Max Frisch - Homo faber

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 17.291 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Hallo,


    habe komischerweise keinen Thread über Frischs "Homo faber" gefunden, deswegen kommt hier jetzt meine Rezi rein :zwinker:


    Genau wie das Buch ja aufgeteilt ist in die erste und zweite Station, so geteilt war auch meine Meinung...


    Über den Autor:
    Max Frisch, 1911 in Zürich geboren, 1991 ebenda gestorben, war ein Schweizer Architekt und Schriftsteller und wurde berühmt durch „Stiller“, „Mein Name sei Gantenbein“, „Montauk“ und „Biedermann und die Brandstifter“. Es gibt einige Parallelen zwischen ihm und seiner Romanfigur Walter Faber. So hatte er 1935 ebenfalls eine „halbjüdische“ Freundin, die ihn aber nicht heiraten wollte, er starb auch an Krebs, er hatte wie Faber ein gestörtes Verhältnis zu Frauen – er konnte sich nicht festlegen beziehungsweise längerfristige Beziehungen haben.


    Inhalt:
    Die Hauptfigur in "Homo Faber" ist Walter Faber, der als Techniker für die UNESCO vor allem in Südamerika aktiv ist, hat 1936 seine damalige Freundin (Jo-)Hanna Landsberg verlassen, weil diese ein Kind erwartete, er jedoch das Jobangebot aus Bagdad unter allen Umständen annehmen wollte. 21 Jahre später lernt er auf einer Schiffsfahrt Elisabeth Piper kennen, 21 Jahre alt, und verliebt sich in sie. Was er zuerst nur vermutet, sich später jedoch als Tatsache herausstellt: Sie ist seine Tochter.
    Damit beginnt das Unglück des „Homo Faber“ [lat. faber =Schmied, Handwerker], der versucht, sein Leben als Bericht sachlich zu beschreiben, doch letztendlich feststellt, dass er sich mit seiner rationalgläubigen Denkweise auf dieser Welt nicht zurechtfindet.


    ------


    Die ersten 100 bis 120 Seiten von „Homo faber“ lasen sich unheimlich flüssig, spannend, aber auch unterhaltsam, zum Teil sogar ironisch. Danach fiel „der Bericht“ meiner Meinung nach etwas ab. Immer wieder wird um den heißen Brei herumgeredet, dass man verrückt werden konnte. Obwohl die Veränderung oder „déformation professionelle“ von Walter Faber immer deutlicher wird und eindrucksvoll beschrieben wird, wurde es für mich immer verwirrender und schwieriger zu verstehen. Vor allem Zeitsprünge und der Wechsel von dem „Bericht“ zu handschriftlichen Tagebucheinträgen (kursiv geschrieben) trugen dazu bei, dass ich das Ende von „Homo faber“ nicht (komplett) verstanden habe.


    Deswegen habe ich mir auch den Lektüreschlüssel zu „Homo faber“ aus dem Reclam-Verlag besorgt. Ich empfehle jedem, der das Buch auch liest oder lesen will, das Gleiche zu tun [ hier bei Amazon.de]. Die Erklärungen, Charakterisierungen und Interpretationen haben mir beispielsweise sehr geholfen, Parallelen von Faber zu Ödipus zu erkennen. Ödipus bringt seinen Vater um und heiratet seine Mutter, Walter Faber will seine Tochter heiraten, es kommt zu Inzest und letztendlich ist er nicht ganz unschuldig an ihrem Tod, obwohl dieser Umstand meiner Meinung nach im Buch als zu unwichtig dargestellt wird. Auch die Rolle von Professor O. wollte mir beim Lesen nicht ganz aufgehen, dank Lektüreschlüssel weiß ich jetzt, dass es sich bei ihm um einen Vorboten des Todes handelt.

    Schlussfazit:

    *) Ohne die Hilfe des Schlüssels hätte ich das Buch nur zu drei Viertel verstanden, was vielleicht aber auch an mir liegt, denn so fragmentarisch zusammengesetzte Textausschnitte wie im 2. Teil des Buches finde ich nicht unbedingt so prickelnd... Deswegen gibt’s auch nur 3.5 Punkte plus 0.5 Punkte nach dem Lesen der Interpretationen etc. Somit ist mir das Buch doch noch aufgegangen!


    Ich würde das Buch aber dennoch weiterempfehlen, da es eben ein Klassiker ist und mir einige Denkanstöße gegeben hat. Was ist der Mensch? Rational? Oder doch eher menschlich-emotional geleitet? Max Frischs Werk setzt sich damit auseinander. Vielleicht lese ich es irgendwann noch mal, wenn ich mehr Leseerfahrung in bezug auf Klassiker gewonnen habe. Viele Stellen haben mich einfach nur gelangweilt, weil ich keinen Nutzwert für die Handlung (oder mich selbst) sehen konnte...


    Ich vergeben 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: + :marypipeshalbeprivatmaus:*)

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.<br />10/10 - tatsächlich geschafft!

  • Ich fand "Homo Faber" eigenartig, nicht schlecht, aber sonderbar. Ich habe es vor einem halben Jahr ungefähr zum letzte Mal gelesen, als Prüfungsvorbereitung und ich habe als ich halb durch war gemerkt, dass ich es schon mal gelesen haben musste, weil mir alles so bekannt vorkam. Ich hatte allerdings keine Ahnung wie es enden würde. Das heißt nicht, dass es schlecht war, das geht mir manchmal so bei Büchern, dass ich mich beim besten Willen nicht mehr an sie erinnern kann (Emilia Galotti ist ein anderes, was ich sogar mehrmals gekauft habe)
    Anyway, Ich hatte nicht wirklich verstehensprobleme oder interpretationsschwierigkeiten, aber es war halt anders.


    Ich bin eigentlich kein 20. Jahrhundert Fan, aber die Schweizer mag ich eigentlich sehr gern und ich denke "Homo Faber" ist ein nettes Buch mal so zum lesen, aber das ist auch alles.

    &quot;Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Maedchen ihre Türen auf&quot; Kurt Tucholsky

  • Homo Faber haben wir damals als Schullektüre gelesen (wo man natürlich auch alles gleich interpretiert bekommt), und mir hat es sehr gut gefallen. So gut, daß ich es noch mehrere Male gelesen habe. Mir gefällt besonders die sehr nüchterne technische Sprache, Walter Fabers Wahrnehmung und Beschreibung seiner Umwelt (v.a. die Episode in Mexiko und Guatemala ist mir im Gedächtnis geblieben). Aufgrund von mehreren Zufällen tut sich zuerst eine neue Welt für Faber auf, die dann aber bald wieder auseinanderbricht. Mich hat dieses Buch ziemlich fasziniert, genauso wie auch Stiller von Max Frisch. Seit langem wollte ich schon Mein Name sei Gantenbein lesen, das werde ich wohl bald mal in Angriff nehmen.


    Viele Grüße
    thopas

  • Wir haben es auch in der Schule gelesen und total durchinterpretiert. Mir hat es noch nie gefallen, wie in der Schule mit Literatur umgeganen wird.


    Ich habe es dann viele Jahre später nochmal gelesen und fand es immer noch nicht berauschend, weil die "Lehrerstimme" natürlich im Hinterkopf blieb.


    Vermutlich tue ich allen Schullektüren meines Lebens Unrecht. :elch:


    Aber es ist, wie es ist. Ich werde es demnäscht noch mal mit einem weiteren Werk von Max Frisch versuchen, nachdem mich Fragebogen aber auch schon nicht wirklich überzeugen konnte, wird es wohl noch etwas dauern.

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~



  • Wir haben es auch in der Schule gelesen und total durchinterpretiert. Mir hat es noch nie gefallen, wie in der Schule mit Literatur umgeganen wird.


    Da hatte ich wohl Glück. Meine damalige Deutschlehrerin hat die Lektüren gottseidank nie so extrem durchinterpretiert. Sie hat eher die Begeisterung an Literatur vermittelt (zumindest mir). Auch andere Texte, die wir bei ihr durchgenommen haben, sind mir in guter Erinnerung geblieben. Ich hatte allerdings auch jede Menge anderer Deutschlehrer :rollen:

  • Hallo Ihr,


    es ist jetzt zwar schon eine Weile her, dass ich Homo Faber gelesen habe, aber ich kann mich der negativen Kritik nicht anschließen.
    Ich fand es interessant und gelungen, wie den rationaldenkenden Faber die Vergangenheit einholt und seine wohlgeordnete Welt total durcheinanderbringt.


    Liebe Grüße


    gretchen

  • Ich hab das Buch auch in der Schule gelesen, genauer: in einem Gymnasium mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Daher hätte mir "Homo Faber" wesentlich besser gefallen, wenn es uns unser Deutschlehrer nicht dadurch vermiest hätte, dass er darauf bestand, das Buch richte sich gegen ein "naturwissenschaftliches Weltbild", was insbesondere in der Sprache zum Ausdruck komme... :grmpf::confused:
    Ist jetzt zwar schon ein paar Jährchen her, aber ich würde aus der Erinnerung heraus eher sagen, dass zwei Menschen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund und Weltbild (?) portraitiert werden (da war doch noch eine Frau -Ivy? - die eine eher blumige, romantische Sprache hatte und die technischen Beschreibungen von Walter stets befremdet anzweifelte oder korregierte, oder?


    LG,
    Susan


  • Ist jetzt zwar schon ein paar Jährchen her, aber ich würde aus der Erinnerung heraus eher sagen, dass zwei Menschen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund und Weltbild (?) portraitiert werden (da war doch noch eine Frau -Ivy? - die eine eher blumige, romantische Sprache hatte und die technischen Beschreibungen von Walter stets befremdet anzweifelte oder korregierte, oder?


    Ja, das haben wir im Unterricht mittlerweile auch besprochen: Ivy symbolisiert sozusagen den "american way of life", also die typische Amerikanerin, die keine Ahnung von Technik hat, ein bisschen naiv, Walter - wie du ja sagtest - den Techniker/Rationalen, der immer vor etwas auf der Flucht zu sein scheint und der will, dass der Mensch die Welt kontrolliert und nicht umgekehrt (daher auch seine Abneigung gegenüber dem ungezähmten Dschungel) und schließlich Hanna, die ja in Athen, der Wiege des Lebens, lebt und Faber wieder zu den Wurzeln zurückführt (griechische Mythen und Legenden). Sie wird sozusagen sein Zuhause, das ihn - im Gegensatz zur Technik - "befriedigt".


    Gruß, m3rlin

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.<br />10/10 - tatsächlich geschafft!

  • Max Frisch - Homo Faber

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:


    Max Frischs Homo Faber ist eines der wichtigsten und meistgelesenen Bücher des 20. Jahrhunderts: Der Ingenieur Walter Faber glaubt an sein rationales Weltbild, das durch eine Liebesgeschichte zerbricht. Kein anderer zeitgenössischer Roman stellt derart ehrlich wie hintergründig die Frage nach der Identität des modernen Menschen.



    Meine Meinung:


    Homo Faber, der eigentlich Walter heißt, erzählt uns seine Geschichte. Diese ist in Ich-Form geschrieben und pendelt teilweise zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So erfährt man recht früh, dass Elisabeth, die er nur Sabeth nennt, seine eigene Tochter ist, mit der er aber ein Verhältnis anfängt.
    Walter hält nichts von Schicksal oder Zufällen oder Dingen dieser Art. Für den Ingenieur muss alles eine Logik haben.
    Ich fand es sehr interessant, dass man während er die Gegenwart beschreibt, man dann auch Einblicke in die Vergangenheit bekommt, so z.B. erfährt man, dass er Hanna eigentlich immer heiraten wollte, nur sie ihn nicht. Als sie schwanger wird, beschließen sie, dass Hanna das Kind nicht bekommen soll und er verschwindet nach Bagdad.
    Aber dennoch waren diese Vergangenheitseinblicke auch teilweise sehr verwirrend und ich musste beim Lesen auch mal inne halten und überlegen, wo er denn jetzt eigentlich ist.
    Aber dennoch finde ich, ist Homo Faber gut gelungen und bekommt von mir 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Oh, das Buch hab ich auch in der Schule gelesen. Überhaupt nicht mein Fall! Ich mag den Schreibstil gar nicht.
    Aber das was wir dazu interpretiert haben war ok, und hat gezeigt, dass Frisch wirklich wusste was er gemacht hat und wie er Faber anlegt. Das fand ich gut. Aber trotzdem, wenn mir der Schreibstil nicht gefällt kann auch jede Interpretation nicht mehr viel retten....

  • Ich habe das Buch auch in der Schule gelesen, allerdings eher im Schnelldurchlauf, ohne allzu viel Interpretation. Ich mag Frischs Schreibstil: prägnant, aber nicht trocken. Bei Homo Faber mag ich vor allem, was er Faber so für Aussagen über Frauen und übers Heiraten in den Mund legt. :lachen:


    lg
    Dani

  • Ich habe "Homo Faber" heute zu Ende gelesen und bin weder wirklich begeistert noch enttäuscht.
    Inhaltlich ist es für mich keine Offenbarung. Aber dazu muss ich glaube ich nicht noch mehr sagen. Der Inhalt wurde ja schon wiedergegeben.
    Stilistisch hat mich das Buch ziemlich begeistert. Den Telegrammstil fand ich sehr passend und obwohl mir teilweise die Anführungszeichen gefehlt haben, fand ich es flüssig lesbar. Besonders gelungen sind der Ich-Erzähler und die damit verbundenen inneren Auseinandersetzungen Fabers mit sich selbst, wodurch sein Zerfall (besonders nach dem Tod seiner Tochter) hervorgehoben wird.
    Schwierig sind jedoch die Zeitsprünge, die teilweise verwirrend sind. Gelegentlich musste ich ziemlich lange überlegen, wo die ein oder andere Szene zeitlich einzuordnen ist.


    Alles in allem ist "Homo Faber" gut. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es wird nicht das letzte Buch von Max Frisch sein, das ich lese. Vielleicht begeistert er mich mit dem nächsten restlos. :breitgrins:


    Meine Wertung: 3ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Ich bin gerade mit Homo faber fertig geworden und ziemlich nachdenklich.


    Ich kann mich m3rlin eigentlich nur anschließen - so gut wie das Buch begonnen hat, so verwirrend hat es meiner Meinung nach geendet. Dieses Buch lag schon eine Zeit auf meinem SUB weil ich mich nicht ganz drübergetraut habe, aber als ich dann begonnen habe zu lesen wusste ich gar nicht mehr warum. Es war schön flüssig geschrieben, teilweise sehr ironisch und manchmal auch einfach nur ein Tatsachenbericht. Der zweite Bericht war zwar immer noch sehr interessant und spannend, aber ganz so flüssig ging es dann doch nicht mehr weiter. Ich brauchte ein paar Seiten bis ich mich ausgekannt habe und musste diese dann nochmal lesen um auch wirklich alles zu verstehen. Ich finde die Veränderung nach dem tödlichen Unfall von Sabeth jedoch hervorragend umgesetzt. Ich kann mir gar nicht vorstellen was in einem Menschen vorgehen muss, der zuerst eine Liebesaffäre mit einer Frau beginnt und dann rausfindet, dass diese Frau seine Tochter ist. Außerdem hatte er nie die Möglichkeit, diese Dinge mit ihr zu klären. Deshalb zeigen die beiden Berichte einen sehr guten Wandel in Walter Fabers Leben.


    Der Stil in dem das Buch geschrieben wurde hat mich auch beeindruckt - Max Frischs Art zu Schreiben hat das Buch für mich zu etwas ganz besonderem gemacht. Seine teilweisen sehr gekürzten Sätze (kurz aber prägnant könnte man sagen), und sein ziemlich trockener Humor verleihen dem Buch einen besonderen Schliff.


    Was mir auch sehr gut gefällt, sind die einzelnen Gespräche die auf Englisch geführt werden. Irgendwie macht dies das Ganze realer.


    Da ich das Buch nur jedem Weiterempfehlen kann vergebe ich


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Lg.
    Tamara

  • Mir ist das Buch auch ganz eigenartig vorgekommen, und ich habe mich nach beendeter Lektüre gefragt, was daran so genial sein soll.
    Vielleicht habe ich es auch zu wenig aufmerksam gelesen und so werde ich es noch einmal versuchen.

  • Hallöchen!


    Also wir sind gerade dabei, "Homo Faber" durchzunehmen, ich habe es auch bereits gelesen. Nach "Andorra" von Max Frisch war ich vom Stil bei Homo Faber echt überrascht, weil es ja doch ziemlich anders geschrieben ist. Ich hatte mich aber schnell gewöhnt an den eigenartigen Schreibstil und konnte mich sehr gut anfreunden mit dem Buch. Es war zu dieser Zeit ja sehr weltkritisch, was mir auch sehr gefällt. Es ist so...typisch, also es gibt viele Menschen wie Walter Faber, und so diese Veränderung von diesem rationalen Technikmensch der keine Gefühle zeigen kann zu einem Mann, der diese Gefühle zulässt und sein Leben umkrempelt (und umkrempeln will) und sich auch Zeit nimmt um wirklich zu leben finde ich faszinierend geschrieben. Diese ganzen Zeitebenen haben mich etwas verwirrt, aber auch das hab ich dann verstanden, nachdem ich mich etwas damit auseinander gesetzt hatte^^.


    Ich fand es echt grandios, man hat ja alles wie Walter erlebt, also durch seine Augen gesehn und seine Gedanken gelesen, die er nicht anderen preisgegeben hat. Ein seltsamer Charakter, dieser Walter finde ich!^^

    also ich gebe: 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Weil ich den zweiten Teil des Buches nicht sooo gelungen fand - immer noch genial, faszinierend und echt toll, aber der Stil vom ersten Teil hat mir besser gefallen.

  • Hallo zusammen.


    Es gibt einen ganz einfachen Grund, weshalb im weiter fortgeschrittenen Bericht "um den heißen Brei herum geredet" wird. Das ist kein Zufall und es ist ebenso wenig dem Autor schlecht anzumerken.


    Auch wenn Faber zu Beginn des Romans sicher wirkt (als Techniker, "Ich als Techniker bin es gewohnt mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen", "Ich bin es gewohnt, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.") Doch diese Sicherheit ist vor dem Leser, den Mitmenschen von Faber und vor ihm selbst gelogen.


    Später, nachdem das Bild von diesem exakten Techniker ins Wanken gerät, muss er immer mehr betonen, wie rational er doch war. Er betont Dinge übertrieben oft und redet bei wichtigen Dingen (seine Schuld, Liebe zu Sabeth, Rechnungen "Bin ich der Vater?") "um den heißen Brei" herum. Das tut er aus Unsicherheit. Der Leser kann hier bei aufmerksamen Lesen genau erkennen, was Walter Faber nun in Wahrheit empfindet.


    Da Faber diesen Bericht teilweise als sehr verwirrter Mensch schreibt, kann er (zu Recht) verwirrend wirken.


    Gruß
    Lorion

  • Für alle Schüler/-innen unter uns:


    Neben dem von Lehrern so gerne exerzierten Oedipus- Komplex (dazu gehört auch unbedingt Hanna!), gibt es noch weitere interessante Aspekte: Walter Faber ist zu einem ein Sinnbild für den verkorksten Menschen des postindustriellen Zeitalters: Sein Machbarkeitsdenken und seine technische Versiertheit lassen ihn das vergessen, was den Mensch zum Mensch macht, die Liebe. Sein Seelenleben gleicht einem Wrack, weshalb er sich in einen fast mechanischen Trott flüchtet (das ständige Rasieren, seine Kamera, etc.). Nur die Routine gibt ihm noch Sicherheit, bis er unerkannt seine eigene Tochter trifft. Ein erotisches Moment findet sinnigerweise im Motorraum des Kreuzfahrtschiffes zwischen beiden statt (als er ihre Hüften berührt). Auch ist der Homo Faber der Gegenentwurf zum Homo Ludens, der durch Sabeth dargestellt wird.


    In Walter Faber tobt der ewige Krieg zwischen Appollon und Dionysos. Kurz erklärt: Appollon ist bekannt für die Sittlichkeit und Zucht, Dionysos der liederliche, zügellose Gott der Lüste, der ausgiebige Feste feiert. Seid gewanrt, dass das eine Deutung auf metaphorischer Ebene ist, die so noch keine Richtigkeit besitzt! Warum sonst, sollte Sabeth ausgerechnet in Griechenland verunglücken, im liederlichen Süden, dem Ausgangspunkt der Götterwelt? Ist euch auch aufgefallen, dass sie, mit Verlaub, ziemlich blöde stirbt? Sie wird von einer Schlange gebissen und fällt auf den Kopf? Also wenn sich das nicht nach einem Mythos anhört.


    Der Homo Faber ist zwar mit "Ein Bericht" untertitelt, doch hier gaukelt uns der Autor nur geschickt etwas vor, denn zur Person Walter Fabers passt natürlich nur der Bericht. Es handelt sich aber um einen Roman (je nach Definition).


    Kleiner Tipp an die Schüler/-innen: Kaut die Deutungsansätze nicht einfach durch, die euch Lektürschlüssel suggerieren. Lasst die Lektüre auch euch wirken und versucht zu verstehen. Wenn es beim ersten mal nicht klappt, dann seid nicht verdrossen, lest es ein zweites Mal. Es ist der Homo Faber in euch selbst, der euch Poesie nicht verstehen lassen will :leserin: Macht den eigenen Kopf auf :).

    Da wurde mir klar, dass entweder ich verrückt war oder die Welt. Und ich tippte auf die Welt. Und natürlich hatte ich recht. (Jack Kerouac)

  • So, ich hab das Buch jetzt auch gelesen und ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll.
    Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich in das Buch rein kam und dann hat es mir auch ein Stück gefallen. Also die "erste Station" war für mich ganz gut, aber die "zweite Station" ... Es kann auch daran gelegen haben, dass ich das Buch über einen längeren Zeitraum gelesen habe und so evtl. den Anschluss verloren habe und nicht mehr im Detail wusste, was geschehen ist und ich es deswegen nicht so ganz verstanden habe, aber ich war davon einfach nur verwirrt.
    Aber die "zweite Station" ist ja - Gott sei Dank - nicht so lang wie die erste, so dass sich das alles in Grenzen hielt. Wäre es anders gewesen, glaube ich nicht, dass ich das Buch bis zum Ende gelesen hätte.
    Ich mag den Titel übrigens ganz gern. Am Anfang dachte ich, was soll das? Aber als ich es dann gelesen habe und sich das Ganze aufgeklärt hat und man die Erklärung nun im Zusammenhang mit dem ganzen Roman sieht, finde ich ihn wirklich sehr gut gewählt.


    3ratten

  • 'n Abend! :winken:


    In der Schule habe ich Homo faber nie gelesen, fand es nun aber mal an der Zeit, mich an die Lektüre zu machen und eine "Bildungslücke" zu schließen. ^^


    Mir gefiel dieses Buch sehr gut. Der Schreibstil Max Frischs ist sehr prägnant, unverblümt, aber für mein Empfinden auch recht humorvoll, an vielen Stellen musste ich grinsen (vor allem bei den Passagen, als Faber und Sabeth reisen und ihre Eindrücke in Form von Vergleichen widergeben). An manchen Stellen empfand ich das Lesen als sehr anstrengend und mühsam, lag sicher auch daran, dass ich Faber und sein Weltbild (v. a. Frauenbild) so unsympathisch fand. Aber die vielen Andeutungen und die Symbolik im Buch fand ich gelungen, die erschließt sich größtenteils auch erst am Ende. Ein eigenartiges Buch. Aber beeindruckend. Ich werde es vielleicht im größeren Abstand noch einmal lesen.


    4ratten

  • Fand das Buch auch erst garnicht gut könnte auch daran liegen das ich es für die Schule lesen musste, hab mich dann aber durchgerungen und mit Königserläuterung neben dran :breitgrins: gibgs auch gleich viel besser und ich muss zugeben mit der Zeit habe ich gefallen daran gefunden...also es ist wahrscheinlich wirklich ein Buch das man in einem Zug lesen sollte und nicht auf mehrere Monate aufteilen da man sonst schnell den Faden und die ust verliert :winken: