Xinran – Himmelsbegräbnis

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 4.835 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

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    Inhalt: Nur drei Wochen nach der Hochzeit wird der Arzt Kejun 1958 mit einer Militäreinheit nach Tibet geschickt, einige Wochen später erfährt seine Frau Shu Wen, daß sie Witwe geworden sei. Aber die Nachricht ist merkwürdig, sie enthält nicht die üblichen Floskeln der Armee. Shu Wen glaubt, daß irgendetwas nicht stimmt und will selbst nach Tibet, um ihren Mann dort zu suchen. Da sie gleichfalls Ärztin ist, wird sie von der Armee dankbar aufgenommen. Die Fahrt nach Tibet ist anstrengend, im Land wird schnell klar, daß die Chinesen nicht erwünscht sind: Jede Nacht sterben zwei Soldaten durch tibetische Messer. Einmal finden die Soldaten auf der Straße eine völlig erschöpfte Tibeterin, die Chinesisch spricht. Shu Wen und Zhuoma freunden sich an, nach einem Hinterhalt ziehen die beiden Frauen, beide auf der Suche, allein weiter. Sie geraten in eine Nomadenfamilie, bei der sie Jahre leben. Nachdem Zhuoma eines Tages entführt wird, ist Shu Wen auf sich allein gestellt, sie bleibt bei der Familie, lernt vieles über das Leben und die Spiritualität der Tibeter, nutzt aber immer noch jede der wenigen Gelegenheiten, Erkundigungen über ihren Mann einzuholen. Als sie nach dreißig Jahren in ihre Heimatstadt Suzhou zurückkehrt, ist sie eine Fremde geworden.



    Meine Meinung: Angeblich hat Xinran Shu Wen in Suzhou getroffen, als diese nach ihrem Leben in Tibet zurückgekehrt war, und hat sich von ihr ihre Lebensgeschichte erzählen lassen. Faszinierend an der Geschichte fand ich die Anstrengungen, die Shu Wen auf sich nimmt, denn immerhin ist sie nach Zhuomas Entführung in einer schwierigen Situation mit praktisch keiner Verständigungsmöglichkeit, da sie zu dieser Zeit noch kaum Tibetisch spricht. Passend dazu sind daher leider auch die Einblicke in tibetisches Denken und tibetische Religiösität nicht besonders tiefgehend, denn Shu Wen versteht davon sicher vieles schon nicht, und durch den Filter der doppelten Erzählung wird das nicht besser (mal ganz abgesehen vom ohnehin beschränkten Umfang des Buches). Hier bleibt vieles Stückwerk und Andeutung, vor allem, was die Gedanken hinter religiösen Zeremonien angeht, die ich mehr oder weniger nur achselzuckend zur Kenntnis nehmen konnte.


    Interessanter waren die Lebensbedingungen der Nomaden, über die man etwas mehr erfährt, wie die Arbeitsteilung in der Familie und die Ernährungsgewohnheiten. Und noch etwas hat mich erstaunt, wenn es denn der Wahrheit entspricht, nämlich wie abgeschieden offensichtlich viele Tibeter selbst noch in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren lebten, so daß sie die politischen Entwicklungen praktisch gar nicht mitbekamen.


    Noch ein Wort zur Einordnung: Ich habe es hier unter „Sonstige Belletristik“ gepackt, weil ich das Buch bei Internet-Recherchen an verschiedenen Stellen als Roman bezeichnet gefunden habe. Ob die Rahmengeschichte mit der Begegnung zwischen Xinran und Shu Wen den Tatsachen entspricht, und wenn ja, inwieweit das auch für die Geschichte selbst gilt, und deshalb eine Einordnung unter „Biographien“ erlauben würde, kann ich nicht beurteilen.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Xinran – Himmelsbegräbnis: Die Geschichte einer großen Liebe


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    Inhaltsangabe (Amazon-Kurzbeschreibung):
    Als Shu Wen die Nachricht vom Tode ihres Mannes erfahren muss, war sie noch nicht lange mit ihm verheiratet. Kejun war Arzt im Dienst der chinesischen Armee und im Truppeneinsatz in Tibet. Shu Wen glaubt fest daran, dass ihr Mann noch lebt, lässt sich von der Armee als Ärztin einstellen und nach Tibet versetzen. Doch ihr Aufenthalt dauert länger, als sie glaubt ...
    Der Roman spielt von ca. 1960 bis ca. 1990 in China und Tibet.


    Meine Meinung zum Buch:
    Mit etwas mehr Seiten hätte dieses Buch eine schöne Möglichkeit geboten, die Ereignisse des Einmarsches der chinesischen Truppen und die Lebensweise und die Religion der Tibeter zur damaligen Zeit kennen zu lernen. Leider werden diese Themen nur sehr kurz und oberflächlich abgehandelt, was zur Folge hatte, dass ich nach der Lektüre das Buch ziemlich unbefriedigt weglegte.
    Die Figur der Shu Wen kam mir zudem nicht sehr glaubwürdig vor. Sie ist eine moderne Chinesin, die Medizin studiert hat – dass sie mehrere Jahrzehnte (!) bei einer Nomadenfamilie leben muss ohne Möglichkeit, weiterzureisen oder zumindest eine Nachricht weiterzugeben, kann ich mir nicht so ganz vorstellen. Vielleicht hätten hier die Verhältnisse besser erklärt werden müssen, damit ihr Verhalten bzw. ihre nicht vorhandenen Möglichkeiten nachvollziehbar werden.
    Das Buch kann nur den Appetit anregen, mehr über Tibet zu lesen, aber nicht den Hunger stillen. Ich werde in der nächsten Zeit mal nach einer Biografie des Dalai Lama stöbern – auch zu ihm und seiner Rolle beim Einmarsch der Chinesen wurde in der Geschichte einmal kurz diskutiert, aber es reichte für mich bei weitem nicht aus.
    Ich kann dieses Buch nur als Einsteigerlektüre empfehlen, wenn man wissen will, ob einen die tibetische Kultur, Religion, Gesellschaft und Geschichte interessiert. Diese Themen werden alle kurz angerissen – vertiefen muss man dann anderweitig.


    Meine Bewertung für das Buch: 3ratten


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo!


    Ich habe das Buch neulich zu Ende gelesen und kann mich eurer Meinung größtenteils anschließen.


    Ich fand das Buch sehr leicht und flüssig zu lesen, da habe ich vorher so meine Bedenken gehabt, weil ich noch nie ein Buch von einer chinesischen Autorin gelesen habe. Die Sitten und Bräuche der tibetischen Nomadenfamilie fand ich sehr gut beschrieben. Leider geht das Buch, wie ihr ja schon geschrieben hat, nicht allzu sehr in die Tiefe, was wirklich schade ist, da gerade mir als Mitteleuropäerin viele interessante Aspekte bezüglich China und Tibet aufgezeigt werden. Während der Handlung vergehen zuweilen Jahre innerhalb weniger Zeilen, was mich manchmal verwirrte und ich nicht mehr wusste, in welchem Jahrzehnt die Handlung eigentlich gerade spielt. Auch die Tatsache, dass Shu Wen schließlich doch Tibetisch lernt, wird in einem Satz abgehandelt, obwohl es in Wirklichkeit mehrere Jahre in Anspruch genommen haben muss.
    Einige Kleinigkeiten haben mir noch sehr gut gefallen, wie z.B. die kleinen Botschaften, die Kejun Shu Wen am Anfang schreibt. So wird ihre Liebe für mich greifbar und ich kann einigermaßen nachvollziehen, warum Shu Wen die ganzen Strapazen auf sich nimmt, um Kejun zu finden.


    Fazit: Eine nette Geschichte, aus der man noch mehr hätte machen können.


    Von mir gibt es auch 3ratten


    Viele Grüße
    Cuddles

  • Mich hat dieses Buch berührt. Durch mein naives Denken bin ich nicht abgeneigt zu glauben, dass Shu Wen wirklich gelebt hat. Und so ist die Suche, auf die sie sich begibt, wirklich sehr beeindruckend. Vor allen Dingen wie sie es schafft, zu überleben und wirklich ihren fündig zu werden auf ihrer Suche, obwohl sie am Anfang weder Sprache, noch die Religion, Kultur oder Lebensart der Tibeter kannte. Auch das sie es schaffte, sich von ihren Vorurteilen teils zu lösen, ist doch sehr beeindruckend.


    Man bekommt einen kleinen Einblick, in die tibetische Kultur, was ich interessant fand, allerdings gibt es kein fundiertes Wissen weiter, so dass dieses Buch einem Tibet-interessierten Leser nicht reichen wird. Aber mir persönlich hat es nicht viel ausgemacht. Und ich denke sogar, dass ich das Buch, wenn es umfassender gewesen wäre, nicht zu Ende gelesen hätte. (Denn diese ewigen Beschreibungen haben mir zB bei "Die weiße Massai" sehr gestört.)


    Was ich manchmal ziemlich irritierend fand, waren diese großen Zeitsprünge, so vergingen zwischen Zhuoma Entführung und ihrem Wiedersehen zwanzig Jahre und ich dachte, es wären nur ein paar Jahre gewesen. So verlor ich irgendwann den Überblick, wie viel Zeit Shu Wen mit ihrer Suche verbracht hat.


    So gebe ich dem Buch


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Eigentlich kann ich den Meinungen vorher gar nichts mehr hinzufügen!
    Das Buch erzählt eine schöne Liebesgeschichte (ich gehe jetzt auch mal davon aus, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt), die voll ins Herz treffen könnte. Leider werden viele Szenen und Gedanken viel zu schnell abgebrochen. Das ist wirklich schade, denn ich finde die Handlung sehr berührend. Eine Frau, die für ihre große Liebe ihr ganzes Leben und ihre Sicherheit hinter sich lässt ... wenn das nicht zu Tränen rührt. Aber immer, wenn man sich in die Gefühle einliest, kommt die nächste Szene. Schade!


    Das Leben in Tibet finde ich einfühlend beschrieben, das Nomadenleben und die religiösen Sitten fand ich sehr interessant zu lesen. Eigentlich hätte ich erwartete, dass mehr auf den Konflikt Tibet-China eingegangen wird, aber na gut. Die Autorin hat ihren Fokus allein auf die Liebesgeschichte gelegt, das ist okay so.


    Ich hätte mir mehr von dem Buch erhofft, aber man kann auf 170 Seiten natürlich nicht alles im Detail bringen.
    Fazit: Nette Liebesgeschichte, von der ich mehr erwartet hätte!


    3ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

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    Hallo!


    Nachdem eine Freundin aus Schottland mir Sky Burial schon seit zwei Jahren bei jedem Besuch ans Herz legt hat es dieses Jahr endlich geklappt.


    Auch mir war das Buch mit 160 Seiten zu kurz. Ereignisse wurden nur angerissen, ohne wirklich beschrieben zu werden. Die Geschichte ist tragisch und herzergreifend, aber sie wurde von einer Dritten erzählt und so konnten mir echte Gefühle nicht vermittelt werden. Dazu ging von Shu Wens Persönlichkeit zu viel verloren. Deshalb fand ich die Erzählung etwas oberflächlich. Schade, denn aus der Geschichte hätte man viel mehr machen können, sowohl bei Shu Wens als auch im Hinblick auf die politische Situation.
    3ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.