Das Dekameron - Sechster Tag

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  • Der sechste Tag gefiel mir bisher am wenigsten. Die Geschichten werden immer kürzer und oberflächlicher, das liegt mir überhaupt nicht. Aber vielleicht liegt es in der Natur der Sache, da sich das Thema um schlagfertige Antworten dreht und langes Gerede nur den Witz zunichte machen würde.


    In der zweiten Geschichte schickt Meister Geri einen Diener mit Wein zu Cisti. Weil die Flasche zu groß ist (= schlechter Wein?), schickt ihn Cisti wieder weg, bis er mit einer normal großen Flasche kommt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe.


    Die vierte Geschichte war ganz lustig und auch für mich verständlich. Der Koch Chichibio überlässt seiner Angebeteten einen Schenkel des gebratenen Kranichs, der für seinen Herrn gedacht ist und erzählt dem Herrn, Kraniche hätten nur ein Bein und er könne dies gerne beweisen. Sie finden einbeinige Kraniche, die allerdings ihr zweites Bein ausstrecken, nachdem sie mit Hoho-Gebrüll aufgescheucht wurden. Daraufhin erklärt Chichibio, sein Kranich hätte auch das zweite Bein ausgestreckt, wenn man ihn so angerufen hätte. Angesichts dieser Schlagfertigkeit lässt ihn sein Herr ungeschoren.
    So gefällt mir das. Kurz und knackig :zwinker:. Und es zeigt, dass man mit Humor und Einfallsreichtum den Kopf aus der Schlinge ziehen kann, wenn der andere Spaß versteht.


    Fünfte Geschichte: Zwei Männer frotzeln auf dem Heimweg. Viel zu kurz, um groß darüber zu reden. Oder habe ich etwas übersehen, das zwischen den Zeilen steht?


    Die siebte Geschichte von Filostrato erzählt von einer gewitzten jungen Dame, die wegen Ehebruches vor Gericht landet und durch geschicktes Argumentieren den Richter davon überzeugt, dass Frauen genug Liebe haben, um mehrere Männer zu befriedigen. Es sei Verschwendung, diese Liebe nicht "an den Mann" zu bringen. Der Richter ändert daraufhin das Gesetz und lässt sie unbehelligt ziehen.
    Diese Methode zeigt uns, dass man mit Eloquenz weiter kommt als mit dem Brecheisen. Allerdings erfordert es auch, wie im Falle des Richters, ein Gegenüber, das für Argumente zugänglich ist. Als Frau hatte man damals längst nicht den Stellenwert, wie es heute in unseren Breiten selbstverständlich ist und von daher durften Frauen nicht auf Unvoreingenommenheit hoffen.


    Laut dem Anhang meines Buches ist die zehnte Geschichte der Auslöser gewesen, das Buch auf den Index zu setzen. Das machte neugierig.
    Bruder Cipolla kommt, um den Anteil der Kirche einzutreiben und den Leuten eine Feder des Engels Gabriel zu zeigen. Hier kommt zunächst eine herrliche Beschreibung des Knechtes Guccio. Zwei Bekannte stehlen nun die Feder und legen stattdessen Kohle an deren Platz. Geistesgegenwärtig erfindet Cipolla eine passende Geschichte, die das Volk noch ehrfürchtiger macht als es die Feder vermocht hätte.
    Erstaunlich, dass die Kirche scheinbar weniger Spaß versteht, wenn es um Reliquien geht als um ein nicht eingehaltenes Zölibat. Ich hatte immer vermutet, dass der Anlass für das Verbot des Buches auf die vielen sexuellen Ausschweifungen der Geistlichen zurückzuführen ist, aber laut dem Nachwort sind es die Kohlen. Hat von euch jemand mehr Informationen darüber?

  • Der sechste Tag wartet mit den kürzesten Geschichten auf, die alle zum Thema haben, wie man sich durch eine geistreiche Volte aus einer unschönen Lage manövrieren kann.


    Neifiles Geschichte über die Kraniche hat auch mir am besten gefallen.


    Panfilos Erzählung über den Maler Giotto, dessen Abbildungen der Natur so getreu seien, dass sie für die Vorlage selbst genommen werden könnten, die Wendung der Erzählung dahin, dass das menschliche Auge sich oft täuschen lasse und die Abbildung für das Original nehme („daß es nicht als ein Abbild, sondern als die Sache selbst erschienen wäre, weshalb denn der Gesichtssinn der Menschen nicht selten irregeleitet ward und für wirklich hielt, was nur gemalt war.“), ist sehr gelungen. Am Ende des Tages, beim Spaziergang, wird dieser Gedanke wieder aufgegriffen: „als wären sie mit dem Zirkel abgemessen, obwohl man leicht erkannte, daß sie ein Kunstwerk der Natur und keines von Menschenhand sei.“


    Insgesamt wirkte die Realität an diesem Tag stärker auf die Gruppe. Angefangen bei den beiden Bediensteten, über Laurettas Bemerkung: “wobei der Bischof eine junge Frau bemerkte, welche uns erst vor kurzem die gegenwärtige Pest geraubt. Ihr Name war Monna Nonna de'Pulci”, durch die sie die Pest in den Alltag der Gruppe zurückholt. Dies ist, wenn ich mich richtig erinnere, das erste Mal, dass die Realität mit einer Erzählung direkt verbunden wird.


    Nach der letzten Geschichte wird Dioneo zum König des nächsten Tages ernannt. Er wählt Geschichten, in denen Frauen ihre Männer hereinlegen. Dies geht zusammen mit seinen Ausführungen am Ende des Tages, die für mich auf die Frage hinauslaufen, ob man sich, wie es die Gruppe macht, so einfach zurückziehen kann um Spaß zu haben, während um einen herum die Menschen sterben.


  • Laut dem Anhang meines Buches ist die zehnte Geschichte der Auslöser gewesen, das Buch auf den Index zu setzen. Das machte neugierig.
    Bruder Cipolla kommt, um den Anteil der Kirche einzutreiben und den Leuten eine Feder des Engels Gabriel zu zeigen. Hier kommt zunächst eine herrliche Beschreibung des Knechtes Guccio. Zwei Bekannte stehlen nun die Feder und legen stattdessen Kohle an deren Platz. Geistesgegenwärtig erfindet Cipolla eine passende Geschichte, die das Volk noch ehrfürchtiger macht als es die Feder vermocht hätte.
    Erstaunlich, dass die Kirche scheinbar weniger Spaß versteht, wenn es um Reliquien geht als um ein nicht eingehaltenes Zölibat. Ich hatte immer vermutet, dass der Anlass für das Verbot des Buches auf die vielen sexuellen Ausschweifungen der Geistlichen zurückzuführen ist, aber laut dem Nachwort sind es die Kohlen. Hat von euch jemand mehr Informationen darüber?


    Der heilige Laurentius ist einer der bedeutendsten Märtyrer und Heiligen der katholischen Kirche. Über seinem Grab wurde erst eine Basilika, dann die Kirche San Lorenzo fuori le mura, die bis heute einer der sieben Pilgerkirchen Roms ist, erbaut. Wie Dioneo die Kohlen, mit denen der heilige Laurentius geröstet wurde, in seiner Erzählung verwendet, das ist schon aus katholischer Sicht seinerzeit ein besonderes Sakrileg gewesen.

  • Die Geschichten des sechsten Tages waren wirklich sehr kurz, was aber sicher mit dem vorgegebenen Thema zusammenhing. Denn ein Witzwort wird nicht besser dadurch, dass es in die Länge gezogen wird.


    In der ersten Geschichte schafft Madonna Oretta es, sich von der quälenden Erzählung durch eine einfache Bitte zu befreien. Manch einer, der bei Tisch von seinem Nachbarn ähnliches zu erleiden hat, wäre um eine solche Flucht froh! :breitgrins:


    In der zweiten Geschichte um Cisti, den Bäcker, verstand ich die Anspielung erst beim zweiten Mal. Er will damit zum Ausdruck bringen, dass sein Wein sehr edel ist und nicht wie Wasser getrunken werden soll. Herr Geri hat dann auch sofort verstanden, als der die große Flasche sah.


    Die dritte Geschichte fand ich nicht so gelungen. Aber, naja!


    In der vierten Geschichte zieht der Koch durch einen spontanen Einfall seinen Kopf aus der Schlinge. Und sein Herr beweist, dass er Humor hat. Das nächste Mal dann nur noch mit "Oh, oh". :zwinker:


    In der fünften Geschichte musste ich recht grinsen. Wie der eine plötzlich feststellt, wie jämmerlich der andere aussieht. Ich glaube nicht, dass er es böse meinte. Sicher war er sich bewusst, dass er nicht viel besser aussah, hatte aber im Gegensatz zu seinem Reisegefährten mehr Humor, der darauf so eine abweisende Rede führte. Der erstere erschien mir wie ein Mann, der auch über sich selbst lachen kann.


    Die sechste Geschichte macht uns erst klar, wie hässlich die beiden der vorgehenden Geschichte gewesen sein müssen. Eine kluge Argumentation, die Scalza da anführt! :breitgrins:


    In der siebten kann sich die Beklagte durch ihre Ehrlichkeit und ihre Rede über die Ungerechtigkeit dieses Gesetzes das Leben retten. Was mir da besonders hängen blieb, war das sie, nachdem sie gehen konnte, in ihr Elternhaus zurückkehrte. Es wurde nicht gesagt, ob sie ihr Mann nicht mehr wollte, oder ob es ihr freistand zu gehen.


    Die achte war einfach nur köstlich! Aber bei dieser Nichte sind selbst solche Reden wie Perlen vor die Säue werfen. :rollen:


    In der neunten Geschichte war ich froh, dass die Edelleute erst noch über den Sinn von Cavalcantis Bemerkung aufgeklärt werden mussten, sonst wüsste ich wahrscheinlich immer noch nicht was er eigentlich damit genau sagen wollte. :redface:


    Bruder Cipolla aus der letzten Geschichte ist ja ein gerissenes Schlitzohr! Wie rasch er sich doch aus der Affäre ziehen kann. Und wie dumm die Leute des Ortes dargestellt werden, dass sie ihm solche Beschreibungen abnehmen. Allein die Namen hätten sie doch stutzig machen sollen.


    Wegen der Bemerkung zu den Kohlen habe ich mir die Geschichte noch einmal durchgelesen. Also ich fand diese Begebenheit nicht unbedingt schlimmer, als man eine andere, die schon geschildert wurde. Aber zu jener Zeit sah man das, vor allem in kirchlichen Kreisen, wohl anders.


    Zum ersten Mal wurde in einer der Geschichten auch eine Person erwähnt, die während der Pest gestorben ist.
    Herrlich fand ich das Zwischenspiel im Frauenthal. Wieder diese üppigen Naturbeschreibungen und wie alles nur vor Leben so strotzt, während doch nicht allzu weit das Sterben weitergeht.

  • Danke mohan für Deine Antwort wegen der Kohlen. Ich kenne mich mit den Heiligen oder wichtigen Kirchen nicht aus, aber mit Deiner Erläuterung wird die Reaktion der Kirche auf diese Geschichte um einiges verständlicher. Andererseits sagt sie mir, dass an den Ausschweifungen der Kirchendiener wohl doch etwas dran sein muss und die kirchliche Obrigkeit darüber beide Augen zudrückte :zwinker:.

  • Den sechsten Tag fand ich aufgrund der Kürze seiner Geschichten recht erfrischend. Wie yanni und Doris schon bemerkt haben, liegt die Würze von Witzen in der Kürze - langes Gerede hat nichts mit schlagfertigen Antworten zu tun. :zwinker:


    Viele Erzählungen fand ich daher auch ganz amüsant:


    Die Bitte von Madonna Oretta in der ersten Geschichte war sehr sorgsam formuliert, um zwar ihr Ziel zu erreichen, aber den Edelmann nicht zu verletzen. Dieser hat dann auch sofort verstanden, was die Madonna von ihm wollte und hat ihre Bitte erfüllt.



    In der zweiten Geschichte um Cisti, den Bäcker, verstand ich die Anspielung erst beim zweiten Mal. Er will damit zum Ausdruck bringen, dass sein Wein sehr edel ist und nicht wie Wasser getrunken werden soll. Herr Geri hat dann auch sofort verstanden, als der die große Flasche sah.


    Das habe ich auch erst beim genaueren Lesen verstanden, danach gefiel mir die Art von Cisti aber umso besser. :bang:


    Auch Chichibios vorlautes Mundwerkin der vierten Geschichte war zum Lachen. :totlach: Zum Glück verstand sein Herr Spaß und hat die Sache mit dem einbeinigen Kranichen dann auf sich beruhen lassen.


    Bei der siebten Geschichte hat die Madonna Filippa reichlich Mut bewiesen, als sie vor Gericht nicht geleugnet hat.


    Diese Methode zeigt uns, dass man mit Eloquenz weiter kommt als mit dem Brecheisen. Allerdings erfordert es auch, wie im Falle des Richters, ein Gegenüber, das für Argumente zugänglich ist. Als Frau hatte man damals längst nicht den Stellenwert, wie es heute in unseren Breiten selbstverständlich ist und von daher durften Frauen nicht auf Unvoreingenommenheit hoffen.


    Zum Glück war der Richter jemand, der Frauen gegenüber nicht voreingenommen war und auch die Argumentation der Madonna anerkannte. Manchen Männern geht es ja nicht darum, ob ihre Bedürfnisse befriedigt werden konnten, sondern sie haben die Frau als Besitz betrachtet, den sie auf keinen Fall teilen wollten.


    Nicht so gelungen finde ich vor allem die dritte Geschichte und die Fünfte. Bei der fünften wurde zwar die Hässlichkeit der beiden Reisenden beschrieben, aber erst durch die sechste Geschichte und die Erklärung, warum die Baronci das älteste Geschlecht sind, wurde klar, was Panfilo mit seiner Äußerung meinte, "daß der Häßlichste unter den Baronci es für eine Schmach gehalten haben würde, mit ihm zu tauschen." Schade, dass erst eine zweite Erzählung notwendig war, um die vorangehende besser zu verstehen. Nichtsdestotrotz war die sechste Geschichte mit ihrer krummen Argumentation ganz nach meinem Geschmack. :klatschen:


    Bei der achten Geschichte hab ich an diesen Smiley gedacht: :wand:
    Bei so einer arroganten Person ist echt jedes Wort verschwendete Liebesmüh!



    In der neunten Geschichte war ich froh, dass die Edelleute erst noch über den Sinn von Cavalcantis Bemerkung aufgeklärt werden mussten, sonst wüsste ich wahrscheinlich immer noch nicht was er eigentlich damit genau sagen wollte. :redface:


    Dito. :breitgrins:


    Dass die zehnte Geschichte Auslöser für das Verbot des Buches war, find ich auch interessant. Wie Doris bin ich bisher davon ausgegangen, dass die schlechte Darstellung der Mönche in der Masse für die Indizierung sorgte. Danke mohan für die Ausführungen zu Laurentius. Wieder etwas gelernt. :pling:



    Insgesamt wirkte die Realität an diesem Tag stärker auf die Gruppe. Angefangen bei den beiden Bediensteten, über Laurettas Bemerkung: “wobei der Bischof eine junge Frau bemerkte, welche uns erst vor kurzem die gegenwärtige Pest geraubt. Ihr Name war Monna Nonna de'Pulci”, durch die sie die Pest in den Alltag der Gruppe zurückholt. Dies ist, wenn ich mich richtig erinnere, das erste Mal, dass die Realität mit einer Erzählung direkt verbunden wird.


    Das war wirklich sehr auffallend, wie plötzlich die Realität wieder Einzug hielt. Allerdings gingen die Mitglieder der Gruppe ihr schnell wieder aus dem Weg, indem sie sich im Frauental ergötzt haben, wo die Natur wieder so wunderschön war, dass jeder Gedanke an die Pest und alles andere Elend unterdrückt wurde!


    LG Myriel

  • Den sechsten Tag habe ich nun also auch hinter mich gebracht, ich habe es als sehr erfrischend empfunden, dass die Geschichten so kurz waren und auch mal etwas lustig!


    Besonders gut gelungen fand ich, wie viele von euch auch, die vierte Geschichte mit den einbeinigen Kranichen. Chichibio hat sich da wirklich gut aus der Affäre gezogen!


    Dass die fünfte Geschichte, bzw. die Hässlichkeit der beiden Reisenden erst durch die sechste Geschichte richtig erklärt wird, fand ich nicht so tragisch. Zu Boccaccios Zeiten war diese Erklärung wahrscheinlich nicht nötig, allerdings sind ja schon ein paar Jahre vergangen seit damals. Die Argumentation der sechsten Geschichte fand ich auch ganz gelungen :zwinker:


    Sehr interessant ist auch, dass die zehnte Geschichte dafür verantwortlich war, dass das Buch auf den Index gesetzt wurde. Vielen Dank für eure Ausführungen dazu, so habe ich mal wieder etwas dazu gelernt :smile: Ich hätte eigentlich auch eher damit gerechnet, dass die Kirche wegen der schlechten Darstellung der Mönche allgemein und ihren sexuellen Aktivitäten etwas gegen das Buch hatte und nicht unbedingt wegen dieser Geschichte


    Schön fand ich auch, dass es an diesem Tag wieder etwas mehr Rahmenhandlung gab, das empfinde ich auch immer als schöne Abwechslung nach all den Geschichten. Deshalb habe ich gerne über den Ausflug zum Frauental gelesen.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Hey,
    ab wann sind Leserunden eigentlich "abgelaufen"?


    Ich habe mich mal aufgerafft und wieder ein wenig in meinem Dekameron-Buch gelesen, schließlich möchte ich es dieses Jahr noch schaffen :zwinker:
    Wahrscheinlich kann nach so langer Zeit kaum einer was mit meinen Kommentaren etwas anfangen, aber ich "belästige" euch trotzdem damit :breitgrins:


    Ich weiß gar nicht, ob das in euren Ausgaben auch so ist. Ich habe vor jeder Geschichte eine kleine Kurzzusammenfassung, die aber meist auch schon das Ende verraten :rollen: Das fand ich ziemlich blöd, wenn es bei den Geschichten auf die Pointe ankommt. Dann brauche ich doch die lange Version eigentlich auch nicht mehr lesen...


    In der dritten Geschichte ist die Rede von einer Bekannten, die an der Pest gestorben ist. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass die Personen in den vielen Geschichten erfunden waren oder wenigstens die Namen und nicht, dass es sich wenigstens teilweise um Bekannte der Gesellschaft geht.
    Ich hatte beim Lesen ein seltsames Gefühl, weil man die Pest ziemlich gut und leicht vergessen kann bei den fröhlichen Geschichten und dann ist so einer Erwähnung schon ein harter Schlag auf das Gemüt. Aber scheinbar nur auf mein Gemüt, von einer Reaktion der Gesellschaft habe ich nichts gelesen.


    Die achte Geschichte würde auch super in die heutige Zeit passen! Es ist die Geschichte, in der Fresco seiner Nichte rät niemals in den Spiegel zu schauen :breitgrins:


    Zuerst hat es mich auch verwundert, dass das Buch wegen dieser zehnten Geschichte auf dem Index gestanden hat. Aber wenn man darüber nachdenkt, finde ich es schon verständlich. Schließlich macht sich Boccaccio hier nicht einfach nur über Kirchenmänner lustig, die schließlich auch nur Menschen sind, sondern über den der damaligen Zeit wichtige Reliquien und damit auch über den Glauben an sich. Das Ganze geht schon ein Stück weiter...


    Verwirrt hat mich der sorglose Spaziergang und das Baden am Ende des sechsten Tag. Schließlich wurden an diesem Tag die Pestopfer sogar erwähnt und die Gesellschaft geht völlig sorgenfrei Baden. Das passt für mich einfach nicht zusammen.


    Am Ende singt Elisa noch ein Lied und die Gesellschaft wunderte sich über ihre Worte, aber kannte den Grund nicht dafür. Diese Aussage hat mich neugierig gemacht. Ich habe es so verstanden, dass ich als Leser den Grund wissen müsste. Ich kenne ihn aber nicht :grmpf: Aber da momentan das Buch keiner mehr liest, muss ich mich wohl erst mal mit meiner Unwissenheit zufrieden geben. Aber einen Funken Hoffnung habe ich noch, dass mir diese Frage irgendwann jemand beantworten kann.


    Viele Grüße
    foenig


  • Hey,
    ab wann sind Leserunden eigentlich "abgelaufen"?


    Ich glaube, sie haben kein spezielles "Verfallsdatum", sondern werden vom Mod ins Archiv verschoben, wenn lange genug kein Beitrag mehr dazu kommt. Aber schön, dass Du das Dekameron noch eine Weile vor diesem Schicksal bewahrst.



    Verwirrt hat mich der sorglose Spaziergang und das Baden am Ende des sechsten Tag. Schließlich wurden an diesem Tag die Pestopfer sogar erwähnt und die Gesellschaft geht völlig sorgenfrei Baden. Das passt für mich einfach nicht zusammen.


    Das ist wohl vergleichbar mit der Übersättigung von Horrornachrichten in der heutigen Zeit - wenn man lange genug damit konfrontiert wird, stumpft man einfach ab. Die jungen Leute haben sich in dem abgelegenen Landhaus getroffen, um sich vor der Krankheit zu schützen und auf andere Gedanken zu bringen, und das gelingt ihnen gut. Außerdem sind ja einige von ihnen heimlich verbandelt bzw. scheinen andere Probleme zu haben, und das beschäftigt sie im Moment mehr als Fremde, die weit entfernt an der Pest sterben.



    Am Ende singt Elisa noch ein Lied und die Gesellschaft wunderte sich über ihre Worte, aber kannte den Grund nicht dafür. Diese Aussage hat mich neugierig gemacht. Ich habe es so verstanden, dass ich als Leser den Grund wissen müsste. Ich kenne ihn aber nicht :grmpf: Aber da momentan das Buch keiner mehr liest, muss ich mich wohl erst mal mit meiner Unwissenheit zufrieden geben. Aber einen Funken Hoffnung habe ich noch, dass mir diese Frage irgendwann jemand beantworten kann.


    Aus dem Stehgreif kann ich das nicht beantworten und an mein Buch komme ich im Moment nicht ran, aber ich werde mir die Stelle nochmals ansehen.


    Grüße
    Doris


  • Ich habe mich mal aufgerafft und wieder ein wenig in meinem Dekameron-Buch gelesen, schließlich möchte ich es dieses Jahr noch schaffen :zwinker:
    Wahrscheinlich kann nach so langer Zeit kaum einer was mit meinen Kommentaren etwas anfangen, aber ich "belästige" euch trotzdem damit :breitgrins:


    Du kannst uns ruhig "belästigen" mit deinen Kommentaren. Ich finde es toll, dass Du dich weiter durch das Buch kämpfst. :daumen:



    Ich weiß gar nicht, ob das in euren Ausgaben auch so ist. Ich habe vor jeder Geschichte eine kleine Kurzzusammenfassung, die aber meist auch schon das Ende verraten :rollen: Das fand ich ziemlich blöd, wenn es bei den Geschichten auf die Pointe ankommt. Dann brauche ich doch die lange Version eigentlich auch nicht mehr lesen...


    In meiner Ausgabe ist es genauso. Ich habe dann allerdings aufgehört, diese Kurzfassungen zu lesen, weil sie entweder das Ende verraten haben oder ich bei den verschiedenen Personen nicht durchgeblickt habe. Wenn in 2 Sätzen 5 Namen fallen, ist das zu viel für mich.



    In der dritten Geschichte ist die Rede von einer Bekannten, die an der Pest gestorben ist. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass die Personen in den vielen Geschichten erfunden waren oder wenigstens die Namen und nicht, dass es sich wenigstens teilweise um Bekannte der Gesellschaft geht.


    Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass die Personen innerhalb des Dekamerons real existieren. Bei einigen Leuten ist sicherlich der Name geändert oder man hat nur durch Hörensagen die jeweilige Erzählung erfahren, aber ein wahrer Kern wird wohl überall dahinter stecken.


    Bezüglich der Sorgenlosigkeit der Gesellschaft stimme ich Doris zu: die jungen Leute sind ja extra aus der Stadt gegangen, um nicht mehr miterleben zu müssen, wie nach und nach ihre Freunde, Bekannte und Verwandte sterben. Sie werden es vermutlich als nicht so schlimm erleben, wenn nur davon gesprochen wird, da sie es ja auch nicht mehr live miterleben. Soetwas kann man auch leichter vergessen, wenn man in gemütlicher Runde in einer wunderschönen Landschaft sitzt und dabei auch noch die Liebe im Spiel ist. Auf die Verbändelungen innerhalb der Gruppe weisen ja auch die Lieder hin, denke ich. Da werden vermutlich einige unglückliche/unerwiederte Liebschaften existieren, die den jeweiligen Personen näher gehen als die Pest, vor der sie geflohen sind. Wer jetzt allerdings mit wem, das konnte ich aus den Liedern nicht herauslesen. Da die Figuren des Dekameron Bekannten von Boccaccio nachempfunden sind, wird er sicherlich die Lösung kennen und vermutlich wussten sie auch die lebenden Vorbilder, aber als heutiger Leser dürfte es schwierig sein, eine Antwort darauf zu finden.


    LG Myriel

  • Hey,
    wie schön :smile: ich habe ehrlich gesagt mit keiner Reaktion mehr gerechnet :redface: weil die Leserunde schon zu weit weg ist... Aber jetzt habt ihr mich motiviert direkt weiterzulesen! :breitgrins:


    Wahrscheinlich hat mich die Nichtreaktion der Gesellschaft zur Pest nur gestört, weil ich sie selbst so gut wie vergessen hatte und dann etwas betroffen war als eine "reale" Person erwähnt worden ist, die an der Pest gestorben ist.


    Dann werde ich jetzt mal brav weiterlesen, damit ich bald das komplette Buch abhaken kann!


    Grüße foenig