Laurens van der Post - Durchs große Durstland müsst ihr ziehen

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    Den Nachfolger von “Wenn Stern auf Stern aus der Milchstraße fällt” wollte ich schon lange mal lesen, haben mich doch van der Posts Beschreibungen des Lebens in der Kalahari und des konfliktbeladenen Lebens der vielen in Südafrika ansässigen Völker ebenso wie sein poetischer Stil und sein profundes Wissen über die Region schon vor vielen Jahren sehr beeindruckt.


    Gerade wegen des zeitlichen Abstands der Vorgängerlektüre war ich sehr dankbar, dass der Autor auf den ersten Seiten einen relativ ausführlichen Abriss der Geschehnisse liefert, auf denen die Handlung dieses Buches aufbaut. Es ist die Geschichte von Francois Joubert, der auf Hunter’s Drift, der Farm seines Vaters im tiefsten Innern Südafrikas aufwächst, in völliger Freiheit, größter Nähe zur Natur und vor allem in Partnerschaft mit den schwarzen und farbigen Einwohnern der Region. Am Ende von “Wenn Stern auf Stern…” hat eine Invasion einer marxistischen “Befreiungsarmee” stattgefunden, die die weißen Siedler nicht nur vertreiben, sondern ausrotten will. So auch auf Hunter’s Drift; die Farm ist zerstört, alle Bewohner sind massakriert.


    Nur Francois und Nonnie, die Tochter eines befreundeten englischen Farmers haben das Massaker überlebt. Bei ihnen ist allerdings Francois’ Freund Xhabbo vom Volk der Buschleute mit seiner Frau Nuin-Tara, und nur dank deren überlegener Überlebensfähigkeit in der Natur besteht die Chance auf eine Flucht aus dem umzingelten Gebiet. Die Odyssee dieser vier samt Francois’ Hund Hintza bildet den Inhalt dieses Buches. Nicht nur müssen sie den Terroristen entkommen, die mit Spürhunden, Spurenlesern und Hubschraubern auf der Suche nach ihnen sind, sie müssen sich auch bis zum Meer durchschlagen, um auf Rettung hoffen zu können. Dieser Weg zieht sich über qualvolle Monate hin, sie durchqueren Steppen- und Wüstengebiete, aber sie überleben alle Angriffe und Krankheiten. Am Ende wird alles gut; in einem wunderbaren, triumphalen Finale treffen sie im letzten Moment endlich wieder auf Menschen, die ihnen wohlgesonnen sind.


    Vordergründig kann man dieses Buch vor allem als spannende Abenteuergeschichte lesen, in der sich unsere Helden gegen übermächtige Widerstände durchsetzen müssen, die in Menschenform oder als Teil der Natur auf sie lauern. Banditen und Terroristen wollen ihnen ebenso ans Leder wie wilde Tiere, das unbarmherzige Klima der Wüste oder tödliche Krankheiten. Darin eingewoben ist aber auch eine atemberaubende Erzählung darüber, welche Kräfte durch Freundschaft, Mut und Verständnis zwischen unterschiedlichsten Menschen in schwierigen Situationen freigesetzt werden können. Und es ist natürlich ein faszinierender Bericht über die absolut fremdartige Kultur der Buschleute, die in einer Umgebung überleben können, die für jeden anderen den sicheren Tod bedeutet.


    Obwohl dieses Buch handlungsmäßig nahtlos an den Vorgänger anschließt, hat es bei mir doch einen völlig anderen Eindruck hinterlassen. In “Wenn Stern auf Stern…” ist das unbeschwerte Aufwachsen des jungen Francois in der faszinierenden Landschaft des südafrikanischen Busches das Hauptthema. Dort ist er umgeben von einer Vielzahl unterschiedlichster Menschen, die ihm alle ein Stück Lebensweisheit und Lebenstüchtigkeit, aber auch Liebe und Geborgenheit mitgeben. Grundtenor ist der gegenseitige Respekt von unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen, der für ein friedliches Miteinander unerlässlich ist. Diese Stimmung kippt in diesem Buch völlig. Die vier sind völlig allein und auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen, und jeder einzelne muss all seine Kräfte und Fähigkeiten aktivieren, um diese endlose Wanderung zu überstehen. Leider bietet dieser Band dadurch auch nicht so viel Hintergrundwissen über die gesellschaftliche Situation in Südafrika.


    Insgesamt ist dies aber ein absolut faszinierendes, poetisches und eindrückliches Buch. Die vier Charaktere sind hervorragend und glaubwürdig beschrieben, und die Missverständnisse, die sich aus den unterschiedlichen Kulturen ergeben - z.B. die Interaktionen zwischen Nonnie und Nuin-Tara - haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Wer sich für derartige Literatur erwärmen kann, dem seien auch noch die Sachbücher und Reiseberichte von Laurens van der Post empfohlen, z.B. seine Suche nach den Buschleuten, die er in “Der verlorene Stern der Kalahari” beschreibt.

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi