John Irving - Das Hotel New Hampshire

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    Die Familie Berry, wohnhaft in Maine, ist keine gewöhnliche Familie. Im Wesentlichen besteht sie zu Beginn des Buches aus dem Großvater Iowa-Bob, Vater und Mutter, State-o’Maine (wie der Bär der Familie heißt) und den Kindern Frank, Franny, John, Lilly und Egg. Neben dem Bären gibt es außerdem noch den Labrador Kummer, der ständig furzt und ein elender, aber liebenswerter Stinker ist. Zu Beginn der Geschichte sind die Kinder wirklich noch Kinder, keines älter als 12 Jahre alt. Der Vater, Win Berry, verdient das Geld für die Familie mit Auftritten des Bären State-o’Maine, ist selten daheim und eigentlich ein Träumer. Die Kinder versuchen, ihre Kindheit unbeschadet hinter sich zu bringen, dabei sind alle unterschiedliche Charaktere. Frank lebt in seiner eigenen Welt, Lilly ist einfach unglaublich klein und Egg ist fast noch ein Baby. Nur Franny und John verbindet etwas, das über reine Geschwisterliebe schon hinaus geht.


    Eines Tages beschließt der Vater, eine leerstehende Mädchenschule zu kaufen und aus ihr ein Hotel zu machen. Niemand ist sonderlich begeistert von der Idee, das gewohnte Heim aufzugeben und in ein Hotel zu ziehen, dem man die ehemalige Schule noch derartig ansieht und das allenfalls als letztklassig zu bezeichnen ist. Doch Vater setzt sich durch und so wird aus dem Internat das erste „Hotel New Hampshire“. Übermäßig viele Gäste gibt es nicht, doch dafür passiert im Leben der Kinder so einiges. Franny und John werden durch einen schrecklichen Vorfall an Halloween noch enger zusammengeschweißt, ein totes Familienmitglied tötet unabsichtlich ein anderes und John entdeckt, was käufliche Liebe ist.


    Eines Tages kommt dann Post aus Österreich. Der ehemalige Besitzer des Familienbären meldet sich aus dem Nachkriegswien, um die Familie in sein Hotel einzuladen. Er möchte, da er selbst schon alt ist, Win als Partner. Die Familie beschließt, das erste Hotel New Hampshire zu verkaufen und nach Wien zu gehen. Natürlich passiert dies mit höchst gemischten Gefühlen. Während der Vater voller Zuversicht in die Zukunft blickt, büffelt Frank Deutsch und Wiens Geschichte, Franny und John sind skeptisch, Lilly will in Wien wachsen, Egg ist immer noch fast ein Baby und Mutter… sie verzeiht Vater. Es werden also Sachen gepackt, Flüge gebucht und Arrangements getroffen. Die Familie startet in eine ungewisse Zukunft, sie ahnt noch nicht, dass sie mit zwei weitern Toden konfrontiert werden, mit radikalen und Nutten ein Hotel teilen werden, eines Tages reich und berühmt sind – ja noch nicht einmal von der Vergewaltigung durch einen Bären hat sie den leisesten Schimmer…


    „Das Hotel New Hampshire“ ist im Wesentlichen ein Familiendrama, erzählt vom mittleren Kind John. Man begleitet die Familie über die Jahre hinweg, so dass man auch von einem Entwicklungsroman sprechen könnte, der immer wieder gespickt von tragischen Wendungen ist. Ein Großteil der Charaktere ist sehr ausgereift, selbst den furzenden Familienhund schließt man so ins Herz. Seite um Seite fiebert man mit den Berrys mit, man meint fast, der Autor gönne der Familie einfach kein Happy End.


    Oft witzig, oft traurig, lang, aber nicht langweilig – so präsentiert sich das Buch, das man einfach ins Herz schließen oder hassen muss. Nachdem ich mich entschlossen habe, zu ersterer Gruppe zu gehören, lege ich es hiermit allen Fans von ausgereiften, gewachsenen Büchern ans Herz. In diesem Sinne: Bleibt immer weg von offenen Fenstern.
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    Sondereinband: 596 Seiten
    Verlag: Diogenes Verlag; Auflage: 33., Aufl. (1984)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3257211945
    ISBN-13: 978-3257211948


    5ratten

  • Mein Zweiter John Irving (Gottes Werk und Teufels Beitrag war mein erster) und danach war ich dann entgültig infiziert^^ Chils Rezi kann ich nichts mehr hinzufügen, von daher wünsche ich einfach viel Spaß beim Lesen!

  • Ich bin ja völlig platt, dass es zu diesem Buch zuvor gar keinen Thread mit Kommentaren gab :zwinker:


    Ich habe es noch zu einer Zeit gelesen, als Rezis nicht zum Portfolio gehörten. Rückblickend würde ich 3, vielleicht 4, Ratten geben, aber es ist jedenfalls auf meinem SWB gelandet. Wahrscheinlich, weil es so sonderbar ist, dass ich glaubte, bei einem zweiten Durchgang noch etwas mehr hinter den Zeilen lesen zu können.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Ich bin ebenfalls sehr überrascht, dass es noch keinen Thread zu diesem unglaublichen Buch gab.


    Ich habe das Buch erst letztes Jahr gelesen, nachdem es einige Jahre bei mir subbte. Und ich war begeistert!


    Diese schräge, zum Teil sehr skurrile Geschichte dieser einzigartigen Familie ist schon etwas Besonders.


    Besonders gut haben mir die immer wiederkehrenden Situationen gefallen u. a. Kummer, der ausgestopfte Hund; die Bären, die die Familie in irgendeiner Art begleiteten; die vielen "Weisheiten" des Großvaters (Bleibt immer weg von offenen Fenstern) und besonders die philosophischen Lebensansichten der Kinder, die aus ihrem Leben und ihren Erfahrungen das Beste daraus machten wollten.


    Klasse Buch. Ich vergebe ebenfalls 5ratten


    LG Murkxsi

    Mein Lebensmotto: Leben und leben lassen!

  • Kein Thread zu diesem Buch - das wundert mich auch. Für mich ist es das schrägste Buch von John Irving (seine anderen sind ja auch nicht gerade handzahm). Was mir besonders daran gefiel, war dass neben den unzähligen skurrilen Situationen auch ruhige und bewegende Szenen ganz selbstverständlich eingeflochten werden. Sehr schön fand ich zum Beispiel die Beschreibung der Besuche von Johns Vater im Hotel Sacher. Oder Franks Anrufbeantworter: zunächst die obszönen Sprüche von Frannie, über die sich Frank furchtbar aufregt und dann der leise, traurige Anruf von Lilly. Ganz wunderbar.


    Übrigens eine sehr schöne Rezension, chil :smile:

  • Dieses Buch war mein erster Irving und gleichzeitig auch das, was mir am besten gefallen hat. Aufgrund der Tatsache, dass ich es vor mindestens 15 Jahren gelesen habe, kann ich keine richtige Rezension mehr schreiben. Aber ich kann doch immerhin sagen, dass mir abgesehen von der Skurrilität die Vermischung von höchster Komik und bitterem Ernst besonders gut gefallen hat. Ich liebe es, wenn mir das Lachen im Halse stecken bleibt, was mir z. B. bei dieser Szene


    ein totes Familienmitglied tötet unabsichtlich ein anderes


    an die ich mich noch sehr lebhaft erinnere, passierte. Hätte ich das Buch damals bewertet, wären es sicher 5 Ratten geworden, aber eine offizielle Bewertung von mir gibt es erst nach der schon lange geplanten Wieholek.


    Ach ja, ich habe es auf englisch gelesen: The Hotel New Hampshire

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    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Auch bei mir ist die Lektüre schon eine Weile her, und auch ich gehöre eindeutig zu denen, die das Buch lieben. Es ist ein wundervolles, chaotisches Buch, randvoll mit skurrilen Personen und Ereignissen, aber auch tiefen Lebensweisheiten. Trotz der ganzen persönlichen Tragödien herrscht durchweg ein Gefühl von Lebensfreude vor - erstaunlich!
    Somit auch von mir: Lesen! (und Memo für mich: nochmal lesen! :zwinker:)


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Humanismus auf knapp 600 Seiten. Dieses Buch, wie auch alle anderen Werke von John Irving, sind eine Lehrstunde in Sachen Menschlichkeit und Toleranz. Unbedingt lesen.

  • Dieses Buch hat mich nun recht lange beschäftigt, sprich, ich habe ziemlich lange daran gelesen. Das heißt nicht, dass es mir nicht gefallen hat, im Gegenteil, aber dennoch bin ich nicht so recht vorwärts gekommen. Das mag zum einen daran liegen, dass die Seiten doch recht klein bedruckt waren und zum anderen auch vielleicht daran, dass die Personen - obwohl Irving sie gut gezeichnet hat - mir etwas abstrakt blieben.


    Wie eine Vorrednerin schon geschrieben hat, das Buch war lang, aber nicht langweilig. Dennoch hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle eine Seite weniger gewünscht. Dennoch wurde es nicht langatmig. Wie kann man dieses Buch beschreiben? Skurril, auf jeden Fall anders, witzig, traurig, berührend. Nachdem ich Owen Meany abgebrochen habe (dem ich aber irgendwann noch eine Chance gebe), hat mir dieses Buch nun durchaus Lust auf einen weiteren Irving gemacht.


    4ratten


  • Nachdem ich Owen Meany abgebrochen habe (dem ich aber irgendwann noch eine Chance gebe), hat mir dieses Buch nun durchaus Lust auf einen weiteren Irving gemacht.


    Willkommen im Club :winken:. Empfehlen kann ich dir auch noch "Gottes Werk und Teufels Beitrag". Durch den historischen Hintergrund ist es nicht so skurril wie andere Bücher Irvings, aber ebenso berührend und intensiv. "Owen Meany" und "Zirkuskind" liebe ich beide heiß und innig (nachdem ich beim ersten Lesen beide abgebrochen habe), doch der "rote Faden" ist auf den ersten Blick nicht so leicht zu erkennen, was viele Leser abschrecken mag.

  • Nachdem ich Owen Meany abgebrochen habe (dem ich aber irgendwann noch eine Chance gebe), hat mir dieses Buch nun durchaus Lust auf einen weiteren Irving gemacht.


    Oh bitte, gebe Owen Meany noch eine Chance. Es ist so ein wunderbares Buch! :winken:

    🐌

  • Ich sehe schon, John Irving hat hier eine eingefleischte Fan-Gemeinde ;)


    Wie schon geschrieben, ich war wirklich positiv überrascht von Hotel New Hampshire und werde auf alle Fälle weitere Irvings lesen. Derzeit habe ich noch "Witwe für ein Jahr", "Garp und wie er die Welt sah" und eben "Owen Meany" im Regal stehen. Also ich bin noch mit Irving-Lesestoff versorgt ;) Allerdings - obwohl ich vom Film jetzt nicht sooo begeistert bin - reizt mich "Gottes Werk und Teufels Beitrag" als Buch sehr.


    Ach so, was ich vergessen habe zu schreiben: Zwei Sätze sind bei mir bei diesem Buch besonders hängen geblieben und haben den Sprung an meine "Zitate-Tür" (dort sammle ich auf Zettelchen Sprüche, die mir gefallen haben) geschafft: "Bleib immer weg von offenen Fenstern" und - da hab ich richtig herzhaft lachen müssen - "Du Furz im Sturzflug". :breitgrins:

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    OA: 1981
    OT: The Hotel New Hampshire
    572 Seiten
    ISBN:978-3257211948


    Inhalt:


    Eine gefühlvolle Familiengeschichte, in der motorradfahrende und feministische Bären, weiße Vergewaltiger und schwarze Rächer, ein Wiener Hotel voller Huren und Anarchisten, ein Familienhund mit Flatulenz im Endstadium, Arthur Schnitzler, Moby Dick, der große Gatsby, Gewichtheber, Geschwisterliebe und Freud vorkommen – nicht der Freud, sondern Freud der Bärenführer.


    Eigene Meinung:


    Dies war mein erster Roman, welchen ich von John Irving gelesen hatte und ich bin begeistert. John Irving hat hier ein Familienepos der besonderen Art geschrieben. Ich sage mit Absicht Epos, denn die Protagonistin, die Familie Berry, sie alle, sind Helden. Helden des Lebens, des Alttags, der Liebe, der Menschlichkeit und der Träume.
    Sie stellen sich jedweder Widrigkeit und egal ob Freude, Trauer oder Wut, sie bleiben authentisch und nachvollziehbar. Die Geschichte an sich erscheint stellenweise abstrus, bizarr und übertreiben, aber dennoch verliert sie niemals an Glaubhaftigkeit. Dies liegt an den kraftvollen und zugleich liebenswerten Charakteren, welchen Irving hier Leben einhauchte. Seine direkte und sehr klare Sprache, lässt den Roman gut lesen und gibt einen ebenso klaren, wie aber auch sehr oft poetisch anmutenden Inhalt frei.
    Der Roman ist kurzweilig, humorvoll, tragisch, abwechslungsreich und fesselnd.
    Der Autor schönt nichts, beschreibt das Leben von allen Seiten, den guten wie den schlechten aber er vermag es trotzdem, den Leser nicht zu deprimieren, sondern im Gegenteil - großartig zu unterhalten. Der Roman ist, was Deutlichkeit, Bildhaftigkeit, Farbe und Szenen anbelangt, ein geschriebener Film. Selten entstehen beim Lesen eines Buches derart klare Bilder vor meinen Augen.
    Während der kompletten 571 Seiten, gab es weder unnötige Längen,noch Langeweile. Bis zur letzten Seite, war ich in mitten dieser ungewöhnlichen Familie und konnte mich in einem ausgebrochen gelungen Schluss von ihr trennen, ohne sie jemals zu vergessen.


    John Irving versteht sein Handwerk und ich freue mich schon jetzt auf die Lektüre eines weiteren Romanes von ihm.


    5ratten

  • Tina
    Irving hat eine besondere Art zu schreiben. Irgendwie hat er eine andere Sicht auf Dinge, das Leben....
    Einfach wunderbar! :smile:
    Es freut mich, dass er dich überzeugen konnte. :breitgrins:

    🐌

  • Als ich das gestern meiner Buchhändlerin erzählte, setzt sie sich auf den Stuhl hinter ihr. Ich fragte sie, ob alles OK sei und sie schaute mich nur fassungslos an und sagte "Sie haben noch nie Irving gelesen??!! Nee, das glaub ich nicht. Wie konnte das denn passieren?"


    :breitgrins:


    Ich habe hier noch Owen Meany von ihm. Mal schauen.