Historische Genauigkeit - ein Muss im historischen Roman?

Es gibt 289 Antworten in diesem Thema, welches 69.844 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Teres.

  • Zitat

    Wie kann man sich als Leser "wehren"? Die Bücher einfach nicht mehr kaufen??


    Auch wenn mich manche als kauzig titulieren, aber: Wenn ich zufällig ein Buch in die Hände bekomme, worin der Autor auf falsche Fakten besteht, aber gegenteiliges behauptet, dann schreibe ich dem Verlag und den Autoren eine gehörige Beschwerdemail, außerdem warne ich gerne andere vor dem Buchkauf, schreibe entsprechende Rezensionen bei Amazon.de.


    Wehren können sich Leser, indem man einfach zusammenhälft und sich nichts von den Verlagen - die uns Leser immer mehr für dümmliche Konsumenten halten - gefallen lassen.

  • Historikus:
    Ich finde dein Verhalten keineswegs kauzig, sondern wahrscheinlich die beste Möglichkeit, sich als Leser zu wehren. Wenn die Verlage und die Autoren nicht erfahren, dass sich ihre Kundschaft an Unkorrektheiten stört, werden sie es nicht ändern. Und je mehr negative Reaktionen, um so besser!
    Bekommst du eigentlich auch ab und zu Antworten auf deine Mails? Und wie fallen diese aus?


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Zitat

    Bekommst du eigentlich auch ab und zu Antworten auf deine Mails? Und wie fallen diese aus?


    Unterschiedlich. Manche reagieren höflich, sind überrascht über diese Ansprüche, andere reagieren äußerst negativ bis aggressiv, die Hälfte antwortet gar nicht. ;)


    Gruß

  • Sagen wir mal so: Die Ansprüche der Leser sind ihnen entweder egal oder sie spielen zumindest in der Kalkulation keine Rolle. Hauptsache, für das Buch wird ordentlich die Werbetrommel gerührt, so daß es auf den Bestsellerlisten erscheint, in irgendwelchen Lese-Sendungen erwähnt wird und dem Verlag damit ordentliche Profite beschert.

  • Welche historischen Romane würdet ihr denn in einem Atemzug mit Gable nennen? Also: historisch korrekt, rotzdem spannend und vor allen Dingen gut geschrieben (sprachlich)? Asserdem nicht mit weiblichem Held, wenn es geht :zwinker: ?


    Irgendwie find ich es ja schade, dass ich bis 2007 auf meinen nächsten historischen Roman warten muss. :entsetzt:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Hi!


    Zitat von "Weratundrina"

    Welche historischen Romane würdet ihr denn in einem Atemzug mit Gable nennen?


    Das wird schwierig... Am ehesten noch Iny Lorentz, zu ihren Bücher gibt es hier im Forum diverse Threads und Leserunden im Archiv. Stöber doch mal ein bisschen rum. Ich mochte insbesondere «Die Wanderhure» gerne. Das Buch hat alle von dir geforderten Eigenschaften :zwinker:


    Klicktipp:
    Hier findest du Links auf Rezensionen von Iny-Lorentz-Büchern


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo!


    Weratundrina
    Was mir persönlich sehr gut gefallen hat sind die Bücher von Iris Kammerer, Der Tribun und die Schwerter des Tiberius.
    Leider kann ich nicht viel über die Genauigkeit sagen, da bin ich nicht so bewandert, aber ich fand die Geschichte sehr schön geschrieben. Nicht so sehr "actiongeladen", sondern eher ruhig mit viel Wert auf die Charaktere. Auch hierzu gab es hier eine Leserunde, wenn du mal reinlesen magst.


    Tribun
    Die Schwerter des Tiberius


    Ob es allerdings mit Gablé vergleichbar ist - keine Ahnung, ich hab mein aktuelles Buch noch nicht durch :breitgrins: aber das mit dem Vergleichen ist ja bekanntlich immer schwierig...


    Grüße
    Sandra :winken:

  • Weratundrina


    Ich würde sie niemals in einem Atemzug mit Gable nennen, da sie in meinen Augen deutlich besser ist als Gable (obwohl ich Gable auch ganz gut finde): Dorothy Dunnett. Da hast Du alles: Historisch korrekt, tolle Sprache, interessante Charaktere, die endlich mal nicht nur langweilig gut oder böse sind, usw.
    Von ihr gibt es zwei Serien, von der Du, um sie vollständig zu lesen, die eine, die Lymond Chronicles, zur Zeit auf Englisch lesen muesstest. Die ersten drei gibt es gebraucht auf Deutsch, aber sehr schlecht übersetzt.
    Die zweite Serie, die Niccolo-Serie, bringt Klett-Kotta ab diesem Sommer neu übersetzt heraus, sie haben auch gerade eine schöne Homepage dazu gestaltet, da kannst Du schauen, ob die Serie etwas für Dich wäre.
    Außerdem gibt es noch einen Einzelband um den historischen Macbeth "King Hereafter", zur Zeit ebenfalls leider nur auf Englisch.


    Schönen Gruss,
    Marmotte

  • Hallo Leute,


    heute möchte ich bei dieser Diskussion mal eine Lanze für die viel kritisierten Verlage, Lektoren und Autoren brechen. Bei manchen Diskussionsbeiträgen bekomme ich nämlich den Eindruck, als würde man es den Verlagen verübeln, dass sie ebenso wie der Metzger um die Ecke oder ein Autofabrikant Geld verdienen wollen. Die LektorInnen, sowie die anderen Verlagsleute, müssen aber genauso von ihren Gehältern leben wie die Verkäuferin bei Metzgers oder der Mann am Band bei VW.


    Bücher verlegen bedeutet ein immer wiederkehrendes Risiko. Niemand weiß, ob die einzelnen Romane die Hoffnungen erfüllen, die man in sie setzt, und es kann auch keiner sagen, warum dieses eine, schöne Buch ein Flop geworden ist und ein anderes, dem man weniger Chancen zugebilligt hat, ein Renner wurde. Für einen Verlag bedeutet dies, immer ein wenig zwischen Scylla und Charybdis zu stehen. Lektoren, die sich zu oft einen Flop leisten, geraten dabei schnell ins Abseits. Es nützt ihnen nichts, einen erstklassig recherchierten, gut geschriebenen und qualitätvollen historischen Roman auf den Markt zu bringen, wenn die Leserschaft ihn nicht annimmt. Das Ziel ist daher, den Geschmack einer möglichst großen Lesergruppe zu treffen, auch wenn ihnen dies bei den Puristen des entsprechenden Genres Minuspunkte einbringt.


    Weiters sind die VerlagslektorInnen keine ausgebildeten Historiker, sondern haben zumeist Literaturwissenschaften studiert. Es gibt keinen Verlag, der sich einen Lektor nur für historische Romane leisten kann, zumal dieser von den alten Sumerern bis in die frühe Neuzeit beschlagen sein müsste. Den LektorInnen bleibt daher nur übrig, als den Autoren zu vertrauen. Es ist dabei nicht so, dass sie dabei die Leserschaft ignorieren. Iny und ich haben schon mehrmals Leserbriefe bezüglich der Wanderhure erreicht, in denen Leser sich über "Johannes XXIII." ausgelassen haben, den es ja erst im 20. Jahrhundert gegeben hätte. Genau diesen Punkt haben wir aber im Anhang des Romanes erklärt. Hätten die Leute diesen gelesen, hätten sie nicht an den Verlag schreiben müssen. Dort war man zu Beginn über diese Kritik so schockiert, dass sie den Namen des betreffenden Papstes in den weiteren Auflagen geändert haben wollten. Es kostete uns einiges an Zeit und Aufwand, um diese Sache klarzustellen.


    Beste Grüße
    Gheron :blume: (der männliche Part von Iny Lorentz)

  • Zitat

    Dorothy Dunnett


    Hab ich ja noch nie gehört. Werd ich mich mal informieren.


    Ja, stimmt, die Bücher von Iris Kammerer sind auch gut, aber nicht so ganz meine Zeit.


    Die Wanderhure hat mir sprachlich und inhaltlich überhaupt nicht gefallen. :redface: Hatte ich aber glücklicherweise damals bei Buchticket ertauscht und nach dem Lesen gleich weiter getauscht. Die wandert da sicher immer noch. :breitgrins:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Hi Weratrundina!


    Zu Dunnett, Marmotte hat den Link unterschlagen:
    http://www.dorothydunnett.de


    Ich empfehle auch sehr Edith Pargeters Trilogie, beginnend mit "Der Baumeister von Albion", eine wunderschön geschriebene Geschichte, die dazu interessant und spannend ist, auch inhaltlich schön zeitweise und lebendige Charaktere.


    Oder Jan Guillous Götaland-Trilogie, beginnend mit "Die Frauen von Götaland". Ebenfalls sehr schön geschrieben erzählt es die Geschichte der Grundsteinlegung für das künftige Königreich Schweden durch einen außergewöhnlichen Menschen und wie er zu dem gemacht wird. Ist vom Schauplatz her auch mal was anderes, nur der zweite Teil spielt teilweise in Palästina.


    Viel Erfolg bei der Suche!


    Bye,


    Grisel

  • Zitat

    Edith Pargeters Trilogie, beginnend mit "Der Baumeister von Albion"


    Das hab ich mir grad mal gebraucht bei Amazon besorgt.


    Ansonsten warte ich bei der anderen Dame dann auf die neue Übersetzung, der SUB (das RUB) Ist ja ohnehin schon gross genug. :rollen:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Hallo, Weratundrina!


    Zitat von "Weratundrina"

    Ja, stimmt, die Bücher von Iris Kammerer sind auch gut, aber nicht so ganz meine Zeit.


    Hmm ... den Satz lese ich öfters und über den zweiten Teil wundere mich immer wieder. ;)


    Liegt es evtl. daran, daß man Römer mit Latein und Latein mit Langeweile identifiziert?
    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Zitat

    Was mir persönlich sehr gut gefallen hat sind die Bücher von Iris Kammerer, Der Tribun und die Schwerter des Tiberius.
    Leider kann ich nicht viel über die Genauigkeit sagen, da bin ich nicht so bewandert, aber ich fand die Geschichte sehr schön geschrieben. Nicht so sehr "actiongeladen", sondern eher ruhig mit viel Wert auf die Charaktere. Auch hierzu gab es hier eine Leserunde, wenn du mal reinlesen magst.


    Iris Kammerers Bücher sind schlicht als grandios zu bezeichnen. Ich habe bis jetzt keine andere deutsche Autorin gelesen, die derart viel wertvolles Wissen in ein Buch, dass sich Historischer Roman nennt, verpackt hat.


    Rebecca Gable ist sicherlich klasse, ich mag ihre Bücher sehr sehr gerne, aber ihre Bücher kommen literarisch, historisch, und kulturwissenschaftlich weit nicht an Iris Bücher heran.


    Gruß

  • Zitat von "Iris"


    Liegt es evtl. daran, daß man Römer mit Latein und Latein mit Langeweile identifiziert?



    Ich persönlich fand Latein nicht langweilig. :zwinker:


    Mir ist die Geschichte "zu weit weg" (und vielleicht bin ich auch zu anglophil dafür :redface: ). Trotz allem sehr gut geschrieben, apropos - wie sieht es denn mit der Fortsetzung aus? :breitgrins:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • @alle


    Hallo Leute!


    Ich habe vor einigen Wochen eine populärwissenschaftliche Abhandlung über das Byzantinische Reich von ca. 800 bis 1000 n. Chr. gelesen. Ich fand die Geschichte des Aufstiegs des armen Bauern Basileios zum Kaiser sehr spannend. Wißt ihr vielleicht, ob diese Geschichte bereits in einem Roman thematisiert wurde?


    In einem Roman, der selbstverständlich auch historisch möglichst genau ist? :zwinker:

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo, Weratundrina!


    Zitat von "Weratundrina"


    wie sieht es denn mit der Fortsetzung aus? :breitgrins:


    Ist in der Mache g020.gif und kommt im Herbst in die Buchläden.
    Dann geht 's auch schnell bis zum nächsten, das im Winter herauskommen soll. :winken:


    Zoltar, ich weiß leider nichts, das ist offenbar ein Gebiet, an das man sich verlagsseitig noch nicht so herantraut.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo zusammen!


    Eine Bemerkung in einem andern Thread hat mich darauf gebracht. Dort hat sich eine Diskussionsteilnehmerin dahingehend geäussert, dass es sie stört, wenn in einem historischen Setting "moderne Sprache" verwendet wird. Meine erste Reaktion war Zustimmung - jetzt sind mir Zweifel gekommen. Warum?


    Ich meine, wir sind heute der Meinung, "modernes Deutsch" zu verwenden. Ein Leser in 200 oder 500 Jahren wird da anderer Meinung sein. Genauso waren doch die Leute z.B. im Mittelalter der Meinung, modern und normal zu reden. Wenn ein Autor ihnen nun ein gewähltes oder historisierendes Deutsch in den Mund legt, dann [list]- trifft er zwar unsere Idee vom mittelalterlichen Deutsch
    - verfälscht aber doch gleichzeitig das Selbstverständnis der Figur, die ja nicht der Meinung ist, gewähltes und historisierendes Deutsch zu sprechen. (Sonst spräche sie ja dann Althochdeutsch!)[/list:u] So gesehen müssten die Figuren doch ganz "normales", "modernes" Deutsch sprechen, oder? (Ich meine selbstverständlich nicht, dass man von Dingen spricht, die es z.B. im Mittelalter gar noch nicht gegeben hat, wie Benzinmotoren oder so.)


    Was meint Ihr?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)