Mongo Beti – Sonne Liebe Tod

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    Inhalt: Der Journalist Zam hat eine ausgesprochene Pechsträhne. Zunächst wird in seine Wohnung eingebrochen und seine Sammlung von Jazz-CDs geklaut. Dann wird ihm, gerade aus einem Alkoholnebel auftauchend, von einem Fremden eröffnet, daß eine Leiche in seiner Wohnung liege. Da ist es sicher besser, für eine Weile samt Freundin den Aufenthaltsort zu wechseln. Aber vielleicht war das ja von langer Hand geplant? Zams Freund Eddie glaubt zwar nicht daran, aber wer sind dann die Leute, die Zam beim Autofahren so auffällig verfolgen? Und welche Geheimnisse hütet Bébète, Zams Freundin, vor ihm? Liegt darin der Grund für ihr plötzliches Verschwinden? Eddie, der sich auf undurchsichtigen Wegen eine Zulassung bei der Anwaltskammer organisiert hat, und der deswegen auch gute Kontakte zur Polizei unterhält, spannt mit mäßigem Erfolg den Polizisten Norbert mit ein, der aber zu einer hochgeheimen Sondermission abkommandiert wird. Bébètes Geheimnis ist allerdings gar keins: Sie hatte vor Zam einen französischen Freund, einen sehr viel älteren Mann, und dieser Georges geht geheimnisvollen Tätigkeiten nach, die es immer wieder erforderlich machen, spurlos zu verschwinden und erst Monate später überraschend wieder aufzutauchen. Während seiner Arbeit mit Norbert gerät Georges in die Fänge eines gewissen Ébénezer, offensichtlich ein sehr reicher Mann. Wofür braucht der denn Georges?



    Meine Meinung: Wer jetzt der Ansicht ist, daß die Inhaltsangabe einigermaßen wirr klingt: Dem kann ich nicht widersprechen, aber so war das Buch. Ich bin auch immer noch nicht sicher, was es in erster Linie sein sollte. Die Beschreibung und die Einordnung in die metro-Reihe des Unionsverlages ließ einen Krimi erwarten, aber das ist es nicht – jedenfalls nicht im klassischen Sinn, auch wenn es Leichen udn eine Reihe von Straftaten gibt und den aus der Not geborenen Ermittler Eddie. Eher ist es eine Gesellschafts- oder besser Regimekritik, und es wundert mich nicht, daß Betis Schriften in Kamerun auch verboten wurden.


    Neben der Geschichte von Zam, seiner Freundin Bébète, seinem Kumpel Eddie und etlichen anderen tritt immer wieder der Erzähler selbst in Vordergrund und berichtet aus einer Außenperspektive über ihm wichtige Dinge: wie die Polizei „funktioniert“, wie die Parteigänger ruhiggestellt werden usw. Das ist zwar alles durchaus interessant, reißt aber aus der eigentlichen Geschichte ziemlich heraus und war mir insgesamt auch etwas zu dick aufgetragen. Die Leichtigkeit und vor allem den Spott, der z. B. Ahmadou Kouroumas Die Nächte des großen Jägers auszeichnet, habe ich hier vergeblich gesucht.


    Sind diese Einschübe des Erzählers am Anfang eher sporadisch und durchaus ein sinnvolles Stilmittel, so nehmen sie zum Ende stark zu und die Protagonisten wirken immer mehr wie Marionetten in einem Puppenspiel. Identifikationspotential in Romanfiguren kann ganz nett sein, auch wenn ich es nicht für nötig halte, aber diese hier waren mir doch zu holzschnittartig. In den gesammelten Pressestimmen zur französischen Ausgabe am Ende des Buches ist die Rede davon, daß der Erzählrhythmus lässig und beschwingt wie Jazz sei. Vielleicht habe ich mit deshalb mit diesem Roman im Vergleich zu vielen anderen afrikanischer Autoren eher schwer getan: Jazz ist ein Musikstil, mit dem ich nichts anfangen kann – offensichtlich auch nicht in Buchform :zwinker:


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen