Na gut - ich mach' mal weiter. Notfalls kann ich's immer noch verschieben...
5. Kapitel
Bis einschl. Abschnitt "Mein Gott, ich sehe!"
Hans Castorp ist endlich "angekommen" im Berghof. Seine drei Wochen Besuchszeit sind rum, und nachdem Hofrat Behrens sich ihn noch mal vorgeknöpft und eingehend untersucht und wegen eigenartiger Geräusche beim Abklopfen für eines längeren Aufenthalts würdig befunden hat, wird Hans jetzt auch offiziell zum Patienten gekürt. Er ist nun einer von "denen da oben" und darf an allen regulären Untersuchungen, Durchleuchtungen und Seelenzergliederungen teilnehmen. Und zack! schon wird er zu drei Wochen strikter Bettruhe verdonnert, darf nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen, sondern muss im Bett liegen und essen und dort seine spärlichen Besucher empfangen, also hauptsächlich Joachim, aber einmal auch Settembrini, mit dem er ein längeres Gespräch über Gesundheit, Krankheit und Tod führt.
Nachdem die drei Wochen Bettruhe rum sind und Hans wieder am allgemeinen Kurleben teilnehmen kann, stellt er fest, dass er nicht der einzige männliche Patient ist, der interessiert Mme Chauchat beobachtet. Und wie er erfährt, wird sie sogar von Hofrat persönlich gemalt und begibt sich dazu in regelmäßige Sitzungen. Na, wenn ich da mal nicht sowas wie Eifersucht bemerkt habe...
Herrlich auch Castorps erste Teilnahme an einer Durchleuchtung bei Hofrat Behrens und seine Faszination und seine Gedanken beim Betrachten von Joachims Knochengerüst und dessen schlagendem Herzen auf dem Röntgenschirm; und wie Hans sich beim Betrachten seiner eigenen Fingerknochen schlagartig seiner Sterblichkeit bewusst wird.
Allerdings möchte ich nicht wissen, wieviel Röntgenstrahlung die damaligen Patienten bei einer solchen Durchleuchtung abbekommen haben. Klar, das Röntgenverfahren war noch relativ neu und faszinierend und man war sich über seine Gefährlichkeit offenbar noch nicht sonderlich im klaren, aber solch' eine Dauerbestrahlung kann eigentlich nicht folgenlos geblieben sein...
Schmunzeln musste ich bei der Begegnung von Hans und Joachim, die auf ihre Durchleuchtung warten, mit Mme Chauchat im Wartezimmer von Hofrat Behrens, und wie Hans sie zum ersten Male sprechen hört, indem sie sich nach dem Stand der Verspätung bei den Durchleuchtungen erkundigt. Allerdings ist es Joachim, der mit ihr spricht und ihr antwortet. Und er antwortet quasi für Hans, der sich nicht in der Lage sieht, mit Mme Chauchat - pardon: Clawdia - zu reden, sondern völlig entrückt dem Dialog der beiden folgt.
Habe ich in meinen letzten Postings noch die Befürchtung geäußert, dass sich bei mir eine gewisse Eintönigkeit einschleichen könnte, so muss ich mich jetzt revidieren. Wie ich vermutete, dienten die ersten vier Kapitel sowohl Hans Castorp als auch mir als Leser der Eingewöhnung in die Gepflogenheiten und Abläufe im Berghof und dem Kennenlernen der Patienten. Und nun, mit Beginn des 5. Kapitels, kommt etwas Abwechslung in die Handlung, etwas gestraffter ist sie auch. Und jetzt macht mir die Lektüre - nach meinem kurzzeitigen Durchhänger - auch wieder richtig Spaß!