Henning Mankell - Der Chronist der Winde

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 6.157 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Andreas Tombrink.

  • Hallo!


    Ich habe für die Weltreise mein erstes Buch von Henning Mankell gelesen. Der Chronist der Winde.

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    Dieses hat nichts mit seinen Kriminalromanen zu tun sondern zählt zu seiner Afrika-Reihe.


    Beschreibung:
    »Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben.«


    Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schusswunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, dass er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt, wie die Banditen sein Dorf überfielen und seine Schwester massakrierten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde. Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann.


    Meine Meinung:
    Diese Zeilen auf dem Buchrücken haben mich verzaubert und deshalb habe ich dieses Buch auf meine Weltreisenliste gesetzt und mich schon die ganze Zeit darauf gefreut es zu lesen.


    Mein erstes Buch von Henning Mankell hat mich absolut begeistert. Die Geschichte um Nelio, den kleinen Straßenjungen ist traurig, macht aber gleichzeitig Mut und regt unheimlich zum Nachdenken an. Der Leser bekommt Werte vermittelt die einem beim ersten Lesen gar nicht so wichtig erscheinen. Für die Straßenjungen ist das Leben nämlich dann perfekt, wenn sie ein Dach über dem Kopf und einen Personalausweis haben. Cosmos, der frühere Anführer der Gruppe, sagt nämlich, wenn man einen Personalausweis hat, kann einem niemand wegnehmen wer man ist. Und es wird einem immer geglaubt wer man ist. Diese Sätze haben mich unglaublich berührt - wie so einiges in diesem Buch. Auch Nelio, der eigentlich andauernd positive Gedanken hat und trotz seines Alters schon so unglaublich reif und weise ist. Ich muss sagen, ich kann meine Gedanken gerade nur schwer ordnen, aber ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen der einmal über all die Dinge nachdenken möchte die einen Umgeben. Dass diese Dinge nämlich nicht selbstverständlich sind und das es Menschen gibt, die diese Dinge nicht als selbstverständlich ansehen.


    Das einzige was mich an dem Buch ein bisschen gestört hat war, dass von Anfang an klar gemacht wurde, wann Nelio stirbt und seine Geschichte somit ein Ende nimmt. Deshalb habe ich mich nie getraut weiterzulesen - ich wollte nicht, dass das Buch endet und ich wusste aber, wenn ich weiterlese habe ich nur noch eine Nacht mit Nelio (er erzählt seine Geschichte immer nur in der Nacht) und dann endet das Buch. Ist blöd, ich weiß, denn schließlich weiß ich bei jedem Buch dass es bei einer gewissen Seitenanzahl endet, aber hier war es irgendwie trotzdem ein ganz anderes Gefühl.


    4ratten


    lg,
    eine sehr nachdenkliche Tamara

  • Hallio Makani!


    Ich kann deine Worte nur unterstreichen. Das Buch habe ich zwar schon vor 3 Jahren gelesen, aber mir gefiel es ebenso gut. Auch ich konnte nicht viel auf einmal lesen, weil ich dem Buch damit unrecht getan hätte (so mein Gefühl) und ich nicht wollte, dass alles gleich an einem Lese-Tag endet!


    Ich glaube aber, das Buch ist so ein Spalter-Werk, damals war ich in einer träumerisch-melancholisch angehauchten Phase und wollte über solche Dinge lesen, nachdenken, mich da hinein fühlen. Es ist also kein Buch, dass man einfach so zwischenrein lesen sollte, finde ich. (Aber das hast du ja indirekt auch schon gesagt!!)


    Schön, dass deine Rezension mich wieder darin erinnert hat!!
    Viele Grüße!
    Bella*

  • Es ist ungefähr zwei Jahre her, daß ich dieses Buch gelesen habe, aber es ist mir in sehr guter Erinnerung. Mankell hätte leicht eine Geschichte daraus machen können, die durch und durch traurig ist, aber dieser Falle ist er gut ausgewichen. Bei meinem Exemplar hieß es im Rückentext, Mankell gäbe den Straßenkindern ihre Würde, diese Aussage würde ich durchaus unterschreiben. Bemerkenswert war für mich vor allem, daß die Kinder in einen größeren Verband eingebunden sind, der in Form der Ahnengeister bei ihnen ist. Dieses Bewußtsein, Teil eines größeren Ganzen zu sein, ist uns hier wohl ziemlich abhanden gekommen. Wirklich beeindruckt hat mich an Nelio aber der „Beweis“, daß Weisheit nicht von biologischem Alter, sondern vor allem von Lebenserfahrung abhängig ist - und davon hat er in seinem kurzen Leben wahrlich viel sammeln können und müssen ...


    Ich habe damals 5ratten vergeben, würde das rückblickend heute aber vielleicht doch um :marypipeshalbeprivatmaus: korrigierend reduzieren wollen.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo liebe Literaturschockler,


    habe gerade eure Meinungen zum Buch gelesen und kann euch in allen Punkten gänzlich zustimmen.
    Auch wenn es schon ein paar Jährchen her ist, dass ich in diesem Buch las, so ist es immer noch eines eben jener Bücher, die bei mir nachhallen und hängen geblieben sind.
    Es war für mich mein erster Mankell, der nichts mit der Wallender-Krimi-Reihe zu tun hatte. Dementsprechend überrascht war ich über diese eindringliche Geschichte mit der außerst innigen Atmosphäre. Nicht, dass Mankell sich nicht auch sonst viel Zeit für Sozial- oder Gesellschaftskritik nimmt- nein. Doch dieses Buch war völlig anders. Auf unglaublich durchdringende Weise hat es der Autor hier geschafft anhand einer Kulisse von Straßenkinder ein derart reales und gleichzeitig träumerisches Bild zu kreieren, welches zum Nachdenken anregen kann.
    Es war sehr bewegend, die Schiksale zu erlesen, aber auch den Wünschen, Gedanken und Träumen der Betroffenen zu folgen...
    Sehr gut recherchiert, nicht zuletzt da Henning Mankell ja selbst einen Großteil seines Lebens in Mosambik verbracht hat bzw. noch verbringt. Und trotz der Tiefe dieser Geschichte ist das Buch wunderbar zu lesen.


    Ein Buch, welches aus tiefster Seele spricht. Deshalb für mich nach wie vor ein :tipp:


    Liebe Grüßle
    Marion :smile:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Ich hab das Buch vor ca. sieben Jahren angefangen aber nicht fertiggelesen. Viel weiß ich nicht mehr, nur dass die Sprache mir gar nicht zugesagt hat und ich mich deshalb in diese tragische Geschichte überhaupt nicht einfühlen konnte. Hm, vielleicht werde ich, falls mir das Buch noch einmal über den Weg laufen sollte, doch einen zweiten Blick hinein wagen.

  • Gelesen habe ich das Buch immer noch nicht, aber immerhin vor Jahren die durchaus sehenswerte Verfilmung gesehen. Solltet ihr die Möglichkeit haben, sie zu sehen, so empfehle ich euch das wirklich.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ich hab das Buch vor ca. sieben Jahren angefangen aber nicht fertiggelesen. Viel weiß ich nicht mehr, nur dass die Sprache mir gar nicht zugesagt hat und ich mich deshalb in diese tragische Geschichte überhaupt nicht einfühlen konnte. Hm, vielleicht werde ich, falls mir das Buch noch einmal über den Weg laufen sollte, doch einen zweiten Blick hinein wagen.


    Hallo kat,
    bei mir hängt der Lesegenuss immer sehr von der momentanen Eigengrundstimmung ab und ob ich mich auf die Stimmung des Buches einlassen kann. Gerade bei Büchern, die vielleicht einen eindringlichen Untergrundton haben. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mir in diesem Fall, die Sprache sehr passend zur Gesamtatmosphäre erschien und ich mich hier gut einfinden konnte.
    Der Chronist der Winde ist jetzt sicherlich kein typisches Buch der Unterhaltung, welches man einfach so wegliest. Es brachte mich zum Zuhören und Nachdenken. Somit sicherlich keine leichte Kost, doch empfand ich dieses Buch auch nicht als schwierig zu lesen.


    Aber wie gesagt, auch ich kenne diesen "Widerwillen" wenn man nicht in der richtigen Stimmung ist, sich auf eine drückende Thematik oder eine düstere Atmosphäre einlassen zu wollen oder einfach etwas anderes erwartet hat. :zwinker:
    Und es gibt ja zum Glück noch ganz ganz viele andere Bücher. Da findet sicher jeder etwas für sein Geschmäckle. :smile:


    Liebe Grüßle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Meine Meinung
    Mir ging es ähnlich wie kat: Ich fand den Schreibstil nicht wirklich ansprechend und manchmal musste ich mich echt anstrengen, um meine Gedanken bei dem Buch zu behalten. Eigentlich komisch, denn ich habe schon mehrere Bücher von Mankell gelesen (auch Afrikaromane), aber dieses hier hat mich einfach nicht gepackt.


    Nelios Geschichte an sich fand ich gut. Dass es Straßenkinder nicht leicht haben und unter allen möglichen Problemen zu leiden haben, ist für mich nichts neues, dennoch hat mich die Geschichte interessiert und ich wollte natürlich wissen, wie es soweit kommen konnte. Die verschiedenen Mitglieder der Bande habe ich besonders gerne beobachtet. Allerdings habe ich nicht ganz verstanden, warum Nelio für alle so faszinierend ist ... er scheint ein Mensch mit einer gewaltigen Ausstrahlung zu sein, aber bei mir kam das nicht so richtig an. Gänzlich unverständlich fand ich die Reaktion von Vaz, dem Bäcker, der sein ganzes Leben aufgibt, nachdem er Nelio getroffen hat. Bis heute frage ich mich: warum?


    Überhaupt fand ich die Handlung zwischen Nelios Erzählungen ziemlich zäh. Eigentlich passiert jeden Tag das gleiche, warum muss das immer und immer wieder wiederholt werden? :schnarch:


    Wie gesagt, die Abschnitte um Nelios Leben fand ich größtenteils sehr gut und interessant. Aber das Drumherum hat mir weniger gefallen und so richtig gefesselt war ich nie.
    3ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

  • Meine Meinung: Ich habe heute "der Chronist der Winde" beendet - mein erstes Buch von Henning Mankell. Mir hat es sehr gut gefallen. Ich finde, dass die Thematik der Straßenkinder sehr gut aufgearbeitet ist. Es spricht viele (schreckliche) Dinge an, ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken oder so schockierend zu sein, dass man nicht mehr weiterlesen möchte. Nelio ist eine ganz wunderbare Figur, an der mich gerade der Gegensatz zwischen 10jährigem Jungen und der "Altersweisheit" sehr berührt hat. Das Erzähltempo fand ich angenehm und ich habe mich nicht gelangweilt. Ich habe immer gehofft, dass Nelio überlebt, auch wenn von der ersten Seite an klar ist, dass er es nicht schaffen wird.
    Von mir bekommt das Buch 5ratten

  • Ich fand das Buch sehr gut. Sicherlich auf eine eigene Art geschrieben.
    Der Inhalt war jedoch mal etwas "Neues". Man erfährt etwas mehr von den afrikanischen Lebensweisen der Strassenkinder. Ob das Buch Spannung erzeugt ist sicherlich eine andere Frage.
    Aber bei den derzeit vielen Krimis, die sich oftmals ähneln, mal eine Alternative.


    Ich vergebe mal


    4ratten

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver