Kerstin Ekman - Geschehnisse am Wasser

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.632 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Twilight.

  • Geschehnisse am Wasser



    Doppelmord an zeltendem Paar in der schwedischen Einsamkeit, familiäre Abgründe, Öko-Kommune gegen dörfliche Engstirnigkeit…
    Annie Raft, die mit ihrer Tochter Mia in der Gegend von Ostersund ein neues Leben in der Abgelegenheit und Kargheit einer WG auf dem Fjäll anfangen will, wozu sie vom jungen, schönen Dan animiert wurde.
    Ein Arzt, dessen Ehe gerade auseinanderbricht.
    Ein 16jähriger Junge, der mit seiner gewalttätigen Familie nicht klarkommt und nach einem Streit abhaut, wodurch er eine erste sexuelle Affäre erlebt, die reichlich bizarr ist.



    Eine zähe Geschichte voller ungewohnter schwedischer Orts- und Personennamen, die ihre Längen hat. Größtenteils düster und schwermütig trotz der hellen Mittsommernächte – ein schwerverdauliches Buch, das ich nicht weiterempfehlen würde.


    2ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • :entsetzt: Zäh? Haben wir das gleiche Buch gelesen? :zwinker:


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Dieses Roman von Kerstin Ekman, den ich schon mehrfach im schwedischen Original (Händelser vid vattnet) gelesen habe, ist alles andere als zäh. Zwar recht dick, liest sich aber sehr flüssig und lässt sich kaum aus der Hand legen. (Außer in der Mitte mal, wo, ich gebe es zu, es zu kleineren Längen kommt.)


    Nur darf man eben keinen traditionellen Krimi erwartet. Meiner Meinung nach gehört das Buch in das "Sonstige Literatur"-Board, denn der Mord, der zwar einen großen Einfluss auf das Leben vieler der Protagonisten hat, steht nicht im Mittelpunkt des Romans. Es geht vielmehr um das Leben in einem abgelegenen nordschwedischen Dorf, wo das Leben allerdings ebenso wenig "in Ordnung" ist, wie in den Großstädten. Menschen sind überall Menschen, haben ihre Geheimnisse geraten in Konflikt miteinander, missverstehen sich und erkennen nicht einmal, dass sie Missverständnissen unterliegen, und leiden unter sich und unter ihren Mitmenschen wie anderswo auch. Ein ländliches Idyll hat dieses Buch also nicht zu bieten, aber dafür schön gezeichnete Figuren, eine (weitgehend) spannende Handlung, eine düstere Atmosphäre und eine schöne Sprache (von der ich allerdings nicht weiß, wie sie in der Übersetzung "rüberkommt"). Ich vergebe
    4ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich habe die gleiche Ausgabe wie Saltanah gelesen und stimme im Großen und Ganzen mit ihr überein :)


    [hr]


    Als Annie Raft mit ihrer kleinen Tochter in der Mittsommernacht 1974 in dem kleinen nordschwedischen Dorf Svartvattnet ankommt, will sie eigentlich mit ihrem Freund Dan ein neues Leben in einer Aussteigerkommune anfangen. Als Dan sie allerdings nicht wie vereinbart abholt und sie sich allein auf den Weg durch die Wildnis macht, verändert sich ihr Leben viel umfassender als geplant.


    Nicht nur findet sie auf ihrem Irrweg durch das Wald- und Moorgebiet ein Zelt mit zwei schrecklich zugerichteten Leichen, sie begegnet auch dem 17jährigen Johan auf der Flucht vor der Gewalt in seiner Familie und hält ihn spontan für den Mörder. Und als sie endlich an ihrem neuen Zuhause ankommt, stellt sich das Kommunenleben bei weitem nicht so unkompliziert, frei, naturnah und konventionslos heraus wie sie gehofft hatte. Mit einem Wort: Ihr neues Leben beginnt katastrophal und wirft sie zunächst völlig aus der Bahn. Dazu trägt auch bei, dass trotz aller Anstrengungen der örtlichen Polizei der Mörder der beiden Touristen niemals gefunden wird.


    Achtzehn Jahre später lebt Annie wieder in Svartvattnet, diesmal allerdings ganz bürgerlich mit ihrem Lebensgefährten Birger Torbjörnsson. Als sie ihre Tochter Mia in Begleitung Johan Brandbergs entdeckt, des jungen Mannes, dem sie am Tag des Mordes im Wald begegnet ist, wähnt sie Mia in höchster Gefahr. Wenig später ist sie allerdings selbst tot, wird erschossen in einem Bachlauf aufgefunden, und Birger macht sich gemeinsam mit Johan an die Aufklärung dieser zwei Morde, von denen er überzeugt ist, dass sie zusammenhängen.


    Auch wenn der Handlungsabriss zunächst nach einem klassischen Krimistoff klingt, sollte man an diesen Roman doch nicht mit der Erwartung auf spannende Aufklärungsarbeit herangehen. Auf fast 600 Seiten breitet Kerstin Ekman hier vielmehr verschiedenste menschliche Panoramen vor einer grandiosen, aber auch unheimlichen Naturkulisse auf. Die nordschwedische Einsamkeit hat hier nichts Romantisches, wie man sich diese Gegend als Mitteleuropäer gern vorstellt. Die endlosen Wälder und Moorlandschaften wirken vielmehr unwirtlich, ja sogar Angst einflößend - und das nicht nur auf unbedarfte Touristen und Zugezogene, sondern auch auf die Einheimischen. Die Natur scheint mit ihren Ansprüchen und den Schwierigkeiten, die sie den Menschen auferlegt, das Schlechteste in diesen zum Vorschein zu bringen; wer versucht, mit und von ihr zu leben, ist zu einer mehr oder weniger elenden Existenz verurteilt, und wer sie ausbeutet, verroht über kurz oder lang total.


    Sehr eindrücklich erzählt sind vor diesem Hintergrund die Einzelschicksale der Protagonisten. Annie mit ihrer Zerrissenheit, ihren verkorksten Liebesgeschichten und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Tochter, Johan, der sich bezüglich seiner Herkunft in eine Scheinwelt flüchtet und doch von seiner brutalen, verrohten Familie nicht völlig loskommt, die in ihren ganz eigenen Wertvorstellungen und dennoch auf Kosten anderer lebenden Kommunenbewohner - sie alle sind mehr oder weniger verkorkst, im Unreinen mit sich selbst und ihren Mitmenschen. Über der ganzen Szenerie und Handlung liegt eine fast mit Händen zu greifende Unausweichlichkeit und Melancholie. Jeder der Protagonisten findet seine inneren Konflikte in der ihn umgebenden Natur wiedergespiegelt. Wer vor der modernen Zivilisation in ein “ursprünglicheres” Leben fliehen will, findet hier nur Spießigkeit und Borniertheit; wer hingegen versucht auszubrechen und der “Idylle” zu entkommen muss erkennen, dass er die eigenen Wurzeln nicht verleugnen kann.


    Dabei bietet die Autorin aber auch immer wieder Hinweise und Fingerzeige für die Auflösung der Morde - der Leser muss sie nur zu deuten wissen, und wie so oft erkennt man die Bedeutung vieler Fährten erst im Nachhinein. Man muss die Hauptpersonen über die ganze Länge dieses Buches begleitet haben, um die Lösung am Ende schlüssig zu finden. Dennoch war ich vor allem mit dem Ende und mit der Dominanz des Krimistoffes im letzten Drittel nicht wirklich glücklich. Denn eigentlich versucht Ekman in diesem Roman, einen psychologischen Stimmungsroman mit einem klassischen Krimi zu verbinden, und beide Stränge laufen für mein Empfinden relativ unverbunden nebeneinander her. Johans Geschichte hat z.B. nicht viel mit den Morden zu tun, ebenso wenig Birgers; beide passen allerdings perfekt in die Szenerie, und dementsprechend viel Raum wird ihnen gewidmet, für die Lösung der Mordfälle führen diese Passagen allerdings zu Längen, die mir um einiges zu langatmig waren.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi