meinem positiven ersten Eindruck beigetragen. Mehr geben meine Notizen allerdings nicht her.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ah, danke! Der Titel hört sich so klasse an, da wäre ich ohne euch echt versucht gewesen, das Buch zu kaufen. Ihr habt mir also Geld und Lebenszeit gespart!

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.&nbsp; - Albert Einstein

  • Saltanah : O-oh. :rolleyes:


    "Seide" liegt auch noch auf meinem SUB, und ich hatte die Hoffnung, darin vielleicht eines der "kunstvoll geschriebenen" Bücher zu finden, die mir nicht auf die Nerven gehen.

    Ich mag schöne Sprache sehr - aber sowie ich den Eindruck bekomme, dass der Stil nicht wirklich kunstvoll, sondern lediglich gespreizt daherkommt, ist es bei mir aus und ich reagiere gereizt.


    Sachliche Unkorrektheiten, natürlich va im Umfeld der Biologie, kann ich auch sehr schlecht ausblenden - die meisten "Entspannungsgeschichten" scheitern bei mir daran: Du gehst über ein weites Feld mit vielen roten Blumen... (ok - wohl Klatschmohn..). Die Blumen duften betörend ( hm - dann wohl doch nich.. aber was dann, zum :evil: ??). - Entspannung gleichfalls.

    (... und das mit den Seidenraupen ist, und das bei diesem namensgebenden Aspekt, ja ein ziemlicher HAMMER!) X/


    Lesen werde ich es jetzt mal auf jeden Fall....