Miguel de Cervantes - Don Quijote (1. Buch, Kap. 39 - 52)

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  • 39. Kapitel
    Der im 37. Kapitel aufgetauchte Sklave beginnt seine Geschichte zu erzählen und spätestens bei der Erwähnung des Namens "Saavedra" bestätigte sich mein Verdacht, dass Cervantes in diesem Abschnitt eigene Erlebnisse einfließen lässt, wenn auch nicht nur in der Person des erwähnten Saavedra. Schon lustig, wenn man sich auf diese Weise selbst ein Denkmal setzen kann. Wer mehr über Cervantes persönlich lesen möchte, kann es hier tun.


    40. Kapitel
    Die Geschichte des Sklaven wird fortgesetzt und wir lernen die schöne Zoraida kennen. Obwohl charakterlich und von der Herkunft her ein völlig anderer Mensch als Don Q., gleicht sie ihm doch in einer Hinsicht genau. Seit sie zum christlichen Glauben bekehrt wurde, ist sie darin ebenso fanatisch wie der Ritter mit seinem Brauchtum, da sie während ihrer Flucht sogar ihren Vater opfert und seinem Schicksal überlässt und ihr Handeln begründet, indem sie sich auf die Mutter Gottes beruft. Nun ja, in vielen Menschen schlummert eine Leidenschaft, die etwas Konkretes braucht, um sich zu manifestieren, aber bei unseren Helden ist die Hingabe doch sehr ausgeprägt. Man könnte fast sagen, es ist Fanatismus in seinen Grundzügen.
    Wieder eine schöne Geschichte, die die Handlung um Don Q. unterbricht, aber sie macht auch sehr nachdenklich.


    42. Kapitel
    Hier fällt die Bemerkung, dass sich Begebnisse ereignen, die den Hörer "spannen". So habe ich dieses Wort noch nie gehört. Da macht macht sich doch zum ersten Mal Gedanken über den Ursprung des Wortes "spannend" :breitgrins:.
    Außerdem treffen wieder neue Gäste ein. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass fast jede Person, die den Schauplatz betritt, noch eine Rolle spielen wird. Es bleibt also spannend.

  • Na bumm...du gast ja an! :breitgrins:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Och, ich lese auch nicht mehr als ca. 40 Seiten am Tag. Saltanah ist bestimmt schon weiter, aber sie hat wohl keine Möglichkeit, ins Forum zu kommen. Am liebsten würde ich noch mehr lesen, die Geschichte spannt :breitgrins: doch sehr im Moment.


    Im 44. Kapitel könnte Don Q. endlich einmal einem Bedürftigen beistehen, der seine Hilfe wirklich benötigt, nämlich dem Wirt der Schenke, der von zwei Zechprellern verprügelt wird. Doch leider verweigert er seinen Beistand, weil er erst die Prinzessin Mikomikona um Erlaubnis fragen möchte :sauer:. Immerhin schickt er zuerst Sancho, der sich an den Zechprellern die Hände schmutzig machen soll, weil es sich bei ihnen ebenfalls nur um Knappen handelt, an denen er sich die Hände nicht schmutzig machen will, und überredet sie zu guter Letzt selbst, zu bezahlen.
    Immer wieder erstaunlich, mit welcher Überzeugung der Ritter an seinen Vorstellungen festhält. In der heutigen Zeit wäre er ein Fall für die Psychiatrie, wo man wahrscheinlich Schizophrenie oder das Borderline-Syndrom diagnostizeren würde. Irgendwie muss das Buch für Don Q. erfreulich enden, aber wer wird es schaffen, ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen?


    In der Schenke ist überhaupt einiges los und erfreulicherweise haben alle Reisenden, die hier Station machen, in irgendeiner Form mit den Reisegefährten von Don Q. zu tun. Zu den Gästen aus Kapitel 42 gesellt sich kurz darauf ein junger Maultiertreiber, der schon wieder eine traurige Liebesgeschichte zu erzählen hat, die natürlich, wir ahnen es schon, mit der hübschen jungen Tochter der anderen Gäste zu tun hat. Die Liebe nimmt inzwischen einen größeren Platz ein als Quijotes Kampfgetümmel, der allerdings im Moment von vielen besorgten Menschen umgeben ist, die ihn zwecks Genesung von seiner Ritterkrankheit nach Hause schaffen wollen, so dass er wenig Gelegenheit findet, sich zu messen.

  • Nun hat mich auch eine Flaute erwischt. Die Geschichte zieht sich derzeit ganz schön. Die Gesellschaft um Don Q. ist sich einig, dass man versuchen muss, den Ritter nach Hause zu bringen, um ihn dort von seiner fragwürdigen Leidenschaft zu heilen.


    Zum Glück kommen weiterhin neue Personen, die ein wenig frischen Wind in die Handlung bringen. Momentan sind es ein Domherr mit Gefolge. Die Kapitel 47 - 50 drehen sich in erster Linie um diesen Herrn und seine Ansichten über Bücher, wobei er diese nicht generell verteufelt, sondern sich durchaus auch positiv darüber äußert. Allerdings stellt er fest, dass die meisten Leser Stücke lieben, die weitgehend sinnfrei sind und gehaltvolle Stücke nur von einigen wenigen Kennern gefragt sind. Seiner Ansicht nach versuchen die Autoren lieber, viel Geld bei der Masse zu verdienen als Ruhm bei wenigen Leuten.

  • Kap. 39 - 41:
    Die Geschichte des Sklaven hat mir richtig gut gefallen. Ich finde, sie hat einen realistischen Touch, den ich so stark in den anderen Geschichten nicht gefunden habe. Damit meine ich natürlich nicht Zoraides Marienanbetung und dass sie sich durchs Fenster aus den richtigen Mann aussucht - das ist, wie Doris schon schrieb, ziemlich quijotisch -, sondern Kleinigkeiten. Zum Beispiel, dass die Gefangenen befürchten, ein Losgekaufter würde nicht wieder zurückkehren, um auch die anderen zu befreien. Hier sehe ich eine psychologische Wahrheit, die sicher auf entsprechenden Erfahrungen beruht, die Cervantes selbst in arabischer Gefangenschaft gemacht hat. Oder auch das Verständigungsproblem. Mir persönlich ist es immer sehr wichtig, dass auf Sachen wie eine gemeinsame Sprache Rücksicht genommen wird. Hier wird sowohl die Notwendigkeit eines Dolmetschers berücksichtigt, wie auch eine Mischsprache beschrieben, eine Kreolsprache, mit der sich die Angehörigen verschiedener Sprachen einigermaßen verständigen können.


    42. Kap.:
    Ich war ja überzeugt davon, dass wir die Brüder des losgekauften Sklaven wieder treffen würden, aber dass das sooo schnell gehen würde, hatte ich doch nicht erwartet. Und wieder taucht eine junge Frau auf, die überall durch ihre einzigartige Schönheit hervorstäche, nur in diesem schäbigen Gasthof mitten in der Pampa nicht, wo bald alle Schönsten des gesamten Landes versammelt sein müssten.

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • 52. Kapitel
    Don Q. möchte eine Bildsäule, die er für eine Dame hält, aus den Händen von Pilgern befreien. Am Ende des Kampfes bleibt er wie tot liegen, betrauert von Sancho Pansa. Da bewahrheitet sich wieder einmal, dass gemeinsame Erlebnisse Menschen zusammenschweißen, selbst wenn sie doch einigermaßen unterschiedlich sind. Wäre dies bereits zu Beginn ihrer Reise geschehen, hätte Sancho wahrscheinlich lediglich mit den Schultern gezuckt und konstatiert, dass nichts anderes zu erwarten war.


    Erstaunt hat mich, dass der Ritter am Endes dieses ersten Buches von seinen Gefährten bzw. Rettern mehr oder weniger sich selbst überlassen wird. Als Schluss finde ich das höchst unbefriedigend. Immerhin haben die Anstrengungen von Pfarrer und Barbier einen guten Teil des Romanes eingenommen, da möchte man doch erfahren, ob sie letztendlich erfolgreich waren. Wir wissen zwar, dass dem ersten noch ein zweites Buch folgte, aber den zeitgenössischen Lesern dürfte das nicht klar gewesen sein. Schließlich dauerte es zehn Jahre, bis der zweite Band erschien, der uns bewies, dass Don Q. keineswegs von seiner Besessenheit befreit war.

  • Die Geschichte des Gefangenen (Kapitel 39-41) habe ich nun auch gelesen und sie hat mir gut gefallen.
    Einerseits, weil (wie Saltanah schon gesagt hat), dass ganze einen wesentlich realistischeren Touch hat, als die gesamten Abenteuer des Don zusammen und andererseits (steinigt mich bitte nicht :breitgrins:), weil der Don nicht im Mittelpunkt steht. Seit dem so viele andere Personen noch mit involviert sind, habe ich wesentlich mehr Spaß am Lesen.


    Interessant finde ich, dass sich Cervantes auch immer wieder selbst in der Geschichte einbringt. Mal schauen, was es mit den Ereignissen in arabischer Gefangenschaft auf sich hat.


    *folgt nun Doris Link und verschafft sich etwas Hintergrundwissen*

  • [...]weil der Don nicht im Mittelpunkt steht. Seit dem so viele andere Personen noch mit involviert sind, habe ich wesentlich mehr Spaß am Lesen.


    Da stimme ich Dir zu. Auch Cervantes sah seine Vorteile darin, die Novellen einzuflechten, wie im 2. Buch berichtet wird. Damit konnte er z. B. vermeiden, nur "durch den Mund weniger Personen zu sprechen", was er als Mühsal betrachtet und was seiner Ansicht nach zu wenig Ruhm führt. Da diese Novellen hauptsächlich die Liebe zum Thema haben, spricht er dadurch natürlich verstärkt seine weibliche Leserschaft an, während die Herren ihr Augenmerk sicher mehr auf Quijotes Erlebnisse legen. So dürften alle Leser auf ihre Kosten kommen.

  • Das erste Buch habe ich fertig gelesen, und bin genauso schlau als wie zuvor. :breitgrins:



    42. Kap.:
    [...] Und wieder taucht eine junge Frau auf, die überall durch ihre einzigartige Schönheit hervorstäche, nur in diesem schäbigen Gasthof mitten in der Pampa nicht, wo bald alle Schönsten des gesamten Landes versammelt sein müssten.


    Als die schönste Schönheit des ganzen Landes Nr. 4 auftauchte, war wirklich die Grenze erreicht. Während Lucinde und Dorothea wenigstens noch eine gemeinsame Geschichte hatten, war Zoraydas Auftauchen schon übertrieben, aber nun noch die Tochter des Auditors samt unglücklichem Liebhaber im Schlepptau auftrat, war der Spaß langsam vorüber. Aber wie sollte es anders sein, die Liebenden kommen alle zusammen und anschließend gibts Friede, Freude, Eierkuchen. :rollen:


    Laut Lachen musste ich allerdings beim Einfall vom Pfarrer und den Barbier, wie sie den Don wieder in sein Heimatdorf bekommen, was ja auch hervorragend klappt. Allerdings scheint der Don sein anstehendes Abenteuer mit dem Riesen schnell vergessen zu haben.
    Auf der Heimreise trifft die Gesellschaft mal wieder auf einen Hirten, der natürlich auch wieder eine tragische Liebesgeschichte zum Besten gibt. Immerhin gibts hier kein Happy-End.
    Und dann hat der Don endlich wieder einen haarsträubenden Auftritt: er greift (mal wieder) eine Prozession an, wo er allerdings diesmal ernsthafte Gegenwehr erfährt.


    Am Ende des Kampfes bleibt er wie tot liegen, betrauert von Sancho Pansa. Da bewahrheitet sich wieder einmal, dass gemeinsame Erlebnisse Menschen zusammenschweißen, selbst wenn sie doch einigermaßen unterschiedlich sind. Wäre dies bereits zu Beginn ihrer Reise geschehen, hätte Sancho wahrscheinlich lediglich mit den Schultern gezuckt und konstatiert, dass nichts anderes zu erwarten war.


    Da hast du Recht. Sancho ist sein Herr doch ziemlich ans Herz gewachsen. Herzzerreissend, wie er seinen angeblichen Tod betrauert hat. :heul:



    Erstaunt hat mich, dass der Ritter am Endes dieses ersten Buches von seinen Gefährten bzw. Rettern mehr oder weniger sich selbst überlassen wird. Als Schluss finde ich das höchst unbefriedigend. Immerhin haben die Anstrengungen von Pfarrer und Barbier einen guten Teil des Romanes eingenommen, da möchte man doch erfahren, ob sie letztendlich erfolgreich waren. Wir wissen zwar, dass dem ersten noch ein zweites Buch folgte, aber den zeitgenössischen Lesern dürfte das nicht klar gewesen sein. Schließlich dauerte es zehn Jahre, bis der zweite Band erschien, der uns bewies, dass Don Q. keineswegs von seiner Besessenheit befreit war.


    Da ich das komplette Werk in Händen halte, ist mir klar, dass der Don wohl nicht so einfach geheilt werden wird. Allerdings gibt Cervantes ja auch schon die Richtung vor, indem er von einem dritten Auszug spricht. Insofern dürfte auch die damaligen Leser vermutet haben, wie es weitergeht. Würde der Don auch einfach geheilt werden, wäre dafür doch bestimmt nicht ein zweiter Band notwendig.

  • Mich hat auch eine Flaute erwischt - allerdings eine Kommentierflaute. Ich stecke schon ein gutes Stück weit in Teil II und habe noch nicht einmal über das Ende von Teil I geschrieben :sauer: .


    Kap. 44:
    Der Don wird mir hier richtig unsympathisch. Hätte er doch endlich mal die Möglichkeit, jemandem wirklcih zu helfen, tut dies aber nicht mit der Begründung, es sein "unritterlich", da der Gegner nicht standesgemäß ist. :rollen:


    Was mir hier immer stärker auffällt, ist eine Hartherzigkeit zwischen den Leuten. Hier "scherzen" sie auf eine Art und Weise miteinander, die ich eher unangenehm finde. Wenn Don Quijote z. B. im 43. Kap. an der Hand festgebunden wird und die Nacht im Sattel stehend verbringen muss, immer der Gefahr ausgesetzt, dass Rosinante wegtrabt, dann finde ich das nicht gerade menschlich; als einen "Spaß" kann ich das wirklich nicht ansehen.
    Auch der "Spaß", den die Gesellschaft mit dem bestohlenen Barbier im 45. Kap. treiben, finde ich nicht wirklich witzig. Hier versucht ein ziemlich armer Mann, sein gestohlenes Gut wieder zu bekommen, und dann kommt eine Schar überkandidelter, reicher Nichtsnutze daher und erklärt, er würde halluzinieren. Nun ja, witzig ist es in gewisser Weise schon, aber auch ganz schön brutal, vor allem, weil mit einem in der Hierarchie niedriger Stehendem gescherzt wird, der gegen die Reichen rechtlos ist. (Hier unterscheidet sich allerdings meine schwedische Übersetzung von den beiden deutschen Online-Übersetzungen, die ich mir angeguckt habe. Bei mir heißt es "Herrarnas lag..." - also "Das Gesetz der Herren..." - während der Barbier auf Deutsch "Gewalt geht vor Recht" sagt.)
    Jedenfalls kämpft der Barbier um seine Rasierschüssel und den Eselssattel, und die hohen Herren und Damen lachen nur "über die närrischen Reden des Barbiers". Mir fehlt es hier an Nettigkeit und Mitgefühl.


    46. Kap.:
    Das ist ja interessant! Don Quijotes Verhaftung wird mit dem Argument verhindert, er sei ja offenbar nicht bei Trost, und würde als nicht unzurechnungsfähig sowieso wieder freigelassen werden. Galten schon vor 400 Jahren Geistesgestörte als nicht straffähig?


    47. & 48. Kap.:
    Und mal wieder wird über Ritterromane und Literatur überhaupt diskutiert - ein Thema, dass sich anscheinend durch das gesamte Buch zieht.
    Der Domherr beklagt die mangelnde Wirklichkeitstreue der Romane, deren unwahrscheinliche Ereignisse, Abweichungen von geschichtlichen Tatsachen, psychologischen Unwahrscheinlichkeiten und außerdem

    Zitat

    sind sie im Stile hart, in den erzählten Taten unwahrscheinlich, in den Liebeshändeln unzüchtig, in den Feinheiten des Umgangs unbeholfen, weitschweifig in den Schlachten, albern in den Gesprächen, ungereimt in den Reisen und, kurz, alles Kunstverständnisses bar und darum wert, aus dem christlichen Gemeinwesen als unnütz verbannt zu werden.

    Er lässt also kein gutes Haar an ihnen - und liest sie (oder beginnt sie) doch immer wieder :breitgrins: . Alle Kritik, die der Domherr äußert, kommt mir übrigens sehr bekannt vor. Das sind doch alles Kriterien, nach denen auch wir immer wieder Bücher verreißen, oder? :zwinker:
    Aber es folgt darauf doch immerhin eine Verteidigung des Genres durch den Pfarrer - sie können auch gut sein, wenn sie denn gut geschrieben sind.
    Auch im Theater steht nicht alles zum Besten. Die Menge will Schrott, also wird ihnen Schrott vorgesetzt, sagt der Domherr und der Pfarrer fordert darauf eine "Zulassungsinstanz", die Theaterstücke wie auch Romane auf ihre Qualität hin prüft und nur Hochwertiges (und den Oberen Genehmes) durchgehen lässt. Eieiei - ob das Cervantes wirkliche Einstellung zu Zensur ist?


    49. Kap.:
    Hier erzählt Quijote von einem Peter, der auf einem hölzernen Pferd durch die Luft gereist war. Ich nehme an, dass er selbst im nächsten Band etwas ähnliches tun wird, denn ich habe beim Durchblättern eine entsprechende Illustration gesehen.


    52. Kap.:
    Na toll, da wird sich ziemlich brutal geprügelt und die Umstehenden sind begeistert:

    Zitat

    Der Domherr und der Pfarrer wollten vor Lachen bersten, die Landreiter sprangen in die Höhe vor lauter Lust, und diese wie jene hetzten drauflos, wie man mit Hunden tut, wenn sie heftig aneinandergeraten sind.

    Hier kommen mir alle vor wie bei einer Schulhofprügelei, wo die Kämpfenden von den anderen noch angefeuert werden. Von Erwachsenen würde ich doch ein etwas anderes Verhalten erwarten, aber da habe ich wohl zu hohe Ansprüche.


    Das Ende finde ich eigentlich geglückt und "rund". Don Quijote ist wieder zu Hause, das ist die Hauptsache. Ob oder wie er von seinen Einbildungen "geheilt" wird, ist (mir) nebensächlich. Darüber möchte ich nichts weiter lesen. Geschickt finde ich es, wie Cervantes sich die Möglichkeit einer Fortsetzung offen hält. Er redet von einer 3. Reise, von der er gerüchteweise gehört hat, hat aber dieses Buch so weit abgeschlossen, dass eine Fortsetzung nicht unbedingt notwendig ist. Offene Fragen gibt es ja nicht.
    Mein Fazit nach diesem ersten Teil: Besser als ich erwartet hatte, angenehmer zu lesen und mit weniger Längen als befürchtet. Lohnende Lektüre.




    Als die schönste Schönheit des ganzen Landes Nr. 4 auftauchte, war wirklich die Grenze erreicht.


    Hollywood, reinstes Hollywood! Auch dort sind doch alle Frauen "wunderschön", mit Ausnahme von einigen Witzfiguren - so wie hier zum Beispiel die Magd im Gasthof.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Mich hat auch eine Flaute erwischt - allerdings eine Kommentierflaute. Ich stecke schon ein gutes Stück weit in Teil II und habe noch nicht einmal über das Ende von Teil I geschrieben :sauer: .


    Ich bin schon fast durch, stecke derzeit im 60. Kapitel des 2. Buches. Das Lesen macht Spaß, aber mir fällt nichts Geistreiches ein, das es wert wäre, niedergeschrieben zu werden.



    46. Kap.:
    Das ist ja interessant! Don Quijotes Verhaftung wird mit dem Argument verhindert, er sei ja offenbar nicht bei Trost, und würde als nicht unzurechnungsfähig sowieso wieder freigelassen werden. Galten schon vor 400 Jahren Geistesgestörte als nicht straffähig?


    Ich habe mal gelesen, dass Geistesgestörte früher zwar nicht verurteilt, dafür aber in eine Anstalt gesperrt wurde, in der sie halbwegs wie Tiere gehalten wurden und das oft nicht lange überlebten. Teilweise nahm sich auch das Volk dieser Leute an und beutete sie ähnlich wie Sklaven aus. Das dürfte davon abhängig gewesen sein, ob sie aggressiv oder friedfertig waren. In welchem Land das so gehandhabt wurde, weiß ich leider nicht mehr, kann mir aber vorstellen, dass diese Methode weit verbreitet war.


  • Hollywood, reinstes Hollywood! Auch dort sind doch alle Frauen "wunderschön", mit Ausnahme von einigen Witzfiguren - so wie hier zum Beispiel die Magd im Gasthof.


    Das es damals schon so etwas wie einen Schönheitswahn gab ... a050.gif



    Ich habe mal gelesen, dass Geistesgestörte früher zwar nicht verurteilt, dafür aber in eine Anstalt gesperrt wurde, in der sie halbwegs wie Tiere gehalten wurden und das oft nicht lange überlebten. Teilweise nahm sich auch das Volk dieser Leute an und beutete sie ähnlich wie Sklaven aus. Das dürfte davon abhängig gewesen sein, ob sie aggressiv oder friedfertig waren. In welchem Land das so gehandhabt wurde, weiß ich leider nicht mehr, kann mir aber vorstellen, dass diese Methode weit verbreitet war.


    Interessant. Aus diesem Grund, habe ich mich bei der Leserunde angemeldet, denn solche Hintergrundinfos fehlen mir einfach. Danke für die tollen Ergänzungen. :klatschen:

  • Hallo,


    ich habe jetzt Kapitel 44 beendet und muss sagen - Don Q. ist ja schrecklich, wie er immer wieder Ausreden findet um in die "Prügelei" nicht einzugreifen. :grmpf:
    Ansonsten sind wir ja mitten in einer weiteren Liebesgeschichte - hmm. Langsam aber sicher glaube ich auch, diese Schenke ist verzaubert. Wie ich auch schon bei Euch gelesen habe, verwunderte Euch das Auftauchen so vieler unglaublich schöner Frauen auch - tja, mir gehts ähnlich. Aber auch da hilft wieder Don Q. Lieblingserklärung "Zauberei" - vllt. sehen alle Frauen in der Schenke und Umgebung einfach nur toll aus, wenn sie sich von dort entfernen sind sie von durchschnittlicher Schönheit. Oder sie haben einen betörenden Duft an sich, der "vernebelt" :breitgrins:


    Insgesamt gefällt mir die Geschichte trotzdem - es ist eben ein Buch, welches Zeit braucht.


    Sonnige Grüße
    schokotimmi


  • Ansonsten sind wir ja mitten in einer weiteren Liebesgeschichte - hmm. Langsam aber sicher glaube ich auch, diese Schenke ist verzaubert. Wie ich auch schon bei Euch gelesen habe, verwunderte Euch das Auftauchen so vieler unglaublich schöner Frauen auch - tja, mir gehts ähnlich. Aber auch da hilft wieder Don Q. Lieblingserklärung "Zauberei" - vllt. sehen alle Frauen in der Schenke und Umgebung einfach nur toll aus, wenn sie sich von dort entfernen sind sie von durchschnittlicher Schönheit. Oder sie haben einen betörenden Duft an sich, der "vernebelt" :breitgrins:


    Interessante Theorie, gefällt mir. :breitgrins:




    Insgesamt gefällt mir die Geschichte trotzdem - es ist eben ein Buch, welches Zeit braucht.


    Das freut mich für dich. Ich habe auch erst nach einiger Zeit gefallen daran gefunden, aber der zähe Anfang ist ja jetzt überstanden. :daumen:

  • Hallo mal wieder,


    ich habe nun das erste Buch beendet (schon seit ein paar Tagen :redface:)


    Don soll nach Hause gebracht werden mit allerlei Tricks, und auch hier trifft man nochmal verschiedene Leute den Domherrn z.B. die Diskussion über Ritterbücher ist sehr interessant - erinnert mich etwas an die heutige Zeit und das TV. Das meiste was man dort zu sehen bekommt ist ja auch eher flach und anspruchslos und trotzdem schaut doch fast jeder von uns das eine oder andere davon. Ähnlich war es mit den Romanen, als Zeitvertreib waren sie toll, aber große Literatur oder hohes Theater war es eben nicht.


    Die Geschichte des Hirten fand ich irgendwie überflüssig, wieder eine überaus hübsche Frau und eine unglückliche Liebe dazu. Das war mir zu viel...


    Der erneute Angriff auf eine Büßergruppe bringt den Anlass fürs Ende... das war mir dann etwas zu abrupt aber irgendwie auch passend zum Anfang, denn da waren Don Q. Abenteuer ja auch eher kurz gehalten.


    Fazit zum ersten Buch: Ein interessantes Werk, mit vielen kleinen Geschichten in der Geschichte. Die Schenke als Punkt wo einige Handlungsstränge zusammengeführt werden. Trotzdem entwickelte das Buch ein anderes Bild von Don Q. als ich es mir durch Erzählung und Erwähnung in bestimmten Zusammenhängen gemacht hatte. Es finden sich Ansätze von Träumerei, "Weltfremdheit" und halluzinierten Abenteuern, doch dazu kommt etwas Enttäuschung über den Charakter Don Q. - er ist doch ein ziemlicher Egoist und das hatte ich nicht erwartet.


    Mal sehen was das 2. Buch noch so bietet, auch wenn es sicher wieder einige Wochen braucht :zwinker:


    Liebe Grüße
    schokotimmi


  • Hallo mal wieder,


    ich habe nun das erste Buch beendet (schon seit ein paar Tagen :redface:)


    Herzlichen Glückwunsch. :daumen:




    Trotzdem entwickelte das Buch ein anderes Bild von Don Q. als ich es mir durch Erzählung und Erwähnung in bestimmten Zusammenhängen gemacht hatte. Es finden sich Ansätze von Träumerei, "Weltfremdheit" und halluzinierten Abenteuern, doch dazu kommt etwas Enttäuschung über den Charakter Don Q. - er ist doch ein ziemlicher Egoist und das hatte ich nicht erwartet.


    So ähnlich ging es mir auch. Aus den Bruchstücken, die ich aus Sprichwörtern o.ä. kannte, hatte ich mir ein anderes Bild vom Don gezeichnet. Zwar ein verrückter Kerl, aber im Grund harmlos und liebenswert. Der "echte" Don hat da wesentlich mehr Seiten, von denen der Egoist eine ist. Ich bin aber froh, dass Buch gelesen zu haben, sonst hätte ich noch immer eine andere Vorstellung vom irrenden Ritter.


    Viel Spaß beim Weiterlesen. :winken:

  • Hallo Myriel,


    ja du hast recht er hat noch mehr negative Seiten aber das er so egoistisch ist hätte ich nie vermutet. Aber vllt. nehme ich manche Dinge auch einfach zu Ernst, man darf ja auch die Zeit in der es geschrieben wurde nicht außer Acht lassen. Für das 16./17.Jh. kann man doch sehr viele Analogien zur heutigen Zeit finden. Das macht das ganze Werk ja auch wieder so beeindruckend, wie bestimmte Verhaltensmuster und Gesellschaftsstrukturen die Jahrhunderte mehr oder weniger überdauern.


    Grüße
    schokotimmi