Thomas Mann - Der Zauberberg

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    Thomas Mann - Der Zauberberg


    Ein kurzer Besuch in einem Davoser Sanatorium wird für Hans Castorp zu einem siebenjährigen Aufenthalt, der Kurort wird zur Bühne für die europäische Befindlichkeit vor dem Ersten Weltkrieg. ( Klappentext )


    Als ich dieses Buch kaufte, fragte mich die Kassiererin ob ich mir das wirklich antun wolle...Ja, das wollte ich.
    Aber schon nach den ersten Seiten fing ich an zu verzweifeln. Die oft langen und komplizierten Satzkonstruktionen, für die der Autor offenbar eine Schwäche hatte und die gestelzte Ausdrucksweise, ließen mich den versteckten Humor und die Ironie die in manchen Sätzen steckten, oft nicht beim ersten Mal erkennen. Aber das gab sich zum Glück bald - Übung macht eben den Meister. Doch auch der ungeübte Leser wird merken, das es einiges zum Schmunzeln gibt und das der Autor mit viel Liebe zum Detail, in manchen Kapiteln mit zuviel Liebe..,zu Werke geht.
    So gibt es endlose Gespräche oder Passagen über die Zeit, ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht und das deshalb so eine große Rolle spielt, weil die Zeit im Sanatorium überhaupt nicht wichtig ist.
    Die Figuren entwickeln alle relativ schnell einen Charakter und trotzdem hatte ich Schwierigkeiten mir einen Lieblingscharakter rauszusuchen. Das fand ich allerdings nicht weiter schlimm, weil man das Gefühl hatte, das die Figuren ohnehin nicht im Vordergrund standen, sondern die Zeit an sich. Alles andere ist schmückendes Beiwerk, wie eine angedeutete Liebesgeschichte, persönliche Schicksale, Tod, Freundschaft usw.


    FAZIT : Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben, weil es im Großen und Ganzen wunderschön ist. Wenn man sich der Tatsache bewußt ist, das dieses Buch keinerlei "Action" aufweist und es einen wahrscheinlich etwas länger begleiten wird, dann bekommt man eine tiefsinnige, bewegende Geschichte geboten, die zum Nachdenken anregt - auch wenn das Buch schon lange wieder im Regal steht !!


    Das Buch bekommt 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    LG Simone :kaffee:

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Hallo!


    Ich quäle mich seit nunmehr fast einem Jahr mit diesem Buch. Du hast Recht, Zeit spielt keine Rolle, und genau das ist es, was mich fast daran verzweifeln lässt. Wenn ich mal Muse habe, werde ich wohl nochmal von vorne anfangen müssen, denn ich weiß schon gar nicht mehr, was am Anfang passiert ist - aber anscheinend nichts :smile: Es gibt halt einfach Bücher, mit denen kommt man nicht klar. Das ist bei mir nun auch der Zauberberg, der neben "Schuld und Sühne" ins Regal wandert und sehr wahrscheinlich nie zu Ende gelesen wird. Aber man soll niemals nie sagen...


    Grüße!


  • Hallo!


    Ich quäle mich seit nunmehr fast einem Jahr mit diesem Buch. Du hast Recht, Zeit spielt keine Rolle, und genau das ist es, was mich fast daran verzweifeln lässt. Wenn ich mal Muse habe, werde ich wohl nochmal von vorne anfangen müssen, denn ich weiß schon gar nicht mehr, was am Anfang passiert ist - aber anscheinend nichts :smile: Es gibt halt einfach Bücher, mit denen kommt man nicht klar. Das ist bei mir nun auch der Zauberberg, der neben "Schuld und Sühne" ins Regal wandert und sehr wahrscheinlich nie zu Ende gelesen wird. Aber man soll niemals nie sagen...


    Grüße!


    Oh, ich würde eher sagen, Zeit spielt einer überdurchschnittlich große Rolle bei diesem Werk ;P

  • Ich habe mich vor einigen Jahren mal dadurch gequält für irgendein Seminar. Es hat nicht geholfen das ich alles andere als ein Thomas Mann Liebhaber bin. Ich fand die letzten 200 Seiten ganz gut und natürlich das Ende. Ich glaube für mich hat die Tatsache, dass ich Hans Carstorp sehr unsympatisch fand eine große Rolle im nicht-mögen gespielt. Das nicht wirklich was passiert hat auch dazu beigetragen. Aber das war das kleinere Übel ich habe mich auch durch den Nachsommer gelesen und habe es wesentlich mehr genossen als den Zauberberg.
    Aber ich kann sagen das ich es gelesen habe und ich kann mitreden.

    "Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Maedchen ihre Türen auf" Kurt Tucholsky

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    Thomas Mann (1875-1955)
    Der Zauberberg
    Erstveröffentlichung: 1924
    Verlag: Fischer
    gebundene Ausgabe
    1001 Seiten


    Inhalt:


    Der Kaufmannssohn Hans Castorp fährt aus seiner norddeutschen Heimat in den Luftkurort Davos hoch oben in den Schweizer Alpen, um seinen Vetter Joachim zu besuchen, der sich zu Genesungszwecken im Berghof, dem dortigen Sanatorium, aufhält. Ursprünglich als Besuch für drei Wochen geplant, dehnt sich der Aufenthalt Hans Castorps auf insgesamt sieben Jahre aus, in denen Hans fester Bestandteil der Patienten des Berghofs - der Menschen „dort oben“ - wird.



    Meine Meinung:


    „Der Zauberberg“ ist ein äußerst lesenswertes Buch, auch wenn es mir - ehrlich gesagt - nicht immer leicht gefallen ist, am Ball zu bleiben und das Buch konsequent zu Ende zu lesen. Einige Male musste ich die Zähne zusammenbeißen und mich durch Passagen kämpfen, die das Buch - ohne nennenswerten Handlungsfortschritt - endlos in die Länge zu ziehen schienen. Allerdings wurde mir im Laufe der Lektüre klar, dass genau diese Passagen dazu dienen, dem Leser zu verdeutlichen, wie zäh die Zeit dort oben doch werden kann und wie sehr sich das Empfinden für das Verstreichen der Zeit wandelt, je länger man im Berghof verweilt. Und nachdem auch mir das klar wurde, habe ich das Buch mit ganz anderen Augen gelesen.


    Darüber hinaus ist das Buch für mich nicht nur ein simpler Roman. Die eigentliche Handlung ließe sich bestimmt auf ein Drittel des Buchumfangs eindampfen. Im Vergleich zu den überaus handlungs- und abwechslungsreichen „Buddenbrooks“ (die ich anfangs immer noch im Hinterkopf hatte) passiert im „Zauberberg“ trotz seines Umfangs eigentlich nicht sehr viel. Natürlich ist der „Zauberberg“ ein schöner und vielschichtiger, mal ernster, mal humorvoller Roman über Freundschaft, Liebe, Krankheit, Siechtum und Tod. Doch im Lauf der Lektüre wandelte er sich für mich auch und insbesondere zu einem faszinierenden Stimmungsbild aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und bot mir einen Überblick über die vielfältigsten Themen, die die Welt zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts bewegten. Schließlich sind große Teile des Buches geprägt von Gesprächen, Monologen und Gedanken der Protagonisten zu Politik, Philosophie, Geschichte, Kunst und Wissenschaft, in denen mir klar wurde, wie wenig ich doch immer noch von der Welt weiß.


    „Der Zauberberg“ ist ein Buch, das ich bestimmt noch öfter in die Hand nehmen werde, um beim nochmaligen Lesen auch all‘ die Zwischentöne und Inhalte zu erfassen, die mir beim ersten Mal durch die Lappen gegangen sind. „Der Zauberberg“ ist jedenfalls eine lohnende Lektüre, die meinen geistigen Horizont ein kleines Stückchen erweitert hat. Und das ist eine Menge wert.



    Meine Wertung:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    edit: Wertung um ein Mäuschen angehoben... :smile:

  • Ich werde zwar nie verstehen, warum Deutsch-LK-Schüler oder Germanistikstudenten die betreffende Literatur nicht lesen (irgendwas habe ich falsch gemacht in meinem Studium), aber egal. :winken:


    Ich bin gerade beim Zauberberg und ziemlich begeistert. Ich kenne bisher nur die Buddenbrooks. Ich finde die Sprache fantastisch, ich finde die vielen teils versteckten Assoziationen und Metaphern toll (gut, ich habe auch den Kommentar aus der GKFA zur Hilfe :breitgrins:), und die Art, wie Th. Mann hier eine relativ knappe Handlung in einen dermaßen spannenden Roman verpackt. Das ganze ist dermaßen perfekt konstruiert und komponiert...
    Gestern abend bin ich regelrecht versackt - das letzte mal zeigte die Uhr irgendwas nach 22 Uhr und plötzlich war es weit nach Mitternacht.


    Ich gebe aber zu, dass ich vor 5 oder 10 Jahren damit überfordert gewesen wäre. Ich bewundere diejenigen, die das Buch schon in der Schulzeit lesen und genießen konnten - das wäre definitiv zuviel für mich gewesen.

  • Dieses Werk schwebt neben den "Buddenbrooks" in meinem Sinn.
    Ich hab dieses Jahr eine Thomas-Mann-Übung in der Uni, aber da lesen wir nur kürzere Erzählungen. Aber unser Dozent weist uns trotzdem immer wieder auf Parallelen zu diesen beiden Werken hin und da würde es sich vielleicht schon lohnen, dass zu lesen. Allerdings bezweifle ich, dass ich das in diesem Semster noch schaffen werde. :rollen:


  • Dieses Werk schwebt neben den "Buddenbrooks" in meinem Sinn.
    Ich hab dieses Jahr eine Thomas-Mann-Übung in der Uni, aber da lesen wir nur kürzere Erzählungen. Aber unser Dozent weist uns trotzdem immer wieder auf Parallelen zu diesen beiden Werken hin und da würde es sich vielleicht schon lohnen, dass zu lesen. Allerdings bezweifle ich, dass ich das in diesem Semster noch schaffen werde. :rollen:


    Weg mit den ganzen anderen Büchern und ran an Thomas Mann. Es lohnt sich garantiert (persönlich und fürs Studium auch noch)!


    Gruß, Thomas

  • Aus meiner persönlichen Erinnerung an beide Bücher würde ich Buddenbrooks als erstes empfehlen.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • @ Aldawen


    Ich glaube auch, dass für die meisten die "Buddenbrooks" leichter zugänglich sind. Ich habe sie mit 17 gelesen und sehr gemocht. Allerdings bin ich nicht - wie einige andere - der Meinung, dass die "Buddenbrooks" "nur" ein Familienroman sind. Da steckt so unendlich viel an Geistes-, Kultur- und Ideengeschichte darin, dass ich persönlich das als eine Beleidigung des Romans ansehe. Aber man kann die "Buddenbrooks" auch ohne diesen Hintergrund und nur als unterhaltsame Familiengeschichte lesen - das habe ich damals getan (und deswegen freue ich mich, im Januar den Roman noch mal lesen zu können - jetzt mit einer ganzen Spur Wissen mehr als damals).


    Beim Zauberberg kommt man an diesem geistes- und kulturgeschichtlichen Kontext nicht mehr vorbei. Wer Wagner, Schopenhauer und Nietzsche zum Gruseln findet, wird wahrscheinlich auch mit diesem Roman Probleme haben. Wer den Abgesang auf eine vergangene Zeit in den Buddenbrooks schon öde fand, wird mit dem Zauberberg nicht glücklicher. Und wer eine spannende Handlung will, allemal... :smile:


    Aber ich kenne auch Menschen, die müde über die "Buddenbrooks" lächeln und den "Zauberberg" für DEN Roman des 20. Jahrhunderts halten. Ich gebe zu, dass sind aber eher wenige. :winken:

  • @Vulkan
    Ich denke, ich bin eher der Leser, der auch mehr in "Buddenbrooks" sehen wird - nicht weil ich so intellektuell gebildet bin oder besonders kultiviert - sondern liegt es wohl einfach daran, dass ich durch meine Thomas-Mann-Übung darauf ... wie soll ich es nennen? ... spezialisiert? ... empfindsam gemacht worden? ... bin. Na egal, aber wenn ich das Buch ohne die Übung lesen würde, denke ich mal, würde ich auch nicht allzu viel dahinter sehen. Es kommt wohl auch immer darauf an, mit was für einem Backround man Bücher liest.


    Aber danke, dann werd ich mal gucken, ob ich mir das Buch günstig kaufe oder in der Bücherei ausleihe. :winken:

  • @ Avila
    Nur, um hier keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Ich bin der letzte, der von jedem Leser erwartet, dass er jeden kunst- und ideengeschichtlichen Hintergrund zu einem Werk kennt! Das kann man von Germanisten und anderen Geisteswissenschaftlern erwarten (und auch die haben ihre mehr oder weniger großen blinden Flecken, oder wollen sich einfach mal mit einem Buch amüsieren, ohne Hintergedanken), aber nicht von jedem Leser.


    Ich finde es eher schlimm, wenn sich Vielleser nicht auch an die großen Klassiker heranwagen, nur aus Angst, nicht jeden kleinen Gedankendreh des Romanciers mitzubekommen. Fast alle großen Schriftsteller, von denen ich entsprechende Tagebuch- oder Essayschriften gelesen habe, wollten unterhalten, und zwar nicht eine kleine elitäre Gruppe, sondern möglichst viele Menschen.


    Nur ich persönlich finde eben Bücher spannend, die verschiedene Ebenen und Schichten haben. Manche Bücher, wie der Zauberberg sind m. E. (ich kann mich irren) für Menschen mit weniger ausgeprägtem geistesgeschichtlichen Interesse schwerer zugänglich.
    Sorry für den Psalm, ich wollte nur vorbeugen, dass jemand mein Posting falsch versteht. Mein Hinweis bezüglich der Buddenbrooks bezog sich auf einen Beitrag vor langer Zeit, in der jemand die Buddenbrooks als reinen Familienroman deklassifizierte. Auch wenn man die Buddenbrooks gern so lesen kann, werde ich sauer, wenn jemand meint, dass außer der Familiengeschichte da mehr auch nicht drin stecken würde - ob man das mitlesen will, ist wie gesagt jedem selbst überlassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Vulkan ()

  • Ich fand den Zauberberg super und habe dazu viel früher und viel schneller einen Zugang gefunden als beispielsweise zu den Buddenbrooks. Aber das ist sicherlich unterschiedlich.

  • Ich habe mich schon zweimal durch den Zauberberg gequält und ihn doch nur bis zur Hälfte geschafft. Die eigentliche Geschichte war zwar interessant, aber für meinen Geschmack viel zu sehr ausgewalzt. Von den Buddenbrooks war ich dann sehr positiv überrascht, ich finde das Buch viel leichter lesbar als den Zauberberg, schon durch die vielen Dialoge und die abwechslungsreichere Handlung. Ich würde die Buddenbrooks auch nicht "nur" als Familienroman bezeichnen und fand es vor allem psychologisch interessant, besonders die Charakterisierung der Brüder Thomas und Christian.


  • Ich werde zwar nie verstehen, warum Deutsch-LK-Schüler oder Germanistikstudenten die betreffende Literatur nicht lesen (irgendwas habe ich falsch gemacht in meinem Studium), aber egal. :winken:


    1.) Studiere ich nicht Germanistik, war ein Wahlfach
    2.) Zeig mir bitte, wie man Hinkemann (Toller), Zauberberg (Mann), Berlin Alexanderplatz (Döblin), das Gesamtwerk Benns, In Stahlgittern (Jung), Die Schlafwandler (Broch) und Pioniere in Ingolstadt (Fleißer), das Gesamtwerk Kästners und Tucholskys in einem Semester lesen soll. Ich weiß ja nicht, was und ob du studierst, aber da man ja nicht nur einen Kurs pro Semester absolviert, ist das nur die Literatur für einen Kurs - bei 8-12 Kursen kannst du dir ja ausrechnen, was da an Lektüre zusammenkäme.

  • Hallo,


    ein sehr unterhaltsames, sehr lehrreiches , informatives und vor allem sehr gut lesbares Buch über den "Zauberberg" ist


    Günther Schwarberg: "Es war einmal ein Zauberberg", Hamburg 1996


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    Liebe Grüße
    mombour