Henrik Ibsen - Peer Gynt

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  • Dieses Theaterstück, das ich im norwegischen Original gelesen habe, ist nicht nur Teil meiner SLW07-Liste, sondern auch mein Beitrag für Norwegen in unserem Projekt "Wir lesen uns um die Welt".


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    Für die Inhaltsangabe zitiere ich Wikipedia:
    Die Geschichte von Peer Gynt ist sehr phantasievoll und reich an Episoden.
    Die Hauptfigur ist der junge Bauernsohn Peer Gynt, der mit Lügengeschichten versucht, der Realität zu entfliehen. Auf diese Weise verdrängt er, dass sein Vater, der einst sehr angesehene Jon Gynt, Hof und Habe durch Misswirtschaft und zahlreiche Alkoholeskapaden verloren hat. In Peers Phantasiewelt ist die heruntergekommene Behausung jedoch nach wie vor ein strahlender Palast. Auch seinen eigenen Nichtsnutz verklärt er zu heldenhaften Episoden. So schildert er seiner Mutter Aase einen halsbrecherischen Ritt auf einem Rentier über den Besseggen-Grat oberhalb des Gjendesees im norwegischen Gebirge Jotunheimen. Von seiner Mutter wird Peer überbehütet und glorifiziert, doch soll er immer ihre Version des Lebens teilen. Auf der Suche nach Liebe und Abenteuer findet er sich bald in einer Welt von Trollen und Dämonen wieder. Er entführt Ingrid, die Braut eines anderen. Gleichzeitig verliebt er sich in die aus pietistischem Elternhaus stammende Solvejg, die ihn anfangs nicht erhört, sich ihm später jedoch anschließt.
    Nach einem Zeitsprung von etwa 30 Jahren findet sich der inzwischen unter anderem durch Sklavenhandel reich gewordene Peer im vierten Akt in Marokko wieder. Dort wird ihm von Geschäftspartnern sein Schiff mit allen Reichtümern gestohlen. Nach einem Gebet versinkt das Schiff; Peer findet sich mit seiner Armut ab und wendet sich Gott zu. Durch einen Affenangriff wird er in die Wüste getrieben, wo er sich in eine Oase rettet. Von den dort lebenden Jungfrauen erwählt er Anitra, die ihm allerdings die letzten Habseligkeiten stiehlt. Den Tiefpunkt seines Lebens erlebt Peer im Irrenhaus zu Kairo, dem der deutsche Arzt Doktor Begriffenfeldt vorsteht.
    Alt und verarmt kehrt Peer Gynt heim, wo er um seine Seele kämpfen muss. In einer berühmten Szene vergleicht sich Peer mit einer Zwiebel, die viele Hüllen, jedoch keinen Kern aufzuweisen hat. In der an einem Pfingstmorgen spielenden Schluss-Szene stellt sich jedoch Solvejg, die ein Leben lang auf die Rückkehr ihres Geliebten gewartet hat, schützend vor ihn und rettet ihn.



    Tja, was soll ich hierzu schreiben? Mein erster Eindruck war ein Schock! Ich hatte ein Theaterstück wie die anderen, mir zu einem nicht unbeträchtlichen Teil bekannten Werke Ibsens erwartet und stieß statt dessen auf ein Gedicht! Ibsen hatte es ursprünglich nicht für die Bühne geschrieben und erst später eine Bühnenfassung erstellt. Bei meinem "poetischen Analphabetismus" - es fällt mir äußerst schwer, Gedichte oder überhaupt alles in Reimform geschriebene zu lesen - hatte ich mit dem Stück einiges zu kämpfen, noch dazu, wo meine Norwegischkenntnisse doch zu wünschen übrig lassen.
    So war mein Lesevergnügen schon von Anfang an nicht besonders groß, und Peer Gynt, dieser verantwortungslose junge Fant, machte es mir nicht leichter. Keine Figur zum Mitfiebern oder Identifizieren, eher zum Kopfschütteln oder gar aggressiv werden. Seine Abenteuer ließen mich kalt und Solvejg, seine Liebste, die ihn am Ende auch noch rettet, hätte ich am Liebsten geschüttelt. "Frau, lass die Finger von diesem Typen!" wollte ich ihr zurufen, "Der ist nicht gut für dich oder sonst jemanden."


    Ich sehe ein, dass das zentrale Thema, die Frage nach der Identität, viel Material zum Nachdenken bietet, aber bei meinen oben genannten Schwierigkeiten mit Form und Sprache dieses Stückes, blieb mir ein tieferes Eintauchen in die interpretativen Möglichkeiten dieses Stückes verwehrt - oder, ehrlicher gesagt, hatte ich nicht den Nerv dazu, mich weiter damit zu beschäftigen, was eine Wieholek bedeutet hätte.
    Zur Zeit läuft im Stockholmer Stadttheater eine Inszenierung des Stückes, die ich mir eigentlich dieses Jahr noch angucken wollte, in der Hoffnung, sie könne mir "Peer Gynt" näher bringen, aber leider habe ich das zeitlich nicht geschafft. Sollte ich nächstes Jahr dazu kommen, werde ich euch berichten.
    So bereitete mir dieses Stück ein Lesevergnügen (in der tollen Irrenhausszene wurde es wirklich zum Vergnügen) von
    2ratten , zu denen ich aufgrund meines Stolzes, ein weiteres norwegisches Werk bezwungen zu haben, noch :marypipeshalbeprivatmaus: hinzufüge.

    Wir sind irre, also lesen wir!