Erich Kästner - Das fliegende Klassenzimmer

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    Kästner wird von seiner Mutter gedrängt, endlich eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben, die er bereits seit einiger Zeit vor sich her schiebt - und das ausgerechnet im Sommer.


    Heraus kommt dabei „Das fliegende Klassenzimmer“, eine Internatsgeschichte in der Weihnachtzeit. Im Zentrum stehen die Freunde Jonathan Trotz (Johnny), Martin Thaler, Matthias Selbmann (Matz), Sebastian Frank und Uli Simmern, die in ihrem Schulalltag beschrieben und deren mehr oder weniger „normale“ Probleme thematisiert werden. Es geht um Angst, Mut, Geldnot, Gerechtigkeit und noch einiges anderes.


    Die fünf Gymnasiasten müssen sich im Dauerkampf gegen die Realschüler beweisen und für ihre Ziele nicht selten die Schulregeln brechen. Glücklicherweise können sie immer auf die Unterstützung ihres Hauslehrer Dr. Bökh (Justus) und den „Nichtraucher“, einen Bewohner der angrenzenden Gartenkolonie, zählen.


    Besonders hart hat es Martin Thaler, den Klassenprimus, getroffen, dessen Eltern arm sind und der nur am Internat zur Schule gehen kann, weil er Stipendien und andere Unterstützung bekommt. Sehr schwer trifft es ihn, als seine Eltern ihm das Geld für die Fahrkarte nach Hause nicht schicken können, weil sie es einfach nicht aufbringen konnten. In seiner Verzweiflung und Traurigkeit kapselt er sich zunehmend ab und kann am Ende froh sein, einen Lehrer wie Justus zu haben.


    Kästner schreibt einmal mehr ein witziges, vielseitiges und in diesem Fall sehr rührendes Buch. Seine Figuren sind authentisch, wirken wie gerade mal eben aus dem Leben gegriffen und machen es dem Leser leicht, sich in ihre Lage zu versetzen - dies ist auch heute noch gut möglich, obwohl das Buch schon vor so langer Zeit geschrieben wurde. Die Probleme haben sich weitestgehend nicht groß verändert.


    Wie immer baut Kästner natürlich auch hier wieder seine üblichen moralischen Botschaften ein und versucht, das Gefühl für Werte und Normen beim Leser ein wenig weiter zu entwickeln. Allerdings gelingt ihm dies in dem Fall wesentlich unauffälliger als sonst. Er verzichtet auf den erhobenen Zeigefinger und schafft es trotzdem, seine Botschaften anzubringen.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es bestätigt mich, wie schon viele andere seiner Bücher, in meiner Begeisterung für Kästner.


    Meine Wertung: 5ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Interessant... mir hat das fliegende Klassenzimmer immer weniger gut gefallen als zum Beispiel das Doppelte Lottchen. Ich weiß aber nicht mehr so genau weshalb. Ich glaube ich mochte einfach die Geschichte an sich nicht so gerne.


  • Interessant... mir hat das fliegende Klassenzimmer immer weniger gut gefallen als zum Beispiel das Doppelte Lottchen.


    Das kenne ich (noch) nicht. Allerdings gibt es ja diverse Verfilmungen, von denen ich natürlich welche kenne. Die sind schon schön. :smile:

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Schöne Rezension :daumen:


    "Das fliegende Klassenzimmer" ist eines meiner Lieblingsbücher von Kästner.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • " An allem Unheil, das geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die es begehen, sondern auch die, die es nicht verhindern" Dieser Satz aus dem fliegenden Klassenzimmer ist heute sicher genauso aktuell- und brisant- wie zur Zeit, als Kästner es geschrieben hat.

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.


  • " An allem Unheil, das geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die es begehen, sondern auch die, die es nicht verhindern" Dieser Satz aus dem fliegenden Klassenzimmer ist heute sicher genauso aktuell- und brisant- wie zur Zeit, als Kästner es geschrieben hat.


    Definitiv. Es würde mich wundern, wenn sich das je ändert. :zwinker: :winken:

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10


  • " An allem Unheil, das geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die es begehen, sondern auch die, die es nicht verhindern" Dieser Satz aus dem fliegenden Klassenzimmer ist heute sicher genauso aktuell- und brisant- wie zur Zeit, als Kästner es geschrieben hat.


    Wie schön, dass dieser tolle Satz schon zitiert wird.
    Ich habe "Das fliegende Klassenzimmer" gestern nochmal gelesen und bin begeistert. Wie schon erwähnt, vermittelt Kästner seine moralischen Botschaften weniger "offensiv", wie zB in Pünktchen und Anton. Ich mag beide Arten davon. Besonders toll werden auch die Freundschaften der Jungens hier beschrieben. Es ist schön zu lesen, wie sehr sie zusammenhalten. Die Namensdichte ist da natürlich recht enorm, allerdings kann man die Knaben sehr gut auseinander halten, da sie alle eine für sich sehr typische Eigenschaft haben, die auch immer wieder rauskommt. :)
    Toll fand ich auch den Justus und wie er den Schülern versucht Ehrlichkeit zu vermitteln. Ich glaube zwar nicht, dass viele Lehrer so gedacht haben und offen für eine solche Methode sind, aber Kästner ist ja auch bekannt dafür nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene belehren zu wollen, was ich im Übrigen auch für gar nicht so verkehrt halte, nur dass Erwachsene wahrscheinlich weniger auf ihn hören. (Leider!)


    Ja, tolles Kinderbuch von Kästner - obwohl schon so alt, immer noch brandaktuell. (Wobei ich leider die Gefahr sehe, dass man seine Sprache in 20 Jahren nur noch lückenhaft versteht. :rollen: Und das nicht, weil er so umständlich schreibt, sondern weil sie Sprache einfach wandelt und man es bei älteren Kinderbüchern immer am meisten merkt. Zumindest geht es mir da so.)


    5ratten

  • Oh, das fliegende Klassenzimmer gehört seit jeher zu meinen Lieblingsbüchern.


    Die Darstellung von Freundschaft und Grundwerten überhaupt ist sehr gelungen ohne zu aufdringlich zu Wirken. (Ich muss gestehen, dass mir die Anton und Emil Figuren diesbezüglich weniger zusagen, da steckt wohl zu viel vom kleinen Erich drin). Hier ist eine schöne Mischung an Charakteren versammelt, die alle auf ihre Art liebenswert sind. Ich lieber Kästners feine Ironie die sich abwechselt mit ernsten moralischen Aussagen die die Seele berühren.
    Sehr gelungen finde ich z.B., wie Justus den schönen Theodor zurechtstutzt. :smile:


    Ich empfinde immer eine Wärme, wenn ich das Buch lese.


    Was die Sprache angeht magst Du vielleicht recht haben Avila, ich finde, sie macht aber einiges von der schönen, fast nostalgischen Atmosphäre aus. Aber ich hatte schon als Kind ein Faible für die Sprache alter Kinderbücher.


    Das Buch bekommt von mir


    5ratten


    Ich kann gerade zur Weihnachtszeit auch den Film wärmstens empfehlen (den aus den 50-ern, sogar mit Kästner persönlich, die späteren sind :rollen:)

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • Sehr gelungen finde ich z.B., wie Justus den schönen Theodor zurechtstutzt. :smile:


    Ja, das ist auch eine meiner Lieblingsstellen im Buch. Da er den schönen Theodor nicht "direkt" zurechtstutzt, sondern das macht, in dem er eine kleine Geschichte über sich als Schuljung erzählt, ist es eine ganz schöne Art, deutlich zu machen, worin der Fehler des schönen Theodors lag. Man muss halt den Gesamtkontext betrachten. :)



    Was die Sprache angeht magst Du vielleicht recht haben Avila, ich finde, sie macht aber einiges von der schönen, fast nostalgischen Atmosphäre aus. Aber ich hatte schon als Kind ein Faible für die Sprache alter Kinderbücher.


    Das sollte kein wirklicher Kritikpunkt meinerseits sein. Ich finde auch, dass die Sprache Kästners viel zur Atmosphäre beiträgt, ich sehe halt nur die Gefahr, dass es irgendwann nicht mehr verstanden wird. Was ich persönlich überaus schade finde, weil ich so Wörter wie "Lausbub" auch unglaublich gern mag. :herz: (Außerdem liebe ich die Groschen! Schade, dass es für die jetztigen Euromünzen nicht so tolle Wörter gibt.)



    Ich kann gerade zur Weihnachtszeit auch den Film wärmstens empfehlen (den aus den 50-ern, sogar mit Kästner persönlich, die späteren sind :rollen:)


    Uh, mit Kästner persönlich! Da muss ich mal recherchieren, will ich sehen!


  • Da er den schönen Theodor nicht "direkt" zurechtstutzt, sondern das macht, in dem er eine kleine Geschichte über sich als Schuljung erzählt, ist es eine ganz schöne Art, deutlich zu machen, worin der Fehler des schönen Theodors lag. Man muss halt den Gesamtkontext betrachten. :)


    Genau das gefällt mir so an Kästner, er kommt nicht mit der Moralkäule und regt zudem auch zum selbständigen Denken an.



    Das sollte kein wirklicher Kritikpunkt meinerseits sein.


    Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt, Ich habe Dich schon verstanden, ich wollte eigentlich eher der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass dem nicht so sein wird. Als ich das Buch als Kind zum ersten Mal gelesen habe, war es auch schon fast 60 Jahre alt und ich kam trotzdem gut zurecht. Aber ich war schon als Kind sehr geschichtsbewusst und interessiert. :redface:


    Groschen und Zensuren (also das Wort :zwinker: ), ja das war was Feines. :smile:


    Der Film ist super (zur Sicherheit der Link :zwinker:)


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    Einmal editiert, zuletzt von Madicken ()

  • Im Rahmen des SLW 2012 hatte ich mir vorgenommen endlich mal wieder Erich Kästner zu lesen und meine Leselücken aus der Kindheit zu schließen. "Das fliegende Klassenzimmer" hatte ich zwar als Kind mal im Fernsehen gesehen, aber so wirklich daran erinnern konnte ich mich auch nicht mehr. Besonders gut hat mir gefallen, wie Erich Kästner anfangs und am Ende selbst auftritt und berichtet, wie er vorhat eine Geschichte zu schreiben, dies ihm aber nicht gelingt. Das hat mir schon mal sehr gut gefallen, dann ging es weiter mit der ursprünglichen Geschichte, die nur so voller Witz und Charme sprüht und eine wundervolle Erklärung an die Freundschaft ist. Wirklich viel kann ich gar nicht mehr zu dem Buch sagen, außer dass es mir mal wieder unglaublich gut gefallen hat ein Buch von Herrn Kästner zu lesen!


    Von daher gibt es auch hier von mir


    5ratten

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • "Das fliegende Klassenzimmer" ist meiner Meinung nach das beste Kinderbuch überhaupt. Ich habe es viele Male gelesen und hole es jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit wieder heraus - entweder als Buch oder als Film :).

    &quot;She had never heard of mixed feelings. There were friends and there were enemies.&quot;<br /><br />(Jeanette Winterson - Oranges Are Not the Only Fruit)

  • Frage :


    Was macht den großen Unterschied in der Sprache aus ? Alte Sprache. Ich habe das nun schon oft gelesen - im Zusammenhang mit Kästner und Preußler. Wie stehts da eurer Meinung nach mit James Krüss und Michael Ende?


    Was ist alte Sprache, was neue Sprache. Bringt mir Beispiele. Zitiert einen Satz und übertragt ihn in "neue Sprache".
    Wieso meint ihr, dass man Kästner oder auch Preußler irgendwann nicht mehr verstehen wird ? Die schreiben Deutsch, vollständige Sätze in überschaubarer Länge. Versucht mal Grimmelshausens Simplicissimus im Original zu lesen. Da schnall ich ab !

  • Hier noch mein Tip für den Film "Das Fliegende Klassenzimmer"


    Mir gefällt die Verfilmung aus den frühen 1970er Jahren gut - mit Joachim Fuchsberger als Justus und Heinz Reincke als Nichtraucher. Die schauspielerischen Leistungen finde ich hervorragend. Schön sind auch die 70er Jahre Klamotten, Frisuren, Autos usw.
    Kästners Botschaft wurde hier sehr gut in eine modernere Zeit transportiert. Das Buch stammt ja von 1933.

  • Alte Sprache - damit mein ich so Wörter wie "Groschen", bspw. Die kommen bei Ende natürlich nicht vor, weil er eher in den Fantasie-Bereich geht. Das ist bei Kästner anders. Bei Preußler sind es so Wörter wie "wichsen" in Bezug auf Schuhe. Ich hab grad kein Buch hier, weil ich nicht zu Hause bin (und da komm ich auch erst in drei Monaten wieder hin.) Aber ja, das sind Beispiele, die mir spontan einfallen.


  • Den Film kenn ich gar nicht. Welche Verfilmung schaust du denn am liebsten?


    Am liebsten mag ich die Verfilmung in Farbe von 1973 mit Joachim Fuchsberger und Heinz Reincke :). Näher am Buch ist allerdings die s/w Verfilmung von 1954.

    &quot;She had never heard of mixed feelings. There were friends and there were enemies.&quot;<br /><br />(Jeanette Winterson - Oranges Are Not the Only Fruit)

  • Ich kann das immer schwer einschätzen, da ich selber keine Kinder habe. Aber so ab 10 Jahren können Kinder das bestimmt lesen. Ich habe es auch irgendwann in der Grundschule von meinen Großeltern geschenkt bekommen.

    &quot;She had never heard of mixed feelings. There were friends and there were enemies.&quot;<br /><br />(Jeanette Winterson - Oranges Are Not the Only Fruit)