Oliver Plaschka - Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew

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    Kurzbeschreibung


    Fairwater, das Venedig Marylands mit seinen dunklen Kanälen und steinernen Brücken, ist eine Stadt, die Sie auf keiner Karte finden werden. Ihre Bewohner bewahren die Erinnerungen an längst verlorene Zeiten und halten an ihren Träumen fest, doch finstere Kräfte wirken deren Verwirklichung entgegen. Wie ein Hofstaat scharen sich die Hauptfiguren dieses Spiels um den rätselhaften Cosmo van Bergen, den Herrscher über das mysteriöse Netzwerk von Fabriken, die Fairwaters kleinen Talkessel durchwuchern. Birgt seine Tochter Stella, die schlafende Prinzessin, den Schlüssel zum Geheimnis der Stadt - oder ist es Marvin, der in einer von sprechenden Tieren bevölkerten Traumwelt lebt?



    Meine Meinung


    Diese phantastische Geschichte beginnt wie eine Mischung aus Krimi und Roadmovie. Wir lernen die Reporterin Gloria kennen, die der Stadt ihrer Kindheit einen Besuch abstattet, um an einem Begräbnis ohne Leiche teilzunehmen. Das wäre das erste Rätsel, doch bei Glorias Suche nach mehr Wissen über die Ereignisse kommen noch mehr ans Licht. Dinge die gesammelt, sortiert und hinterfragt werden wollen.


    Kaum hat man sich auf die Figur eingelassen, kommt schon das nächste Kapitel und bietet eine völlig andere Sichtweise, eine andere Handlung. Anfangs erscheint das eher episodenhaft und unzusammenhängend, erst nach und nach erschließen sich dem aufmerksamen Leser Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten. Ich hatte das Gefühl, einen Karton mit Puzzlestücken zu füllen, die wichtig sein könnten – und gleichzeitig zu versuchen, Verbindungen herzustellen und Rätsel zu lösen. Daran hatte ich viel Spaß, meine grauen Zellen sind ordentlich in Schwung gekommen. :breitgrins:


    Die Handlung ist verschlungen und rätselhaft, manchmal weiß man nicht was Realität und was Traum ist. Fairwater ist beängstigend und faszinierend zugleich, die Atmosphäre genauso unterschiedlich wie die verschiedenen Figuren. Aus den vielen Überraschungen, Ereignissen und Geschichten muss man sich seine Erkenntnisse erarbeiten, die man am Ende mit der Chronik im Anhang vergleichen kann. Dort werden die Ereignisse auch in die chronologische Reihenfolge gebracht, die mir beim Lesen manchmal abhanden gekommen ist.


    Wenn man all das mag, ist das Buch ein absoluter Geheimtipp. Für diejenigen, die nicht gerne rumrätseln und Erkenntnisse lieber lesen, statt sie sich zu erarbeiten, ist dieser Roman dagegen wohl eher nichts. Oder vielleicht doch einen Versuch wert? ;)


    5ratten und ein echter :tipp:

  • So ganz mag ich mich der Begeisterung nicht anschließen.
    War ich zu Beginn wirklich angetan von dieser phantastischen Geschichte, wurde es mir zum Ende hin doch zu viel.
    Ein Buch welches sehr mühselig zu lesen war und ohne die Erläuterungen des Autors in der gemeinsamen Leserunde wohl schon zu Beginn sehr viele Fragen offen gelassen hätte.


    Was ist Wahn, was Wirklichkeit? Oder ist der Wahn die Wirklichkeit?
    Fantastische Elemente aller Art wechseln mit diversen Erzählperspektiven, wichtige Personen werden plötzlich unwichtig und umgekehrt.
    Es wurden Elemente in die Geschichte aufgenommen um dann nicht weiter verfolgt zu werden. Es gab Figuren deren Existenz gar nicht erst erklärt wurde, usw. usw., ....


    Für mich wäre hier weniger wirklich mehr gewesen


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Zum Inhalt dieses Buches mehr zu sagen, als in Seychellas Posting steht, hieße zuviel zu verraten, deshalb tue ich es auch nicht :zwinker:


    Es passiert selten, daß ich ein Buch nach dem Zuklappen so lange habe „sacken lassen“ und trotzdem (noch?) nicht zu einer endgültigen Bewertung gekommen bin. Deshalb hangle ich mich mal wieder an meinen drei Hauptkriterien entlang, nach denen ich Bücher gemeinhin beurteile: Plot, Charakterzeichnung, Sprache. Da fangen in diesem Fall die Probleme schon an. Eine ausgesprochene Handlung gibt es nicht, vielmehr – wie schon gesagt wurde – einen Haufen Puzzlestücke, die in mal mehr, mal weniger, mal keiner Verbindung zu stehen scheinen und sich bis zum Ende (für mein Empfinden) auch nicht alle unterbringen ließen, bei jeder Lesart bleibt irgendetwas übrig. Durch die von Kapitel zu Kapitel wechselnde „Erzählperson“, die damit einhergehenden Sichtwechsel, die in den Kapitel noch wechselnden Perspektiven und nicht immer und sofort erkennbaren Zeitsprünge erforden ein sehr aufmerksames und konzentriertes Lesen, um den roten Faden zu finden und zu behalten. Das führt durchaus zu den von Papyrus genannten Effekten: Neubewertung der Wichtigkeit von Personen, falsche Fährten u. ä. All das ist nicht per se ein Problem, im Gegenteil ist dies durchaus gern gesehene Würze an einem Roman, aber es hätte mir besser gefallen, wenn am Ende ein einigermaßen geschlossenes Gesamtbild daraus geworden wäre.


    Unter dieser gesamten Konstruktion leidet auch die Charaktergestaltung. Während in vielen Büchern die Charaktere flach wirken, weil sie zu einseitig gut oder böse sind, stellt sich hier immer die Frage danach, wer dieser Charakter eigentlich gerade ist (klingt vielleicht ein bißchen merkwürdig, aber es gibt hier durchaus „Mehrfach-Charaktere“). Dadurch werden sie – mit Ausnahme der Reporterin Gloria sowie ihrer beiden Helfer Solomon und Jerry – nur schwer oder gar nicht greifbar. Eine Entwicklung im Verlaufe der vom Buch abgedeckten Zeit ist am ehesten für Lysander und Marvin festzustellen, auch wenn der Begriff im Falle Lysanders etwas weiter gefaßt werden muß. Sprachlich allerdings hat mich das Buch völlig überzeugt. Oliver Plaschka hat es verstanden, den einzelnen Kapiteln einen unterschiedlichen und jeweils sehr passenden Tonfall zu geben und damit für eine sehr dichte Atmosphäre zu sorgen. Erfreulicherweise hat er auch keine Angst vor langen Sätzen, wenn sie dem Zweck dienen. Allein dafür ist der Roman schon lesenswert.


    Hervorzuheben ist des weiteren die interessante Aufmachung des Buches. Jedes Kapitel wird mit einem Schwarz-Weiß-Bild eingeleitet, das wichtige Bezüge zu seinem Kapitel hat. Im ersten Kapitel wird mit optischen Hervorhebungen gearbeitet, um Zeitungsausschnitte, Protokolle u. a. vom normalen Text abzugrenzen und im letzten Kapitel gibt es dann mal zweispaltigen Satz, der keine Spielerei sondern inhaltlich geboten ist.


    Insgesamt muß ich festhalten, daß ich froh bin, Fairwater in einer Leserunde mit dem Autor gelesen zu haben. Erst in den Diskussionen sind mir manche Kleinigkeiten und Querverbindungen aufgefallen, die ich sonst übersehen hätte. Wie ich es als „Alleinleser“ aufgenommen hätte, kann ich daher natürlich nicht sagen, aber es wäre mir vermutlich schwer gefallen, dran zu bleiben und eine für mich halbwegs schlüssige Erklärung am Ende zu haben.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Fairwater ist kein Roman, der sich in eine Schublade pressen lässt. Jedes Kapitel erzählt eine Episode, die jeweils in dem Städtchen Fairwater spielt. Was im ersten Moment auch die einzige Gemeinsamkeit zu sein scheint.


    Die Kapitel sind nicht chronologisch aufgebaut und auch die darin vorkommenden Personen nicht immer gleich klar zu erkennen.
    Jede Episonde könnte fast einem anderen Genre zugeordnet werden. Thriller, SF, Phanstastik, Liebesgeschichte - alles ist vertreten. Selbst die Erzählweise wechselt, sogar in den einzelnen Abschnitten.


    Die Geschichten um immer wiederkehrende Personen liefern den Lesern nur Häppchen, die diese eifrig sammeln müssen um sie zusammmenzufügen. Puzzle-Teilchen, die es in sich haben! Manche Teile wollen nicht passen, andere scheinen gar nicht dazuzugehören. Woran mag das liegen? Es liegt an der Art dieses Buches. Fairwater lässt sich auf verschiedene Arten lesen. Die phantastische Variante, die reale Variante, ... wer weiß.


    Egal in welche Richtung man tendiert, Mitarbeit ist groß geschrieben. Denn dieses Buch muss erarbeitet werden. Zwar befindet sich am Ende ein Anhang mit chronologisch aufgelisteten Ereignissen und einer Personenliste, aber diese sollte man wirklich erst zum Schluß lesen um sich nicht einen Teil der Spannung zu nehmen.
    Gerade das macht den Reiz dieses Buches aus. Da jedoch einige Ereignisse und Beweggründe schwer zu verstehen waren und ohne die nähere Erläuterung des Autors unverstanden geblieben wären, bin ich froh Fairwater in einer Leserunde gelesen zu haben. Viel bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.


    Das ist auch der Nachteil des Romans. Die verschiedenen Lesarten erschweren das Sortieren der Steinchen, die ja verschieden Seiten haben und die offenen Fragen, die jeder für sich lösen muss. Es ist kein Buch, das man mal so lesen kann. Und kein Buch, das man jeden empfehlen kann. Rätselfreunde werden ihre Freude haben!


    Um was es geht? Naja, alles begann mit einer Beerdigung ohne Leiche, rätselhaften Morden ohne Mörder, Leute, die da waren und doch nicht da ... aber mehr erfährt keiner von mir. Soll es doch jeder selbst herausfinden und seinen Kopf zum Rauchen bringen. :breitgrins:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    (Die Bewertung ist ein Resultat, das durch die Leserunde entstand. Beim Alleinlesen wäre mir einiges entgangen und dies hätte sich auch auf die Bewertung ausgewirkt.)

  • Meine Meinung:


    In diesem Buch stand für mich die Handlung insgesamt nicht so sehr im Vordergrund, vielmehr hat mir gerade der episodenhafte Anstrich des ganzen Romans sehr gut gefallen. Daher war ich auch nicht allzu sehr mit Rätselraten und Grübeln beschäftigt, sondern habe lieber die Geschichte auf mich wirken lassen.


    Jedes Kapitel hat seine eigene Atmosphäre und fast könnte man sagen, das Genre wechselt mit jedem Kapitel – manchmal hielt ich das Buch für einen Krimi, dann wieder für eine Horrorgeschichte, zwischendurch für einen Psychothriller, und irgendwann dachte ich, in einem Science-Fiction-Roman gelandet zu sein. Raffinierterweise kann jeder Leser für sich selbst entscheiden, ob er die Handlung in einer realistischen oder phantastischen Lesart interpretiert; daher ergibt diese abwechslungsreiche Mischung für mich am Ende einen anspruchsvollen Phantastikroman, der seinen Lesern viel Spielraum für Spekulationen und die eigene Phantasie lässt.


    Die Figuren haben mich allesamt fasziniert, sie sind sehr tiefgründig gezeichnet, wobei man aber nie so ganz genau weiß, mit wem man es gerade zu tun hat. Durch die zahlreichen kleinen und großen Zeitsprünge erleben wir die Protagonisten in verschiedenen Phasen ihres Lebens und ihrer Entwicklung, die durch den phantastischen Anstrich der Geschichte einen sehr verworrenen und surrealen Verlauf nimmt. Die düstere-melancholische, fast schon morbide Grundstimmung in Fairwater fand ich dazu sehr passend.


    Besonders beeindruckt hat mich Oliver Plaschkas Schreibstil – der ist wirklich brillant und sehr facettenreich, so dass mir das Lesen ein Genuss war. Dazu haben auch die wunderbaren Gedichte beigetragen, die den Text ergänzen und in die Handlung mit eingebunden sind. Überhaupt fand ich die Textgestaltung sehr kreativ, vom Zeitungsartikel über Tagebucheinträge, zweispaltige Sätze bis hin zu Liedtexten – nicht zu vergessen die wunderschönen Illustrationen, die jedes Kapitel einstimmen.


    Fairwater ist für mich kein Buch zum Verschlingen, sondern zum Geniessen. Ich werde es bestimmt noch öfter lesen und bin mir sicher, dass ich jedesmal noch etwas Neues darin entdecken werde.



    5ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Fairwater ist für mich eine außergewöhnliche Geschichte, die ich in dieser Art und Weise noch nicht gelesen habe. Besonders hervorzuheben sind die unterschiedlichen Schreibweisen des Autos, angepasst an die jeweilige Person oder Geschichte, um die es gerade geht und die Möglichkeit, die Geschichte sowohl realistisch als auch phantastisch betrachten zu können.


    Direkt zu Beginn der Geschichte wurde meine Neugier geweckt, besonders, weil sich während des Lesens viele Fragen stellten, die im Laufe des Buches zum Teil beantwortet werden, zum Teil aber auch der Fantasie des Lesers überlassen werden. Etwas verwirrend aber gleichzeitig auch interessant sind die vielen Figuren, die in diesem Buch, teilweise aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, auftauchen.


    Das Lesen dieses Buches erinnert an ein Puzzle-Spiel mit 100.000 Teilen. Stück für Stück erscheint das Bild von Fairwater und deren Bewohner mit ihren Beziehungen zueinander. Es erfordert aufmerksames und konzentriertes Lesen, um Puzzle-Stücke nicht zu übersehen, die unter Umständen zum Schluss ein wichtiges Detail beinhalten.



    Ich bin froh, dieses Buch in einer Leserunde gelesen zu haben und so vom kollektiven Gedächtnis der Leserunde profitieren konnte.


    Am Ende fehlten mir allerdings zu viele Puzzlestücke und ich konnte die Geschichte für mich nicht richtig abschließen. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt an diesem Buch.



    Meine Bewertung des Buches:
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    + :marypipeshalbeprivatmaus: Autorenbonus für die tolle Begleitung der Leserunde


    LG Murkxsi

    Mein Lebensmotto: Leben und leben lassen!

  • Hallo :winken:


    Eure Rezis machen wirklich Lust auf das Buch und die Leserunde scheint richtig klasse gewesen zu sein.
    Bevor ich aber zuschlage hätte ich noch eien Frage:
    Wisst Ihr, ob eine Fortsetzung geplant ist? Ich lese ja nicht so gerne Serien (eigentlich meide ich sie, wo ich kann) und die vielen offenen Fragen, die das Buch aufzuwerfen scheint, könnten auf einen Folgeband hindeuten.
    Hat sich der Autor in der LR dazu vielleicht geäussert? (Ich will da lieber nicht soviel rumlesen, falls ich mir das Buch doch kaufen sollte.)


    Liebe Grüße
    WannaBe

  • Nein, von einer Fortsetzung war keine Rede, Oliver scheint diesbezüglich zumindest nichts geplant zu haben. :winken:
    Mit dem offenen Ende mußt Du dann also leben :zwinker:


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • Nein, von einer Fortsetzung war keine Rede, Oliver scheint diesbezüglich zumindest nichts geplant zu haben. :winken:
    Mit dem offenen Ende mußt Du dann also leben :zwinker:


    Schönen Gruß,
    Aldawen


    Danke für die Antwort! Dann noch lieber ein offenes Ende als noch eine Serie :breitgrins:

  • Endlich auch meine Rezension:


    Dieser Roman ist ein Erlebnis der besonderen Art. Zunächst wirkte er auf mich wie eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, nach der Hälfte der Seiten allerdings begannen sich Verknüpfungen, Verbindungen aufzuzeigen, die ich zuvor nicht vermuten konnte. Die handelnden Charaktere wechseln in den Abschnitten und sind manchmal in nur einem einzigen Kapitel zu finden. Die Reihenfolge und Häufigkeit des Vorkommens hat dabei keinerlei Bedeutung für deren Wichtigkeit innerhalb des Gesamtbildes.


    In Fairwater gibt es trotz der „schwarzweißen“ Film Noir-Stimmung keine schwarzweißen Charaktere. Die Geschichte Fairwaters kann zudem aus verschiedenen Richtungen betrachtet werden, so kommen Liebhaber eher real angesiedelter Storys, als auch die der durchweg phantastischen Storys auf ihre Kosten. Aus welchem Blickwinkel man die Geschehnisse betrachten möchte, kann vom Leser selbst entschieden werden.


    Dieses Buch fordert Aufmerksamkeit – sucht man nach einem leicht zu konsumierenden Leseerlebnis für zwischendurch, ist es meines Erachtens die falsche Wahl. Hat man allerdings Lust auf eine Herausforderung; auf einen Text, der zum Mitdenken anregt, der zudem eigene Blickwinkel in verschiedenen Facetten und Ausprägungen erlaubt, ist man mit Fairwater sehr gut bedient! Auf mich wirkte Fairwater teilweise wie ein Experiment, welches sich neben dem Leser aber auch auf den Autor erstreckt bzw. erstreckte.


    Hinreißend sind die nach Vorlagen des Autors angefertigten Zeichnungen zu Beginn der Kapitel. Ein genauer Blick vor und nach Lektüre der jeweiligen Abschnitte lohnt sich, ob der Detailgenauigkeit der Zeichnungen. Die Anhänge sollten auf jeden Fall erst nach dem Lesen aller Kapitel angesehen werden – sie enthalten wertvolle Hinweise auf die Geschichte und würden viel zu viel vorweg nehmen.


    Eine generelle Leseempfehlung kann ich für dieses Buch nicht geben, da es doch sehr speziell ist. Der ein oder andere mag neben der Lektüre von Fairwater gar zu einem Zweitbuch greifen, das weniger Anspruch bietet. Da die einzelnen Kapitel meist Zeit zum Verdauen brauchen, wird ein langsames Konsumieren dieses Buches von mir sogar dringend angeraten. Literaturfreunde, die eine anspruchsvolle Geschichte suchen kann ich Fairwater sehr empfehlen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus::tipp:

  • „Fairwater oder die Spiegel des Herrn Bartholomew“ ist ein fantastischer Roman, dessen Handlung sich allerdings kaum beschreiben lässt, ohne zuviel zu verraten. Fairwater ist eine fiktive amerikanische Kleinstadt, mit unzähligen Flüssen und Brücken. Die Reporterin Gloria kehrt nach vielen Jahren in die Stadt zurück, um der Beerdigung eines früheren Freundes beizuwohnen. Schnell entwickelt die Stadt eine unglaubliche Anziehung, nicht nur auf Grund der Story die sie hier wittert. Es kam nämlich zu einigen mysteriösen Mordfällen, als Gloria versucht diesen auf den Grund zu gehen, wird sie von verschiedenen Parteien verfolgt und auch bedroht.


    Doch das ist nur der erste Teil des Buches, der ein wenig wie ein Mystery-Thriller wirkt. Jedes Kapitel ist eine ganz eigene Geschichte mit ebenso eigenem Stil. Das zweite Kapitel würde ich dem Genre Horror zuordnen, auch ein Science Fiction Kapitel ist vorhanden. Alle erzählen Teile der Geschichte aus der Sicht verschiedener Personen. Wobei manchmal mehrere Personen auch ein und dieselbe Person sind. Man weiß nie sicher, was von dem gerade gelesenen Realität ist und was Wahn. Wenn eines sicher ist, dann das Fairwater der psychischen Gesundheit nicht wirklich gut tut, woran auch diverse Chemikalien im Flusswasser nicht unschuldig sein dürften.


    Das faszinierende ist, dass man dieses Buch auf verschiedene Weise lesen, die Geschichte auf verschiedensten Wegen angehen kann. Auch am Ende wird man nicht zu einer bestimmten Lösung gedrängt, es gibt verschiedene Möglichkeiten. Aus diesem Grund muss man aber auch sehr viel mitdenken. Man bekommt nur wenig Handlung einfach serviert, das meiste muss man sich Stück für Stück erarbeiten, mit dem bereits gelesenen in Verbindung bringen und auch mal gesponnene Theorien wieder aufdröseln und neu spinnen. Dazu braucht man einiges an Aufmerksamkeit, es ist kein Schmöker den man gemütlich nebenbei liest. Aber gerade das macht das Buch auch zu etwas ganz besonderem.


    Oliver Plaschka hat mit diesem Buch den Deutschen Phantastik Preis 2009 gewonnen, meiner Meinung nach auch verdient, es ist ein fantastisches Buch. Man sieht auch der Aufmachung an, wie viel Hingabe in diesem Werk steckt. Jedes Kapitel beginnt mit einer Illustration, die man sich am Ende des Kapitels noch mal anschauen sollte, da viele kleine Ausblicke auf die Handlung darin zu finden sind.


    Wer nicht auf Realismus in einem Roman besteht, und sich auch gerne mal die Zeit nimmt sich eine Geschichte zu erarbeiten, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen.


    Hilfreich war für mich das Nachlesen der autorenbegleiteten Leserunde auf http://www.leserunden.de, wo Oliver Plaschka einige hilfreiche Tipps gibt aber auch immer wieder betont, dass es keine „falsche“ Lesart gibt, er hat bewusst versucht verschiedene möglich zu machen.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Das macht hier grad richtig Lust weiter zu lesen - bin noch nicht sehr weit fortgeschritten, aber nachher wollen wir erst mal Rollen-spielen. :klatschen:
    Das ist auch schön.


    Ich fand die Lesung so toll, dass ich das Buch einfach haben musste - wie Oliver die verschiedenen Rollen gelesen hat, war so herrlich! :klatschen:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Ich muss gestehen, dass ich im Mittelteil (Marvin) grad etwas hänge. Es fesselt mich überhaupt nicht mehr und ich merke, wie ich lieber etwas anderes tue, als zu dem Buch zu greifen. :redface:


    Hoffentlich ändert sich das wieder...

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Oh, gerade der Marvin-Teil hat mir besonders gut gefallen. :smile: Ich hoffe, du kriegst die Kurve wieder... :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich hab es gestern dann in den nächsten Teil hinein geschafft, der ja nun äußerst rätselhaft ist, aber wenigstens wieder flüssig zu lesen.


    Vielleicht machte ich den Marvin-Teil auch nur nicht, weil ich den Namen einfach schlimm-scheußlich-grauenhaft-übel-ekelhaft finde. :redface: :redface: :redface: :breitgrins:


    Sowas soll ja schon mal beeinflussen... :elch:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Puuuh, ich bin endlich durch und ich bin sooooooooooooooooooooooooooo enttäuscht. :sauer:


    Weder die Lesung, in der Oliver nur aus dem Lysander-Kapitel vorgelesen hat, noch der Klappentext hat mich darauf vorbereitet, dass dies ja eigentlich ein SciFi-Buch ist und kein Fantasy-Buch.


    Wenn ich eine Kathegorie-Buch ja nun über alles hasse und niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeemals lese, dann ist es SciFi. :redface:


    Mein Mann klärte mich dann auf, dass SciFi auch zum BEreich Fantasy gehört. :rollen:


    OK.


    Also wie gesagt, die Thematik war so gar nicht mein Ding.


    Trotzdem fand ich den Schreibstil und die Art eine Geschichte zu verwickeln und zu entwirren ganz toll und hoffe sehr darauf, dass das nächste Buch von Oliver nichts mit SciFi zu tun hat. :Kreuz:


    Ich gebe daher für den netten Autor :breitgrins: und die Art zu schreiben trotzdem noch


    2ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~



  • Dieser Roman ist ein Erlebnis der besonderen Art.


    Genau dies ist der beste Einstieg, wenn man etwas zu Fairwater sagen möchte. Dieses Buch gleicht nicht im geringstem dem, was man sonst liest, sondern bietet tatsächlich ein Erlebnis, an dem der Leser selbst mitwirken muss. Plaschka präsentiert zahlreiche Facetten, seien es Personen, Orte oder Ereignisse, die sich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Diesem Bild kann man sich aus unterschiedlichen Richtungen nähern, dementsprechend kann auch die Perspektive mal eine andere sein - unterschiedliche Lesarten sind nicht nur möglich, sondern von Plaschka ausdrücklich erwünscht.


    Diese Herangehensweise kann leider auch zum Stolperstein werden, wenn man als Leser geradlinige Handlung mit einer mehr oder minder eindeutigen Auflösung am Ende bevorzugt. So einfach macht Plaschka es einem nicht. Wenn man sich allerdings auf dieses Puzzlespiel einlassen und sich beim Lesen auch mal auf eine andere Art fordern lassen möchte, dann ist Fairwater die perfekte Lektüre. Ich war zum Glück vorgewarnt, dass ein aufmerksames Lesen erforderlich und kein eindeutiges Ende zu erwarten ist, daher habe ich mich begeistert in dieses Leseabenteuer gestürzt. Das Ende ist für mich so, wie es ist, das beste, denn es passt zum Mysterium Fairwater. Eine Auflösung hätte den Zauber des Buches für mich zerstört.


    Obendrein belohnt Plaschka den Lesern mit einer sehr dichten Atmosphäre. Egal ob bedrohliche oder einladende Orte, dunkle Gassen oder weite Landschaften - wohin er den Leser auch führt, es entsteht stimmungsvoll vor dem inneren Auge. Und auch wenn die Personen aufgrund der episodenhaften Kapitel, die keiner Chronologie folgen, keine direkte Entwicklung durchmachen, sind auch sie facettenreich (manchmal mehr, als der Leser erwartet). Seinen Schreibstil passt Plaschka der jeweiligen Grundstimmung des Kapitels an, ohne dabei seinen eigenen Stil zu verlieren.


    Es ist schwierig, eine aussagekräftige Bewertung zu formulieren, ohne zu viel zu verraten, aber ich bin mir sicher, meine Begeisterung für dieses Buch wird deutlich. Momentan begleitet es mich noch, und ich bin mir sicher, dass ich es mindestens ein weiteres Mal lesen werde.


    5ratten


    Viele Grüße
    Breña


    Es war übrigens hilfreich, meine Überlegungen in unserer kleinen Leserunde etwas ordnen zu können und hin und wieder einen Blick in die [url=http://www.leserunden.de/index.php/board,118.0.html]autorenbegleitete Leserunde[/url] von 2008 zu werfen.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich bin mal gespannt in welche Richtung das Buch noch treibt, ich bin grade noch ziemlich am Anfang und kann den Roman noch überhaupt nicht einschätzen. Aber die Athmosphäre gefällt mir schonmal recht gut - was ein Anreiz ist weiter zu lesen ;)

  • Irgendwie komme ich damit einfach nicht so recht voran. Vielleicht liest sich auch zu sperrig... hm ich bin nicht sicher ob ich weiter lesen möchte. Mal schaun ein paar Seiten werd ich es wohl noch versuchen aber so richtige Begeisterung mag momentan noch nicht aufkommen.

  • Damals habe ich abgebrochen allerdings so ganz los lies mich der Roman nicht. Und wieder einmal bestätigt sich das jedes Buch wohl seine Zeit hat. Wärend mich die Magier von Montparnasse nicht dazu bringen konnte mehr als ein paar Seiten zu lesen und dann zu überlegen wem man das Buch wohl schenken könnte, weil man selbst wohl eher nicht weiterlesen wird, konnte mich Fairwater dieses Mal total fesseln.


    Ich schätze ich konnte einfach besser dranbleiben. Auf jeden Fall hat es mich praktisch in die Geschichte katapultiert und diese merkwürdige Atmosphäre die mir schon beim ersten Mal gefallen hat ist es die mich bei der Stange hält. Geheimnisvoll und ein wenig verwirrend ist das Ganze ja schon... aber genau das ist es was für mich wohl einen Teil des Reizes ausmacht. Ich bin nun beim zweiten Kapitel angelangt und harre der Dinge die da noch kommen mögen :breitgrins: