Dave Pelzer - Sie nannten mich 'Es'

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    Sie nannten mich „Es“




    Dave Pelzer




    Taschenbuch: 158 Seiten
    Verlag: Goldmann
    ISBN-13: 978-3442150557


    Ein dünnes Büchlein mit nur 158 lag vor mir auf dem Tisch, von dem ich erwartet hätte, dass ich es locker an einem Abend lesen würde. Aber weit gefehlt. Dieses Buch konnte ich nicht in einem Stück lesen, die Grausamkeiten waren zu heftig. Aber der Reihe nach.


    Das Buch, eine wahre Begebenheit, beginnt mit der Rettung des Dave Pelzer vor häuslicher Gewalt. Schon in diesem ersten Kapitel wird deutlich, der Junge muss schreckliches durchlitten haben. Aber zu diesem Zeitpunkt hat es mich ein wenig gestört, das Ende der Geschichte bereits zu kennen. Danach erzählt Dave Pelzer sein Leben. Dazu bedient er sich der einfachen Sprache des Kindes, das gelingt ihm auch fast durchgängig sehr gut. Seine Erzählung beginnt in glücklicheren Zeiten. Der Familie ging es gut, er und seine Geschwister wurden gut von der Mutter umsorgt, aber ganz langsam, Dave war 4 Jahre alt, da änderte sich die Situation, der Alkohol hielt Einzug in das Leben der Eltern. Allen Frust, die ganze Wut und den Ärger ließ die Mutter ausschließlich an Dave aus. Die Brüder waren von den Misshandlungen nicht betroffen. Es begann mit Schlägen, setzte sich über massiven Essensentzug fort und fand den Höhepunkt in den Gaskammerspielchen der Mutter. Auf Einzelheiten verzichte ich an dieser Stelle. Der Vater schaute tatenlos zu und ließ den Jungen im Stich. Erst Jahre später verließ er die Familie – ohne zu helfen. Dave hatte keinen Menschen, den er um Hilfe bitten konnte. Er war einsam, auch in der Schule war er der Außenseiter, der anderen Kindern das Essen stahl und erbärmlich roch. Er lebte über Jahre hinweg in der Hölle. Sein Martyrium endete als er 11 Jahre alt war. Ein beherzter Schulleiter informierte die Polizei, die brutalen Misshandlungen und die Unterernährung des Dave Pelzer waren für ihn nicht mehr zu ignorieren. Dave kam in ein Heim.


    Nach Beendigung des Buches war ich froh, den Ausgang zu so einem frühen Zeitpunkt erfahren zu haben. Dieses relativ positive Ende von Daves Geschichte ließ mich das Geschehen etwas leichter ertragen. Während des Lesens überkamen mich immer wieder Wellen der Wut und der Fassungslosigkeit – nein nicht nur im Hinblick auf die Mutter. Der Vater hat in dieser Familie eine ganz üble Rolle gespielt. Er hätte eingreifen können. Aber er hat die Augen zu gemacht, er hat ignoriert und verdrängt, nur um seine Ruhe zu haben. Am Ende blieben für mich offene Fragen zurück, als allererstes die Frage nach dem WARUM. Warum hat sich in der so „normalen“ Familie das Leben so sehr verändert? Aber diese werden sicher in den Folgebänden „Der verlorene Sohn“ und „Ein Mann namens Dave“ noch geklärt werden.


    Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt und bis ins Innerste aufgewühlt. Es ist wohl mit das Schlimmste, was ich bisher gelesen habe. Das Buch habe ich beendet und zur Seite gelegt, die Geschichte des Dave Pelzer wird aber für immer in meinem Gedächtnis bleiben.


    Über den Autor


    Dave J. Pelzer, geboren 1960, hat sich die Bekämpfung von Kindesmisshandlung unter dem Motto »Hilfe zur Selbsthilfe« zur Lebensaufgabe gemacht. Nach Beendigung seines Dienstes bei der U.S. Air Force unterstützt er die Arbeit verschiedener Kinderschutzorganisationen. Nicht zuletzt durch das detaillierte Offenlegen der eigenen Erfahrungen leistet er einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für dieses Thema in der ganzen Welt.


    5ratten


    [size=7pt]Über die Suchfunktion hatte ich keinen Thread zu diesen Buch gefunden. Kann das sein?[/size]

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

  • Hallo Karthause,


    das ist eine schöne Rezension, der ich eigentlich nichts hinzuzufügen habe. Ich sehe das alles genauso wie Du. Angeregt durch eine Freundin, die diese "Erfahrungsbücher" regelrecht verschlingt, habe ich alle drei Bücher von Dave Pelzer hintereinander weg gelesen. Eigentlich stehen ich solchen Büchern ein wenig kritisch gegenüber. Es besteht bei mir doch immer ein wenig der Befürchtung, dass es Menschen geben könnte, die Bücher dieser Art rein aufgrund eines perfiden Interesses an dort geschilderten Grausamkeit lesen könnten. So ähnlich war dann auch bei mir der ausschlaggebende Grund für diese Lektüre. Natürlich habe ich kein Vergnügen daran privat reale Zeugnisse über gequälte Kinder zu lesen. Aber nachdem meine Freundin mir die Bücher empfohlen hatte, meinte eine Kommilitonin zu mir, dass sie "Sie nannten mich Es" jetzt gar nicht mal so schlimm fand. Sie hätte sich da wohl mehr erhofft. Nun, dass machte mich wirklich sprachlos, aber auch noch interessierter. Da sagt eine angehende Psychologin, die eine Zusatzausbildung zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin anstrebt, dieses Buch sei ihr zu "lasch"?! Ich habe dann überlegt, wie unglücklich ein Buch geschrieben sein muss, wenn es bei einer solchen Thematik den Leser nicht anzurühren vermag. Dann habe ich es gelesen und weiß inzwischen, dass besagte Kommilitonin ganz offensichtlich einen Vogel hat oder in ihrer Fähigkeit zum Mitgefühl einfach schwer gestört sein muss. Es ist eigentlich nicht schwer zwischen einem guten Thriller (die ich auch sehr liebe) und einem solchen, ganz anderen Buch zu unterscheiden.


    Mir tat der kleine Dave unheimlich leid. Auch ich habe mir immer wieder die Fragen nach dem "Warum" gestellt. Vor allem die Fragen: warum gerade dieser Junge? Warum hat sich die Mutter ausgerechnet dieses eine Kind als Sündenbock und Opfer herausgesucht? Schrecklich und erschütternt, ich war teilweise wirklich sehr wütend auf die Frau.


    Noch kurz zu meinen obenen genannten allgemeinen Befürchtungen. Dave Pelzer ist sehr engagiert in der Aufklärungsarbeit zum Thema Kindesmissbrauch. Ich verstehe sein Anliegen, dass darauf hingewiesen werden muss, was passieren kann, wenn alle wegsehen. Ich verstehe, dass er sensibilisieren will, in dem er vorführt wie sich ein betroffenes Kind tatsächlich fühlt. Das sind sehr ehrenwerte, gut nachvollziehbare und zu respektierende Beweggründe. Aufklärung und Sensibilisierung sind zweifellos wichtig. Es ist nur schade, dass es Menschen, wie in meinem Beispiel, zu geben scheint, die Bücher dieser Art nur aus sensationslüsternder Motivation heraus lesen, und dann auch noch enttäuscht sind, wenn es darin nicht hart genug zur Sache geht. (Eigentlich wollte ich der jungen Frau "Monika B. - ich bin nicht mehr eure Tochter" empfehlen, mit dem Zusatz, dass dies wohl eher ihren "Geschmack" treffen dürfte. Aber ich bezweifle, dass sie verstanden hätte was ich meine...).


    Liebe Grüße
    Tia

    Einmal editiert, zuletzt von Tia ()

  • Gestern habe ich auch "A child called it" zu Ende gelesen und ich bin nach wie vor schockiert!


    Das Buch hat sich zu einem richtigen Page-Turner entwickelt und ich konnte es einfach nicht mehr aus der Hand legen, obwohl mich die Geschichte fix und fertig gemacht hat. Bei manchen "Foltereien" musste ich das Buch einen Moment lang auf die Seite legen und tief durchatmen. Wenn diese Erzählung reine Erfindung wäre, fände ich es ebenfalls sehr schlimm, doch da es sich hier um einen Tatsachenbericht handelt und Pelzer das (angeblich) tatsächlich erlebt hat macht es um so schlimmer.


    Jedoch muss ich auch etwas Kirtik üben, denn obwohl mich das Buch gefesselt hat muss ich zugeben, dass ich dieser Geschichte doch auch etwas skeptisch gegenüber stehe. Bekräftigt hat sich meine Skepsis auch noch dadurch, dass ich nach Beenden der Lektüre sofort im Internet ein bisschen recherchiert habe und auf einige Seiten gestoßen bin, wo der Wahrheitsgehalt der Geschichte angezweifelt wird.
    Vielleicht lässt sich meine Vorsicht auch dadurch erklären, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass eine Mutter so extrem grausam zu ihrem eigenen Kind ist. Und außerdem verstehe ich nicht wieso dieser Terror erst ab seinem 5. Lebensjahr begonnen hat, da ja die Mutter bis dahin anscheinend eine fürsorgliche und herzensgute Dame war... Ich weiß einfach nicht was ich davon halten soll... :rollen:


    Trotzdem vergebe ich 5ratten, denn das Buch hat trotz meiner Zweifel einen gebührenden Eindruck hinterlassen und wird mir mit Garantie für eine lange Zeit in Erinnerung bleiben.

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

    Einmal editiert, zuletzt von Juggalette ()

  • hallo
    ich habe gestern "ausgeliefert- wie ich die hölle meiner kindheit überlebte" zu ende gelesen. in diesem buch geht es auch um kindesmissbrauch und wie sie sich nach 17 jahren daraus befreit hat. das buch hat 232 seiten. und ich brauchte eine ganze woche, um es zu lesen. obwohl ich diese seitenanzahl normalerweise an einem tag lese. die frau schreibt am ende dieses buches, dass sie damals "sie nannten mich es " gelesen hat und dadurch erfahren hat dass sie nicht die einzige ist, der es so erging.


    dieses buch werde ich mir bei ebay ersteigern.


    ich finde es grauenhaft, dass es leute gibt, die ihren kindern so etwas schreckliches antun.

    Man sieht nur mit dem Herzen gut ~ Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar

  • also ich habe das buch heute angefangen zu lesen und bin so auf seite 60.
    ehrlich gesagt bin ich mir net sicher, ob es wirklich stimmt was der da alles schreibt. mir kommen fragen auf, wie konnte die mutter so plötzlich so anders werden. wo er sie doch im 2. kapitel ganz anders beschreibt. ich kann das einfach nicht ernst nehmen, dass sich jemand so verändern kann.
    auch die dinge die er schreibt. ja , es sind schreckliche dinge. aber kann man so locker darüber sprechen? also mir fehlt da ein wenig die beschreibung seines inneren, wie er sich gefühlt hat und so. ich kann mir nicht vorstellen dass jemand, der sowas erlebt hat, da so locker drüber reden kann, als wär es was ganz normales.
    vllt irre ich mich ja auch. keine ahnung. aber für mich klingt das eher nach irgendeiner erfundenen geschichte. ich werde das buch jedoch trotzdem zu ende lesen. vllt ändert sich meine meinung ja noch. und wenn ich mit meiner meinung falsch liege, dann tut es mir auch leid.


    ich wünsche keinem kind so etwas schreckliches.



    wer übrigens interesse dran hat, heute kommt um 22:15Uhr auf rtl spiegel tv. da wird über ein kind berichtet was gestorben ist. die stiefmutter hat es missbraucht. ich glaube das kind war 5 oder so. einfach nur schrecklich....


    lg

    Man sieht nur mit dem Herzen gut ~ Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar

  • Ich grab diesen Thread mal wieder aus.


    Gestern haben wir uns im Büro über "Erfahrungsbücher" unterhalten und heute lieh meine Kollegin "Sie nannten mich 'Es'" aus. Bin vorhin fertig geworden und stehe irgendwie noch ganz neben mir. Ist das wirklich alles wahr? Versteht mich nicht falsch, ich glaube Dave Pelzer seine Geschichte, aber woran ich zweifle ist, dass es solch eine Grausamkeit gegenüber einem Kind überhaupt geben kann. Ich weiß, manche Elternteile drehen durch und bringen ihre Kinder um. Aber systematische Folter und ungehemmter Sadismus dem eigenen Fleisch und Blut gegenüber? Mich schaudert es bei diesem Gedanken. Ich will das einfach nicht wahrhaben.


    Genauso wenig wie andere Leser und wohl genauso wenig wie Dave Pelzer selber, verstehe ich nicht, warum sich dieses Weib ausgerechnet Dave zum Opfer ausgesucht hat. Die Frau hatte eine Schraube locker und der Alkohol hat das Ganze noch verstärkt, aber warum hat sie ihre anderen Kinder nie angerührt? Wenn man den Drang hat, andere zu quälen, dann ist es einem doch wohl egal, an wem man es auslässt.


    Dieses Buch ist trotz seines geringen Umfangs echt schwere Kost.


    ***
    Aeria

  • Solche Bücher sind immer grausam, aber ich finde es wichtig, dass es sie gibt und auch wichtig, sie zu lesen.
    Ich arbeite in einem sozialen Beruf und bin durch solche Bücher aufmerksamer geworden. Leider schon zu Recht.
    Aber ohne solche Bücher hätte ich die kleinen Signale evtl. übersehen.
    Auch "sie nannten mich es" hat mich sehr berührt und schockiert.
    Warum und wie so etwas passieren kann, bleibt mir ein Rätsel.

    Hinter den Wolken ist der Himmel blau.