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Dieses Buch spielt in der Welt von Pullmans "His Dark Materials"-Trilogie, allerdings einige Jahrzehnte vor den Ereignissen des "Goldenen Kompass" und den Folgebänden. Die kurze Geschichte erzählt, wie der Aeronaut Lee Scoresby den Panzerbären Iorek Byrnison kennenlernt. Lee landet mit seinem Heißluftballon in der arktischen Stadt Novy Odense. Eigentlich hat der Texaner vor, ganz ruhig dort Arbeit zu suchen und keinen Ärger zu machen oder zu bekommen, aber schnell stellt er fest, dass in der Stadt einiges im Argen liegt und sein empfindliches Rechtsgefühl wird geweckt. Zusammen mit Iorek verhilft er in bester Westernheldmanier einem Kapitän zu dessem Recht.
Pullman versteht sein Handwerk, so viel ist schon nach ein paar Seiten klar! Mit wenigen Worten gelingt es ihm, nicht nur die Hauptfigur, sondern eine Welt lebendig werden zu lassen. Lee, den die Winde in seinem Ballon in die Arktis getrieben haben, wird nur kurz beschrieben, aber trotzdem entsteht ein plastisches Bild von ihm, dass im Laufe der Geschichte noch weiter ausgemalt wird.
Auch das Leben des Städtchen Novy Odense wird trotz der Kürze sehr deutlich. Hier wird nicht nur klar, wovon die Leute leben, sondern auch die Politik hat (überraschend genug für einen Jugenfantasyroman) seinen Platz. Ein Wirtschaftsunternehmen versucht, allzu großen Einfluss auf das Funktionieren der Gesellschaft zu nehmen, und auch das Problem indigener Völker mit einer neu eingeführten "Zivilisation" wird angeschnitten. Jüngere Leser (das Büchlein ist meiner Meinung nach schon für leseerfahrene Zehnjährige geeignet), werden mit diesen Aspekten vielleicht nichts anfangen können, aber für Erwachsene bieten sie eine angenehme Dreingabe.
Überhaupt ist auch diese Erzählung, wie die gesamte Trilogie auf verschiedenen Ebenen zu lesen. Für Kleine ist sie eine spannende Abenteuergeschichte, andere können interessante Zusammenhänge mit der Trilogie erkennen. So wird in einem Anhang eine Verbindung zu der erwachsenen Lyra hergestellt, die mir gut gefallen hat.
Weniger gut gefallen hat mir einmal die Länge (bzw. Kürze) der Geschichte, die zwar dem Stoff durchaus angemessen war, aber trotzdem viel zu schnell zu Ende ist. Weiterhin gab es für meinen erwachsenen Geschmack am Ende etwas zu viel "Action", aber meine Kinderseele sagte mir, dass auch diese ihren Anhänger finden wird.
Ich frage mich auch, inwieweit Leser, die die Trilogie nicht kennen, die Grundvoraussetzungen dieser Welt überhaupt verstehen können. Dabei denke ich natürlich vor allem an die Dæmonen, deren Funktion hier nicht weiter erklärt wird. Allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass man oft die Bedeutung von Vorkenntnissen überschätzt, und so kann es durchaus sein, dass neue Leser keine Probleme haben werden. Denn wenn die Dæmonen auch nicht erklärt werden, so wird im Laufe der Handlung nebenbei doch einiges über sie deutlich.
Als "Bonus" liegt dem Büchlein ein Brettspiel namens "Peril of the Pole" bei. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um ein traditionelles Würfelspiel, bei dem die Kontrahenten einen vorgegebenen Weg zurücklegen müssen, aber auf manchen Feldern in ihrem Vorankommen unterstützt oder behindert werden. Passend zum Buch handelt es sich um einen Ballonflugwettbewerb, bei dem es aber - eine schöne Variante des altbekannten Themas - nicht darum geht, als erster anzukommen, sondern im Gegenteil als Letzter noch in der Luft zu bleiben.
Insgesamt vergebe ich trotz der Vorzüge dieses Buches aufgrund der längenbedingten Einfachheit
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