11. Bonanza - "Südliche Ränder..." bis "Leibniz an Daniel"

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 4.350 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alfa_Romea.

  • Für die Englischleser: "Southern Fringes of the Mogul Empire" bis "Leibniz' 1700 Letter to Daniel"


    Aufteilung:
    Bonanza - Seite 695 bis 767
    Das Komplott - Seite 771 bis 840
    Bonanza - Seite 843 bis 875
    Das Komplott - Seite 879 bis 885

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • In diesem Abschnitt ist von langatmig bis kurzweilig alles geboten. Es ist schade, dass Stephenson manches bis ins allerkleinste Detail beschreibt und andere Begebenheiten komplett außen vor bleiben. Die Herstellung des Damaszenerstahls beispielsweise ist zwar spannend, aber zu ausführlich beschrieben, dafür erfährt man so nebenbei, dass Eliza ein weiteres Kind bekommen hat. Die Geschichte von Gabriel Goto (@ Alfa: Ist Goto eigentlich ein Vorfahre von Goto Dengo?) sollte wohl etwas Licht auf Jacks Reise nach Japan werfen, aber so lang hätte sie auch nicht sein müssen. Richtig abenteuerlich war Jacks Begegnung mit dem Krokodil. Sie war einfach haarsträubend, liest sich aber immer noch besser als Leibniz' Erklärung zu Monaden.


    Ein wenig genervt hat mich die Charakterisierung der despotischen Königin Kottakkal und ihre Wirkung auf die Mannschaft um Jack. Ihr Verhalten könnte man auch als zickig beschreiben, aber die Reaktion von ? (irgendeiner der Männer), ob sie ihre Tage hätte, fand ich schlichtweg blöd. Als ob das der einzige Grund ist, wenn ein Mann keine Erklärung für das seltsame Verhalten einer Frau findet. Auch die Fürstin Sophie, die während eines Banketts Jagd auf eine Fledermaus macht, fand ich stark überspitzt dargestellt. Bisweilen kommt mir Stephenson etwas frauenfeindlich vor.


    Ich muss gestehen, selbst wenn ich den 3. Band bereits hätte, würde ich eine Pause mit der Barocktrilogie einlegen. Noch so ein Machwerk in Folge wäre mir jetzt zu viel.


  • (@ Alfa: Ist Goto eigentlich ein Vorfahre von Goto Dengo?)


    Es gibt keine klaren Hinweise darauf, aber das ist ja bei Jack Shaftoe und Daniel Waterhouse auch nicht anders. Ich würde mal sagen: Man kann davon ausgehen.


    Bisweilen kommt mir Stephenson etwas frauenfeindlich vor.


    Man kann es auch genau andersrum sehen: Dass er einen Mann fragen lässt, ob die Königin wohl ihre Tage hat, ist für den Mann ziemlich entlarvend. Und dass Sophie vor (nicht während!) einem Bankett persönlich auf Fledermausjagd geht, statt ihre Angestellten damit zu beauftragen, finde ich überhaupt nicht frauenfeindlich. Es zeigt lediglich, dass Sophie eine Frau der Tat ist, die die Dinge selber in die Hand nimmt, statt sie an Angestellte (Männer) zu delegieren.


    Was an Stephensons Frauenfiguren allerdings auffällt, ist ein mehr oder weniger grosser Überschuss an Testosteron - Frauen wie Eliza legen männlich anmutende Verhaltensmuster an den Tag (Skrupellosigkeit, Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Nachwuchs, Promiskuität*). Das ist zwar schade, aber ob es frauenfeindlich ist, wage ich mal zu bezweifeln. Schliesslich ist es auch heute noch so, dass sich eher die Frauen durchsetzen, die eben auch "männlich" handeln können. Überspitzt formuliert: Mit lieb und verständnisvoll sein allein ist auch in der heutigen Wirtschaft kein Blumentopf zu gewinnen. Das war früher leider auch nicht anders.
    In dem Zusammenhang hat mein Mann vor kurzem eine interessante Frage gestellt. Wir sahen uns grade eine Dokumentation über die Geschichte Russlands an, als ein zeitgenössisches Porträt von Katharina der Grossen eingeblendet wurde. Kam die Frage: "Wieso hatten diese mächtigen Frauen früher eigentlich alle einen Schnurrbart?" (Auf dem Porträt war nicht wirklich ein Schnurrbart zu sehen, aber man durfte aufgrund des Bildes getrost annehmen, dass der Maler die Oberlippenbehaarung aus Höflichkeit weggelassen hatte. Mein Mann wies darauf hin, dass er auch schon bei anderen historischen Porträts bedeutender Frauen solche fehlenden Schnäuzer bemerkt hat.) Also keine Frauenfeindlichkeit, sondern Tatsache. q.e.d. oder so :breitgrins::zwinker:


    Lieber Gruss


    Alfa Romea


    *das soll jetzt nicht heissen, dass alle Männer so sind, das wollte ich damit überhaupt nicht sagen :zwinker: - aber diese Eigenschaften werden eher Männern als Frauen zugeordnet

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Man kann es auch genau andersrum sehen: Dass er einen Mann fragen lässt, ob die Königin wohl ihre Tage hat, ist für den Mann ziemlich entlarvend. Und dass Sophie vor (nicht während!) einem Bankett persönlich auf Fledermausjagd geht, statt ihre Angestellten damit zu beauftragen, finde ich überhaupt nicht frauenfeindlich. Es zeigt lediglich, dass Sophie eine Frau der Tat ist, die die Dinge selber in die Hand nimmt, statt sie an Angestellte (Männer) zu delegieren.


    Ob das nun vor oder während des Banketts war, macht eigentlich keinen Unterschied. Ich fand es einfach absurd, wie Stephenson Sophie auf die Fledermaus angesetzt hat. Auch wenn er eine Frau der Tat darstellen wollte, hängt er ihr klischeehafte weibliche Eigenschaften an, da sie ja nichts besseres zu tun hat, als eine Fledermaus zu fangen, obwohl sie sich eigentlich unterhält. Vielleicht wollte er damit demonstrieren, dass auch Adelige nur Menschen sind, aber da gäbe es bessere Beispiele.

  • Gerade die Fledermausjagd fand ich erfrischend unklischeehaft. Sophie verhält sich weder wie eine "normale" Herzogin, die dies ihren Dienstboten überlassen hätte, noch wie eine "typische" Klischeefrau *Iiih, eine Fledermaus* :angst: .
    Sie sieht ein Problem und nimmt dessen Lösung selbst in die Hand. Dass sie dies tut, während sie mit Leibniz spricht, zeigt gut die Enge ihres Verhältnisses. Vor ihm braucht sie sich keinen Zwang antun, braucht sich nicht standesgemäß verhalten. Hier kann sie sie selbst sein. (Natürlich könnte man das auch weniger positiv deuten, nämlich dass sie sich vor einem Angestellten nicht genieren braucht.)


    Richtig genervt hat mich in diesem Teil Gex' ach-so-originelles Alias: de Ath! Mein Gott, death soll man seinen Namen lesen; tot ist er offiziell und Tod soll er anderen bringen. Wie abgeschmackt.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Bei der Fledermausjagd habe ich vor meinem geistigen Auge mich selbst (und zahllose andere Hausfrauen) gesehen, die im Haus auf Spinnen- oder Fliegenjagd geht. Von daher ist es für mich schon ein Klischee.


    Und was de Ath/death anbelangt: Das ist mir überhaupt nicht aufgefallen, bis ich es eben gelesen habe :redface:. Ich habe den Namen immer als französisch betrachtet und überhaupt keinen Zusammenhang mit death hergestellt.


  • Und was de Ath/death anbelangt: Das ist mir überhaupt nicht aufgefallen, bis ich es eben gelesen habe :redface:. Ich habe den Namen immer als französisch betrachtet und überhaupt keinen Zusammenhang mit death hergestellt.


    Ich auch... dieser Wortwitz ging spurlos an mir vorbei, bis Saltanah kam :breitgrins:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.