Tierische Krimis sind ja in letzter Zeit besonders beliebt. Seien es Schafe, Hunde, Katzen oder, wie in diesem Fall, Schweine - so lange die vierbeinigen Kollegen erfolgreich gegen allerlei Gelichter vorgehen und uns so beweisen, dass sie ja doch die besseren Menschen sind, finden diese Bücher reißenden Absatz.
Mit “Tartufo” hat Wolfgang Zdral allerdings eins der gelungeren Beispiele dieses “Genres” vorgelegt. In diesem Mordfall kommt die Rolle des Ermittlers einem Schwein zu - allerdings keinem gewöhnlichen Hausschwein, sondern einem echten Trüffelschwein mit erstaunlicher Nase und noch erstaunlicherem Stammbaum. Leonardo pflegt als Einkommensgarant und Freund seines Herrchens Matteo Gobetti einen für seine Rasse eher untypischen Lebenswandel, mit Futter “A la carte”, einer eigenen Weinsammlung für verschiedenste Gelegenheiten und eigenem Zimmer im Wohnhaus. Als Matteo allerdings tot am Fuß eines Steihangs gefunden wird, die versammelte Sippschaft und Nachbarschaft wie ein Schwarm Geier über das Erbe herfällt und der zuständige Kommissar sich als überhebliches Ekel und dazu noch vollkommen unfähig herausstellt, ergreift Leonardo selbst die Initiative.
Mit der Hilfe von befreundeten Artgenossen macht er sich als erstes auf die Suche nach der legendären Trüffelkarte, einem Verzeichnis der besten Fundplätze für die kostbaren Pilze und Garant für Gobettis Reichtum. Die Schnitzeljagd aus Hinweisen, die Matteo vorsorglich gelegt hat, ist allerdings nur dank der rohen Kräfte der Wildschweine Hannibal und Diogenes, der Kenntnisse des Verdi-verrückten Jungschweins Caruso und der olfaktorischen Fähigkeiten seiner Kollegin Cleopatra zu lösen. Mehr als einmal greift die Schweinebande selbst ganz handfest ins Geschehen ein, um die Bösen zur Strecke zu bringen oder den Guten aus der Patsche zu helfen.
Herrlich unkorrekt erweist sich diese Schweinebande tatsächlich als die “besseren Menschen”. Den Menschen an Geist und Körper haushoch überlegen legen sie Eigenschaften an den Tag, die der Normalbürger seinen Schnitzellieferanten nie im Leben zugetraut hätte. Sie sind ausgefeilte Charaktere und werden in all ihrer Verschiedenheit sehr differenziert dargestellt. Die menschlichen Mit- und Gegenspieler, deren es ja auch so einige gibt, wirken dagegen allerdings leider sehr flach und klischeehaft. Der Charme des gelungenen Gegensatzes von Mensch und Tier wurde so leider über weite Strecken verspielt, auch wenn die Schweine für sich genommen wirklich entzückend sind.
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