Anne Perry - Der Würger von der Cater Street

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    Titel: Der Würger von der Caterstreet
    Autor: Anne Perry


    Allgemein:
    298 S.; Dumont, 8.95


    Inhalt:
    Dies ist der erste Band der Inspektor Pitt Serie.
    Eine Serie von Frauenmorden erschüttert die bessere Gesellschaft Londons. Es scheint keine Verdächtigen zu geben, wenn auch die Damen und Herren es gerne sähen wenn der Mörder ein Armer Schlucker wäre und niemand aus ihren Reihen. Er erwürgt die jungen Frauen und lässt sie auf offener Straße liegen.
    Charlotte Ellison, Tochter aus gutem Hause beginnt sich für den Fall zu interessieren als unweit ihres eigenen Zuhauses einer der Morde verübt wird. Die Polizei ist schnell zur Stelle und der junge Inspektor Pitt geht bald im Haus ein und aus, da er den Mörder in der näheren Umgebung vermutet. Doch noch immer gibt es keine Spur und dann geschieht ein weiterer Mord...

    Meine Meinung:

    Wenn ich so zurückblicke auf die Inspektor Pitt Romane die ich bisher gelesen habe (und das sind soweit ich weiß praktisch alle) so ist dieser Band einer der besten. Nicht zuletzt liegt das auch an der etwas anderen Erzählweise des Romans, die, die Autorin zu meinem Bedauern nicht beibehalten hat. So ist Der Würger von der Cater Street ausschließlich aus der Sicht von Charlotte geschrieben Was so irrtümlich den Eindruck entstehen lässt die folgenden Romane würden ebenso geschrieben sein.
    Hier spielen vor allem die Gefühls und Gedankenwelt der Protagonisten eine große Rolle, die Enträtselung des Kriminalfalls bleibt öfter eher Nebensache. Vielleicht hat Perry ihre Erzählweise deshalb später geändert um die Polizeiarbeit stärker hervorheben zu können.


    In Form der Familie Ellison erhält man einen guten Einblick in eine etwas besser gestellte Familie der damaligen Englischen Gesellschaft: Heuchelei, den Schein wahren, Oberflächlichkeit bestimmen ihren Umgang und schnell merkt man das sich Charlotte aus diesem ganzen Engen Korsett befreien möchte. Ihre Figur ist schon eher dem heutigen Frauenfigurengeschmack angepasst aber ausnahmsweise hat mich das nicht gestört, das sie sehr sympathisch ist und auch nicht emanzenhaft daherkommt.


    Nun noch einmal zum Kriminalfall: Die Auflösung fand ich sehr interessant, beim ersten Mal bin ich nicht so ohne weiteres auf die Lösung gekommen, nun beim zweiten Mal konnte ich manchen versteckten Hinweis natürlich entlarven. Wobei es mir ein wenig zu abrupt war, da hätte ich mir schon ein paar Seiten mehr gewünscht. Inspektor Pitt wird in diesem Roman eingeführt aber er kam mir auch manchmal ein wenig zu kurz.


    Dennoch: Alles in allem ist es eine Runde Sache.^^ Der Würger in der Cater Street hat mich gut unterhalten, mir sympathische Figuren geboten in einen schönen Historischen Hintergrund gebettet mit einem spannenden Kriminalfall verwoben.
    Von daher: Viel Spaß beim Lesen!


    3ratten

  • Direkt nach dem Lesen gefiel mir das Buch sehr gut, später habe ich meine Wertung allerdings etwas nach unten korrigiert, weil ich die Entwicklung der Beziehung zwischen Charlotte und Pitt nicht so recht nachvollziehbar fand.


    Hier spielen vor allem die Gefühls und Gedankenwelt der Protagonisten eine große Rolle, die Enträtselung des Kriminalfalls bleibt öfter eher Nebensache. Vielleicht hat Perry ihre Erzählweise deshalb später geändert um die Polizeiarbeit stärker hervorheben zu können.

    Bei zwei oder drei der späteren Bände ging mir genau dieser Schwerpunkt auf dem Gefühlsleben der Charaktere ziemlich auf die Nerven, obwohl die Charaktere für mich normalerweise auch vor dem Kriminalfall kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Liafu ()

  • Ich hab' das Buch noch auf dem SuB und jetzt bin ich ganz gespannt darauf - was Rezis doch so alles bewirken können... :breitgrins:
    Auf jeden Fall ist es gerade ein ganzes Stück nach oben gerutscht!

    viele Grüße<br />Tirah

  • Ich habe letztes Semester alle (außer eins) Thomas und Charlotte Pitt Romane (im original) gelesen und sie sehr gemocht. Ich warte sehnsüchtig auf den neusten Band, der am 26. März (im Original) rauskommt. Das Eine was ich nicht gelesen habe, kann ich beim besten Willen nicht im Buchladen finden und ich warte noch bis ich mal eine größere Bestellung bei Amazon mache, wegen des Portos, um es zu bestellen. Ich habe auch mit der Monk Reihe angefangen, komme da aber nicht wirklich rein. Ich bin beim 2. Buch, aber es ist nicht so das wahre.

    &quot;Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Maedchen ihre Türen auf&quot; Kurt Tucholsky

  • Der "Würger" ist dieses Jahr das erste Buch, bei dem ich mich einfach nicht zu einer Rezi aufraffen konnte. Ich fand die Grundidee zwar recht nett, habe mich aber so lange gepflegt gelangweilt, bis ich abgebrochen habe :redface:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Oh wirklich, das ist schade. Ich mag die (ersten Bänder der) Pitt-Krimis (auch wenn ich sie nicht mehr so grandios finde wie vor 15 Jahren in meiner Jugend :zwinker:) War das Dein erster Roman von Anne Perry ?

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Ja, das war mein erstes Perry-Buch.


    Vielleicht war es auch einfach das falsche Buch zur falschen Zeit :schulterzuck: Ich wollte es wirklich gerne mögen, aber der Funke wollte so gar nicht überspringen :sauer:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Der erste Band ist bei weiten nicht der beste und ich bin froh, dass ich die Reihe nicht mit dem ersten Band begonnen habe. Ich denke, irgendwo zwischen Band 2 und 10 einzusteigen, ist bei der Reihe am besten, da sollte man auch ohne Vorkenntnisse noch mitkommen.

  • Das stimmt, zu mal der erste Band von der Erzählweise völlig anders ist. Die Autorin wechselt nämlich dann ihren Schwerpunkt und Pit tritt stärker in den Vordergrund. Daher haben mir diese auch besser gefallen.

  • Ich hätte auch lieber mehr über Pitt gelesen als über Charlotte und ihre Schwestern. Vielleicht sollte ich dann ja doch dem 2. Band noch mal eine Chance geben.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nun muss ich doch tatsächlich Abbitte leisten. Ich habe mir den Würger noch einmal im Original zu Gemüte geführt und war ungleich mehr angetan als von der deutschen Version.


    Charlotte Ellison ist die behütete mittlere Tochter einer wohlhabenden Londoner Familie, zum Leidwesen ihrer Verwandtschaft mit einem scharfen Verstand und dem Hang ausgestattet, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Dass der gestrenge Vater ihr das Zeitung- und Bücherlesen weitgehend verbietet, weil er die Inhalte für zarte weibliche Gemüter ungeeignet findet, ist ihr größter Kummer, doch davon abgesehen führt sie ein angenehmes Leben.


    Eines Tages erschüttert eine Reihe von grässlichen Überfällen die hochanständige Cater Street. Mehrere junge Frauen wurden brutal mit einem Draht erwürgt, die Leichen weisen seltsame Kratzspuren auf. Die Angst geht um in der Cater Street, keine Frau wagt sich mehr ohne Begleitung auf die Straße, und dann bekommen die Ellisons auch noch Besuch von einem Polizisten namens Thomas Pitt, der auf der sozialen Leiter zahlreiche Sprossen weiter unten steht. Ein grässlicher Mensch, darin sind sich alle einig, der auch noch ein Auge auf Charlotte geworfen zu haben scheint. Doch dann kommt das Grauen den Ellisons schmerzhaft nahe ...


    Beim ersten Durchgang konnte ich mich für das Buch so gar nicht erwärmen, und in der Tat beginnt der Krimi auch sehr, sehr gemächlich. Erst einmal wird das gesellschaftliche Leben wohlerzogener junger Damen im spätviktorianischen England in aller Deutlichkeit vor dem Leser ausgebreitet, deren Unbedarftheit und extrem weltfremde Erziehung manchmal schon ein wenig nervig anmutet. Doch Charlotte ist mit ihrer großen Klappe eine sympathische Protagonistin, und als sich der Würger als Serientäter herausstellt und die Angst in der Cater Street umgeht, nimmt auch die Handlung mehr Fahrt auf.


    Sehr schön herausgearbeitet ist die Einstellung der gutsituierten Familien jener Zeit - der Standesdünkel, das zwanghafte Festhalten an Konventionen und das schiere Entsetzen, als sie zugeben müssen, dass Morde nicht nur in der Unterschicht passieren und der Mörder auch nicht zwangsläufig ein versoffener, arbeitsloser Nichtsnutz sein muss. Auf einmal verdächtigt jeder jeden, Ehefrauen fürchten ihre Männer und Kinder ihre Väter, und die Feststellung, dass der Würger womöglich aus den eigenen Reihen kommt, ist mindestens so schockierend wie die Morde an sich.


    Mit der Auflösung hat mich Anne Perry dann noch mal ziemlich überrascht, und das Ende kam mir zwar ein klein bisschen überhastet, aber es macht definitiv Lust auf den nächsten Teil.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen