Wolf Haas - Komm, süßer Tod

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 7.337 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.

  • Hallo!


    Es ist kein Ende meiner Wolf Haas Sucht in Sicht, aber jetzt wahrscheinlich eine kleine Pause, weil - nachdem ich dieses Buch gelesen habe - nun wirklich nichts mehr von Haas auf meinem SUB liegt. :traurig: Aber, wie sandhofer ja so schön im SUB-Thread sagte, man kann Bücher ja zum Glück mehrmals lesen. :breitgrins:


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    Klappentext:
    Der Rettungsfahrer Hansi Munz kann es nicht fassen, wie gierig das Liebespaar vor dem Krankenhaus übereinander herfällt. Doch die Küssenden sinken nicht vor Leidenschaft zu Boden, sondern weil sie das Opfer eines wahren Kunstschusses geworden sind. Den neuen Kollegen bei den Kreuzrettern, Brenner, lässt dieser Mord kalt - er hat den Privatdetektiv an den nagel gehängt. Doch sein Chef ist froh, dass er einen ehemaligen Schnüffler in seinen Reihen hat. Im erbitterten Kampf um die Nummer eins im Wiener Rettungswesen will er den üblen Machenschaften der Konkurrenz ein für allemal einen Riegel vorschieben...
    Der Ran wurde mit dem Deutschen Krimi-Preis 1999 ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Da hat er sich glatt noch selbst übertroffen, der gute Herr Haas. Ich war mir zwar von Anfang an sicher, dass ich auch hier wieder den inzwischen hoch geschätzten Haas'schen Stil genießen würde, aber dass mir Komm, süßer Tod noch besser gefällt als alle anderen Brenner-Krimis, die ich bis jetzt kenne, hätte ich nicht gedacht. Aber hier hat einfach alles gestimmt. Der Brenner, wie immer eher un(frei)willig in einen neuen Fall hineingestolpert, macht sich seine Gedanken und das sehr langsam und gemütlich.
    Dass er diesmal hauptsächlich beim Wiener Roten Kreuz arbeitet, hat mir besonders gefallen, weil zu einem solchen Thema einfach ein wundervoll böser Humor passt. :breitgrins: Meine Lieblingsstelle aus dem Buch will ich euch da nicht vorenthalten (ein Sandler ist übrigens ein Obdachloser :zwinker:).


    Du musst wissen, dass 15 s der Funkcode für einen bewusstlosen Sandler gewesen ist. Das war der einzige Funkcode mit einem s, sonst nur Zahlen, weil wo auf der Welt hat man schon ein s in einem Funkcode gesehen. Aber "15" Bewusstlosigkeit, und "s" war nur der heimliche Hinweis auf einen Sandler.An und für sich sind solche Hinweise nicht erlaubt, nur Hinweise auf die Art des Notfalls, nicht auf die Art der Person, das wäre vom humanitären dings her international nicht in Ordnung. Andererseits doch eine gewisse Orientierungshilfe für den Fahrer, wenn er das s dabeihat. Weil sonst riskierst du bei 15 jedesmal Kopf und Kraken für einen Bewusstlosen. Und wenn du dann ankommst und es ist nur ein besoffener Sandler, musst du als Rettungsmann aufpassen, dass du ihm nicht selber mit dem Schuh ein kleines 15 zufügst.


    Was Wolf Haas auch immer wieder gelingt ist, Themen durch die ganze Geschichte lang immer irgendwie im Hintergrund mitzubringen, die dann am Ende plötzlich an Bedeutung gewinnen. So auch Brenners lästige Angewohnheit, ständig etwas vor sich hinzupfeifen, dessen Sinn ihm selbst meistens erst zu spät (hin und wieder auch gerade noch rechtzeitig) bewusst wird.
    Stellen, an denen ich laut lachen musste, gab es hier zuhauf, aber auch da Herz eines Actionliebhabers wird höher schlagen, gibt es hier doch sogar eine waschechte Verfolgungsjagd in Rettungswagen durch halb Wien, Wettrennen um "besoffene Sandler" und das rechtzeitige Abliefern einer Spenderleber. :zwinker: Bisher eindeutig mein Lieblings-Brenner.


    5ratten :tipp:


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Ui super, die nächste Brenner-Rezi von dir :klatschen:
    Hört sich sehr gut an.
    Da sollte ich langsam mal mit meinem ersten Brenner anfangen... :breitgrins:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Warnung! Höchste Suchtgefahr. :breitgrins:


    Deswegen hab ich auch bereits 2 im SUB :zwinker:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Meine Meinung:


    Da viele von diesem Buch so begeistert sind, fällt es mir ziemlich schwer etwas dazu zu schreiben. :redface:
    Als erstes sollte ich vielleicht sagen, dass ich bei weitem nicht so begeistert bin wie ihr. Vielleicht bin ich auch einfach mit zu vielen Erwartungen an das Buch herangetreten, weil ihr so begeistert seid.
    Ziemlich gestört haben mich die oftmals abgehackten und damit unvollständigen Sätze. Außerdem kam mir der Erzähler so allwissend und bewertend vor, was ich eigentlich gar nicht leiden kann.
    Die Handlung war für mich jetzt auch nicht gerade der Hit, da es irgendwie ziemlich flach dahin geplätschert ist und dann zum Schluss hin ist die Spannungskurve plötzlich in die Höhe gerast.
    Außerdem hat mir irgendwie der Humor gefehlt, den ich erwartet habe.
    Das Buch ist nicht gut, aber auch nicht nicht gut :rollen:
    Deshalb von mir:


    3ratten


    Vielleicht gebe ich Wolf Haas noch eine zweite Chance, mal schauen. :zwinker:

    Liebe Grüße

    Chibi

    Bevor i mi aufreg´, is ma wurscht. - Rainer Maria Schießler

  • Chibi
    Ich glaube, den Humor von Haas muss man einfach teilen bzw. mögen können, dann kommt man fast nicht drumherum, die Bücher witzig zu finden. Ansonsten wird man wirklich nicht allzuviel damit anfangen können. Mir haben gerade diese abgehackten Sätze so gut gefallen. Ich bin Österreicherin und wenn ich mit meinen Freunden spreche, kommt es durchaus vor, dass wir uns auch so unterhalten. Eigenart der Sprache, quasi :breitgrins:

  • So, ich mische die Fangemeinde um Wolf Haas und seinen Brenner mal etwas auf: ich habe dieses Buch abgebrochen. Habe es nach dem vierten Kapitel, genau auf Seite 57, einfach zugeklappt und beschlossen, dass meine Begegnung mit Herrn Haas damit lang genug angedauert hat.


    Erstens mag ich diesen Schreibstil überhaupt nicht, zweitens fehlt mir das Haas-Humor-Gen. Diese Geschichten aus dem Rettungsdienst haben mich entweder gelangweilt, weil ich sie so oder ähnlich schon erzählt bekam, oder geärgert, wie bei der von Wendy zitierten Stelle. Krimi-Elemente habe ich keine vermisst, denn ich bin keine Krimileserin, aber auch sonst habe ich wenig, nein, nichts (für mich) interessantes gefunden. Die Figuren fand ich platt und nichtssagend, überhaupt gab es nichts, was mich auf den weiteren Verlauf neugierig gemacht hat. Ihr merkt schon, ich konnte nicht anders. :zwinker:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich glaub, das war bisher mein liebster Brenner. Den Humor von Wolf Haas mag ich ja eh, aber hier war das Setting noch das i-Tüpfelchen - der Brenner als Rettungsfahrer, einfach köstlich. :breitgrins: Und diesmal kam auch die Spannung nicht zu kurz - etwas, das mich bei den letzten zwei Büchern etwas gestört hatte.


    Dass man sich am Schreibstil stört, kann ich gut nachvollziehen. Der ist wirklich gewöhnungsbedürftig, aber ich mag ihn einfach - auch als Deutsche. :breitgrins:

  • Meine Eindrücke


    Brenner hat genug von der Schnüffelei und verdient seine Brötchen inzwischen bei den Kreuzrettern, einem von zwei Rettungs- und Fahrdiensten in Wien. Er wohnt direkt über der Einsatzzentrale und findet das neue Leben ganz attraktiv. Rote Ampeln überfahren, wagemutige Kurven schlagen und rasen. Ganz schick, damit sein Geld zu verdienen. Da kann man auch die "Scheißhäusltouren" aushalten, bei denen man Patienten zur Dialyse karrt und ähnliche Transportservices durchführt. So richtig nerven tun nur die Fahrer vom Rettungsbund, die den Kreuzrettern immer mehr gute Fahrten abknöpfen.


    Dass eines Tages der Chef der Blutbank vor den Augen seiner Fahrerkollegen erschossen wird, gleich zusammen mit seiner Freundin, lässt Brenner kalt. Nicht aber seinen Chef. Der ergreift die Gelegenheit beim Schopf und will den ehemaligen Detektiv dazu benutzen, ein bisschen herumzuschnüffeln. Der Chef von der Blutbank und der Chef vom Rettungsbund waren Brüder - es wäre also eine hervorragende Gelegenheit, ausgerechnet jetzt nachzuforschen, krumme Dinger aufzudecken und die alte Vormachtsstellung wieder herzustellen. Brenner macht sich blauäugig auf die Suche und bei der Konkurrenz so richtig unbeliebt.


    Wie bei anderen Brenner-Krimis auch vergeht hier eine Menge Zeit, bis alles geklärt ist. Der Mord am Blutbank-Chef spielt im Alltag der Kreuzretter und bei Brenners Schnüffelei zunächst gar keine Rolle; erst nach und nach wird klar, ob es da überhaupt einen Zusammenhang gibt. Brenner fährt weiter Einsätze und wagt sich todesmutig in die Stammkneipe der Rettungsbündler. Die Kollegen saufen und flirten, reißen blöde Witze und erst der Tod des Kollegen Groß reißt sie aus dem Hocker.


    Dass Brenner den Fall löst, ist zwar klar, aber mal wieder Zufall. Irgendwann findet er einen Puzzlestein hier, dann einen dort, ohne aber zu wissen, dass er, der gar nicht ermittelt, wichtige Puzzlesteine für alles in den Händen hält. Und so schwappt die Erkenntnis wie ein Eimer kaltes Wasser über ihn herein, als plötzlich ein falscher Rettungswagen ausrückt. Brenner sorgt für Blechschaden und Aufklärung, benötigt letztendlich aber einen neuen Job.


    Der eigentliche Star des Buchs ist aber nicht der Brenner, weit gefehlt. Der Star eines jeden Brenner-Krimis ist die Sprache. Kostprobe gefällig? "Jetzt rote Ampel verboten. Ist der Bimbo natürlich erst recht bei Rot über die Kreuzung gefahren. Weil das ist ein bisschen ein Protest von den Rettungsfahrern gewesen. Gegen den Gesetzgeber. [...] Rein praktisch natürlich wieder eine andere Sache. Weil da war die Ningnong noch nicht einmal richtig auf dem Asphalt gelandet, ist der Bimbo Groß schon bei Rot über die nächste Kreuzung gezwitschert." Ein Glück, dass ein paar Verben dabei sind, was der Erzähler sonst ganz gerne auslässt. Der Erzähler hockt sich quasi neben den Leser, greift sich ein Glaserl Wein und legt los. Am besten nimmt man sich auch ein Glaserl und hört zu.


    3ratten

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  • Ich habe in meiner Rezension schon erwähnt, dass bei Brenner-Krimis maßgeblich die Sprache eine Rolle spielt. Wenn man damit nicht warm wird, funktioniert das ganze Buch nicht. Da lässt sich nichts mehr kaschieren mit anderen Details wie Schauplatz, Story oder Charakteren. Umgekehrt lässt sich eine halbgare Story schon eher verdauen, wenn das Buch gut erzählt ist oder man die Hauptpersonen oder Atmosphäre schätzt. Beim Haas'schen Satzbau klappt das einfach nicht. Daher ist der Brenner wohl so ein Entweder-oder-Typ.

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  • Ich muss dir rechtgeben. Die Brenner-Romane leben von der Sprache. Wer diesen Erzählstil nicht mag, wird mit den Büchern nicht warm werden. Ich gehöre zu denen, die sich köstlich dabei amüsieren, aber jedermanns Sache sind der Stil und der schwarze Humor sicher nicht. "Komm süßer Tod" ist mein Lieblingsbuch aus der Reihe.


    Die Filme sind meiner Meinung nach auch sehr zu empfehlen. Jetzt ist gerade die vierte Verfilmung im Kino Das ewige Leben