Neil M. Gunn - Morning tide

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    Inhalt
    Neil Gunn erzählt die Geschichte des Fischerssohn Hugh. Gerade zwölf Jahre alt steht er quasi zwischen den Welten. Auf der einen Seite geniesst er immer noch eine unbekümmerte Kindheit, auf der anderen Seite werden ihm die Geschehnisse um ihn herum immer mehr bewusst. Er kann sich nicht mehr so unbeschwert wie früher über viele Dinge freuen, hat aber auch noch nicht genug Erfahrung, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten, die auf ihn einstürmen.


    Die Geschichte beginnt als Hugh am Strand Muscheln für seinen Vater sammelt die dieser als Köder braucht. Anfangs sammelt er sie noch spielerisch, aber plötzlich wird ihm die Bedeutung seiner Arbeit bewußt und er bemüht sich so viele der größten Muscheln wie möglich zu sammeln. Auch als ihn seine Freunde zum Fußballspielen abholen wollen und sich über seinen Eifer lustig machen arbeitet er weiter, obwohl es ihm wegen ihrer Spötteleien keinen Spaß mehr macht und er eigentlich lieber mit seinen Freunden spielen würde...


    Dieser Konflikt zieht sich durch die gesamte Erzählung. Hugh hat immer mehr das Gefühl, dass er es niemandem mehr recht machen kann. So sieht er die Tatsache, dass sein ältester Bruder und seine Schwester auswandern wollen als großes Abenteuer an. Trotzdem kann er sich nicht mit seinen Geschwistern freuen, denn er sieht auch den Schmerz, den sie seinen Eltern dadurch bereiten. Aus lauter Trotz verschläft er so fast den Abschied.


    Während er in der Schule immer noch wie ein Kind behandelt wird übernimmt er nach dem Weggang der Geschwister und der Abwesenheit seines Vaters die Rolle des Mannes im Haus. Diese Rolle wird ihm fast zu viel als seine Mutter schwer erkrankt und er die ganze Verantwortung tragen muss...


    Meine Meinung
    Der Autor zeichnet ein sensibles Bild des Jungen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Der anfangs unbeschwerte Junge wird immer nachdenklicher und kann seine inneren Konflikte oft nur schwer ertragen. Ab und zu blitzt noch der "alte" Hugh auf, der mit seinen Freunden spielt oder sich auch mit ihnen prügelt. Am Ende des Buchs bekommt man einen Ausblick auf den Mann, der er einmal sein wird auch wenn er in eine ungewisse Zukunft hineinwächst.


    Ich habe das Buch zum zweitenmal gelesen und bin (wenn überhaupt möglich) noch mehr begeistert als beim ersten Mal. Deshalb bekommt es von mir uneingeschränt
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    Mittlerweile habe ich Morning tide zum dritten Mal gelesen. Wenn ich mir überlege dass jede gelesene Ausgabe älter war als die vorherige wird das wohl das letzte Mal gewesen sein, denn dieses mal habe ich eine Erstausgabe gelesen :zwinker: Auch beim dritten Lesen hat die Erzählung nichts von ihrem Charme verloren, allerdings sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die sich teilweise durch alle Bücher Gunns ziehen:


    Das Bild, das der Autor von den Frauen in seinen Erzählungen zeichnet ist nicht immer schmeichelhaft. Die männlichen Charaktere scheinen immer ein wenig auf die Frauen in ihrer Umgebung herabzusehen und sie teilweise nicht ernst zu nehmen. Das steht im Gegensatz dazu wie Gunn selbst die Frauen in seinen Büchern beschreibt.
    Bildung ist den Menschen sehr wichtig und die Handlungen gebildeter Menschen selten hinterfragt. So wird in Morning Tide z.B. hingenommen dass der Lehrer die Kinder regelmäßig verprügelt "Because he is a clever man". Ohnehin gibt es in diesem Buch viele kleinere und größere Prügeleien unter den Jungen.
    Die Tage sind in allen Erzählungen Gunns sehr kurz. Die Menschen stehen oft vor Morgengrauen auf und gehen erst weit nach Mitternacht ins Bett. Und auch dann erleben sie oft mehr Dinge als sich in 24 Stunden unterbringen lassen.
    Hugh ist ein ganzes Stück älter als die meisten Jungen in Gunns Büchern. Trotzdem wirkt er gerade zu Anfang sehr kindlich und wird dann quasi mit jedem Kapitel reifer.


    Insgesamt fand ich es sehr spannend dieses Buch zum dritten Mal zu lesen. Das lag vielleicht daran dass ich vor kurzem eine Arbeit über die Geschchichten Gunns gelesen habe und so Morning tide aus einem anderen Blickwinkel berachtet habe. Immer noch
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    Beim vierten Lesen kann man eigentlich nichts neues mehr zum Inhalt sagen. Morning tide gliedert sich in drei Teile, jeder davon ist eine eigene Geschichte.


    Im ersten Teil ist Hugh noch ein kleiner Junge der seinem Vater beim Bestücken der Leine hilft. Eines Nachts zieht ein furchtbarer Sturm auf, der alle Fischer in Gefahr bringt. Hugh und seine Schwester Kirsty wollen wie alle anderen auch zum Hafen und auf die Männer warten. Kirsty geht auf dem Weg bei der alten Morag vorbei. Im Boot ihres Mannes fährt ihr Bruder Allan mit. Die beiden Frauen wollen zusammen zum Hafen gehen, aber Morag treibt Kirsty fast zum Wahnsinn, weil sie unendlich lange braucht um sich fertig zu machen. Je ungeduldiger Kirsty wird, desto schlimmer wird auch der Sturm. Ein schönes Bild, das mir so noch nicht aufgefallen war.
    Der zweite Teil spielt einige Wochen später. Hugh ist deutlich reifer geworden und interessiert sich immer mehr für die Menschen um ihn herum. Er nimmt viel mehr war so z.B. dass seine Schwester Grace jetzt mit dem Mann zusammen ist, in den Kirsty verliebt war. Auch dieser Teil hat ein definiertes Ende: Allan und Grace verlassen das Dorf und gehen nach Australien.
    Im dritten Teil versucht Kirsty die Rolle von Grace einzunehmen, aber sie scheint überall nur die zweite Wahl zu sein. Die Geschichte wird mehr aus ihrer Sicht erzählt und ihm Gegensatz zu den anderen beiden Teilen ist hier das Ende offen.


    Ich muß gestehen, dass die Geschichte beim vierten Lesen ein bisschen von ihrem Charme verloren hat. Trotzdem gefällt sie mir immer noch sehr gut, auch wenn ich mir ein fünftes Mal noch nicht vorstellen kann.
    4Ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.