Jane Austen - Mansfield Park

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    Verlag: dtv
    ISBN: 978-3-423-12956-5
    Seiten: 552
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 10,00
    ET: 2002


    Kurzbeschreibung


    In »Mansfield Park«, dem Herrenhaus des reichen Sir Thomas Bertram, leben nicht weniger als drei junge Ehekandidatinnen. Maria und Julia, die beiden Töchter des Hauses, gefährden durch Arroganz und Eitelkeit ihr zukünftiges Glück. Zugleich machen sie ihrer Cousine Fanny, Tochter verarmter Eltern, die bei den Bertrams aufwächst, das Leben schwer. Fanny, die eigentliche Heldin des Romans, trotzt kraft ihrer Unbestechlichkeit und Menschenkenntnis allen Anfechtungen...


    Meine Meinung


    „Mansfield Park“ ist mein siebter Roman von Jane Austen und leider derjenige, der mir am wenigsten gefallen hat. Ich glaube, hätte ich mit diesem Jane Austen-Roman begonnen, hätte ich keinen weiteren mehr von der Autorin angerührt. Dabei war ich wirklich gespannt auf die Geschichte, die Jane Austen erzählt und habe mich sehr gefreut als unsere Leserunde dazu begann.


    Während mir einige Episoden viel zu ausgewälzt waren, ist sich Jane Austen zumindest in ihrem Stil und ihrer Ironie weites gehend treu geblieben, auch wenn „Mansfield Park“ ein wenig die Leichtigkeit fehlt, die ich an den jüngeren Werken Jane Austens so liebe. „Mansfield Park“ wirkt erwachsener und anspruchsvoller und man sollte sich Ruhe und Zeit für das Buch nehmen.


    Jane Austen versucht sich auch hier wieder an einem ironischen Sittengemälde der Zeit, erhebt hier aber viel stärker den moralischen und ethischen Finger. „Mansfield Park“ ist ernster, nicht so verspielt, teilweise konnte ich kaum ergründen, was Jane Austen tatsächlich wörtlich meint und wo Ironie im Spiel ist.


    Jane Austen schafft eine sehr schöne Atmosphäre der Oberflächlichkeit und Bigotterie. Ich fand es äußerst amüsant zu lesen, wie lange sich die gute Gesellschaft stundenlang über Nichtigkeiten unterhalten konnte. Obwohl ich das meist mit einem Kopfschütteln verfolgte, habe ich mich doch köstlich amüsiert. Und sie hat es geschafft mich sehr häufig zu überraschen. Mit einigen Ereignissen hätte ich im Leben nicht gerechnet und sie geht schonungslos und rücksichtslos mit ihren gewählten Ereignissen und Gesprächsthemen um. Ehebruch ist nur eines davon und da nimmt sie wirklich kein Blatt vor den Mund, was mich ehrlich beeindruckt hat.


    Zwar sind die Figuren sehr lebendig, aber leider überzeichnet. Ich konnte mich mit keiner identifizieren. Einige sind zwar wirklich sympathisch und auch liebenswert ausgearbeitet und ich konnte sie mir alle deutlich vorstellen, aber eine Lieblingsfigur wie z.B. Elizabeth in „Stolz und Vorurteil“ konnte ich nicht für mich finden, auch wenn mich Fanny zu Beginn des Romans wirklich bezaubert hat. Gegen Ende mutierte sie aber dann doch zu einer viel zu guten Person, deren Charakter und Tugend absolut anstandslos sind. Da wurde sie mir einfach zu glatt und vor allem zu uninteressant. Sicherlich umfasst der Roman nur eine relativ geringe Zeitspanne, dennoch habe ich die Entwicklung der Charaktere vermisst. Die meisten bleiben stur und starr in ihrer anfänglichen Charakterisierung gefangen, auch wenn es ab und an eine Figur wagt, kurz daraus auszubrechen. Aber anders als in anderen Romanen verselbständigt sich leider keine so richtig.


    Insgesamt würde ich jedem Jane Austen-Anfänger von diesem Roman abraten. Wenn man mit Jane Austen beginnen möchte, sollte man doch eher in Richtung „Stolz und Vorurteil“ und „Verstand und Gefühl“, oder auch „Emma“ greifen und sich „Mansfield Park“ für später aufheben. Auch wenn ich nicht restlos begeistert von diesem Roman war, so war es doch interessant mal einen erwachseneren Jane Austen-Roman zu lesen und ich empfand es auch nicht als Zeitverschwendung. Im Gegenteil, ich finde, jeder Jane Austen-Fan sollte auch „Mansfield Park“ lesen, um die Vielfältigkeit Jane Austens zu entdecken. „Mansfield Park“ ist anders, ernster und reifer, vielleicht auch ein wenig langatmig, aber durchaus lesenswert...


    Bewertung


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli

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    Ich kann mich Cait nur anschließen. Austens ironischer Schreibstil war wieder ein Lesebonbon. Die Geschichte an sich ist sehr schön. Nur leider wurden einige Episoden (zum Beispiel das Einstudieren eines Theaterstücks) viel zu weit ausgebaut. Dadurch waren einige Seiten etwas langweilig. Die letzte Hälfte wurde spannender, wobei der wichtige Schluss, das Zusammenkommen von Cousin und Cousine, nur angeschnitten wurde und viel zu kurz kam. Das war sehr schade und enttäuschend.


    Ich bereue es aber nicht, das buch gelesen zu haben. Es ist trotzdem ein schöner Roman.


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Sabine Weigand - Die Tore des Himmels

  • Hallo,
    ich musste Mansfield Park für die Uni lesen.


    Dann habe ich "Imagining characters"

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    gelesen, eine Sammlung von aufgezeichneten Gesprächen über fünf verschiedene Bücher der engl. Literatur.
    Dort wurde dann u. a. über Fanny diskutiert, und welche Parallelen es zu Austen gibt (sie soll in einem Brief geschrieben haben "from now in I shall sit in the sofa", also sich vielleicht eher mit Fanny und Lady Bertram identifiziert haben.


    Was ich nicht verstanden habe:
    Mary Crawford war für mich eine eher moderene sympathische Figur; ich konnte nicht verstehen, warum Fanny sie so ablehnt.
    Mary Crawford schein v. a. am Anfang ihres Auftauchens, einfach mal das Leben zu genießen.
    Aus moderner Sicht passiert ja in dem Roman recht wenig und das Leben in Mansfield Park ist dröhnend öde.
    Fanny kam dagegen ja ständig mit dem erhobenen Zeigefinder daher und hat überlegt, wer was jetzt eigentlich nicht darf und am besten überlegt; hat sich im Prinzip (aus moderner Sicht?) das Leben selbst dadurch versaut, dass sie ständig überlegt hat, was sie und andere am besten NICHT tun; am allerbesten tut NIEMAND etwas, dann kann keiner was falsch machen.
    A.S. Byatt sagte in "Imagining characters" auch, dass sie aus MP, als sie es als jüngeres Kind gelesen hat, gelernt hätte, das Frauen zurückhaltend sein sollen.


    Was ich auch nicht verstanden habe:
    Erst holt man Fanny zu sich um dann sofort zu überlegen, wie man sie möglichst abschiebt, um sich nicht mit ihr befassen zu müssen. :gruebel:


    Der Untertitel hätte auch lauten können "Life is bleak" :rollen:
    Man hat nichts vom Leben zu erwarten, also verhält man sich besser so, wie es andere von einem erwarten (die aber auch nicht viel davon haben).


    LG von
    Susan


  • Hey, Susan.


    Genau weil Mary Crawford so modern war, wurde sie zu diesr Zeit wohl abgelehnt. Ich fand sie anfangs auch sympathisch. Aber eben genau diese Offenheit und Modernität sind es, die damals eben nicht das Idealbild waren - vor allem bei Frauen.
    Meine Lektüre des Buches ist schon eine Weile her, aber ich kann mich auch erinnern, dass ich eine lange Pause nach der Hälfte eingelegt habe, weil das Leben in Mansfield Park eben so gähnend langweilig war. :zwinker:
    Andererseits wäre ohne Mary Crawford und ihre Bruder die Geschichte gar nicht in Gang gekommen. Sie ist also einer dieser Charaktere, die für "Action" sorgen. Auch wenn diese Action bei Jane Austen meistens aus skandalösen Briefen besteht. :breitgrins:


    Hm... vielleicht sollte ich in meinem Sommer-Re-Read Marathon nochmal alle Austen-Romane lesen. *grübel*
    Ach und danke für den Buchtipp. Ist schon auf die Wunschliste gewandert. :bussi:


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Jane Austen - Mansfield Park


    Zum Buch: Erzählt wird die Geschichte von Fanny Price, die im Alter von 10 Jahren zu ihren reichen Verwandten nach Mansfield Park kommt, um dort aufzuwachsen. Ihre Cousins Tom und Edmund sind ein paar Jahre älter als sie, die Cousinen Maria und Julia nur wenig älter. Neben dem strengen und unnahbaren Onkel Thomas Bertram leben noch ihre beiden Tanten im Haus, die wenig resolute Miss Bertram sowie die verwitwete Mrs. Norris, die Maria und Julia vergöttert und Fanny herabwürdigt, wo es nur geht. Fannys Freund im Haus ist Edmund, der ihr stets mit Rat und Tat zur Seite steht und immer ein offenes Ohr für seine Cousine hat.
    Die Geschichte kommt ins Rollen, als die Mädchen ins heiratsfähige Alter kommen. Maria angelt sich einen reichen Erben, verliert ihr Herz jedoch an Henry Crawford, den Bruder der Pfarrersfrau. Auch Julia schwärmt für Henry, der mit den Gefühlen der Mädchen spielt. Edmund hingegen ist betört von Henry Crawfords Schwester Mary, einer hübschen und lebenslustigen jungen Frau, die viel Gefallen an Edmund, aber wenig Gefallen an seiner Berufung als Pfarrer findet. Auch Fanny liebt Edmund, kann ihren Gefühlen aber keinen Ausdruck verleihen. Als Henry Crawford dann auch noch Fanny den Hof macht, gerät


    Meine Meinung: Tja, das war mein zweiter Austen-Roman und ich muss sagen, dass mir Emma wesentlich besser gefallen hat. Im Wesentlichen kann ich mich meinen Vorgängerinnen anschließen, sprachlich ist das Buch wirklich schön und die versteckte Ironie köstlich. Das Geschehen in Mansfield Park ist aber zum Gähnen. Fanny ist für ihre Zeit sicherlich ein Ausbund an Tugend und Weiblichkeit, aber ihre vollkommene Passivität hat mir gar nicht gefallen. Sie nimmt ihr Schicksal einfach nie selbst in die Hand, sondern beobachtet das Geschehen um sie herum (meist misbilligend). Da Edmund ihr im Wesentlichen ähnlich ist, passen sie eigentlich gut zusammen. Trotzdem war mir Miss Crawford wesentlich lieber, da sie als einzige der weiblichen Hauptpersonen sowohl lebendig als auch grundsätzlich anständig ist (was man von Maria nun wirklich nicht behaupten kann und Julia ist auch nicht viel besser). Auch zeigt sie mit ihrem Harfespiel als einzige eigene Interessen.
    Der Schluß war mir zu glatt. Die Bösen werden bestraft, die Guten finden sich, das ist mir einfach zu langweilig. Immerhin weiss ich jetzt, warum die Filch's Katze bei Harry Potter Mrs Norris heisst :zwinker:
    Es bleibt am Ende das Gefühl, dass man da hätte mehr draus machen können.


    3ratten

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Hm, irgendwie fand ich das Buch überhaupt nicht langweilig. Ich mochte es, dass Fanny mal ein ganz anderer Charakter war, als den, den man sonst in Jane-Austen-Romanen so findet. Nicht so modern, sondern brav, schüchtern und tugendhaft. Ich mochte ihre Weltanschauung und ich konnte auch gut verstehen, was sie gegen Mary Crawford hatte - und vor allen Dingen was sie gegen ihren Bruder hatte. Die beiden Personen sind einfach viel zu anders und am Schluss wird auch deutlich, was Mary Crawfords Wesen ausmacht.


    Wie auch immer, ich mochte das Buch wirklich gern, auch wenn es mich überrascht hat, weil es so anders war als die anderen Romane. Aber vielleicht mochte ich es auch deswegen so gern. Und langweilig fand ich es ganz und gar nicht!


    4ratten

  • Hm mal schaun. Ich kenne nur die neuere Verfilmung die wohl die Figur der Fanny viel zu Emanzipiert interpretiert. Von der Handlung her war das auch die Geschichte die mir bisher am wenigsten gefallen hat. Aber da ich eigentlich schon vor habe alle Austen Romane gelesen zu haben werd ich Mansfield Park auf jeden Fall eine Chance geben. :)

  • "Mansfield Park" war immer der Roman gewesen, der mir von Jane Austens Werken am wenigsten gefiel. Er langweilte mich bei jeder Lektüre auf's Neue, was mich wundern lässt, wieso ich ihn doch mehrfach gelesen hatte. Vor einigen Jahren kam es dann hier im Forum zu einer Leserunde, die Grund für mich war, nach einer langen Pause mal wieder zu diesem Buch zu greifen. Zum Glück, denn ich konnte meine Meinung über ihn als langweiliges Buch doch ein Stück weit revidieren. Mein Leserundenfazit lautete damals:


    Insgesamt hat es mir ein ganzes Stück besser gefallen als bei meinen früheren Lektüren und ich bin froh, ihm noch eine Chance gegeben zu haben. Trotzdem wird es nie mein Lieblingsbuch von Austen werden, was zum Großteil an Fannys Unscheinbarkeit, ihrer Schüchternheit und ihrer Schicksalsergebenheit und Dankbarkeit liegt. Alles das ist zwar durch ihre Situation verständlich, lässt sie als "Heldin" des Buches aber wenig Lesersympathie gewinnen.
    Auch das ständige Herumreiten auf (für uns) völlig veralteten, unerträglichen Moralvorstellungen und der Schicklichkeit bzw. Unschicklichkeit jeder kleinsten Handlung (vor allem der der Frauen natürlich) lässt mich immer wieder fragen, wie emanzipierte Frauen des mittlerweile 21. Jahrhunderts noch Gefallen an der Austen'schen Welt finden können. Denn anziehend finde zumindest ich diese für keinen Pfennig. Wie oft habe ich meinem Schicksal dafür gedankt, nicht damals gelebt zu haben.
    Aber der Austen'sche Wortwitz ist auch in diesem Buch vorhanden, die Bloßstellung verlogener Charaktere gelingt ihr auch hier und gerade die Tatsache, wie genau Austen ihre Gesellschaft durchschaut und wie geschickt sie deren Schwächen schildert, macht für mich den Reiz ihrer Bücher aus.


    4ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Erhofft man bei "Mansfield Park" eine weitere, heitere Liebesgeschichte von Jane Austen präsentiert zu bekommen, wird der geneigte Leser wohl enttäuscht werden. Austen liefert viel mehr einen Familienroman ab, der sich rund um die Heldin Fanny Price entwickelt.


    Mit Fanny bekommt man eine untypische Heldin zu lesen. Sie ist schicksalsergeben, duldsam, tugendhaft, dankbar und perfekt. So perfekt, dass es unerträglich wird. Fanny ist schon mit 18 eine moralische Instanz, ihr Empfinden, was richtig und falsch ist, so feintariert, dass unweigerlich jeder und jede, würde man es wagen, sich an ihr zu messen, scheitern muss. Sogar der fade Cousin Edmund, der in sich die Berufung zum Seelsorger fühlt, kann mit Fannys Anstandsgefühl nicht mehr mithalten. Im Gegensatz zu ihr hat er noch Leben in sich und genug jugendlichen Überschwang, um sich die Fehler seiner Auserwählten Mary Crawford schön reden zu können und sich wider besseren Wissens zu unüberlegten Ausreißern wie die Teilnahme an einem Theaterstück hinreißen zu lassen.


    Fanny Price ist damit die moralinsauerste Hauptfigur, die Jane Austen jemals geschaffen hat. Hätte sie zwanzig Jahre mehr auf dem Buckel, könnte nicht einmal ihre Autorin verhindern, dass sie in ihrer jetzt schon mehr als im Ansatz vorhandenen Starrheit zu einer der Witzfiguren verkommt, für die Austen zu Recht berühmt ist.


    Was den Roman lesenswert macht, sind weder Fanny noch Edmund. Die unglaubliche Mrs. Norris, das Geschwisterpaar Crawford, Sir Thomas und Lady Bertram machen "Mansfield Park" lebendig und die Handlung trotz der oben angesprochenen Schwächen der Hauptperson fesselnd. Mary und Henry Crawford haben das, was Fanny und Edmund fehlen. Sie haben Stärken und Fehler und gehen eine Entwicklung durch. Ob sie auf ihrem Weg scheitern oder nicht, ist dabei nebensächlich, ihre Irrungen und Wirrungen, ihre Bemühungen und ihr Fehlen ist unter anderem das Salz in der Suppe. Selbst Nebenfiguren wie Mary und Julia Bertram oder Mr. Yates weisen mehr Vitalität als Fanny auf.


    Trotz allem hat mir der Roman gefallen. Austen hatte sich damit in ihrem schriftstellerischen Schaffen weiter entwickelt, während sie sich gleichzeitig treu blieb. Noch immer steht die ihr vertraute Welt des englischen Landadels im Mittelpunkt, nun ist aber nicht mehr eine Liebesgeschichte und die letztendlich materiell gesicherte Versorgung der Heroin das Hauptziel, vielmehr dreht sich der Kreis um zwei Familien und deren mannigfaltigen Beziehungen zueinander.

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Ganz so hart gehe ich mit der Person der Fanny nicht mehr ins Gericht. Bei genauerem Hinsehen hat sie ein paar kleine Schwächen und Fehler, die sie menschlich erscheinen lassen und - entgegen meines harschen Urteils vor fünf Jahren - nicht in Gefahr bringen, eine Karikatur ihrer selbst zu werden.


    Mansfield Park funktioniert für mich weiterhin perfekt als Familien- und Entwicklungsroman. Viele der Figuren erfahren eine Entwicklung, in welche Richtung auch immer.


    Fannys Belohnung am Ende hinterlässt weiterhin einen faden Beigeschmack. Die Moral ist eindeutig: die brave, junge Frau hat am Schluss als Lohn für ihre Standfestigkeit, ihre Prinzipientreue und allen Unbill den Held ihrer Mädchenträume erhalten. Das Paar selbst versprüht dabei soviel Leidenschaft wie man es von einem Pastoren-Ehepaar erwarten darf, nämlich gar keine.


    Mansfield Park wird auch nach dem zweiten Lesen der Roman von Jane Austen sein, der mir persönlich am wenigsten gefällt.

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    Ich habe Mansfield Park nach vielen Jahren wiedergelesen und hatte es durchaus als etwas langatmig in Erinnerung, allerdings ist mir damals entweder nicht aufgefallen, oder ich hatte es verdrängt, wie wenig ich die Figuren mag. Und das ist nicht direkt eine Frage der Sympathie - auch unsympathische Hauptfiguren können ja durchaus ihren Reiz haben, aber hier sind mit Fanny und Edmund einfach zu brav, zu bieder, zu vorbildlich, und das hat mir die Lektüre des Romans echt schwer gemacht.


    Natürlich muss man Jane Austens Romane als Abbild der Sitten und Ansichten ihrer Zeit sehen, aber in ihren anderen Romanen gibt es durchaus etwas lebhaftere Protagonistinnen mit eigenen Ansichten, oft ja auch spiegelbildlich zu einer ruhigeren und "braveren" Variante, das ist dann deutlich unterhaltsamer. Die Konstellation in Mansfield Park ist mir einfach zu altbacken und moralinsauer, als dass sie Spaß macht. Auch so überzeichnete Nebenfiguren wie Mrs Norris können das Ganze nicht retten, obwohl sie für das eine oder andere Schmunzeln gut sind.


    Dass der Roman sprachlich gut gestaltet ist und ein treffendes Gesellschaftsbild von Jane Austens Zeit zeigt ist unbestritten. Leider reicht das nicht, um gut unterhalten zu werden. Ich habe parallel dazu ein Sachbuch über Jane Austen begonnen, das ja im Grunde dieselbe Thematik behandelt, mir aber um Längen besser gefällt, obwohl es weniger schön formuliert ist. Wahrscheinlich ist Mansfield Park für mich einfach zu altmodisch.


    2ratten