Ken Follett - Die Tore der Welt

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  • Hi!


    Seit ein paar Tagen kann man Ken Folletts neuesten historischen Roman kaufen und ich habe schon mal mit dem Lesen angefangen.


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    Klappentext (von amazon):
    Wir schreiben das Jahr 1327.
    Am Tag nach Allerheiligen werden vier Kinder aus der Stadt Kingsbridge Zeugen eines Kampfes - und eines tödlichen Geheimnisses.
    Caris, Tochter eines Wollhändlers und Nachkomme von Jack Builder, hat den Traum, Ärztin zu werden. Merthin, ein Nachfahre von Toms Stiefsohn Jack, dem Erbauer der Kathedrale, hat dessen Genie und rebellische Natur geerbt. Sein Bruder Ralph strebt den Aufstieg in die Ritterschaft an. Gwenda, Kind eines Tagelöhners, will nur ihrer Liebe folgen. Und da ist noch Godwyn, Caris' Vetter, der entschlossen ist, Prior von Kingsbridge zu werden - um jeden Preis.
    Stolz und Rache, Ehrgeiz und Liebe wird das Leben dieser Menschen bestimmen. Sie werden Reichtum und Armut, Krieg und Pest erleben. Und immer wird der Schwur sie verfolgen, den sie an jenem schicksalhaften Tag leisteten.


    Meine ersten Eindrücke:
    Das Werk hat fast 1300 Seiten, ich bin aktuell auf Seite 170 und nicht sehr glücklich. Aber das war ich ja schon mit dem Vorgänger, "Die Säulen der Erde" nicht. (Meine Rezi dazu --> klick)
    "Die Tore der Welt" scheint mir weniger ein historischer Roman, als vielmehr ein Kostümschinken zu sein. Die guten Jungs und Mädels zeichnen sich nicht nur durch adrettes Aussehen und überdurchschnittliche Intelligenz, sondern auch durch sehr modernes Denken aus. Während ich Follett die ersten beiden Punkte nicht ankreiden mag, finde ich es sehr irritierend, dass eine Kaufmannstochter und ein Zimmermanns-Lehrling im 14. Jahrhundert a) in der Öffentlichkeit rumknutschen, ohne zumindest verlobt zu sein und b) ansonsten philosophische Gespräche führen, in denen sie etwa ergründen wollen, ob "man die Existenz Gottes beweisen könnte". Durchaus realistisch :rollen: :rollen: :rollen:


    Ich möchte jetzt nicht wieder die Diskussion vom Zaun brechen, wie korrekt ein historischer Roman sein muss. Es ist natürlich schwierig, aus heutiger Sicht zu sagen, wie die Menschen im späten Mittelalter gedacht und miteinander gesprochen haben. Aber meiner Meinung haut Follett (nicht nur bei den beiden Jugendlichen) arg über die Schnur, steckt moderne Menschen (wenigstens, sofern es die "Guten" sind, die "Bösen" wirken ziemlich rückständig) in eine mittelalterliche Umgebung und spinnt dann eine Geschichte drumrum. Das mag zwar unterhaltsam sein, aber gut finde ich das ganz und gar nicht.


    Das ist nicht alles, was ich bisher zu kritisieren habe, aber ich möchte erst noch ein bisschen weiterlesen, um dann weitere Eindrücke zu posten. Die Frage dabei ist allerdings nicht, ob das irgendwann noch besser wird, sondern eher, wie schlimm es noch wird.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Das neue Buch von Ken Follett hab ich mir gestern gekauft, werde es aber erst zu Ostern geschenkt bekommen. Daher werd ich es nach Ostern erst lesen können. Aber ich freu mich drauf.


    Vorher werde ich allerdings am 13. auf eine Lesung von Ken Follett hier in Dresden gehen. Darauf freue ich mich schon riesig :) und bin total gespannt darauf.

  • Hi!


    Hier kommt ein weiterer kleiner Zwischenbericht. Ich bin mittlerweile bis Seite 400 vorgedrungen.


    Fazit bisher:
    Ja, es ist ein Kostümschinken - vor allem die beiden Protagonisten Caris und Merthin scheinen direkt aus dem 21. Jahrhundert zu stammen und würden zudem gut als Traumpaar in jeden Thriller passen: Überdurchschnittlich intelligent, gebildet, reinen Herzens und immer wissend, was zu tun ist. Es würde mich nicht wundern, wenn die beiden demnächst auch noch körperliche Superkräfte entwickeln würden - aber Halt, den Part übernimmt schon die tapfere Gwenda, indem sie zur Killerin mutiert... Mehr wird hier nicht verraten, sonst wärs ein Spoiler. :zwinker:


    Aber es gibt auch Positives zu vermelden: Der Griff in die Klischeekiste ist bisher nicht allzu tief und insofern noch gut zu ertragen. Und mit Godwyns Intrigen, die ihm das Amt des Priors des Klosters Knightsbrigde einbringen sollen, hat Ken Follett ein paar sehr unterhaltsame Kapitel zusammengeschustert, die ich gerne gelesen habe. Davon dürfte es ruhig mehr geben. :smile:


    Fazit bis hierher: Ein historischer Roman, der vor allem der Unterhaltung dienen soll und diese Vorgabe bis zu diesem Punkt auch gut erfüllt.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hi zusammen,


    gestern habe ich das Buch beendet. Man kann es durchaus als Pageturner bezeichnen, denn die Sprache ist flüssig, gefällig und einfach zu lesen. Die erste Hälfte zeichnet ein farbenfrohes Bild des späten Mittelalters und man findet viele interessante Kleinigkeiten und auch große Bauvorhaben, die die Neugier wecken. Der Autor konzentriert sich nicht auf eine gesellschaftliche Schicht, sondern versucht die Entwicklung aus vielen Perspektiven zu beleuchten. Der Spagat zwischen Land.-und Stadtbevölkerung, Klerus und Adel gelingt zunächst recht gut und auch die Protagonisten wirken auf mich nicht zu modern *zu Alfa wink*. Sehr gut gefallen hat mir das erste Bauprojekt und die diversen Beschreibungen des städtischen Handels.


    Leider ist nach der Hälfte, spätestens aber im letzten Drittel die Luft raus. Es gibt keine überraschenden Wendungen, alles läuft in vorhersehbaren Bahnen und vergeblich wartet man auf einen Höhepunkt, der einfach nicht kommen will. Im Gegenteil, es gibt Wiederholungen die ins Auge springen und die Charaktere entwickeln sich im Laufe von 30 Jahren kaum weiter, wirken dadurch seltsam flach. Gibt es eine Entwicklung, ist sie kaum nachvollziehbar. An einer Stelle musste ich mir ein Lachen verkneifen, weil die Entwicklung einfach zu unglaubwürdig wurde.


    Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich das doch sehr detailliert geschilderte Liebesleben der diversen Protagonisten. In einem Nackenbeißer erwarte ich solche Szenen, in einem historischen Roman sind sie auch ok, aber hier wirken sie auf mich übertrieben. Es scheint, als hätte sich der Autor den Spruch "sex sells" zu sehr zu Herzen genommen.


    Trotz aller Kritikpunkte hat mir der Roman gefallen und einmal angefangen, konnte ich ihn kaum aus der Hand legen. Sicherlich kein historisches Highlight, aber dennoch entwickelte das Buch einen Lesesog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Ein historischer Schmöker, der dem Vorgänger nahe kommt.


    3ratten - 4ratten


    Liebe Grüße - cat

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~

    Einmal editiert, zuletzt von cat ()

  • Ein historischer Schmöker, der dem Vorgänger nahe kommt.


    Und ratet mal, was seit heute bei mir subbt *den neuen Ken Follett streichelt* :jakka:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Leider ist nach der Hälfte, spätestens aber im letzten Drittel die Luft raus. Es gibt keine überraschenden Wendungen, alles läuft in vorhersehbaren Bahnen und vergeblich wartet man auf einen Höhepunkt, der einfach nicht kommen will.


    Na, das klingt ja sehr anregend :rollen: Mein Zwischenstand (Seite 520): Es geht immer noch, die Story ist unterhaltsam. Trotzdem wird das Ganze langsam vorhersehbar. Und wenn ich mir cats Rezi so ansehe, komme ich doch auf meine Ausgangsfrage zurück: Wie schlimm wird es noch?



    Im Gegenteil, es gibt Wiederholungen die ins Auge springen


    Aha. "Die Säulen der Erde" lassen grüssen. Das Kunststück, auf über 1000 Seiten dreimal dieselbe Geschichte zu erzählen, hat er da schon hinbekommen. Wenigstens scheint er seinem Stil treu geblieben zu sein :breitgrins:


    Ich bin ja durchaus in der Lage, "Die Tore der Welt" als das zu sehen, was es ist: Ein belangloser historischer Schmöcker, der in erster Linie der Unterhaltung dient. Ich hoffe nur, dass das Buch zumindest diesen Anspruch bis zum Ende erfüllt.



    Und ratet mal, was seit heute bei mir subbt *den neuen Ken Follett streichelt* :jakka:


    Ich weiss gar nicht, wieso du dich so freust :smile:


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Ich weiss gar nicht, wieso du dich so freust :smile:


    Ist doch ganz einfach.. "Die Säulen der Erde" zählt zu meinen Lieblingsbüchern neben denen von Rebecca Gablé - und wenn "Die Tore der Welt" nach dem Vorgänger kommen, bin ich völlig zufrieden. Die Punkte, die ihr kritisiert, schrecken mich nicht ab, weil sie mich ja schon bei DSdE nicht gestört haben :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ist doch ganz einfach.. "Die Säulen der Erde" zählt zu meinen Lieblingsbüchern neben denen von Rebecca Gablé - und wenn "Die Tore der Welt" nach dem Vorgänger kommen, bin ich völlig zufrieden.


    Dann wirst Du mit dem Buch auch sicherlich Spaß haben. 3-4 Ratten - darf man ja auch nicht vergessen - sind bei mir schon eine relativ gute Bewertung. Meine Beurteilung klingt in Teilen zwar recht hart, aber nur schlecht fand ich das Buch wirklich nicht. Ich hoffe, das ist nicht so rübergekommen?! Die ersten 800 Seiten haben mir super viel Spaß gemacht, der Rest war dann wesentlich schwächer. Da waren dann meine Erwartungen aber auch schon sehr hochgeschraubt.



    Die Punkte, die ihr kritisiert, schrecken mich nicht ab, weil sie mich ja schon bei DSdE nicht gestört haben :winken:


    Bei DSdE habe ich es nicht so empfunden. Allerdings liegt die Lektüre bei mir auch über 10 Jahre zurück.


    Wirst Du das Buch denn recht bald lesen, nimue?


    Liebe Grüße - cat

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~

  • Hallo Sternchen28,


    berichte doch bitte mal von der Lesung, wenn Du davon zurück bist!


    Das interssiert bestimmt auch andere hier!


    Liebe Grüsse und viel Spaß wünscht
    Susan

  • Hi!


    Ich habs seit gestern Abend fertig - die letzten 150 Seiten habe ich nur noch quer gelesen, weils einfach langweilig war.



    An einer Stelle musste ich mir ein Lachen verkneifen, weil die Entwicklung einfach zu unglaubwürdig wurde.


    Welche denn? Für mich kommt da vor allem eine in Frage:




    Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich das doch sehr detailliert geschilderte Liebesleben der diversen Protagonisten.


    Da stimme ich dir zu. Ich mag den Leuten ja ein gesundes Sexleben gönnen, aber dass da vor allem die Frauen ständig läufig sind (man kanns fast nicht anders sagen) und den ganzen Tag nur ans Poppen denken, nervt mit der Zeit ein wenig. Entweder hat Follett jemand gesagt, dass seine Bücher mehr Sex vertragen könnten und er hat es (zu) wörtlich genommen, oder er spürt grad den dritten Frühling und schliesst von sich auf andere :breitgrins:


    Eine detailierte Rezi folgt in den nächsten Tagen - da habe ich noch nicht das letzte Wort dazu gesprochen :zwinker:


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Welche denn? Für mich kommt da vor allem eine in Frage:



    Ich kenne nun Folletts Erklärung nicht und musste auch erst mal in Wikipedia seinen Jahrgang nachschlagen ...


    :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)



  • Genrell konnte ich bei einigen Protagonisten die Beweggründe nicht nachvollziehen.


    Liebe Grüße - cat

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~

  • Ich habe jetzt mit Interesse eure Meinungen zu diesem Buch gelesen und muss sagen,
    ich kauf mir "Die Tore der Welt" trotzdem.
    Ich freu mich sogar schon drauf, wird vielleicht mein Geburtstagskauf.


    "Die Säulen der Erde" war mein erster historischer Schmöker und hat in mir die Lust auf weitere geweckt ;)


    lg, Frau 32

  • Hi!


    Wie angekündigt folgt hier noch meine abschliessende Rezension:


    Inhalt:
    Ralph und Merthin sind die Söhne eines verarmten Landritters. Caris ist die Tochter eines wohlhabenden Kaufmannes. Und Gwenda ist die Tochter eines Taglöhners und Gelegenheitsdiebes. Und alle vier treffen sich am Wollmarkt von Kingsbridge - respektive im Wald neben Kingsbridge. Dort werden sie Zeugen eines Verbrechens und schwören sich gegenseitig, niemals jemandem davon zu erzählen.
    Die Kinder werden erwachsen und haben weiterhin Umgang miteinander – auch wenn sich ihre Lebenspläne grundlegend voneinander unterscheiden. Ken Follett begleitet die vier und erzählt ihre Geschichte.


    Meine Meinung:
    Das Positive zuerst: Das Buch unterhält, sogar fast bis zum Schluss. Es lässt sich leicht und schnell lesen, man kann dabei am Strand liegen oder nebenher Champions League gucken. Locker-leichte Popcorn-Literatur für Leser, die vor allem Unterhaltung und Spannung suchen und auch vor dicken Büchern nicht zurückschrecken.


    An dem Buch hat mich aber auch vieles gestört und die letzten 100 Seiten las ich nur noch quer, weil es mir einfach zu lang und zu langweilig war. Das liegt einerseits an den eindimensionalen, farblosen Charakteren, die die Geschichte einfach nicht tragen mögen. Andrerseits hat man bald einmal das Gefühl, das Drehbuch zu einer Seifenoper im Mittelalter-Look zu lesen. Da wird intrigiert, geliebt, gehasst, geschwängert, gemordet und betrogen. Und das in einem Tempo, das keinen Platz für Hintergründe (das Buch könnte genauso gut im Hier und Heute spielen, umgeschrieben wärs schnell, indem man beispielsweise das Wort «Pferd» durch «Auto» ersetzt) oder Charakterentwicklung lässt.


    Apropos Charakter: Es ist ja häufig so, dass Protagonisten in Mittelalterromanen zu moderner Denkweise neigen. Das macht es letztlich auch für den Leser einfacher und ich finde es nicht in jedem Fall schlecht. In «Die Tore der Welt» wird damit jedoch übertrieben, wenn auch ohne Konsequenz: Kaufmannstochter Caris zweifelt ganz modern an der offiziellen Kirchenlehre und an den Heilmethoden der Mönchsärzte. Ganz unmodern will sie aber nicht heiraten mit der Begründung, dass sie dann ihrem Manne untertan sein und gehorchen muss. Und das, obwohl der ausgesuchte Bräutigam kein rückständiger Unhold, sondern ein ebenso modern denkender Mensch wie sie ist (und sie überdies noch aufrichtig liebt). Passt nicht zusammen. Und ist leider nur eines von vielen Beispielen für Unlogik in dem Buch.


    Für den Rest der Rezension zitiere ich mich gleich selber, und zwar aus der Kritik zu «Die Säulen der Erde»: Irgendwie alles ein wenig zu einfach gestrickt, es gibt keine grossen Überraschungen und man hat von Anfang an das Gefühl, dass es am Schluss ein Happyend gibt, bei dem die Bösen tot und die Guten glücklich sind.


    Fazit:
    Wer mit «Die Säulen der Erde» glücklich war, wird auch «Die Tore der Welt» mögen – den Unterhaltungswert gegenüber dem Vorgänger hat Follett leicht verbessern können, indem er diesmal darauf verzichtet, in einem Buch dreimal dieselbe Geschichte zu erzählen. Alle anderen können sich viel Geld fürs Hardcover sparen, oder ein gutes Buch damit kaufen.


    2ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:



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    Naja, dasselbe Problem wie bei der Sache mit Ralph und Sam: Es gibt zwar einen Haufen Personal in dem Buch, aber dann eben doch wieder zu wenig, um eine Geschichte glaubwürdig zu erzählen. Es liest sich wirklich wie das Drehbuch einer Seifenoper. Ich schwankte als Leserin auch zwischen Faszination und Verachtung - genau wie früher, als ich mir ab und zu eine Soap im TV anschaute: Schlechte Schauspieler, schlechte Dialoge, ein vorhersehbarer Plot, unwahrscheinliche Zufälle. Und trotzdem konnte ich den Fernseher nicht ausschalten, weil ich wissen wollte, obs wirklich so kommt, wie ich denke. Die Faszination der billigen Unterhaltung. So auch "Die Tore der Welt" :breitgrins:


    In dem hier von MacOss verlinkten Artikel über Ken Follett und sein neues Buch heisst es:


    Zitat

    Und ja, er gehe eigentlich davon aus, eines Tages ein drittes Buch über Kingsbridge zu schreiben.


    Soll er. Ich werde es garantiert im Regal stehen lassen. Keine Seifenopern mehr. :smile:


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo zusammen,


    dieser dicke Wälzer beschäftigte mich in der zweiten Märzhälfte und ihr habt Recht: Er ist süffig zu lesen, aber kein großer Wurf! Auch die "Säulen der Erde" sind kein großes literarisches Ereignis, aber ein herausragender historischer Unterhaltungsroman aufgrund der tragenden Erzählidee: dem Bau der großen Kathedrale im Umbruch der Kunststile.
    Dagegen ist Merthins Brücke trotz aller erfinderischen technischen Details eben literarisch doch nicht tragend und das retten auch Pest und Umstrukturierung der spätmittelalterlichen Gesellschaft nichts.
    Ich habe vieles wieder gelesen, was ich aus anderen Büchern auch schon wusste und unterhaltsame Lesestunden mit dem Buch verbracht, aber das war's auch.
    Was die Figur der Caris angeht, Alfa_Romea, kann ich dir nur zustimmen, das ist ein zu konstruierter Charaker, das passt nicht.
    Was mir auch auf den Keks ging, ist die Leidenschaft für die Intrige, die den Roman beherrscht: Das war nicht mehr unterhaltend, sondern nervig.


    HG
    finsbury

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Es ist richtig lang her, dass ich "Die Säulen der Erde" gelesen habe. Das war eine unterhaltsame Lektüre, die mich darauf gebracht hat, mich mit der Gotik und mit dem Hochmittelalter überhaupt zu beschäftigen. Und dann war Follett leider sehr schnell entzaubert. Der Roman war zwar unterhaltsam, aber leider ziemlich seicht. Für mich hat er nur von der Baumeisterei gelebt und als die sich dann als mager recherchiert herausstellte, war der ganze zauber weg. Mir ging es im Grunde wie danach bei Noah Gordons Medicus: Dass die Bücher dermassen gelobt werden, kann echt nur daran liegen, dass auch heute noch völlig überholtes Zeug in den beliebten Sachbüchern steht. :rollen:


    "Die Tore der Welt" wurde mit grossem Tamtam angekündigt und prompt kriegte ich es auch geschenkt. Denn dass ich mich für geschichte interessiere, wissen alle unsere Freunde. Natürlich ist ein Follett immer locker flockig zum Lesen, die Seiten fliegen nur so. Trotzdem war die Lektüre keine echte Freude. Die Sprache ist sehr simpel, die Erzählweise Salamitaktik. Auf jeder Seite passiert was, aber eine Handlung, die sich durch das ganze Buch zieht gibt es nicht, dafür eine Aneinanderreihung von irrsinnig vielen Episoden und Ereignissen wie bei einer TV-Serie. Sogar Cliffhanger gbt es, die nicht weitergeführt werden. Ich kann echt nur zustimmen: Das ist GZSZ oder Lindenstraße.
    Es spielt nicht mal im MA, sondern sozusagen auf einem bunten Mittelaltermarkt. Die Figuren sind stereotyp und obendrein total heutig und trotzdem passiert alles, was Otto Normal und Lieschen Müller mit MA verbinden! Bis hin zur Hexenverfolgung! :rollen:


    Trotzdem wird es sich wie warme Schrippen verkaufen, und die Leute werden es lieben, weil es genau die Dinge erzählt, die heute marktgerecht sind: viel Blut&Sperma, finstere Bösewichter und dralle Frauen, geile Mönche und unschuldige junge Mädchen &c &c &c. Das Buch wird das MA-Bild der Durchschnittsleser auf Jahrzehnte hin prägen und das leider nciht zum Besten. Es ist eben ein Follett: locker flockig nach allen Regeln der Bestsellerei geschrieben -leider ohne Nährstoffgehalt.
    Dafür gibts nur 2ratten


    Ich schnapp mir jetzt lieber wieder einen Roman von jemandem, der richtig schreiben kann und was von der Sache versteht, über die er schreibt. :zwinker:

  • Meine Meinung


    „Die Tore der Welt“ handelt wie schon „Die Säulen der Erde“ in der fiktiven englischen Stadt Kingsbridge, nur etwa 150 Jahre später. Begeistert von „Die Säulen der Erde“, musste ich natürlich die Geschichte der Nachkommen von Jack und Tom Builder und Aliena lesen. Gespannt und voller Vorfreude habe ich mich als auf „Die Tore der Welt“ gestürzt und wurde leider herb enttäuscht.


    Zwar liest sich der Roman wirklich zügig und angenehm, die Seiten fliegen nur so dahin, und man taucht schnell in die Geschichte ein, aber leider lässt die Handlung über weite Strecken zu wünschen übrig. Ich hatte häufig das Gefühl, einen billigen, zusammen gestückelten Abklatsch von „Die Säulen der Erde“ in der Hand zu halten, „Die Säulen der Erde“ in einem anderen Gewand. Statt einer Kathedrale wird eine Brücke gebaut, statt einem freundlichen und fähigen Prior gibt es dieses Mal einen unfähigen und intriganten, dafür ist der Bischof umgänglich. Die Hauptfiguren wirken wie aus „Die Säulen der Erde“ entsprungen, nur mit anderen Namen, anderer Haarfarbe oder anderem Beruf. Durch die Handlung zieht sich kein roter Faden und was die Protagonisten alles erdulden müssen oder erleben dürfen, hat mich doch sehr häufig an die Daily-Soaps im Fernsehen erinnert. „Die Lindenstraße“ ist dagegen nahezu realistisch.
    Während ich die erste Hälfte wirklich noch gerne gelesen habe und sie auch noch spannend und interessant fand, war ich von der zweiten über weite Strecken entnervt. Das Muster ist einfach immer das gleiche: Intrige wird geplant und wird letztendlich vereitelt und dann geht’s in die nächste Runde. Das Buch ist dadurch viel zu vorhersehbar und zum Schluss hin einfach langweilig und nervtötend. Leider konnte Ken Follett nicht einmal die größte Pestwelle der Geschichte optimal und ergreifend umsetzen. Auf ein paar Seiten versucht er zwar, Angst und Panik greifbar zu machen, kehrt dann aber recht zügig zu seiner eigentlich Handlung zurück und lässt die Pest nebenher laufen, als wäre sie nichts weiter als eine harmlose Grippe. Hier hätte man viel mehr heraus holen können, ergriffen war ich eigentlich nie. Und wenn ich schon dabei bin, architektonische Beschreibungen beherrscht Ken Follett immer noch nicht. Beim Brückenbau hatte ich große Schwierigkeiten, mir das Unternehmen vorzustellen. Auch Schlachten kann der Autor nicht beschreiben, zumindest nicht fesselnd. Ich liebe gute Schlachtszenen, bei Ken Follett war ich nur gelangweilt und überhaupt nicht ergriffen. Schade, denn gerade Schlachten bieten so viel spannendes Potential.


    Die Figuren sind recht eindimensional, entweder schwarz oder weiß, Grautöne sucht man vergeblich. Keine der Figuren konnte mich so richtig in ihren Bann ziehen, mit keiner habe ich wirklich mit gefiebert. Emotionen kamen bei mir keine auf. Allerdings sind die Protagonisten recht lebendig und es sind auch durchaus sympathische Figuren darunter.


    Bedauerlicherweise fehlt auch diesem Roman ein erklärendes Nachwort, da entschädigt die Karte von Kingsbridge im Einband nur wenig.


    Fazit: Wer diesen Roman unbedingt lesen möchte, sollte die Erwartungen etwas herunter schrauben und vor allem auf die Taschenbuchausgabe warten.


    Meine Bewertung


    2ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Das Buch liegt schon in meinem Koffer und ich kann es kaum erwarten, es im Urlaub zu lesen.
    :smile: