Mitch Albom - Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen

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    Über den Autor:


    Mitchell David Albom (* 23. Mai 1958 in Trenton, New Jersey, USA) ist ein US-amerikanischer Autor, Sportjournalist für die Detroit Free Press, Radiomoderator und Fernsehkommentator.


    Albom schrieb den in Amerika sehr erfolgreichen Roman Dienstags bei Morrie (1998). Das Buch verkaufte sich außergewöhnlich gut, nachdem es von Oprah Winfrey in Oprah's Book Club vorgestellt worden war. Die Fernsehverfilmung mit Hank Azaria und Jack Lemmon war der meistgesehene Fernsehfilm 1999 in den USA und erhielt vier Emmies.


    Sein Roman Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen (2005) war ebenfalls ein New York Times Bestseller, den die Kritiker allerdings als zu sentimental verrissen haben. Auch dieser Roman wurde für das US-Fernsehen verfilmt mit Jon Voight, Ellen Burstyn, Michael Imperioli und Jeff Daniels. Sein neuer Roman heißt Nur einen Tag noch (2006).


    Nach seinen Erfahrungen mit Morrie Schwartz startete er eine Hilfsorganisation mit dem Namen "A Time to Help". Jeden Monat führt die Gruppe ein Projekt durch, welches der Detroiter Bevölkerung hilft. Es wurden bisher Hilfsprojekte für Obdachlosenunterkünfte, Suppenküchen, Altenheimen und Waisenheime durchgeführt. Albom und sein Radiokomoderator Ken Brown führen die Projekte an und versuchen "A Time to Help" als Katalysator für mehr freiwilliges Engagement zu nutzen.


    Weitere Informationen:
    Mitch Albom - Eintrag bei Wikipedia.de
    Mitch Albom - Homepage (Englisch)



    Klappentext:


    An seinem 83. Geburtstag kommt Eddie bei einem Unfall ums Leben. Es scheint das tragische Ende eines bedeutungslosen Daseins. Doch im Jenseits begegnet er fünf Menschen, die in seinem Leben eine entscheidende Rolle gespielt haben. Anhand ihrer Erzählungen offenbaren sie Eddie Zusammenhänge in seinem Schicksal, die ihm bislang verborgen waren. Sie lehren ihn, sich mit seiner Vergangenheit zu versöhnen und zeigen ihm den verborgenen Sinn in einem nur scheinbar bedeutungslosen Sein.


    Ein philosophischer, poetischer Roman voller Wärme
    über die Magie des Lebens und der Liebe.


    "Effektvoll, gefühlvoll und ohne Scheu vor Pathos."
    (Brigitte)


    "Dieses Buch ist ein Geschenk für die Seele!"
    (Amy Tan)



    Eigene Meinung:


    Geradezu tröstlich sei seine Vorstellung eines Himmels, in dem der Delinquent auf fünf Personen trifft, die ihn Lektionen erteilen, Aufgaben und Fragen mitgeben, damit er durch Selbsterkenntnis, Buße und Gebet den Seelenfrieden findet, so erläuterten mehrere Rezensenten des 2003 erschienen Romans. Seelenfrieden, Gebet und Reue, Ruhe und Stille, Frieden nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit seiner Vergangenheit, seiner Familie, mit Gott. Der Protagonist Eddie, 83-jährig bei einem Unfall verstorben, hat eine bewegte Vergangenheit - Kriegsheimkehrer, Probleme mit dem Status gegenüber dem Vater und dem eigenen Bruder, Ehemann einer später todkranken Frau. Wiedergutmachung will er leisten in seinem Leben, und so arbeitet er in der Position, in der auch schon sein Vater gearbeitet hat. Was er sich gewünscht hätte?
    Nicht in dem Vergnügungspark arbeiten zu müssen, in dem sein Vater gearbeitet hat. Einen Sohn. Keine Vergangenheit wie die seine zu haben. Und doch scheint das die Lektion zu sein, die er im Himmel lernen soll, dirigiert durch fünf Personen, mit deren Leben er unweigerlich verbunden ist. Kennen muss er diese Personen nicht, eine Verknüpfung besteht dennoch mit ihnen. Warum? Der Autor formuliert es so: Nur im Kollektiv ist der Mensch ein überlebensfähiges, glückliches Wesen. Ergo, nur in der Gemeinschaft anderer Menschen fühlen wir uns geborgen und glücklich. Unsere Entscheidungen, egal ob alleine getroffen oder in der Gruppe, sind der Grundstein für Entscheidungen der kommenden Generationen. So schließt sich der (Teufels-)Kreis.


    Dieser Gedanke soll tröstlich wirken und doch... bleibt es eine Frage der Ideologie, der eigenen Werte und Ideale das Albom'sche Bild des Himmels anzuerkennen. Opferbereitschaft, Selbstlosigkeit und gemeinsames Gebet, gemeinsamer Glaube sind die Schlagworte, an die der Autor als Werte einer Gemeinschaft appelliert. Vielleicht zu unchristlich, vielleicht aber auch zu egoistisch schätze ich mich ein dieses Bild anzuerkennen. Opferbereitschaft und Selbstlosigkeit fordert der Autor für ein höheres Ziel - nur welches soll das sein? Ist es ein Ideal wert alles aufzugeben? Ist es eine Gemeinschaft wert den eigenen Individualismus aufzugeben, eigene Wünsche und Ideen abzulegen, wenn sie nicht mit den Leitideen einer Gruppe kombinierbar sind? Was geschieht mit Menschen, die nicht bereit sind Opfer zu bringen?
    Das Buch wirkt wie ein beliebiger Ratgeber oder aber ein Katechismus - Finde eine Aufgabe im Leben, damit du zur Gesellschaft etwas beiträgst! Du musst vergeben können, um Frieden zu finden! Es gibt nur zwei passende Arten der Liebe auf Erden, und dass ist die Liebe zu einer Frau und zu Gott!
    Was ist mit Menschen, die an ihnen begangenes Leid (Misshandlung, Missbrauch, psychische Gewalt) nicht vergeben können? Was ist mit Menschen, die keine Aufgabe im Leben finden oder vielleicht eine haben, die nicht als solche von der Gesellschaft anerkannt ist? Was ist mit Menschen, die nicht glauben können oder wollen?


    Ein ganzer Fragenkatalog hat sich für mich bei der Lektüre ergeben und vor allem die Frage nach dem Sinn einer Belehrung nach dem Tod? Welchen Erfolg bringt es dem bereits verstorbenen Protagonisten die wahren Hintergründe zu kennen? Zu verstehen, warum "sein Gestern" so und nicht anders verlaufen ist? Er hat kaum eine Chance der Veränderung, es sei denn der geneigte Leser glaubt an die Reinkarnation. Und von daher hat für mich dieser Himmel nicht etwas tröstliches, sondern eher hoffnungsloses. Ich kann das Geschehene nicht verändern, werde aber noch einmal mit den vielleicht besten Situationen meines Lebens konfrontiert, die ich so nicht mehr verändern, verbessern oder neu konzeptionieren kann. Dieser Lernprozess der Wahrheit mag zwar hilfreich für das eigene Seelenheil mancher Menschen sein, für mich hat er etwas sehr Grausames, sehr Hartes, sehr Boshaftes.


    Allerdings habe ich nicht nur ein ideologisches Problem mit diesem Roman, sondern auch ein stilistisches. Beim Einstieg dachte ich, der Autor bzw. der Protagonist redet mit einem Kind, dem er die Welt erklären will. Der Ton wirkt geradezu belehrend, schulmeisterlich und man fühlt sich permanent Gedanken ausgesetzt, die weder vom Protagonisten noch vom Leser hinterfragt noch beschrieben werden wollen bzw. dürfen bzw. können. Die Atmosphäre ist geradezu starr und dicht; wenige Beschreibungen finden sich in der Geschichte. Wir befinden uns auf fremden Terrain und werden vom Autor eigentlich eiskalt stehen gelassen - ein paar Farbspiele, ein paar kurze Umschreibungen und mehr wird hier nicht geboten, was noch einmal den Eindruck verstärkt, dass hier eine Ideenlehre vertreten werden soll, bei der die Geschichte um Eddie nur den dürftigen Rahmen geben soll.


    Der Roman wirkt auf mich sehr hart, sehr belehrend, der Protagonist dazu geradezu blutleer und kalt, so als wären die Figuren an sich nur Spielfiguren, um die Ideologie um Glauben und Selbsterkenntnis zur Findung des Seelenheils des Autoren zu verdeutlichen. Hat sich zwar flüssig und schnell lesen lassen, allerdings wirken die Ideen zum einen fragwürdig, zum anderen ist die schriftstellerische Aufbereitung insgesamt wenig überzeugend. Bei Phrasendrescherei ist es geblieben.



    Bewertung:


    1ratten

  • Tolle Rezi, danke.


    Dass Albom belehrend schreibt, ist mir schon bei Dienstags bei Morrie. Die Lehre eines Lebens aufgefallen. Ich habe darüber hinweg gesehen, da es (zumindest für mich selbst) einfach trotz der etwaigen Phrasendrescherei sehr viel Wahres beinhaltet.


    Aber von diesem Buch werde ich wohl Abstand halten, der Albomsche Himmel wäre wohl nicht so nach meinem Geschmack. :breitgrins:

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • Jemand, der an ein Leben nach dem Tod glaubt, dürfte sehr empfänglich sein für diese Geschichte, die erzählt, wie es nach dem Tod weitergehen könnte. Die Bemerkung eines Onkels, der an seinem Krankenbett bereits verstorbene Verwandte sah, brachte Mitch Albom auf die Idee, eine Geschichte daraus zu stricken, was Menschen nach ihrem Tod erwartet. Sehr einfühlsam erzählt er von Eddie, der auf den ersten Blick ein Leben lebte wie viele andere auch. Doch eine Kriegsverletzung, der Verlust seiner Frau und eine Schuld, die er seit Jahrzehnten unbewusst mit sich herumschleppt, prägen seinen Alltag und haben einen wortkargen und zurückgezogenen Eigenbrötler aus ihm gemacht. Nach seiner Ankunft im Himmel trifft er nacheinander fünf Menschen, die entweder seinen Lebensweg beeinflussten oder ihm die Gelegenheit geben, nachträglich noch Frieden mit ihnen zu schließen, nachdem er es auf der Erde aus Sturheit oder verpassten Möglichkeiten nicht geschafft hat, um ihm die Ruhe zu geben, die er unten nie fand.

    Eddies Erlebnisse im Himmel sich wechseln ab mit Rückblenden zu verschiedenen Geburtstagen, die er erlebte und an denen manchmal unwichtig wirkende, aber richtungweisende Begebungen stattfanden. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass es im eigenen Leben auch solche Begegnungen gibt, die man manchmal vielleicht sogar registriert, sich aber keine Gedanken darüber macht.


    Die Geschichte ist in einfachen Worten, gelegentlich etwas rührselig, aber sehr warmherzig und eingänglich erzählt. Sie zeigt, dass der Tod vielleicht gar nicht so endgültig und schrecklich ist, wie man ihn sich im Allgemeinen vorstellt. Sie regt zum Nachdenken an, und der eine oder andere könnte sich bei dem Gedanken ertappen, vielleicht zu Lebzeiten gewisse Dinge ins Reine zu bringen. Wenn man daran glaubt, dass „nachher“ noch etwas kommt, ist Alboms Version nicht die schlechteste Aussicht.


    Ich empfinde Alboms Stil übrigens nicht als belehrend.


    4ratten

  • Meine Meinung


    Ich empfinde Alboms Stil übrigens nicht als belehrend.

    Das tue ich bei diesem Buch auch nicht, aber ich kann sandi verstehen. Mir ging es bei Dienstags bei Morrie ähnlich. In diesem Buch habe ich einiges gefunden, was sehr ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass unser Leben nicht nur durch unser Handeln beeinflusst wird, sondern durchaus durch Ereignisse, die vor unserer Geburt liegen. Anderes fand ich ein bisschen kitschig, aber unterm Strich gefällt mir dieses Buch von Mitch Albom sehr gut.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.