Robert Louis Stevenson – Entführt

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 9.497 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • auch unter den Titeln Die Entführung bzw. Die Abenteuer des David Balfour


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    Ich habe es als erste Hälfte aus diesem Doppelband gelesen:


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    Kidnapped & Catriona


    Inhalt: Nach dem Tod seiner Eltern macht sich David Balfour auf den Weg zu seinem ihm bis dato unbekannten Onkel. Aber statt dort eine neue Heimat zu finden, entpuppt sich sein Onkel Ebenezer als zumindest wunderlich. Bei einem Besuch in Queensferry wird David auf Veranlassung Ebenezers von einem seiner Geschäftsfreunde, dem Kapitän Hoseason, kurzhand auf dessen Schiff entführt, um in Carolina auf die Plantagen verkauft zu werden. An Bord wird David zunächst gefangengehalten, schließlich aber so eine Art Kajütjunge. Bei der Isle of Skye gibt es einen Zusammenstoß der Covenant mit einem kleineren Boot, aus dem sich ein Gentleman an Bord rettet. Dieser stellt sich als Alan Breck Stewart vor, und handelt mit Kapitän Hoseason aus, gegen eine beträchtliche Summe am Loch Linnhe abgesetzt zu werden. David belauscht ein Komplott gegen Breck durch Hoseason und seine Offiziere, warnt Alan und gemeinsam setzen sie sich gegen die Angreifer zu Wehr. Wegen der geschrumpften Besatzung kommt es bei Mull zu einem Schiffbruch, David wird allein auf eine kleine Insel gespült, und in Unkenntnis der Gezeiten und wechselnden Wassertiefen verbringt er dort mehrere Tage. Schließlich ist er wieder auf dem Weg und bemerkt, daß Alan ihm Hinweise und Anlaufpunkte „hinterlassen“ hat. Als es in Appin, Alans Clanland, zu einem Mord am Red Fox genannten Colin Campbell of Glenure kommt, einem bekannten Feind der Appin-Stewarts, wird Alan der Täterschaft und David der Beihilfe verdächtigt. Eine Flucht durch die Highlands beginnt, denn David will zurück nach Edinburgh, um sein Erbe einzufordern und Alan nach Frankreich zu seinem Clanchef.



    Meine Meinung: Auch wenn von Beginn an klar ist, daß das Abenteuer gut ausgeht, sonst könnte David es ja nicht erzählen, so ist es doch eine spannende Abenteuergeschichte. David ist dabei kein strahlender, alleskönnender Held, und auch Alan hat mehr als eine Macke. Die ganze Geschichte dient aber vor allem dazu, ein Panorama der Highlands um 1750 auszubreiten, nur fünf Jahre nach der vernichtenden Niederlage Bonnie Prince Charlies und der Jakobiten bei Culloden, dem Anfang vom Ende des schottischen Clanwesens in den Highlands. Dabei bezieht sich Panorama zum einen ganz unmittelbar auf die Landschaft, die Stevenson einfach großartig beschreibt (ich kenne ja einige der Ecken auch in natura), zum anderen aber auch auf die Lebensweise und (politischen) Verhältnisse.


    Dabei ist die Geschichte ausgesprochen geradeheraus erzählt, längere Abschweifungen gibt es nicht, und – naturgemäß bei einem Ich-Erzähler – bleibt die Perspektive immer bei David, denn woher sollte er auch wissen, was sich andernorts gerade parallel abspielt. Tiefere Charakterstudien darf man hier auch nicht erwarten, eher die ein oder andere durchaus schrullige Figur, die (vor allem mit ihren Ehrbegriffen) für Schmunzeln sorgt.


    Diese ganze Konstruktion und Anlage macht das Buch recht locker zu lesen, allerdings würde ich die Originalfassung nur jemandem empfehlen, der entweder schon mit Scots vertraut oder gewillt ist, sich ein entsprechendes Wörterbuch zur Benutzung zu besorgen, denn nicht alles erschließt sich ohne weiteres aus dem Kontext und manche Begriffe überhaupt nicht. Dabei besagt das Vorwort zu meiner Ausgabe, daß Stevenson sich hier auf Bitten seines Verlegers, der die Geschichte auch außerhalb des Landes verkaufen wollte, mit Scots sogar noch zurückgehalten habe ...


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: ([size=1]da könnte Schottland-Bonus von mir mit drin sein[/size] :zwinker: )


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Hallo!


    Richtig geraten- Balquidder war ein ganz guter Hinweis :zwinker: Ansonsten kann ich Deiner Rezi nicht viel hinzufügen. Stevensons Sprache ist für mich auch jedes Mal ein Genuss und hat mir schon das eine oder andere Buch gerettet.Und die Landschaftsbeschreibungen wecken in mir immer die Sehnsucht nach den Highlands.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ja, ich könnte auch sofort wieder losfahren, aber dafür brauche ich eigentlich nicht mal Stevensons Romane :breitgrins:

  • Hach ja, "Entführt" könnte ich auch mal wieder lesen und mit David Balfour auf der Insel mitleiden. Ganz abgesehen von einem Wiedersehen mit (David:redface: ) Alan Breck - toller Mann :herz: . Was habe ich vor Jahrzehnten für ihn geschwärmt :redface: . (Obwohl er nicht der allerbeste Dudelsackspieler Schottlands ist.)

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()


  • Ganz abgesehen von einem Wiedersehen mit David Breck - toller Mann :herz: . Was habe ich vor Jahrzehnten für ihn geschwärmt :redface: . (Obwohl er nicht der allerbeste Dudelsackspieler Schottlands ist.)


    Nur daß der gute Breck Alan mit Vornamen heißt :zwinker: Und das mit dem Dudelsack ist zwar ärgerlich, aber als zweitbester muß er sich ja auch nicht schämen :breitgrins:

  • Robert Louis Stevenson - Kidnapped 

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    Zum Inhalt: David Balfour, ein etwa achtzehnjähriger Lowlander, macht sich nach dem Tod seiner Eltern auf zu seinem Onkel Ebenzer. Dieser zeigt sich zunächst unfreundlich und in David keimt der Verdacht, dass er und nicht der Onkel Erbe des Besitzes sein könnte. Nachdem der Onkel sich plötzlich freundlich zeigt und ihm eine Erbschaft auszahlen möchte, machen sich die beiden auf Richtung Queensferry, um einen Anwalt aufzusuchen und alles zu klären. Dort angekommen, wird David jedoch auf Geheiß seines Onkels gekidnappt und auf ein Schiff verschleppt, um in Carolina als Sklave verkauft zu werden. Als das Schiff vor der Isle of Mull kenternt, beginnt für David eine wilde Flucht zusammen mit dem bereits gesuchten Highlander Alan Breck, die noch verschärft wird, als ein Mord geschieht und Alan und David zu den Hauptverdächtigen und Gejagten werden.


    Meine Meinung: Ein rundum herrliches Buch, allerdings muss ich zugeben, dass ich zu den Leuten gehöre, die beim Anblick von Scots und Beschreibungen der Highlands gleich ins Schwärmen geraten. Das Buch stand auf meinem Wunschzettel, seit ich letztes Jahr auf Mull war und ich von dem Buch gehört (bzw. im Reiseführer gelesen) habe. Wenn man die Gegend kennt, ist es natürlich nochmal doppelt spannend, davon zu lesen :zwinker:


    David ist recht behütet aufgewachsen als Sohn des ansässigen Dorfschullehrers. Von daher tappt er recht unbedarft in die Falle seines Onkels. Durch die Zeit auf dem Schiff, den Schiffbruch und die anschließende Flucht wird er aber zunehmend reifer. Durch seine ausnehmende Rechtschaffenheit kommt es das ein oder andere Mal zu Zusammenstößen mit seinem Gefährten Alan, für den der eigene Clan vor Recht und Gesetz steht und der auch schon mal sein letztes Geld verspielt. Andererseits ist Alan aber auch jemand, der zu seinem Wort steht und dem Freundschaft über alles geht und so David in den entscheidenen Moment stets zur Seite steht. Herrlich ist der Pipe-Contest mit Rob Roy's Nachkomme, den er ehrlich verliert - aber man kann ja nicht gleichzeitig der beste Schwertkämpfer und Piper sein :breitgrins:


    Insgesamt hatte ich mehr eine echte Abenteuergeschichte erwartet, aber das ist die Geschichte über weite Strecken hinweg nicht. Insbesondere die Flucht durch die Highlands ist keine wilde Flucht mit Verfolgung, der Fokus liegt mehr auf den Beschwerlichkeiten, die Alan und David ertragen müssen und ihre gegenseitige Freundschaft und Probleme. Abenteuergeschichte wäre eine Prädikat, das ich mehr auf Anfang und Ende der Geschichte anwenden würde, aber nicht für den Mittelteil. Mir hat das so aber gut gefallen, ebenso die schönen Landschaftsbeschreibungen. Auch die Gegensätze zwischen Highlands und Lowlands fand ich sehr schön dargestellt.


    Kritik fällt mir daher eher wenig ein, einzig David erscheint mir manchmal etwas steif und zu rechtschaffen.



    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Nach dem Tod seines Vaters macht sich der junge David Balfour auf den Weg zu seinem einzigen Verwandten, dem Bruder seines Vaters. Der geizige Onkel Ebenezer möchte das Erbe für sich behalten und lässt David auf ein Schiff entführen, das ihn nach Amerika bringen soll. Alleine hat David keine Chance zu fliehen, doch als Alan Breck auf das Schiff kommt, wendet sich das Bild. Nach einem Kampf gegen die Mannschaft und einem Schiffbruch gelingt es den beiden, sich an Land zu retten. Doch das nächste Problem ist nicht weit: Nachdem sie des Mordes verdächtigt werden, bleibt ihnen nur, durch das schottische Hochland zu fliehen, was ihre Freundschaft auf die Probe stellt. Außerdem will David auch noch sein Erbe zurückbekommen, was bedeutet, dass sie sich unter den Augen ihrer Verfolger nach Edinburgh durchschlagen müssen.


    Eine Geschichte, für die sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistern können, weil es einerseits ein spannendes Abenteuer aus der Sicht eines Jugendlichen ist und andererseits schöne Landschaftsbeschreibungen und geschichtliche Einblicke bietet. Die Hauptcharaktere David und Alan sind keine Übermenschen, wie man sie gerne in solchen Abenteuerromanen findet. Zwar ist David bisweilen seinem Alter etwas voraus, aber er hat auch Seiten, die noch entwicklungsbedürftig sind. Ebenso Alan, der auch seine Schwächen hat, etwa wenn er die Gelegenheit zum Glücksspiel bekommt.


    „Entführt“ ist ein Abenteuerroman, der sich auch heute noch spannend liest. Der Teil, der sich über den Aufenthalt auf dem Schiff bis zu dem Entkommen von der kleinen Insel erstreckt, auf der David nach dem Schiffbruch strandete, gefiel mir inhaltlich besser, weil er dem Bild des klassischen Abenteuerromans noch am ehesten entspricht. Die Flucht durch die Highlands zog sich dann doch etwas in die Länge und hatte den Schwerpunkt auf der zwischenmenschlichen Interaktion von David und Alan, wobei deutlich wurde, wie der junge Mann allmählich an Selbstsicherheit gewann.


    4ratten


    Übrigens bin ich mit dem schottischen Englisch ganz gut zurecht gekommen. Einige Begriffe ließen sich aus dem Kontext erschließen, manche waren per Fußnote erklärt und andere waren so aus dem Englischen abgeleitet, dass ich sie einigermaßen einordnen konnte. Was danach noch übrig blieb, hat dem Verständnis kaum einen Abbruch getan.