Michel Faber - Die Unvollendete

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    Inhalt
    Das englische Vokalensemble Courage Consort probt auf einem belgischen Schloss ein neues Stück. Diese Proben sind anders als die bisherigen. Eine der Sängerinnen bringt ihr erst wenige Wochen altes Baby mit und durch die räumliche Begrenzung kommen sich die Mitglieder des Ensembles näher. Der Aufenthalt in dem Schloss eröffnet Catherine, der verunsicherte Frau des Leiters des Ensembles neue Wege. Hatte sie sich zuhause eher in ihre Wohnung zurückgezogen und die Welt draussen nur als Zuschauerin wahrgenommen wird sie hier aktiv uns streift stundenlang durch die Wälder. Ihre Beziehung zu ihrem Mann und den Kollegen verändert sich unmerklich.


    Meine Meinung
    Auch wenn das Buch mit gerade mal 124 Seiten eher dünn ist, ist es doch dichtgepackt. Besonders über Catherines Leben und ihre Ehe erfährt man viel nur durch wenige Worte oder Gesten. Im Lauf der Erzählung wird Catherine immer eigenständiger und macht sich mehr Gedanken um ihre Umwelt und die Menschen darin. Ihr Mann Roger dagegen tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Zum Schluß beginnt Chatherines Leben durch ein tragisches Ereignis wieder von neuem, denn mit dem Tod eines Kollegen sind ihre Selbstmordgedanken auf einmal wie weggleblasen und sie wendet sich wieder dem Leben zu. Die Unvollendete ist eine wunderbare Beschreibung von Personen und Ereignissen die sich zwar schnell liest, die den Leser aber noch lange beschäftigt.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Danke für die Buchvorstellung, Kirsten! Ich würde das Buch, das bei mir auf englisch subbt, am liebsten jetzt sofort lesen, habe aber keine Zeit :heul: .
    Eine wie große Rolle spielt eigentlich die Musik? Ich habe das Buch eigentlich hauptsächlich in Erwartung guter Musikbeschreibungen gekauft. Wenn es geschickt gemacht ist, finde ich nämlich die Beschreibung von gemeinsamem Musizieren (wie z. B. in Vikram Seths "Verwandte Stimmen" oder Richard Powers' "Der Klang der Zeit") ebenso faszinierend wie die Musik selbst.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo!


    Saltanah: für mich hat die Musik eine untergeordnete Rolle gespielt, weil ich mehr auf die einzelnen Personen und das Verhältnis untereinander geachtet habe. Außerdem interessiere ich mich nicht so sehr für diese Art von Musik, so dass ich alle Anspielungen wahrscheinlich elegant überlesen habe :redface: Wenn Du Deine Frage also beantwortet haben willst mußt Du das Buch doch selbst lesen :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo Kirsten,


    sag' doch einfach mal, ob sich das Buch auf Schuberts "Unvollendete" bezieht. :zwinker:


    mombour

  • Hallo!


    @mombour: nein. Den Rest spoilere ich lieber, weil er einiges über die Handlung verrät.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die ganz große Begeisterung hat das Büchlein bei mir nicht ausgelöst. Zugegeben: Catherine nimmt eine bemerkenswerte Entwicklung, aber durch was diese nun ausgelöst oder motiviert wird, ist mir nicht klargeworden. Als Studie darüber, was aus einem Haufen übersensibler Künstler, die man zwei Wochen ohne echte Abwechslung zusammenpfercht, werden kann, hätte es durchaus einigen Reiz entwickeln können, aber um wirklich psychologisch spannend zu sein, waren hier zu viele Leute auf zu wenig Seiten unterwegs. Und vielleicht verstehe ich auch einfach zu wenig von Musik(theorie) um die Konstruktion und einige Anspielungen genügend würdigen zu können. So bleibt für mich im wesentlichen ein nettes Büchlein mit einigen witzigen Szenen und der Ahnung einer Geschichte, die hier hätte erzählt werden können.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Mir gefiel gerade die Reduziertheit bzw. die Fokussierung auf Catherine. Eine Schilderung der Gefühlslage jedes Musikers bis ins Detail wäre mir zu überladen gewesen. Durch die Kürze wird die Abgeschiedenheit und Enge für mich sehr viel deutlicher. Hinzu kommen die Einflüße von außen, die sich durch Kurzbesuche oder nächtliche Geräusche ergeben, und die Gewissheit, dass alles auf ein großes Finale herauslaufen muss. Fabers Schreibstil hat mir ebenfalls gut gefallen. Das gewisse Etwas hat aber auch mir gefehlt, zur vollen Punktzahl reicht es also nicht.


    4ratten


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Hallo!


    Ich kann mich in großen Teilen Breñas Meinung anschließen. Ich fand die Atmosphäre sehr dicht und bin Catherines Gedankengängen interessiert gefolgt. Manchmal habe ich mich sogar in ihr wiedergefunden. Fabers Schreibstil war lebhaft genug, dass ich mir alles gut vorstellen konnte. Das Ende war für mich ziemlich heftig und überraschend, aber auch passend.


    Durch die Erzählung (Roman kann man es eigentlich nicht nennen) bin ich gespannt auf Fabers "Das karmesinrote Blütenblatt" geworden, das im Gegensatz zu "Die Unvollendete" ein ziemlicher Wälzer ist. Mal schauen, ob mich der Autor auch in der Länge überzeugen kann. In der Kürze hat er es auf jeden Fall schon getan.


    Irgendetwas hat mir dennoch gefehlt, dass dieses Buch zu etwas Besonderem gemacht hätte, daher von mir auch


    4ratten


    Ach ja, und die Namen der beiden Deutschen fand ich etwas danebengegriffen, was mich aber wiederum amüsiert hat. Wer nennt heutzutage sein kleines Baby denn schon Axel? :breitgrins:

  • Auch wenn ich anfangs dachte, ich könnte mit dem Buch nichts anfangen, hat mir das dünne Buch im weiteren doch Verlauf gut gefallen.


    Faber schaffte es auf den wenigen Seiten ein Gruppe zu skizzieren, die zwar bereits lange zusammen arbeitete, aber bisher noch nicht über längere Zeit in ständigem Kontakt war. Jeder hat gewisse Eigenarten, aber der Fokus liegt auf Catherine, der Ehefrau des Chorleiters.

    Catherine macht in der Zeit, die die Gruppe in einem alten Gebäude im Wald verbringt, eine Wandlung durch.


    Die Probleme mit dem einzustudierendem Stück, den Personen untereinander und Musikbetrieb mit seinen eigentümlichen Seiten waren teils sehr erheiternd.


    4ratten