Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels

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    Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, München 2008, Deutscher Taschenbuchverlag, dtv, aus dem Französischen von Gabriela Zehnder, ISBN 978-3-423-24658-3, 363 Seiten, Softcover, Format 13,5 x 21 x 2,9 cm, EUR 14,90 [D], EUR 15,40 [A], sFr 25,80.


    Renée Michel ist Mitte fünfzig, verwitwet, klein, unattraktiv und stammt aus einfachen Verhältnissen. Seit 27 Jahren arbeitet sie als Concierge in der Rue de Grenelle 7, einem schönen herrschaftlichen Stadthaus mit Innenhof.


    Paloma Josse, zwölf Jahre alt, wohnt mit ihren Eltern und ihrer Schwester ebenfalls in der Rue de Grenelle 7, „in einer Wohnung für Reiche“.


    Die Frau und das Mädchen kennen einander nur vom Grüßen und ahnen nicht, dass sie ein Geheimnis verbindet: Beide sind überdurchschnittlich intelligent und belesen, und beide verwenden eine beträchtliche Menge an Energie darauf, sich dümmer zu stellen als sie sind um nicht aufzufallen und ihre Ruhe zu haben.


    Renée Michel spielt perfekt die einfältige Concierge. Ihr Blick ist leer, die Antworten einsilbig. In der Hausmeisterloge läuft den ganzen Tag dümmliches Proleten-Fernsehen, während sie in jeder freien Minute im Hinterzimmer die großen Werke der Literatur und Philosophie studiert und aufmerksam das Treiben ihrer Nachbarn verfolgt.


    Paloma ist, trotz aller Bemühungen, ihre überragende Intelligenz zu verbergen, Klassenbeste. Sie beobachtet ihre Mitmenschen lieber als sich mit ihnen abzugeben, denn weder ihre Altersgenossen noch die Erwachsenen in ihrer Umgebung sind passende Gesprächspartner für sie. Alle halten sie für exzentrisch. Dass sie (zu) klug ist, scheint niemand zu bemerken.


    Das Leben erscheint Paloma sinnlos, leer und vorhersehbar. Und eines weiß sie ganz genau: In die verlogene Welt der Erwachsenen will sie gar nicht erst eintauchen. Deshalb ist sie wild entschlossen, sich an ihrem 13. Geburtstag das Leben zu nehmen. Bis es soweit ist, möchte sie sich noch ein paar grundlegende Gedanken über die Welt machen, die sie in einem Tagebuch niederschreibt.


    Abwechselnd teilen uns nun Paloma und Madame Michel ihre Beobachtungen und Überlegungen, ihre Ansichten und Einsichten mit. Optisch klar abgegrenzt durch die Verwendung unterschiedlicher Schriftarten ist stets auf den ersten Blick erkennbar, wer gerade zum Leser spricht.


    In einem Punkt sind sich die beiden Ausnahmefrauen einig: Der Mensch ist nichts weiter als ein Tier, ein Primat. Für Religiosität ist in ihrem Weltbild kein Platz. Der Mensch kommt zur Welt und verbringt einen Großteil seines Lebens mit der Befriedigung primitiver Bedürfnisse: S.e.x., Territorium und Hierarchie. Dann stirbt er und es ist vorbei. Das einzige, was nach Meinung von Madame Michel den Menschen vom Tier unterscheidet, ist die Kunst, das Streben nach Schönheit. Doch auch die Sinnsuche ist ihrer Auffassung nach ein Trieb. „Die Literatur zum Beispiel hat eine pragmatische Funktion. Wie jede Form der Kunst hat sie die Aufgabe, die Erfüllung unserer lebenswichtigen Pflichten erträglicher zu machen.“ (Seite 277)


    Über Sinn, Aufgaben und Pflichten macht sich auch Paloma Gedanken: „Ich für meinen Teil glaube, dass wir nur eines tun können: Die Aufgabe finden, für die wir geboren worden sind, und sie so gut wie möglich erfüllen, ohne die Dinge unnötig zu komplizieren und ohne zu meinen, in unserer animalischen Natur liege etwas Göttliches. Nur so werden wir das Gefühl haben, etwas Konstruktives zu tun, wenn der Tod uns holt.“ (Seite 265)


    So fasziniert, wie Renée Michel von Kunst ist, so fasziniert ist Paloma von der Bewegung. Sie beobachtet Sportler, Tiere und die Menschen in ihrer Ungebung und fragt sich nach einem Chorkonzert, ob die wahre Bewegung der Welt nicht der Gesang ist.


    Paloma ist aufgrund ihrer Jugend noch nicht so abgeklärt wie Madame Michel. Ihre Beobachtungen und Gedanken zu allen erdenklichen Aspekten des Lebens sind im Grunde eine Suche nach etwas, das das Leben doch lebenswert macht und sie vielleicht von ihren Freitodabsichten abhalten könnte. Manche ihrer Überlegungen erscheinem einem vertraut, manche wiederum absurd. Paloma denkt übers Essen nach, über Mangas, über Grammatik, den Tod und auch über die Intelligenz:


    „Was ich jetzt sage, ist eine Banalität, aber die Intelligenz für sich hat nicht den geringsten Wert und ist von keinerlei Interesse. (...) Doch viele intelligente Menschen haben eine Art Bug: Sie halten die Intelligenz für ein Ziel. Sie haben nur den einen Gedanken im Kopf: intelligent sein, was außerordentlich dumm ist. Und wenn die Intelligenz sich für den Zweck hält, funktioniert sie auf merkwürdige Art und Weise: Der Beweis, dass sie existiert, liegt nicht in der Sinnigkeit und Einfachheit dessen, was sie hervorbringt, sondern in der Unverständlichkeit ihres Ausdrucks. (...)“ (Seite 183)


    Bei ihren kritisch-distanzierten Beobachtungen menschlichen Verhaltens prallen gelegentlich philosophische Gedanken ungebremst auf brüllkomische Situationen. Wenn sie das Tun und Treiben einiger Frauen beim Schlussverkauf in einem Dessous-Geschäft kommentiert, zum Beispiel. Oder wenn sie den langjährigen Psychotherapeuten ihrer Mutter, den sie für einen unfähigen Dummschwätzer hält, eiskalt auflaufen lässt. Auch die Lehrer haben es bei Paloma nicht immer leicht ...


    Während man im Wechsel die Betrachtungen von Madame Michel und Paloma verfolgt, beginnt man zu bedauern, dass die beiden nichts voneinander wissen und nicht miteinander in Kontakt treten. Sie hätten sich viel zu sagen und wären ebenbürtige Gesprächspartnerinnen. So sind sie beide nur einsam.


    Erst als ein vermögender älterer Japaner, Monsieur Ozu, in das Stadtpalais in der Rue de Grenelle 7 einzieht, ändert sich etwas an dieser Situation. Monsieur Ozu hat eine Art, sich für seine Mitmenschen zu interessieren, die es ihnen leicht macht, sich ihm zu öffnen. „Das Verwirrende und gleichzeitig Wunderbare an Kakuro Ozu ist, dass er eine jugendliche Begeisterung und Unbefangenheit mit der Aufmerksamkeit und dem Wohlwollen eines großen Weisen in sich vereint.“ (Renée Michel, Seite 254)


    Sehr schnell kommt er hinter das Geheimnis der beiden Damen und freundet sich mit ihnen an. Paloma findet in Kakuro Ozu einen Gesprächspartner, der sie „behandelt wie eine richtige Person“. Renée Michel sieht ihn ihm eine verwandte Seele, einen Menschen, vor dem sie sich endlich nicht zu verstellen braucht. Und nun lassen auch Paloma und Renée voreinander die Masken sinken.


    Paloma erkennt: „Madame Michel ... Wie soll ich sagen? Sie strömt Intelligenz aus. Dabei gibt sie sich alle Mühe, also man sieht richtig, dass sie ihr möglichstes tut, um die Concierge zu spielen und um schwachsinnig zu erscheinen. Doch ich habe sie schon beobachtet (...). Madame Michel besitzt die Eleganz des Igels: Außen ist sie mit Stacheln gepanzert, eine echte Festung, aber ich ahne vage, dass sie innen auf genauso einfache Art raffiniert ist wie die Igel, diese kleinen Tiere, die nur scheinbar träge, entschieden ungesellig und schrecklich elegant sind.“ (Seite 157)


    Fortan findet Paloma öfter einmal Zuflucht vor ihrer Familie in der Hausmeisterloge von Madame Michel. Die Concierge genießt die Gesellschaft ihrer „Tochter im Geist“, genauso wie die Treffen mit Kakuro Ozu, auch wenn sie, was ihn angeht, Bedenken wegen des Standesunterschiedes hat. Bedenken, die der Japaner nicht teilt: „Wir können Freunde sein“, sagt er „und sogar alles, was wir wollen.“ (Seite 346)


    Wird es ein Happy End geben? Und gibt es Hoffnung für Paloma?
    Wie man’s nimmt ...


    Dieses Buch ist so außergewöhnlich wie seine Heldinnen. Es ist spannend und mitreißend, und das ohne „Action“, denn eigentlich philosophieren hier nur zwei intelligente Menschen über die kleinen Freuden des Alltags. Aber wie sie das tun, das ist berührend und anregend, faszinierend und unterhaltsam zugleich – und manchmal unglaublich komisch. Wer alles Philosophische bislang für abgehoben und langweilig gehalten hat: „Die Eleganz des Igels“ belehrt ihn aus Angenehmste eines Besseren.


    Die Autorin
    Muriel Barbery wurde 1969 geboren, studierte Philosophie in Frankreich und lebt seit einigen Monaten in Kyoto. Ihr Romandebüt, "Die letzte Delikatesse", erschien 2000 und wurde in 14 Sprachen übersetzt. "Die Eleganz des Igels", ihr zweiter Roman, wurde zu dem literarischen Bestseller des Jahres 2007 in Frankreich, in 31 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet (u.a. mit dem "Prix Georges Brassens 2006", dem "Prix des libraires 2007" dem "Prix Rotary International").

  • Ein wundervolles Buch, sehr poetisch und nachdenklich. Ich konnte mich an vielen Stellen wiederfinden und tief eintauchen. Renée und Paloma sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich gestehe, dass ich am Ende geheult habe (ich saß im Zug und musste es weglegen, um mich nicht zu blamieren...). Es gab Literatur, Philosophie und Japan, wobei ich ehrlich erstaunt war, dass die Autorin tatsächlich Ahnung von Mangas zu haben scheint.
    Ich habe es mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gelesen, darüber hinaus habe ich richtig Lust auf einen Tolstoj bekommen. :breitgrins: Ich war auch überascht, wie gut mir das Buch trotz der vielen philosophischen Gedanken gefiel, normalerweise bin ich nicht so der Typ für tiefschürfendes. Vor allem nicht im Zug. Ich freue mich auf mehr von Muriel Barbery und "Die Letzte Delikatesse" steht auf meiner Wunschliste ganz oben.


    5ratten

  • Das Buch ist in einer wunderbaren Sprache geschrieben, die auf Französisch schon die Gedankentiefe der zwei Ich-Erzählerinnen wiederspiegelt.
    Ohne das Ende des Buches vorwegnehmen zu wollen, besteht sicherlich eine Grundspannung der Geschichte in der Frage, ob die beiden sich in irgendeiner Weise mit dem Leben versöhnen: Ob die junge Paloma etwa von ihrem ursprÛnglichen Vorhaben abkommt, und wenn ja, wie, denn leichte Antworten wird sie nicht annehmen! Und ob die alternde Renée etwas von ihrer Bissigkeit und von ihrem spät im Buch erklärten Misstrauen verliert.
    Natürlich weist dieses Buch eine oberflächliche religiöse Antwort ab, doch - das meine ich jetzt nicht, um dieses Buch etwa zu vereinnahmen! - jeder halbwegs spirituell interessierte Leser wird hier echte Nahrung finden!
    Ich habe das Buch genossen! Auch von mir:
    5ratten

    Gruß, tom leo<br /><br />Lese gerade: <br />Léonid Andreïev - Le gouffre<br />Franz Kafka - Brief an den Vater<br />Ludmila Ulitzkaja - Sonjetschka

  • Den guten Meinungen über das Buch kann ich mich nur teilweise anschließen.


    Zu Beginn habe ich mich ein wenig schwer getan, in die Geschichte hineinzufinden, ging mir doch das Auswalzen der angeblichen "Beschränktheit" von Renée Michel ein wenig auf die Nerven. Die aneinandergereihten "philosophischen" Passagen im ersten Drittel fand ich recht unambitioniert, mit reichlich unnötigen Fremdwörtern gespickt, die den an und für sich einfachen Schreibstil aufwerten sollen.


    Interessanter wurde es für mich erst im zweiten Drittel, wo man auch mehr über Paloma erfährt. Ihre Betrachtungen über die Welt und die Menschen in ihrem Umfeld konnte ich sehr gut nachempfinden. Manche Gedanken hätten auch von mir sein können. :zwinker: Allerdings fand ich einige Passagen von Renée Michel, wo sie sich über Kunst und Kultur umfassend auslässt, eher ermüdend. Das haben andere auch schon ausgedrückt - nur eben besser. Ohne das aufgeblasene Drumherum find ich das Buch schön gemacht. Aber mir fehlte einfach der Tiefgang. Das Ende fand ich dann nur kitschig, auch wenn ich der Protagonistin ein Happy End gewünscht hätte. Die Botschaft am Ende, die von Paloma zusammengefasst wird, fand ich sehr enttäuschend und belanglos.


    Entgegen einiges Rezensenten auf dem Umschlag des Buches hat die Geschichte meiner Meinung nach nichts von der Leichtigkeit und zugleich Tiefgründigkeit eines japanischen Buches. Ich fands "ganz nett" für zwischendurch, aber wenig anspruchsvoll oder gar anregend.


    Daher von mir


    3ratten


    PS: Den Preis von 14,90 Euronen für ein TB find ich schon ziemlich unverschämt...

    Einmal editiert, zuletzt von Ophelia ()

  • Hallo Ophelia!



    Zu Beginn habe ich mich ein wenig schwer getan, in die Geschichte hineinzufinden, ging mir doch das Auswalzen der angeblichen "Beschränktheit" von Renée Michel ein wenig auf die Nerven. Die aneinandergereihten "philosophischen" Passagen im ersten Drittel fand ich recht unambitioniert, mit reichlich unnötigen Fremdwörtern gespickt, die den an und für sich einfachen Schreibstil aufwerten sollen.


    Würdest Du dies eher der Übersetzung anlasten oder vermutest Du die "unnötigen Fremdwörter" und die 'Aufwertung' bei der Autorin?



    Zitat

    PS: Den Preis von 14,90 Euronen für ein TB find ich schon ziemlich unverschämt...


    Naja, Du hast Dich für eine (Englische) Broschur entschieden - eine Herstellungsweise, die dtv bei der Reihe 'dtv premium' grundsätzlich wählt... Von der Wertigkeit liegt so eine Broschur zwischen Taschenbuch und Hardcover und ist deshalb auch erhöht im Preis.
    Sicherlich eine wirtschaftliche Entscheidung von dtv, die - wie der Name schon sagt - eigentlich keine Hardcover herstellen: somit lässt sich besser kalkulieren (z.B. auch andere, teurere Lizenzen einkaufen) und man kann das Buch durch eine spätere TB-Ausgabe ein zweites Mal verkaufen.



    Schöne Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hab mich von den guten Meinungen über dieses Buch neugierig machen lassen, es mir kürzlich gekauft und auch gleich gelesen.
    Obwohl das Buch nur ca. 364 Seiten hat kam es mir vor wie eines, das mindestens dreimal so lang ist. Wenn mich ein Buch fesselt, lese ich das ruck zuck durch. Und bei 364 Seiten würde das mal gerade an einem Tag geschehen.


    Hier brauchte ich ewig um mich überhaupt nur ansatzweise in die Geschichte einlesen zu können. Zum letzten Drittel hin wurde es dann etwas flüssiger. Ganz hineinversetzen können habe ich mich nie. Dazu waren mir die Charaktere zu künstlich.


    Der Concierge habe ich ihre Gedankengänge schon eher abnehmen können, wenn ich auch nicht immer einer Meinung war. Der 12jährigen Paloma allerdings nicht. Und diese ganze "ich plane jetzt mal meinen Selbstmord"-Sache kam mir eher wie ein Akt aus Langeweile vor. Ich habe eine Weile in Jugendhäusern gearbeitet und keines der Kids/Teenies kam mir so hochtrabend in ihren Gedankengängen entgegen wie Paloma. Will hier jetzt nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und Parallelen ziehen wo keine sind, aber solche Gedankengänge hätte ich einer 16jährigen schon mit Widerwillen abgekauft, aber keinesfalls einer 12jährigen.


    So anspruchsvoll wie es immer angepriesen wird, kam mir das Buch am Ende gar nicht vor. Es ist eher ein Möchtegern. Für mich persönlich war es bisher die Enttäuschung des Jahres.


    1ratten

  • Würdest Du dies eher der Übersetzung anlasten oder vermutest Du die "unnötigen Fremdwörter" und die 'Aufwertung' bei der Autorin?


    Ich habe überhaupt nichts gegen Fremdwörter und eine gehobene Sprache einzuwenden, dubh. :zwinker: Jedoch wirkte der Schreibstil der Madame Barbery auf mich eher angestrengt und zu gewollt. Das passt meines Erachtens nach nicht zu dem doch sehr einfachen Plot. Daher würde ich die Schuld nicht der Übersetzung in die Schuhe schieben.


    Naja, Du hast Dich für eine (Englische) Broschur entschieden - eine Herstellungsweise, die dtv bei der Reihe 'dtv premium' grundsätzlich wählt... Von der Wertigkeit liegt so eine Broschur zwischen Taschenbuch und Hardcover und ist deshalb auch erhöht im Preis.
    Sicherlich eine wirtschaftliche Entscheidung von dtv, die - wie der Name schon sagt - eigentlich keine Hardcover herstellen: somit lässt sich besser kalkulieren (z.B. auch andere, teurere Lizenzen einkaufen) und man kann das Buch durch eine spätere TB-Ausgabe ein zweites Mal verkaufen.


    Eine andere Ausgabe existiert von dem Buch auch (noch) nicht, daher habe ich auch keine 'Entscheidung' getroffen. :zwinker: Die große Schrift sowie die vielen Absätze und halbleeren Seiten im Buch erwecken in mir den Eindruck der "Aufgeblähtheit", genau wie eben die Handlung an sich.


    Bist du im Verlagswesen tätig?
    Wie gefiel dir denn das Buch? :winken:


  • Bist du im Verlagswesen tätig?
    Wie gefiel dir denn das Buch? :winken:


    Ich habe mal Herstellung gelernt und habe mit dem Buchhandel zu tun. Mit dtv hingegen nichts... :zwinker:
    Nein, das Buch habe ich noch nicht gelesen - wenn auch schon gekauft. Mich hat gestern lediglich interessiert, wo Du Deine Kritikpunkte verortest - manchmal vedirbt ja auch die Übersetzung ein durchaus gutes Buch.


    Aber nochmal zur 'Aufgeblähtheit' dieser Ausgabe: ich habe das Buch eben mal durchgeblättert und finde nicht, dass sich dort auffällig viele Absätze oder leere Seiten finden. Etwas größeres Schriftbild als in den normalen dtv-Taschenbuchausgaben, ja, aber dies empfinde ich eher als angenehm, weil besser lesbar. Abgesehen davon, kann ich das dtv-Problem verstehen und finde es deshalb auch in Ordnung, wenn sie wertigere Ausgaben machen - sofern die Bücher irgendwann auch als 'normale' Taschenbücher erscheinen.
    Und was man kauft, bleibt einem immer noch selbst überlassen... :zwinker:



    Schönen Gruß
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Nein, das Buch habe ich noch nicht gelesen - wenn auch schon gekauft.


    Dann bin ich mal auf deine Meinung zu dem Buch gespannt! :winken:



    Und was man kauft, bleibt einem immer noch selbst überlassen... :zwinker:


    Das ist eben das Risiko, was man eingeht, wenn man ein Buch kauft. Manchmal landet man auch Fehlgriffe. :zwinker:

  • Hallo,


    ich habe kürzlich auch mit dem Buch begonnen, und muss mich bisher (bin etwa bei Seite 100) leider Ophelia und Indigo anschließen. Die Sprache empfinde ich als aufgebläht, ein Haufen Geschwurbel ohne Tiefgang. Was mir besonders auffällt: Die Autorin prangert an, dass die meisten Menschen nicht hinter die Fassade gucken und ihre Meinung auf Vorurteilen aufbauen - und gleichzeitig beschreibt sie mit den oberflächlichen "Reichen" derartig klischeebehaftete, stereotype Figuren.


    Ich bin bisher sehr enttäuscht von dem Buch, weil Klappentext und Kritiken so vielversprechend waren. Vielleicht wird's ja noch.


    Ich berichte noch mal, wenn ich fertig bin :smile:.


    lg, Paige


    PS: Die vielen Fremdwörter stören mich weniger. So hatte die Qual des Lateinunterrichts doch noch einen Sinn (abseits von Kreuzworträtseln).

  • Hi!


    Ich habe das Buch auch bis vor kurzem gelesen. Möchte jetzt nicht noch eine Rezi abgeben aber kurz schildern, wie ich das Lesen empfunden habe.


    Am Anfang viel es mir auch sehr schwer in die Geschichte einzutauchen. Die philosophisch angehauchten Passagen, besonders zu Beginn, empfand ich als anstrengend und langweilig, einfach weil es mir schwer fiel sie in Kontext mit der Geschichte zu bringen.
    Zur Mitte hin wurde es dann aber langsam besser und auch etwas spannender. Einige Gedankengänge der Protagonisten haben mir schon gefallen oder waren mir von mir selber bekannt. ;)
    Das Ende hat mir erstaunlicherweise gut gefallen.


    Meine Fazit ist, dass ich dieses Buch vielleicht nochmal lese und aus einem anderen Blickwinkel betrachte. Irgendie hatte ich mir was anderes darunter vorgestellt.


    3ratten


    LG,
    Liadan

  • Meine Meinung
    Obwohl sie hoch intelligent ist, arbeitet die 54jährige Witwe Renée seit vielen Jahren in einem Pariser Wohnkomplex für die Schönen und Reichen und versteckt sich hinter der Fassade der unscheinbaren, dicklichen und dümmlichen Concierge.
    Die 12jährige Paloma, Tochter reicher Eltern, lebt nicht nur im selben Haus wie Renée, sondern ist ebenfalls mit überdurchschnittlicher Intelligent gesegnet. Oder gestraft, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet, denn Paloma meint die Welt der Erwachsenen durchschaut zu haben. Da ihr ein solches Leben nicht erstrebenswert scheint, beschließt sie, sich an ihrem 13. Geburtstag umzubringen.


    Der Einstieg in die Geschichte fiel mir verhältnismäßig schwer, denn die Charaktere waren mir anfänglich überhaupt nicht sympathisch. Paloma wirkt altklug und Renée’s Erzählton ist sehr frustriert. Hinzu kommen der verschachtelte Satzbau und die zu Beginn des Buches etwas zu stark im Vordergrund stehenden philosophischen Ausführungen, in denen sich zwar viel Wahres finden lässt, die aber sehr viel Konzentration erfordern und teilweise etwas aufgesetzt wirken.
    Dies ändert sich, als ein neuer Bewohner in die Rue Grenelle zieht. Mit ihm kommt nicht nur mehr Schwung in das Leben von Renée und Paloma, sondern auch in die Geschichte. Endlich haben die Beiden nicht mehr nur sich selbst und ihre Gedanken und fangen an, aktiver am Leben teilzuhaben, statt alles nur in der Theorie zu sehen. Indem sie sich weiterentwickeln und ihr Schneckenhaus nach und nach verlassen, werden sie wesentlich natürlicher und menschlicher, sodass es mir viel leichter fiel, mit ihnen mitzufühlen.
    Besonders Paloma’s Tagebuchauszüge und ihr schnippischer Tonfall haben mir sehr gut gefallen. Auch wenn ihre Abgebrühtheit und ihr Intellekt für ein Mädchen von gerade mal 12 Jahren etwas übertrieben scheinen, trifft sie den Nagel häufig auf den Kopf und brachte mich mit einigen Ausführungen richtig zum Lachen. Darüber hinaus gab es aber auch einige tragische Momente, sodass das Buch nicht nur meinen Kopf forderte, sondern mich auch emotional berührte.


    Etwas schade ist, dass Muriel Barbery es manchmal aber ein bisschen übertrieben hat. Nicht nur die Charaktere sind in ihrem Außenseiterdasein etwas zu extrem dargestellt, auch das Sprachniveau wirkt stellenweise unnatürlich gehoben. Zwar ist die Ausdrucksweise der Charaktere deren Intelligenz angepasst, sodass die Verwendung der vielen Fremdwörter durchaus legitim ist. Wenn aber der Kater den Sessel kolonisiert, statt einfach darauf zu liegen, finde ich das nur noch unnötig.


    Insgesamt betrachtet ist ‘Die Eleganz des Igels’ ein anspruchsvolles, gesellschaftskritisches Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte. Erst dann erkennt man, dass hinter der eher spröden Fassade viel mehr steckt, als es eigentlich den Anschein hat.
    Wer darauf allerdings keine Lust hat und die vielen gebotenen Ansätze nicht gedanklich weiterverfolgen mag, sondern nur eine spannende Geschichte lesen möchte, wird wahrscheinlich keine große Freude an dem Buch haben.


    Meine Wertung
    4ratten


    Übrigens: Der Vergleich mit ‘Zusammen ist man weniger allein’ von Anna Gavalda hinkt nicht nur, der stinkt.

  • Ich hab ja auch mal daran gedacht es mir zu kaufen, aber bei diesem Buch sind die Meinungen ja so extrem widersprüchlich und viele sehr schlecht, dass ich es bisher gelassen habe. Und nun bin ich auch nicht schlauer...

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Das Buch habe ich vor etwa 2 Monaten gelesen und kann mich einigen Meinungen hier nur anschließen. Was mich genervt hat, war auch die Sprache und die seitenlangen Abhandlungen über Philosphie etc, die so umständlich formuliert und geschrieben waren, mit Fremdwörtern gespickt und teilweise kaum Sinn ergaben oder unverständlich waren (kann natürlich auch sein, dass ich dafür zu blöd bin). In der Regel mag ich Fremdwörter recht gerne, aber in diesem Buch kamen mir die Passagen so künstlich und abichtlich hochgestochen vor, dass es mich am Lesevergnügen störte und ich bald die Passagen über Renées philosophischen Gedanken übersprang (dabei mochte ich sogar Sophies Welt!). Dass ein normales Mädchen im Alter von 12 Jahren sich nicht so benimmt wie Paloma fand ich übrigens weniger störend, da beharre ich nicht immer auf realistische Umsetzung.
    Die Beziehung zwischen Renée und Paloma und die Geschichten im Haus und die Begegnungen mit dem japanischen Herr waren nett zu lesen, und es hätte ein nettes Buch werden können. Der Einstieg fiel jedoch schwer und gegen Ende hoffte ich, dass es bald enden möge, doch als es soweit war, kam es doch zu abrupt und unbefriedigend. Palomas plötzlicher Umschwung konnte mich nicht überzeugen, da hätte ich mir mehr Tiefgang in der Beziehung versprochen.


    3ratten gibt es von mir immerhin noch für die paar netten Ideen und den japanischen Touch.


  • Palomas plötzlicher Umschwung konnte mich nicht überzeugen, da hätte ich mir mehr Tiefgang in der Beziehung versprochen.


    Ich spoilere mal lieber.



    Ich hab ja auch mal daran gedacht es mir zu kaufen, aber bei diesem Buch sind die Meinungen ja so extrem widersprüchlich und viele sehr schlecht, dass ich es bisher gelassen habe. Und nun bin ich auch nicht schlauer...


    Da hilft wohl nichts: Selber lesen. ;) Es gibt ja auch sehr viele gute Meinungen. Wenn du es nicht kaufen magst, kannst du es dir ja auch ausleihen oder ertauschen. Das habe ich auch gemacht. Und letztlich hat es mir trotz der Kritikpunkte insgesamt ja sogar noch gut gefallen.


  • Ich spoilere mal lieber.


    Ok, das mag vielleicht sein.



    Ich hab ja auch mal daran gedacht es mir zu kaufen, aber bei diesem Buch sind die Meinungen ja so extrem widersprüchlich und viele sehr schlecht, dass ich es bisher gelassen habe. Und nun bin ich auch nicht schlauer...


    Da hilft wohl nichts: Selber lesen. ;) Es gibt ja auch sehr viele gute Meinungen. Wenn du es nicht kaufen magst, kannst du es dir ja auch ausleihen oder ertauschen. Das habe ich auch gemacht. Und letztlich hat es mir trotz der Kritikpunkte insgesamt ja sogar noch gut gefallen.
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    Ich hatte es auch nur ausgeliehen und das war gut. Bereut habe ich es nicht, dass ich es gelesen habe, aber so positiv wie bei vielen Kritiken, war es dann für mich auch nicht.

  • Gerade eben habe auch ich das Buch beendet und mir noch eine kleine Träne aus den Augenwinkeln gewischt bevor ich euch meine Meinung dazu verraten möchte.


    Das Buch "Die Eleganz des Igels" von Muriel Barbery stand schon lange auf meiner Wunschliste, weshalb ich es nach dem Kaufen auch gar nicht erst auf den SUB gelegt, sondern gleich gelesen habe.


    So schwer es mir gefallen ist mich in das Buch einzulesen, so schwer fällt es mir jetzt auch, mich davon zu trennen.


    Im ersten Teil konnte ich nur selten mehr als zwei Kapitel auf einmal lesen, da mir die langen Sätze, die "blumige Sprache" und die (meiner Meinung nach) zu häufig eingesetzten Fremdwörter das Lesen sehr erschwert haben. Doch als ich gestern ungefähr zur Hälfte kam, konnte ich fast nicht mehr aufhören. Ich musste einfach wissen, wie es weitergeht.


    Man kann sich so gut in Renée hineinversetzen, versteht genau worum es ihr geht (auch wenn man nicht in so einer Situation ist) und freut sich über jeden kleinen "Sieg" über die Reichen mit ihr mit. Noch mehr freut man sich, als sie langsam lernt zu akzeptieren wer sie ist, und was aus ihr geworden ist, bzw. noch werden kann.



    Paloma hingegen fand ich zwar furchtbar nett, sie war mir manchmal jedoch ein bisschen zu melodramatisch. Warum sollte man nicht sein eigenes Schicksal formen können, nur weil man in eine reiche, ignorante Familie hineingeboren wurde? Ich glaube, gerade wenn man so klug ist wie sie, kann man sein Leben in ganz andere Bahnen bringen.



    Alles in allem hat mir das Buch ausgesprochen gut gefallen, ich möchte unbedingt noch mehr von Muriel Barbery lesen.


    Wegen dem Ende, und dem schweren Anfang gibts von mir jedoch nur
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    :winken:

  • Ich hab gestern im Zug angefangen "Die Eleganz des Igels" zu lesen und muss gestehen, ich tu mir sehr schwer mit dem Buch. Die vielen Fremdwörter, aneinander gereiht, verwirren mich doch sehr, zumal ich nicht alle kenne und im Zug auch keines der Worte nachschlagen konnte. Bin im Moment auf Seite 95 und komme mir ein wenig dumm vor :(

  • Nach vielen doch eher negativen Meinungen zum Buch wollte ich es mir nicht mehr kaufen, kürzlich ist mir aber das Hörbuch in die Hände gefallen.


    Am Anfang haben mich die vielen (pseudo?)philosophischen Exkurse auch furchtbar genervt. Renée habe ich die verkappte Intellektuelle noch abgenommen, Paloma fand ich aber selbst für eine frühreife und hochbegabte Zwölfjährige ziemlich überkandidelt.


    Wahrscheinlich hätte ich das Buch beim Lesen schon recht früh abgebrochen, dank der Stimmen von Katharina und Anna Thalbach bin ich am Hörbuch jedoch drangeblieben und habe es letztendlich überhaupt nicht bereut. Im Gegenteil, je weiter ich in der Geschichte vorankam, umso besser gefiel mir das Buch.



    Ich könnte mir das Buch auch als eine dieser wunderbaren französischen Tragikomödien auf der Leinwand vorstellen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Guten Abend,


    ich bin knapp zur Hälfte durch mit diesem Buch und kann mich der überwiegend negativen Meinung nicht wirklich anschließen. Ich gebe zu, der Plot ist nicht gerade aus dem Leben gegriffen und einige der aneinandergereihten Fremdwörter verstehe ich auch nicht. ABER die Geschichte nimmt mich geradezu gefangen, über den ein oder anderen Gedanken grüble ich länger selbst nach und irgendwie berührt mich das Ganze sehr...


    Vielleicht muss man für so eine Art von Buch auch in einer ganz bestimmten Stimmung sein, damit man es gut finden kann, was meint ihr? Es ist mir schon einige Male hier im Forum aufgefallen, dass Bücher als besonders schön, melancholisch, bezaubernd, sprachlich einfühlsam etc. beschrieben wurden. Als ich diese Bücher dann las empfand ich gar nichts dabei. Und eigentlich waren diejenigen, deren Rezensionen ich las, Personen, mit denen ich den Buchgeschmack teile. Deshalb kann ich es mir nicht nur mit dem unterschiedlichen Geschmack erklären.


    Nun ja, auf jeden Fall bin ich gespannt darauf, wie es in "Die Eleganz des Igels" weitergeht.


    Viele Grüße,
    Muertia


    P.S. Ich bin wesentlich gefesselter als bei meiner vorigen Lektüre, Kalte Asche von Simon Beckett... boxen

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

    Einmal editiert, zuletzt von Muertia ()