Richard Bachman - Menschenjagd

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  • Richard Bachman - Menschenjagd


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    Inhalt
    Ben Richards bewirbt sich bei der "Games Federation" als "Running Man". Die Spielregeln: Er bekommt täglich Geldprämien dafür, dass er von professionellen Menschenjägern unter der Mithilfe des Fernsehpublikums gejagt wird. Das ganze Land ist aufgerufen, den "reißenden Wolf" zu hetzen, und wenn möglich, auch zu töten…


    Meine Meinung
    Menschenjagd ist eines der untypischsten Bücher von King, die ich je gelesen habe (wahrscheinlich hat er es deswegen auch unter seinem Pseudonym veröffentlich). Er entwirft ein düsteres Zukunftsszenario für das Jahr 2025, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich nahezu unüberbrückbar auseinanderklafft. Das Leben wird vom kostenlosen Fernsehen, dem sogenannten FreeVee, das von einer nahezu übermächtigen Spielekommission produziert wird, geprägt. Rund um die Uhr werden brutale Spieleshows gesendet, an denen die Reichen sich ergötzen und die Armen als Kandidaten verschlissen werden.


    Das Buch ist auf jeden Fall sehr spannend zu lesen, auch wenn ich mich am Anfang ein bisschen damit schwer getan habe, in die Geschichte reinzukommen. Liegt vielleicht daran, dass ich sonst nicht viel Science Fiction lese. Und da liegt auch eines der Knackpunkte beim Lesen dieses Buchs. Es wurde schon 1982 veröffentlicht, was man vor allem daran merkt, dass viele Dinge, die im Buch beschrieben werden, aus heutiger Sicht schon längst überholt sind. So ist es nahezu lustig, dass 10cm große Videokassetten als die größte technologische Errungenschaft angepriesen werden. :breitgrins: Allerdings ist der Schluss schon fast erschreckend zukunftsweisend.


    Dann finde ich es schade, dass King einige Themen anreißt, wie z.B. die Umweltverschmutzung, und diese dann nicht wirklich weiterführt. Auch auf die splatterartigen Beschreibungen am Ende hätte ich gut verzichten können. :rollen:


    Insgesamt bekommt das Buch von mir 3 Ratten.


    3ratten

  • Es ist zwar schon einige Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber es ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben.


    Ich hätte damals sicher 5 Ratten vergeben, weil es einerseits sehr spannend zu lesen ist, ich Ben als Charakter großartig fand und die Geschichte so erschreckend, aber nicht unbedingt komplett unrealistisch ist. Wenn ich an heutige Realityshows denke, möchte ich nicht wissen wo wir wirklich fernsehtechnisch 2025 stehen, noch dazu in Amerika.


    Die Bücher die er unter seinem Pseudonym veröffentlicht hat, sind tatsächlich komplett anders, aber die ich gelesen habe, mochte sie durch die Bank.



    lg
    Arjuna

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Oh ja, den Charakter des Ben mochte ich auch sehr, vor allem seinen ziemlich abgefahrenen Sinn für Humor.
    Und die Reality-Shows, die in dem Buch beschrieben werden, könnte man ja fast als eine logische Konsequenz von Shows à la "Ich bin ein Star ..." betrachten.


    Ich fands halt auch ein bisschen schade, dass das Buch recht kurz ist. Ich hatte mich kaum eingelesen, schon war die Geschichte wieder zu Ende.


    LG
    Annika

  • Stimmt sein Humor war klasse, ich erinnere mich noch dumpf an Rohrschachtests. :breitgrins:


    Was ich so tragisch fand:



    lg
    Arjuna

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen und es hat mir gut gefallen. Leider kannte ich vorher schon den genialen "Todesmarsch", der ja in eine ähnliche Richtung geht, und daran kommt "Menschenjagd" einfach nicht heran. Zugegebenermaßen hatte ich nach dem "Todesmarsch" auch einige Erwartungen. Die konnte das Buch jedoch nicht ganz erfüllen, ein bisschen enttäuscht war ich am Ende doch.


    Im Nachhinein würde ich wohl 3 Ratten vergeben.

  • Bei mir ist es auch schon etwas länger her, dass ich das Buch gelesen habe. Ich kann mich aber noch erinnern, dass für mich dieses Gefühl des "verfolgt werden" unheimlich intensiv rüber gekommen ist, so als wäre man selber an Ben's Stelle.


    die Geschichte so erschreckend, aber nicht unbedingt komplett unrealistisch ist. Wenn ich an heutige Realityshows denke, möchte ich nicht wissen wo wir wirklich fernsehtechnisch 2025 stehen, noch dazu in Amerika.


    Genau das hat mich auch sehr nachdenklich gestimmt. Ich glaube nämlich nicht, dass wir von solchen Shows noch weit entfernt sind :rollen:


    4 Ratten hätte das Buch damals von mir mindestens bekommen, wenn nicht eher 5!

    :lesen: Die Blutlinie - Cody McFadyen

  • Der einzige Unterschied besteht darin, dass heute noch keine Kandidaten sterben. Verletzungen gibt's ja schon, wenn das stimmt, was ich über die letzte "Dschungelcamp"-Staffel gelesen habe. Die Geisteshaltung, die hinter diesen Shows steckt, ist aber genau die gleiche wie im Roman: Vor nichts zurückschreckende Sensationsgier auf der einen, der Wunsch nach Selbstdarstellung/Gewinnen auf der anderen Seite und die skrupellose Ausbeutung beider Seiten durch die Produzenten der Shows.

  • Da braucht man sich auch bloss mal die japanischen "Spielshows" angucken. Da sind Verletzungen ja schon seit langem an der Tagesordnung. Ich erinnere mich an eine Sendung, in der ein Kandidat ein Kopf in ein Terrarium von einem Leguan oder Schlangen oder soetwas stecken musste. In einer anderen Sendung (Video mal auf youtube gesehen) wurde den männlichen Kandidaten zur Strafe an eine ganz bestimmte empfindliche Stelle geschlagen. Ebenfalls auf youtube sah ich ein Video bei dem der Kopf des Spielers zur Strafe an den nackten Hintern eines Mitspielers gedrückt wurde.


    Wahrscheinlich ist es aber eh bloss eine Frage der Zeit bis das alles auch zu uns kommt und als "normal" angesehen wird.


    edit
    Ich habe gerade was ganz "Tolles" bei youtube gefunden, direkt auf Seite 1 der Suchergebnisse. Eine Spielshow, bei der ein Kandidat entscheiden muss,


    Kann das wahr sein? :ohnmacht:

    Einmal editiert, zuletzt von Thanquola ()

  • Ein weiterer Unterschied wär noch, dass sich bei den heutigen Shows vor allem B-Promis (oder C-/D-Promis...), die nach Aufmerksamkeit (und Geld) heischen, produzieren. Bei Menschenjagd sind es normale Menschen, die meist keinen anderen Ausweg aus ihrer Armut sehen und vor allem wegen der Aussicht auf Geld an diesen Spielshows teilnehmen. Allerdings verschwimmen da auch heute schon die Grenzen, bei der Anzahl an Doku-Soaps die es derzeit gibt. :rollen:



    Da braucht man sich auch bloss mal die japanischen "Spielshows" angucken. Da sind Verletzungen ja schon seit langem an der Tagesordnung.


    Ich erinner mich da an eine Show, bei der zukünftige Bräute möglichst viel Hochzeitstorte in sich hineinstopfen müssen. Das ist auch eine Form von Brutalität...


  • Ein weiterer Unterschied wär noch, dass sich bei den heutigen Shows vor allem B-Promis (oder C-/D-Promis...), die nach Aufmerksamkeit (und Geld) heischen, produzieren. Bei Menschenjagd sind es normale Menschen, die meist keinen anderen Ausweg aus ihrer Armut sehen und vor allem wegen der Aussicht auf Geld an diesen Spielshows teilnehmen.


    Gar kein so großer Unterschied. Die B- und C-Promis sehen wahrscheinlich auch keinen anderen Ausweg mehr, sonst würden sie sicher nicht daran teilnehmen. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass das der Karriere neuen Aufwind verschafft, aber egal. :rollen:


  • edit
    Ich habe gerade was ganz "Tolles" bei youtube gefunden, direkt auf Seite 1 der Suchergebnisse. Eine Spielshow, bei der ein Kandidat entscheiden muss,


    Kann das wahr sein? :ohnmacht:


    Doch nicht wirklich, oder? Wie kann man nur so :vogelzeigen: sein?



    Gar kein so großer Unterschied. Die B- und C-Promis sehen wahrscheinlich auch keinen anderen Ausweg mehr, sonst würden sie sicher nicht daran teilnehmen. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass das der Karriere neuen Aufwind verschafft, aber egal. :rollen:


    Na ja, ich geh mal davon aus, dass diese "Promis" noch nicht am letzten Hungertuch nagen. Aber wahrscheinlich sind die meisten von denen so süchtig nach Aufmerksamkeit, dass sie diese Shows wirklich brauchen. :rollen:

  • Oh, "Menschenjagd"... ein interessantes Thema. Ich hab das Buch 2005 gelesen und werd euch hier einfach meine damalige Meinung mitteilen:


    Wir schreiben das Jahr 2025. Es gibt Pneumo-Autos, die Luft ist kaum mehr atembar und die Fernsehanstalt ist wichtiger geworden, als die Regierung. Ben Richards lebt mit seiner Frau Sheila und seiner kleinen Tochter Cathy in einer Sozialwohnung in Co-Op-City, einer der vielen Armengegenden. Ben hat seinen Job als Maschinenputzer bei General Atomics aufgegeben, um überhaupt ein Kind zeugen zu können und jetzt ist die kleine krank geworden. Sie hat Lungenentzündung und braucht dringend Medikamente. Das Geld der kleinen Familie ist knapp und bevor Sheila wieder als Prostituierte arbeiten muss, beschließt Ben, die Sache in die Hand zu nehmen. Er bewirbt sich für eine der vielen grausamen Spielshows, die die große Fernsehanstalt über Free-Vee täglich sendet. Er schafft es, für "Menschenjagd" ausgewählt zu werden. Die Spielregeln sind denkbar einfach: Ben wird vom ganzen Land gejagt, wird er erwischt, wird er umgebracht. Für jede Stunde, die er in Freiheit verbringt, bekommt seine Familie hundert Dollar. Und für jeden Polizisten, den er tötet, gibt es einen extra Bonus. Es dauert nicht lang, da wird der Gejagte selbst zum Jäger, um sein Leben zu retten.
    Wie man es von Stephen King, alias Richard Bachman, erwartet, ist die Geschichte spannungsgeladen und voll Action. Mit der Romanvorlage hat der gleichnamige Film mit Arnold Schwarzenegger nicht viel gemeinsam, außer vielleicht der Grundidee. Das Buch ist viel besser und obwohl es ein wenig futuristisch anmutet, kann man doch schon ein wenig zeitkritik herauslesen, die besonders in den heutigen Zeiten von Überwachungsstaat und Big Brother dringend nötig ist. Für den Schluss allerdings, ist mir Mr King eine Erklärung schuldig. Oder kann er es nicht ertragen, einmal eine Story mit Happy End zu schreiben?


    Ich hab dem Buch damals 3 von 5 Punkten (auf meinem Weblog) gegeben und meine Meinung deckt sich scheinbar weitgehend mit der eurigen. Die Idee ist ja wirklich krank und ich meine mich zu erinnern, dass es im österreichischen Fernsehen mal sowas Ähnliches gab. "Der Maulwurf" oder so hieß das damals.


  • Für den Schluss allerdings, ist mir Mr King eine Erklärung schuldig. Oder kann er es nicht ertragen, einmal eine Story mit Happy End zu schreiben?


    Also ich fand den Schluss passend, für mich ist das eigentlich aus Bens Sicht quasi ein "Happy End"
    Wenn ich mich richtig erinnere, ich habe das Buch gerade nicht zur Hand:

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

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    Richard Bachman - Menschenjagd


    Zum Inhalt wurde bereits ausreichend geschrieben, daher hier nur noch mein Senf: :zwinker:


    Als die Geschichte in Gang kam, dachte ich: "Moment, das ist ja völlig anders als im Film." Aber der Gedanke war auch schnell wieder weg, da ich mich nur noch sehr vage an die Verfilmung mit Arnie Schwarzenegger erinnern kann (die ich trotzdem noch als sehr düster und beängstigend in Erinnerung habe).


    Ich konnte das Buch so gut wie nicht aus der Hand legen. Die einzelnen Kapitelüberschriften tragen viel zur Spannung bei - sie sind wie ein Countdown strukturiert -, und sie präsentieren die Geschichte in schön kleinen Häppchen.
    Es tritt keine Langeweile auf, ständig ist Ben Richards unter Strom, Tag und Nacht scheint er umzingelt zu sein von den "Jägern". Ein bisschen erinnerte mich die Handlung noch an den Film "Auf der Flucht" mit Harrison Ford, nur nicht ganz so blutig und King-/Bachman-typisch.


    Nicht so recht glauben konnte ich aber, dass


    Egal. Die futuristisch-endzeitmäßige Darstellung der Welt, diese unglaublich breite Schneise zwischen Arm und Reich und die subtile, meist unbewusste aber bodenlose Brutalität der "besseren", wohlhabenden Bürger garantieren neben der Spannung einen hohen Adrenalinspiegel.


    4ratten

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Ich habe mir das Buch vor kurzem wieder zu Gemüte geführt, aber diesmal als Hörbuch. Ich war recht schnell wieder in der Handlung drin, ist sicher auch einem grandiosen David Nathan zu verdanken.


    Das Buch hatte ich vor Ewigkeiten gelesen, muss mindestens 10 Jahre zurückliegen. Vieles war dadurch in Vergessenheit geraten. Auch das Ende hatte ich in dieser Form gar nicht mehr auf dem Schirm.


    Neben den professionellen Jägern, muss sich Ben Richards mit der sensations- und blutgierigen Zuschauermeute rumärgern und muss hinter jeder Straßenecke und hinter jedem Fenster den Feind wittern, der ihm ans Messer liefert.


    "Menschenjagd" ist ein typischer Bachman, der es schafft ohne übernatürliche Szenarien eine unheimliche Stimmung zu erzeugen, auch wenn die Handlung in die Zukunft verlegt wurde, ist so ein Szenario gar nicht mal so abwegig, denn ich glaube, es wird gar nicht mehr lang dauern, dann haben wir derartige Fernsehformate wirklich auf dem Schirm zu sehen bekommen: Menschenjag-Sendungen, Todesmärsche und ähnliches. Dschungel-Verblödungscamps und Big Brother sind da am Ende nur die Vorstufe dahin.


    Das Ende finde ich passend, denn was blieb Ben übrig, also genauso zu handeln? Meines Erachtens rundet es den Roman ab, auch wenn es mich mit dem gleichen mulmigen Gefühl wie "Todesmarsch" zurücklässt.


    5ratten