John Murray
Kurze Notizen zu tropischen Schmetterlingen
OT: A Few Short Notes on Tropical Butterflies (2003)
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Der Autor
John Murray, geb. 1963 in Adelaide, arbeitete lange Zeit als Arzt bei "'Ärzte ohne Grenzen" in Entwicklungsländern, bevor er mit seinem ersten Buch Kurze Notizen zu tropischen Schmetterlingen ein Aufsehen erregendes Werk vorlegte und in New York zur literarischen Entdeckung des Jahres wurde. Seine Erzählung Hill Station wurde mit dem Prairie Lights Short Fiction Award ausgezeichnet, und die Titelstory Kurze Notizen zu tropischen Schmetterlingen wurde von der amerikanischen Schriftstellerin Joyce Carol Oates für die Best New American Voices 2003 ausgewählt. Vor Kurzem zog er mit seiner Frau und seinen Kindern von Iowa zurück nach Australien.
Klappentext
Zwei Brüder ertrinken auf hoher See, eine Schwester stirbt als Kind einen verdächtigen Tod, ein Vater und sein Sohn werden zufällig Zeuge der Untreue der Ehefrau und Mutter, eine Mikrobiologin entdeckt, dass sie schwanger ist, und trifft inmitten einer Cholera-Epidemie den Mann, der der Vater ihres Kindes werden könnte ... In acht Geschichten, die vor leidenschaftlicher Intensität geradezu überschäumen, erzählt uns John Murray von den wirklich entscheidenden Momenten im Leben eines Menschen.
Meine Meinung
Das Buch hat mich von Weitem vom Mängelexemplartisch angelacht, eines der wenigen Male, dass ich mir ein Buch aufgrund des Covers und Titels gekauft habe. Kurzgeschichten lese ich zwar nicht allzu gerne, bin aber froh, diesmal eine Ausnahme gemacht zu haben.
Folgende 8 Geschichten beinhaltet das Buch:
1. Hill Station (The Hill Station)
Elizabeth, Amerikanerin, Forscherin und Tochter von Indern, kommt nach Bombay um indische Ärzte in die Mikrobiologie einzuführen. Sie wird Zeugin einer Choleraepidemie in den Slums und muss feststellen, dass sie schwanger ist.
2. Alle Flüsse dieser Welt (All the Rivers in the World)
Seit Viteks Brüder vor vielen Jahren im Meer ertrunken sind, hat er große Angst vor dem Meer. Er macht sich auf nach Key West um seinen Vater, der die Familie verlassen hat, nach Hause zu holen. Er muss jedoch feststellen, dass bei seinem Vater bereits eine neue Frau wohnt.
3. Kurze Notizen zu tropischen Schmetterlingen (A Few Short Notes on Tropical Butterflies)
Der Ich-Erzähler, ein Chirurg, ist ein Schmetterlingssammler, genauso wie es sein Vater vor ihm war und sein Großvater. Seine Frau Maya, ebenfalls Ärztin, ist davon sichtlich genervt und möchte endlich ein eigenes Kind. Er jedoch ist nie ganz über den Tod seiner Schwester hinweggekommen und schiebt die Entscheidung vor sich hin.
4. Weißes Mehl (White Flour)
Hier trifft man auf Joseph und seine Familie. Joseph reist nach Indien, um seinem Vater, welcher die Familie verlassen hat und in Indien als Arzt praktiziert, eine Nachricht der Mutter zu überbringen. Die erste Kommunikation zwischen seinen Eltern seit mehr als 10 Jahren.
5. Watson und der Hai (Watson and the Shark)
Ein Missionarsdörfchen im Kongo während des Bürgerkrieges. Unter schwierigsten Bedingungen arbeitet eine Handvoll Ärzte dort, um Hunderte von Verletzten zu versorgen.
6. Der Zimmermann, der wie ein Boxer aussah (The Carpenter Who Looked Like a Boxer)
Seit seine Frau ihn vor einem Jahr verlassen hat, muss sich Danny alleine um seine zwei Kinder kümmern. In den Wänden seines selbst gezimmerten Hauses fängt er an, Termiten zu hören, welche gar nicht existieren.
7. Blau (Blue)
Simon, Sohn von Großbritanniens ehemals besten Bergsteigers und selbst Bergsteiger, nimmt sich vor, einen Gipfel des Himalaya zu erklimmen. Um das Werk seines verstorbenen Vaters zu vollenden.
8. Erinnerung, Weisheit des Menschen (Acts of Memory, Wisdom of Man)
Harry, der jüngere Sohn, erinnert sich an den Sommer im Jahre 1968. Sein Vater, ein Immigrant aus Indien, versucht ein amerikanischer Patriot durch und durch zu sein. Er möchte, dass sein älterer Sohn nach Vietnam geht.
Murray verwendet eine schöne, klare Sprache, die sich leicht lesen lässt. Der Leser begleitet Menschen in meist alltäglichen Situationen, welche das Leben der Menschen nachhaltig beeinflußen. Manch noch so kleine, zuerst unscheinbare, Begebenheiten können dem Leben eine gewisse Wendung geben. Dabei führt einen der Autor an vielerlei exotische Orte; nach Indien, in den Kongo, auf den Himalaya. Und immer wieder geht es um die Eltern, die das Leben der Personen in irgendeiner Art und Weise prägen und bestimmen. Sei es, weil sie die Familie verlassen haben oder weil sie ihr Leben den Schmetterlingen gewidmet haben. In fast allen Geschichten sind Ärzte und/oder (Hobby-)Naturwissenschaftler anzutreffen, welche diese oder jene Obsession aufweisen.
Alles in allem eine wirklich gelungene Sammlung. Einzig und allein mit Weißes Mehl konnte ich nichts anfangen. Am Besten gefiel mir Blau, gefolgt von Hill Station welche mit realistischen, aber nicht gerade appetitlichen Beschreibungen der Cholera aufweist. Ich breche zwar nicht in Begeisterungsstürme aus, gut war das Buch aber allemal.
Ich freue mich schon auf einen Roman des Autors, an dem er anscheinend schon arbeitet.
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