Julia Franck - Die Mittagsfrau

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    Klappentext:


    "Du wartest hier, ich bin gleich zurück", sagt Helene zu ihrem kleinen Sohn Peter, setzt ihn auf eine Bank am Bahnsteig und geht. Geht, um nie mehr zurückzukehren. Erst wenn man Helene und ihrer Lebensgeschichte zwischen zwei Weltkriegen folgt, wenn man sie durch ihre Hoffnung, Einsamkeit und Liebe hindurch begleitet, wird klar, wie diese radikale Entscheidung möglich wurde. Julia Franck erzählt in filigranem, klarem Ton ein Leben, das in die Mühlen einer furchtbaren Zeit gerät.



    Bewertung:


    Warum dieses Buch den Deutschen Buchpreis 2007 erhalten hat, ist mir absolut schleierhaft. Auch die so hochgelobte Sprache der Autorin kam bei mir eher verstaubt und altertümlich daher. Ich hatte das Gefühl, ich lese einen Roman aus dem 17. Jahrhundert.


    Was die Geschichte betrifft: Nunja, der Ansatz war gut und weckte Neugier, was danach kam, war allerdings extrem langatmig und zum Teil langweilig. Seitenweise schreibt die Autorin das Gleiche, ohne wirklich etwas auszusagen. Die Figuren konnten nicht überzeugen, die Geschichte ebenfalls nicht, sie blieb bis zum Ende blass. Auffallend auch die vielen beschriebenen lesbischen Situationen, besonders zwischen den Schwestern. Demnach kommen die Männer in diesem Buch ziemlich schlecht weg.
    Und warum Helene letztendlich ihren Sohn im Stich lässt, ist für mich immer noch nicht nachvollziehbar. Aber genau dass sollte eigentlich die ganze Geschichte erklären.


    Das beste am Buch waren der Prolog und der Epilog. Zuwenig für 432 Seiten.


    Es ist übrigends in diesem Fall sehr interessant, die Rezensionen bei Amazon durchzulesen. Selten bekam ein Buch so extrem unterschiedliche Bewertungen.


    Von mir bekommt es noch gequälte
    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:
    eigentlich eher nur 2 Ratten, aber die Idee der Geschichte fand ich sehr gut und wie gesagt die ersten und die letzten Seiten (und weil es ein Buchbändchen hat :zwinker:).


    Mich würden Eure Meinungen über dieses Buch interessieren. Ich könnte mir vorstellen, dass auch hier die Meinungen stark auseinandergehen.


    LG Murkxsi

    Mein Lebensmotto: Leben und leben lassen!

  • Hallo Murkxsi,


    eine kurze Verständnisfrage: bist Du Dir sicher, wenn Du Julia Francks Buch unter Liebes- und Frauenromane einsortierst?


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Das gehört m.E. in die Sonstige Belletristik. Wundere mich, dass es niemand zuvor rezensiert hat.


    Gruß, Thomas

  • Zumindest gibt die Suchfunktion nix her. Ansonsten würde ich das Buch auch eher bei "Sonstige Belletristik" sehen und schiebe den Thread gleich dort hin.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Danke. Ich muss gestehen, dass ich einigermaßen "entsetzt" war, Julia Franck bei Danielle Steel, Susan Elizabeth Phillips und Co. zu finden...



    Schöne Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Am Ende hätten wir sie noch einer Pilcherösitätsprüfung unterziehen müssen :entsetzt:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich war mir nicht sicher, worunter ich dieses Buch packen sollte. Es ist eine Frauengeschichte, deshalb habe ich es unter Liebesromane und Frauenromane gepackt.


    Ich glaube, das Buch hätte noch nicht einmal die "Pilcherösitätsprüfung" bestanden :zwinker: (tolles Wort)


    LG Murkxsi

    Mein Lebensmotto: Leben und leben lassen!

  • Den Ursprung der Pilcherösitätsprüfung findet man übrigens hier ;)


    War das Franck-Buch denn auch kitschig oder nur langweilig?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Jetzt müsste man kitschig genau definieren, was ja u. U. für jeden etwas anderes bedeutet.


    Verglichen mit Pilcher & Co. würde ich sagen NEIN. Aber diese auf Biegen und Brechen auf "schön" getrimmte Sprache, die sich letztendlich für mich ganz furchtbar las, macht es fast noch schlimmer als Pilcher & Co. Da lese ich dann lieber freiwillig nochmal die Muschelsucher. :zwinker:


    Aber vielleicht stehe ich ja mit meiner Meinung ganz alleine da und ich verkenne einfach nur dieses Sprachgenie. Wirklich Ahnung von Germanistik habe ich ja nicht. Ich kann nur sagen, was sich für mich gut und flüssig liest und was nicht.


    Und von der Geschichte her bediente Julia Franck mit Sicherheit genauso viele Klischees wie die Pilcher.


    LG Murkxsi

    Mein Lebensmotto: Leben und leben lassen!

  • Hallo zusammen,


    wundert mich ja, dass er hier bisher erst eine Person gibt, die es anscheinend gelesen hat und ihre meine dazu schreibt.
    Also ich habe mir das Buch gekauft, da ich auch dachte: Deutscher Buchpreis - das muss ja gut sein *g*


    Eigentlich fand ich es auch gar nicht schlecht. Den Prolog fand ich super... doch dann der Übergang; ich wusste erst gar nicht, was das jetzt soll und was das denn mit dem Prolog zu tun hat (stellt sich ja auch erst relativ spät raus bzw. wenn man den Buchumschlag nochmal liest wird es klar). Daher fiel mir dann der eigentliche Beginn des Buches ziemlich schwer. Ich konnte mich auch nicht richtig hineinfühlen, da die Beziehung zu der Mutter sehr komisch war und für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Doch, klar, es soll ja schon vorkommen, dass Mütter ihre Kinder nicht lieben und verstoßen, aber wie gesagt, für mich war es eben schwer nachzuvollziehen. Auch Marthas lesbische Annäherungen an ihre Schwester fand ich äußerst bedenklich... das Buch wurde für mich eigentlich erst richtig gut, als die Mädchen nach Berlin kommen und vor allem als sich die Beziehung zwischen Helene und Carl entwickelt.



    Nach diesem Ereignis wird die Geschichte für mich eigentlich schlimmer und schlimmer. Ihre Ehe mit dem Nazi finde ich geradzu schrecklich und ich finde schon, dass das Mitleid hervorruft und man sich richtig in Helene hineinversetzen kann.
    Doch andererseits erscheint Helene unglaublich gefühlskalt, vor allem ihrem Sohn gegenüber. Warum sie ihn verlässt, kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen.



    Insgesamt finde ich das Buch schon nicht schlecht, denn es hat sehr schöne und bewegende Szenen (Prolog, Helenes glückliche Zeit in Berlin), doch oft kann ich mich einfach nicht in die gefühlskalten Charaktere hineinversetzen. Zudem ist meiner Meinung nach alles ein bisschen too much

    If the world weren&#39;t such a beautiful place we might all turn into cynics<br />(Paul Auster)

    Einmal editiert, zuletzt von Blume88 ()

  • Hallo,


    zwar ich mir das Buch auch, aber bisher habe ich es nicht gelesen. Irgendwie macht es mich nicht so richtig an.



    Liebe Grüße


    gretchen

  • Haben dieses Buch wirklich nur so wenige gelesen?


    Also mir hat es sehr gut gefallen. Und einer Freundin - der ich es ausgeliehen hatte - hat es auch sehr zugesagt. Wir fanden nur beide den Schluß etwas blöd. Aber es war mal etwas komplett anderes. Und ich war durchweg gespannt, was denn das Ganze nun mit dem Prolog zu tun hat. Mich hat die Geschichte der jungen Frau interessiert. Sie ist einmal etwas anderes und total faszinierend. Sicher kommt einem die Beziehung zwischen Mutter und Tochter etwas befremdlich vor. Aber diese Frau war verrückt. Dieses Verhältnis zur Mutter und die nachfolgenden Ereignisse und Umstände, die die junge Frau erleben muß, sollen erklären, warum sie später ihren Sohn auf dem Bahnsteig aussetzt. Und ich finde, daß man das der Autorin abnimmt.
    Ich habe es sehr gerne gelesen. Und ich werde es auch weiterempfehlen.


    4ratten

  • Hallo!


    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, ich kann es nur empfehlen. Helenes Gefühlskälte gegenüber ihrem Sohn erschließt sich auch Helenes Entwicklung. Sie kann nicht anders, sie kann sich ihren Empfindungen nicht stellen. Julia Franck hat die Grauen des 3. Reiches aus einer sehr persönlichen Sicht dargestellt und gezeigt, wie Lebensfreude und Menschlichkeit verdorren. Deswegen hat mich dieses Buch sehr berührt.

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Ich habe jetzt die ersten 125 Seiten hinter mir und mich fesselt dieses Buch sehr.
    Auf dem Cover sind bei meiner Ausgabe zwei Zitate aus Rezensionen abgedruckt, die ich nur bestätigen kann.
    Nämlich dass sehr sinnlich, körperlich und klug erzählt wird und dass man intensiv wie selten die Gefühlswelt sogar fast mit eigenem Leib miterleben kann. Auch die Sprache gefällt mir sehr gut.
    Lediglich habe ich manchmal das Gefühl, dass sie sich wiederholt.
    Zwar kann ich ein solches Verhalten der Hauptcharaktere selbst nicht nachvollziehen, aber ich halte es durchaus für möglich und damit auch interessant.

  • Kürzlich habe ich die "Mittagsfrau" als Hörbuch gehört und war nicht besonders angetan. Ich schließe mich Murkxsi an - da lese ich lieber noch mal die "Muschelsucher" ;)


    Der Anfang war stark, und die Schilderungen von Helenes Beziehung zu Carl

    beeindruckend gelungen, der Rest aber ist von diversen Klischees durchzogen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nun bin ich durch damit und immernoch so begeistert wie zu Beginn.
    Ich habe selten so eine authentische, gefühlvolle Sprache gelesen.
    Das Buch fesselt mich auch weiterhin und Helenes Schicksal hat mich in seinen Bann gezogen.
    Ich vergebe "[Der] Mittagsfrau" 5ratten

  • [size=1]SLW2009[/size]


    Das Buch war für mich eine Enttäuschung. Erstens und Kleinlichstens nervt es mich ungemein, wenn Autoren die Anführungszeichen in wörtlicher Rede weglassen - das ist auch etwas, in das ich mich einfach nicht einlesen kann, es nervt bis zur letzten Seite, und wenn das Buch noch so gut ist ("Stadt der Blinden"). Zweitens war mir das alles zu dick aufgetragen. Vergewaltigung, Weltkriege, Lesben, Roaring Twenties, Drogenmissbrauch, Abtreibung, Holocaust, und und und... manchmal ist weniger wirklich mehr, und wenn Franck sich auf die Hälfte der Tragödien konzentriert hätte, hätte ich das Buch vielleicht nicht irgendwann einfach nur noch lächerlich gefunden. Natürlich KANN dick auftragen funktionieren - wenn man sich nicht zu ernst nimmt, wenn auch die Charaktere überzogen sind, wenn die Handlung sich selbst überschlägt und unterhalten will. "Die Mittagsfrau" aber nimmt sich ernst, das merkt man vor allem in der durchaus angenehmen, manchmal aber etwas zu bemühten Sprache, aber auch an der Handlung, an der nichts unterhalten soll.
    Auch, dass auf all den Seiten nur Helene lebendig wird und die anderen Charaktere im Hintergrund bleiben, bis ihnen etwas Furchtbares passiert, das wiederum Helene beeinflusst, hat mich gestört. Da wäre viel zu holen gewesen, in der Schwester und ihrer Freundin (und deren Ehe), in der glamourös-heruntergekommenen Tante, der Mutter, dem Vater - aber sie alle blieben für mich Pappkameraden, die nur dazu dienten, Helene einen Hintergrund zu geben. Immerhin, Helene gelingt: Ihre Entwicklung ist vor ihrem Hintergrund schlüssig, ihre Tat zum Buchauftakt am Ende nicht mehr so unfassbar wie am Anfang, aber gerade wenn man denkt, da kommt jetzt noch etwas, endet das Buch genau so, wie es die ganze Zeit gewesen ist: Irgendwie aufgeblasen und doch unbefriedigend.


    2ratten

    &quot;A book is to me like a hat or a coat - a very uncomfortable thing until the newness has been worn off.&quot; (Charles B. Fairbanks)

  • Gerade habe ich das Buch beendet und muß mich denen anschließen, die das Buch etwas kritischer sehen. Dies ist ein Preisträgerbuch? Ich fand es nicht überragend.
    Gestört haben mich die Längen und das allzu dicke Auftragen, was einige von euch auch festgestellt haben. Die Sprache empfand ich stellenweise als sehr gekünstelt altmodisch. Manche Dinge waren verwirrend und manches war nicht folgerichtig.


    Warum Helene ihren Sohn aussetzte, wurde auch mir bis zum Schluß nicht verständlich. Im Gegenteil. Auch habe ich mich gegen Schluß mehr und mehr gefragt, wo Helenes anfangs so überragende Intelligenz geblieben ist.


    Die stärksten Szenen waren für mich genau die beiden, die Blume88 in ihren Spoilern beschreibt: Diese:



    und diese:



    Diese beiden Szenen, und ein paar weitere Perlen haben dafür gesorgt, daß ich es trotz allem nicht bereue, das Buch gelesen zu haben.


    Bewertung:
    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Hallo!


    Ich schließe mich Murkxsi an - da lese ich lieber noch mal die "Muschelsucher" ;)


    Hey, das habe ich auch gelesen und finde es gar nicht mal so schlecht boxen


    ....der Rest aber ist von diversen Klischees durchzogen:


    Das ist mir im Verlauf der Geschichte immer mehr aufgefallen. Das war wirklich zu viel. Am meisten hat mich aber Helens passive Art gestört. Sie lebt ihr Leben nicht, sondern lässt es geschehen ohne einzugreifen. Alles lässt sie sich gefallen... dabei macht sie sich durchaus Gedanken was schief läuft, aber sie ändert nichts. Die Geschichte erklärt zwar, wie aus dem relativ unbeschwerten Mädchen die kaltherzige Frau werden konnte, die ihren Sohn verlässt, aber trotzdem macht sie mir das nicht sympathisch, noch habe ich Verständnis für sie.


    Interessant finde ich ihren Sohn. Er trägt die ganze Wut in sich, die seine Mutter entweder nie hatte oder unterdrückt hat. Er ist ein echtes Produkt seiner Eltern. Ich mag ihn auch nicht besonders aber ich finde, dass Helen diesen Sohn durchaus verdient hat.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich bin wie viele Schreiber vor mit zwigespalten. Zunächst war ich positiv überrascht, ich kam eher zufällig zu dem Buch (und hatte noch nict einmal den Klappentext überflogen) und dachte ich hätte einen ganz seichten Frauenroman. Zu meiner Überraschung war da dann doch eine ordentliche Geschichte - vor allem ohne dummes, der Welt wehrlos ausgeliefertes Weibchen.


    Den Aufbau des Buchs fand ich spannend. Der Prolog, der sich nicht erklärt und den Leser zunächst verwirrt lässt. Die Lebensgeschichte von Helenes Kindheit an in den Wirren von Krieg, 20er Jahren und beginnendem Nazionalsozialismus waren für mich interessant erzählt, die Hauptfigur auch in sich stimmig angelegt und alles in alem auch fesselnd. Leider ging der Autorin dann irgendwann die Lust doer die Ideen aus und gegen Ende wurde es sehr langatmig, dass ich schon fast sehnsüchtig auf das Ende gewartet habe.


    Kritik: ja, das Buch trieft vor Klischees und ob man in einem einzigen Leben wirklich alle Katastrophen der Zeit erleben muss, sei mal dahingestellt. Ansonsten eine gute Geschichte (bis auf die letzten 80 Seiten m.M.) und durchaus lesenswert.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: