Rebecca Gablé - Hiobs Brüder

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  • Da ist er endlich! Ein lang ersehnter neuer Roman von der Königin der historischen Romane!
    Und auch diesmal enttäuscht sie ihre Leser nicht.


    Die Geschichte beginnt zuerst recht ungewöhnlich auf einer Insel, auf der Mönche eines nahen Klosters alle Menschen einsperren, die ihnen nicht gottgefällig erscheinen. Dazu gehören Losian, der sein Gedächtnis verlor. Edmund, der sich für einen heiligen Märtyrerkönig hält, der am Down-Syndrom leidende Osmund und siamesische Zwillinge. Frisch hinzukommt der junge, adlige Simon, der von seinem Onkel aufgrund seiner Fallsucht abgeschoben wurde.
    Zuerst ist er geschockt. Nicht nur von den schrecklichen Lebensumständen, sondern auch von seinen neuen Gefährten. Erst recht als er auch noch den psychopathischen Mörder Regy kennen lernt, der angekettet werden muss um die anderen zu schützen.


    Hier lässt sich der Roman Zeit um dem Leser alle Personen etwas näher zu bringen, bevor die eigentliche Handlung wirklich beginnen kann. Dummerweise zweigt sich aber auch hier schon eine kleine Schwäche des Romans.
    Denn hier gibt es nicht nur eine Hauptperson, sondern zwei.
    Da ist zu einem mal Simon, zum andern Losian, der zwar sein Gedächtnis verloren hat, aber eindeutig adlig ist und zum Anführer geboren scheint. Während der Handlung schwankt die Erzählung zwischen Simon und Losian hin und her und kann sich nicht recht entscheiden, wer denn nun wirklich der Hauptheld sein soll. Insgesamt hat Losian zwar den größeren Part, aber auch Simon darf einige Abenteuer erleben.
    Mich hat das nicht wirklich groß gestört, da ich beide sehr mochte, allerdings fällt es einem als Leser auch immer wieder schwer sich auf Protagonisten ganz einzulassen.


    Dennoch macht es Spaß beide bei ihrer Entwicklung während des Romans zu beobachten. Losian muss sich mit seiner wahren Identität auseinandersetzen und herausfinden was er wirklich will, Simon muss sein Selbstbewusstsein finden und erwachsen werden. Beide sind sehr sympathisch, haben durchaus Ecken und Kanten.
    Der faszinierendste Charakter ist jedoch ganz sicher Regy. Jede Szene mit ihm ist sehr intensiv und bestimmt von gemischten Gefühlen.
    Am liebsten waren mir jedoch die Zwillinge Wulfric und Godric, die so wunderbar positiv ihr Schicksal akzeptieren und stets fröhlich sind.


    Nach der Flucht von der Insel kommt den Gefährten reichlich oft der Zufall zur Hilfe. Das wird jedoch so charmant gelöst, dass ich nicht wirklich darüber meckern kann. Wie üblich verbindet Rebecca Gable große historische Geschichte geschickt mit ihrer Handlung.
    Trotz anfangs ungewöhnlicher Situationen entwickelt sich der Roman schnell einen Gable-typischen Schmöker. In Erzählungen trifft man sogar auf alte Bekannte.
    Fans werden nicht enttäuscht sein!


    4ratten

  • Ich traue der Autorin zu ordentlich recherchiert zu haben, aber an einigen Stellen waren mir die Handlungen nicht konform genug zu meinen Vorstellungen vom Mittelalter. Dass Könige mit einer Exkommunizierung durchaus einige Zeit leben können, war mir bekannt, die Reaktion die hier von der Umgebung eines Betroffenen gezeigt wurde, kam mir aber doch etwas zu locker vor. Die Darstellung der aufkommenden Beziehung zwischen Alienor und Henry entsprach ebenfalls nicht meinen Vorkenntnissen. Vermutlich hat die Autorin völlig recht mit ihrer Darstellung, ich habe da auch nichts nachrecherchiert, aber vom Gefühl her passt es einfach nicht. Es ist immer etwas blöd, wenn die historische Handlung nicht den Erwartungen entspricht, (sinnvoll herbeigeführte Überraschungen in der erzählten Geschichte sind natürlich immer willkommen) selbst wenn die Schuld bei einem selber und den falschen eigenen Erwartungen liegt.


    Die Ausgangssituation ist eine sehr ungewöhnliche, die Helden hilflos auf einer Insel zu platzieren ergibt einen neuen Handlungsspielraum, allerdings ist das Buch dadurch auch sehr zweigeteilt. Man hätte das Buch sehr gut nach Überwindung einiger Schwierigkeiten damit enden lassen können, dass alle Personen eine Platz im Leben gefunden haben, andererseits kann man den Insel-Teil aber auch als reine Einleitung betrachten, der notwendig ist, um eine Kameradschaft unter so gegensätzlichen Personen zu ermöglichen, während das eigentliche Thema die Inthronisation Henrys ist. Die Autorin wählt einen Mittelweg, womit ich nicht ganz so glücklich bin, weil mir in gewisser Weise ein roter Faden fehlt, der sich durch das ganze Buch zieht.


    Die Figuren gefielen mir zwar insgesamt ganz gut, aber es fehlte mir ein zentraler Held, mit dem ich mich hätte identifizieren können. Simon war am Anfang nur ein Jüngelchen und Losian war mir zu distanziert. Der Rest der Gruppe taugte erst recht nicht zum Helden, auch wenn so einige von ihnen ihre starken Momente hatten. Faszinierend war vor allem der Psychopath Regy, trotz seiner schrecklichen Taten gab es Momente in denen er wirklich sympathisch war und es tat einem Leid, dass für ihn anscheinend keine positive Zukunft möglich war. Im Laufe der Zeit entwickeln sich die Persönlichkeiten der beiden zentralen Helden zwar, man kommt ihnen aber trotzdem nicht nahe genug, um wirklich mit ihrem Schicksal mitzufiebern.


    Letztendlich kann "Hiobs Brüder" von mir aber nur eine gute Bewertung bekommen, denn alle Kritikpunkte, von denen ich bei näherem Nachdenken vermutlich noch so einige finden würde, verblassen hinter der Tatsache, dass ich die 900 Seiten innerhalb von 2 Tagen verschlungen habe. Es ist zwar nicht Gablés bestes Buch, aber immer noch ein sehr schöner Historienschmöker.


    4ratten

  • Dann werde ich auch mal in den Chor der Zufriedenen einstimmen. In euern Rezis steht vieles, das ich auch so empfunden habe, hier ist also quasi dasselbe in anderen Worten :breitgrins:


    Inhalt:
    Ein Grüppchen von Männern mit psychischen Störungen oder Behinderungen fristet im Jahr 1147 ein trauriges Dasein auf der Isle of Whitholm. Die Männer wurden von Mönchen, die auf sie achtgeben sollten, dorthin verbannt und müssen weitgehend für sich selber sorgen. In dieser Gruppe dabei sind auch der junge Landadlige Simon de Clare, der an der Fallsucht leidet, und ein Ritter, der sein Gedächtnis verloren hat.
    Nach einem Unwetter bietet sich den Ausgestossenen die Gelegenheit, von der Insel zu verschwinden. Gemeinsam irrt das Grüppchen durch England, bis jemand den geheimnisvollen Ritter erkennt. Das ist zwar nicht das Ende der Gemeinschaft, aber der Anfang von einer Reihe von Abenteuern, die die Gefährten zu bestehen haben.


    Meine Meinung:
    «Hiobs Brüder» ist wie alle historischen Romane von Rebecca Gablé äusserst gelungen und bietet trotz grossem Umfang viel Kurzweil. Die bewährten Qualitäten wie die gekonnte Verknüpfung von Fiktion und historischen Tatsachen oder das Entwerfen äusserst lebendiger Charaktere findet man auch in diesem Buch. Als Stammleserin hatte ich genau das bekommen, was ich erwartet hatte und entsprechend war die Lektüre ein Genuss, der viel zu schnell vorbei war.
    Ein interessantes Thema, dem in «Hiobs Brüder» viel Platz eingeordnet wird, ist der Umgang mit behinderten Menschen im Mittelalter. Aberglaube und auch die Lehrmeinung der Kirche machten Behinderte zu gesellschaftlichen Aussenseitern, denen teilweise sogar abgesprochen wurde, eine Seele zu besitzen. Entsprechend wurden sie auch behandelt: ausgelacht, misshandelt oder auch gefürchtet, hatten Behinderte ein hartes Leben. Ausser, wenn sie auf Menschen stiessen, die in ihnen keine von Gott verstossenen Kreaturen sahen, so wie das in «Hiobs Brüder» auch den Protagonisten immer wieder passiert (das Gegenteil natürlich auch). Und auch eine andere Minderheit spielt eine grössere Rolle: die Juden. Im England des Hochmittelalters geduldet, aber nicht geliebt, hatten auch sie mit Vorurteilen zukämpfen und mussten öfter um ihre Sicherheit fürchten, wenn ein Mob ihnen wieder mal ein Verbrechen anhängen wollte.
    Diese interessanten Themen werden in die Geschichte eingebettet, wie Henry Plantagenet vom ungestümen Jugendlichen mit halbem Anspruch auf den englischen Thron tatsächlich König von England wird und damit den jahrelangen Bürgerkrieg zwischen den Anhängern von König Stephen (der auf dem Thron sitzt) und Kaiserin Maud (die gerne auf dem Thron sitzen würde und Henrys Mutter ist) beendet. Und mitten drin sind natürlich die eingangs erwähnten Männer, deren ganz eigene Lebensgeschichten in dem Roman auch noch Platz finden.


    Fazit:
    Einmal mehr ein toller historischer Schmöker, der schnell gelesen ist, weil das Zuklappen des Buches äusserst schwer fällt.


    8 von 10 Punkten


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ich habe das Buch schon Anfang Dezember zuende gelesen und danach gleich mit "Das zweite Königreich" von Gablé angefangen, weil ich so begeistert war (normalerweise lese ich selten zwei so dicke Bücher von dem selben Autor hintereinander, besonders wenn es kein zusammenhängender Mehrteiler ist).


    Ich finde die Grundidee, das Leben von behinderten Menschen im Mittelalter zu thematisieren, sehr interessant und gut umgesetzt. Die Autorin schafft es, historische Fakten zu übermitteln ohne dass das Ganze auch nur einen Moment trocken oder gar langweilig wirkt.


    Von den Charakteren mochte ich Simon am liebsten, dessen Entwicklung ich wirklich interessant fand. Aber auch die anderen wachsen einem schnell ans Herz, sogar oder vor allem Regy :zwinker:


    Manchmal kommt es dem Leser vielleicht so vor, als gäbe es ein wenig zu viele glückliche Zufälle für die Protagonisten und einige Probleme werden schnell und einfach gelöst, aber das fällt nicht weiter ins Gewicht, da die Autorin das geschickt löst, so dass es nicht negativ auffällt.



    5ratten

    SLW 2010:<br />Fremdsprachen-Liste: 1/5<br />Ein-Wort-Liste: 1/5

  • Huhu,


    so viele sehr gute Bewertungen *seufz* ... Mich konnte dieser Gablé leider nicht begeistern. Die Geschichte an sich fand ich zwar sehr interessant und manche Charaktere auch, aber die Umsetzung hat mich nicht überzeugt. Ich bin einfach nicht warm geworden mit den Helden, ich fand sie blaß und ausdrucklos. Die teilweise wirklich tollen Nebenfiguren konnten das nicht ausgleichen. Ich denke die Geschichte verzettelt sich in zu vielen Schauplatzen und Themen, da wäre diesmal m.E. weniger mehr gewesen.


    Das Buch war leider kein richtiger Pageturner für mich, wenn auch immer noch besser als viele andere aus dem Genre. Frau Gablé kann es einfach besser.


    Liebe Grüße - Inge

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~

  • Hier nun auch meine kurze Meinung zu diesem Buch:


    Nach fast einem Jahr endlich mal wieder einen Gablé-Roman zu lesen, war für mich zu vergleichen mit in-den-Urlaub-fahren. Ich war gespannt auf dieses Thema und darauf, wie sie es in dem knapp 900 Seiten starken Werk umsetzen würde.


    Wie immer bei Gablé fiel mir der Einstieg in die Geschichte recht einfach. Die Hauptfiguren sind von Beginn an interessant und vielschichtig beschrieben, sodass ich auch schnell einen Zugang zu ihnen fand. Auch wenn sich die Sympathien hier, im Gegensatz zu den vorigen Romanen, auf viele Personen verteilen, kommt doch niemand zu kurz. Ich empfand es sogar als angenehm, mich eben nicht über die 900 Seiten auf eine einzige Hauptperson konzentrieren zu müssen. Und so flogen die Seiten quasi dahin und ich tauchte tiefer und tiefer ein, so wie es bei einem Wohlfühlbuch einfach sein muss.


    Als Kritik kann ich sagen, dass Rebecca Gablé zwar wieder mal eine solide Geschichte liefert, mich aber nicht überraschen konnte. Ich mag es, wenn Autoren neben dem, was man als Leser von ihnen "erwartet", zusätzlich auch noch Neues mit einfließen lassen. Ansonsten fehlte mir im gleichbleibenden Strom der Ereignisse lediglich noch ein wenig mehr Spannung, um das Ganze runder zu machen. Natürlich werde ich auch die nächsten erscheinenden Romane von ihr lesen und mich dem Urlaubsgefühl voll hingeben.


    Fazit: Solide, unterhaltsam, kurzweilig auch wenn ein wenig Würze fehlt.


    4ratten



    Viele Grüße,
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Auf dieses Buch von Rebecca Gabléwar ich besonders neugierig, weil der Schwerpunkt endlich einmal mehr auf einem sozialen Thema lag als bei den königlichen Familien und ihren politischen und innerfamiliären Streitereien. Mit der Umsetzung bin ich nicht so ganz zufrieden, weil es im zweiten Teil doch wieder auf die gewohnte Schiene abrutschte und von der Aufarbeitung des Themas der sozialen Außenseiter zugunsten des übliches Kampf- und Königsgeplänkel umschwenkte.


    Einige Figuren boten ein großes Potenzial, das aber nicht ganz ausgeschöpft wurde. Gerade Losian wirkte unausgegoren. Manche Dinge fielen ihm so einfach in den Schoß, dass es mit der Zeit langweilig wurde. Sein persönlicher Hintergrund allein hätte ausgereicht, um das Buch zu füllen, aber viele Ereignisse wurden nur gestreift oder auf die Schnelle geklärt, was mich immer unzufrieden zurücklässt.


    Die Aufteilung der Hauptrolle auf zwei Personen hat mich nicht gestört, weil es sich gut in die Handlung eingefügt hat. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Gablé ist erzählerisch eine Klasse für sich. Wenn man sie einmal für sich entdeckt hat, kann man neue Bücher eigentlich unbesehen kaufen, weil sie ihrem Stil immer treu bleibt.


    4ratten

  • Da über den Inhalt hier schon genug geschrieben wurde, möchte ich darauf nur noch kurz eingehen.
    Die Geschichte führt ihre Protagonisten von einer kleinen Insel im Norden, durch England und einem Teil Frankreichs, durch politische Wirrungen und Machtspiele.


    Lange hatte ich mich auf den neuen Roman von Rebecca Gablé gefreut. Gestern habe ich ihn fertig gelesen und bin ein bisschen enttäuscht. Leider hat er mich nicht so sehr in seinen Bann gezogen wie seine Vorgänger.
    Ich schätze an Gablé-Romanen die Fülle an historischen Personen und die immer gut entwickelten Verbindungen zu ihren erfundenen Figuren. Bis diese Verwicklungen eintreten müssen erst gut 300 Seiten gelesen werden und selbst danach entwickelt es sich eher schleppend. Der "richtige" Gablé-Stil stellt sich erst im letzten Drittel des Romans ein. Dann kann man sich aber wirklich nicht mehr beschweren. Plötzlich nimmt die Handlung an Fahrt auf, wird unheimlich spannend und man kann das Buch nur schwer aus der Hand legen.
    Weiterer Kritikpunkt für mich ist Losian/Alan. Ich wurde leider nicht richtig mit ihm warm. Ich kann leider nicht beschreiben weshalb. Stellenweise mochte ich ihn sehr, stellenweise fand ich ihn unglaubwürdig und stellenweise ging er mir richtig auf die Nerven.
    Ebenso schwach fand ich am Schluss die "Auflösung" um King Edmund.


    Trotz dieser Kritikpunkten war das Buch wieder ein absolutes Lesevergnügen. Es liest sich flüssig ohne weiteres weg. Die Handlung wird niemals langweilig und es fällt schwer eine Pause einzulegen.
    Die Figuren waren allesamt sehr lebendig beschrieben und einige sind mir sehr ans Herz gewachsen. Einer meiner Lieblinge ist Regy. Die Szenen mit ihm sind unheimlich spannend und intensiv. Von ihm hätte ich gerne mehr noch gelesen, aber wie die Autorin im Nachwort schreibt, hält sie sich ja - trotz Schwäche für Regy - nicht so gerne in der Gesellschaft von Serienmördern auf :zwinker:
    Simon erinnert ein bisschen an Caedmon aus "Das zweite Königreich”. Beide mit körperlichen Gebrechen geschlagen, werden sie Berater von mächtigen Herrschern. Genauso ins Herz geschlossen wie Regy und Simon habe ich auch Godric und Wulfric, die siamesischen Zwillinge. Immer für einen Lacher gut und mit einer gehörigen Portion Galgenhumor ausgestattet gehen sie ihren Weg.


    Interessant aufgezeigt ist der Umgang der mittelalterlichen Gesellschaft in England und den Ausgestoßenen dieser Zeit. Die Kranken oder auch Juden, die von der Gesellschaft ausgeschlossen sind, aber trotzdem Mittel und Wege finden zu überleben und sogar sich gewisse Machtpositionen erarbeiten.


    Alles in allem hat mir “Hiobs Brüder” einige kurzweilige Lesestunden beschert, die ich auf keinen Fall missen möchte. Allerdings hat Rebecca Gablé bewiesen, dass sie es besser kann, deshalb vergebe ich


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hi,


    habe die Rezis gerade nur überflogen, weil ich noch mitten beim Lesen bin und ich Angst habe, dass ich doch irgendwie gespoilert werden könnte.
    Ich bin gerade noch am Anfang des Buches und kann sagen, dass es schon anders ist. Es gibt bisher nicht die Hauptfigur, um die sich die Geschichte dreht. Es scheinen sich im Moment zwei Hauptfiguren herauszukristallisieren. Bisher kann ich nicht wirklich beschreiben, was mir nicht so ganz an dem Buch gefällt, aber bisher fesselt es mich nicht so, wie die anderen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die richtige Geschichte jetzt erst so richtig anfängt und ich das Buch genießen werde.


    Edit:Ps: 25€ sind schon teuer, aber wenn ich sehe, dass mittlerweile einige Taschenbücher mit weniger Seiten auch schon 12€ kosten, geht der Preis sogar.

    Was wäre mein Leben ohne Bücher? Einfach nur leer. <br /><br />Zu viele Bücher, die ich lesen möchte und zu wenig Zeit, sie alle zu lesen.

  • Gerade habe ich "Hiobs Brüder" zu Ende gelesen.
    Von mir gibts für diesen weiteren äußert gelungenen historischen Roman von Rebecca Gablé


    5ratten :tipp:


    Vielleicht ist es auch schon zu lange her, daß ich die früheren Bücher von ihr gelesen habe, aber der Aussage "Sie kanns noch besser" kann ich nicht direkt zustimmen.
    Das Buch ist von vorne bis hinten spannend, mal wieder sehr gut recherchiert. Die Charaktere sind glaubhaft, die Handlung fesselnd. Selbst bei längerem Nachdenken, fällt mir nichts negatives ein, daß den Lesespaß in irgendeiner Weise gemindert hätte. Daher kann es nur die vollen 5 Ratten von mir geben.

  • Meine Meinung:


    Zuerst einmal: Ich bin nicht gerade ein Gable-Fan, dieses Buch hat mich aber vom Inhalt her sehr interessiert, also habe ich zugegriffen. Ich habe es nicht bereut!
    Es ist von Anfang an sehr spannend aufgebaut, gut gefallen hat mir auch die Unterteilung in die drei Teile. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, ebenso ist die Handlung logisch aufgebaut.
    Die historischen Details sind gut und detaillreich beschrieben, ohne langatmig zu werden.
    Das Interessanteste des Buches ist aber definitiv das Thema Behinderung, Krankheit und Abnormalitäten im Mittelalter, was sehr schön in eine Geschichte eingebettet wurde.
    Gestört hat mich dabei, die ein oder andere Vorhersehbarkeit und die Zufälle, die die Protagonisten erleben. Wenn sie es bedurften, tauchte irgendeine Person auf, die ihre Gebrechen kannten, weil der Schwager, der Nachbar, der Cousin,... genau dieses Leiden ebenfalls hatte.


    Nichtsestotrotz, ein thematisch etwas anderer historischer Roman, dem ich


    4ratten


    gebe

  • Gablè ist meine Lieblingsautorin. Seit 'Das Lächeln der Fortuna' bin ich ihren Büchern verfallen.


    Aber leider, leider, hat Hiobs-Brüder mich nicht so überzeugen können, wie die Vorgänger. Mag daran liegen, dass 'Das Spiel der Könige' einfach genial war und meine Messlatte entsprechend hoch lag.
    Ich kam bei dem Roman nicht umhin, Losian im Hinterkopf immer wieder mit Caedmon zu vergleichen, er schnitt denkbar schlecht ab. Ich fand die Personen in diesem Roman nicht so gelungen. Was wie immer top war, ist natürlich Gablès Recherche und ihr Schreibstil. Daran gibt es nichts zu meckern und das macht auch ihr 'schlechtestes' Buch besser als sehr viele andere.

  • Ich habe das Buch angefangen aber irgendwie wieder weg gelegt. Es ist erst mein zweiter Gablé, aber das Thema finde ich sehr interessant.
    Leider subt sehr viel bei mir.

    Hinter den Wolken ist der Himmel blau.

  • Hm, eigentlich habe ich nicht viel Neues zu sagen, aber da das Buch auf meiner SUB-Wettbewerbsliste steht, werde ich mal kurz in den allgemeinen Tenor miteinstimmen. Im Großen und Ganzen geht es mir wie den meisten hier: ein guter Gablé, den ich in kürzester Zeit verschlungen habe, aber das I-Tüpfelchen fehlt einfach. Die Grundidee gefällt mir sehr gut, eine Gruppe Ausgestoßener, die sich mühsam ihren Weg zurück in die Welt bahnen müssen, anstatt eines "Helden" ist einfach mal was anderes. Die verschiedenen Gebrechen, im Mittelalter nun wirklich ein Problem, werden sehr gut beschrieben und bringen einem die Figuren näher, vor allem Oswald und Simon, aber auch Edmund. Bei Losian hingegen spüre ich immer eine gewisse Distanz beim Lesen und der Gedächtnisschwund trägt weiter zu dieser Distanz bei. Hinzu kommt Regy, der mit seiner abgrundtiefen Schlechtigkeit abstoßend ist, aber durch seine Art auch mit die interessanteste Figur im Buch ist.


    Insgesamt ergibt sich eine etwas merkwürdige Mischung: Oswald, Simon und Edmund sind mir sympathisch und ans Herz gewachsen, tragen die Geschichte aber nicht wirklich. Losian trägt am meisten zur Handlung bei, ist aber dem Leser unzugänglich. Mit seinen guten und schlechten Seiten und seiner Geschichte müsste er eigentlich interessant sein, aber er kommt bei mir nicht an. Regy hingegen ist interessant, aber wiederrum nur Nebenfigur. Diese Konstellation ist insgesamt etwas unglücklich und führt dazu, dass das Buch einfach nicht ganz rund rüberkommt. Die Autorin hätte noch mehr daraus machen können und dieses Wissen hinterlässt eine gewisse Unzufriedenheit. Nicht Fisch, nicht Fleisch, und irgendwie trotzdem lecker.


    4ratten

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Vor vielen Jahren las ich Gablés Roman "Das zweite Königreich", das zur Zeit Wilhelms des Eroberers spielte und dessen Leben mit dem des Protagonisten Cadmon verknüpfte.


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    Dieser Roman ist - wie bei der Waringham-Reihe - eine lose Fortsetzung und spielt drei Generationen - ab 1147 - später auch auf dem Sitz Caedmons - Helmsby. Sein Urenkel Alan hat das Gedächtnis verloren und findet sich mit anderen "Verrückten" auf einer Insel weggesperrt. Bei einer Flutkatastrophe entkommen sie ihrem Gefängnis und begeben sich auf Wanderschaft, die sie nach ca. 250 Seiten nach Helmsby führt. Die Weggefährten setzen sich aus Losian - wie Alan zunächst aufgrund seines Gedächtnisverlustes heißt, einem Serienkiller, der am Halsring angekettet mitgeführt wird, einem siamesischen Zwillingspaar, einem angelsächsischen Bauern mit einer "Schlange" im Buch, einem jungen Mann mit Down-Syndrom und einem anderen mit epileptischen Anfällen zusammen. Gablé schildert interessant und glaubwürdig, wie diese besonderen Menschen im Mittelalter wahrgenommen wurden. Auch sonst gefällt mir der Roman gut, wie immer ist die Autorin sorgfältig beim Recherchieren vorgegangen und schreibt spannend und dennoch detailreich.

  • Nun bin ich durch! Der Roman ist sehr spannend, und da ich ein paar Tage frei hatte, bin ich schnell durchgerutscht.


    Inhalt:


    Auf einer Insel vor der Nordostküste Englands sind in der Mitte des 12. Jahrhunderts einige Menschen gefangen, die psychische oder physische "Defekte" haben und daher nach der damaligen Vorstellung als besessen gelten.
    Nach einer Sturmflut können sie fliehen und wandern nach Süden, auf der Suche nach ihrer jeweiligen Heimat.
    Es bildet sich eine verschworene Gemeinschaft, die durch einige Schicksalsschläge noch näher zusammenrückt.
    Schließlich werden sie in den Bürgerkrieg zwischen König Stephen und Kaiserin Matilda verwickelt und lernen Matildas Sohn Henry (II.) kennen, der seinen Thronanspruch durchsetzen will



    Meine Meinung


    Rebecca Gablé recherchiert wie immer gut und begründet in ihrem Nachwort, welche historischen Tatsachen hinter ihrer bunten und spannenden Story stecken. Natürlich ist einiges arg konstruiert, damit die richtigen Personen aufeinander treffen und auch die Fähigkeiten des Hauptprotagonsiten Losian/Alan sind ein wenig zu groß. Nach drei Jahren ohne Training hat er immer noch so einen Waschbrettbauch, dass er Schläge dorthin kaum spürt :breitgrins:. Und natürlich denken die Personen viel zu "modern" für die damalige Zeit. Dennoch: Spannende Unterhaltung mit Mehrwert!

  • Ich sehe schon, nicht nur ich bin nicht so schnell in die Geschichte gekommen wie sonst.

    Nach einigen anderen Büchern von Rebecca Gablé muss man sich hier zunächst an ein etwas anderes Konzept gewöhnen.

    Der Beginn an einem völlig unerwartetem Ort sowie die Perspektivenwechsel kommen somit für „alte Gablé-Hasen“ überraschend und letzteres führte dazu, dass ich mich nur bedingt in die Charaktere einfühlen konnte.


    Das Einweben heikler Themen – z. B. der Antisemitismus, die Käuflichkeit des Klerus, der Umgang mit Menschen, die durch physische oder psychische Merkmale auf das Wohlwollen ihrer Umgebung angewiesen waren – geschieht wie nebenbei und funktioniert hier außerordentlich gut. Davon hätte ich gerne noch mehr gelesen.

    Ebenso ist das Aufgreifen von Geschehnissen aus dem vorigen Teil sehr willkommen. Ob Personen, Orte oder Handlungen, an die erinnert werden. All das lässt die Geschichte ein Stück weit authentischer erscheinen.


    Trotz teils verwirrender Beziehungen und Zugehörigen der Charaktere und zwei etwas langatmigen Stellen ist das Buch in seiner Gesamtheit spannend und aufregend. Trotz, oder vielleicht gerade wegen, der vielen Unglücke, Intrigen und Feindschaften. Und dennoch fehlt mir jedes Mal ein Stück das Alltags, des Lebens der Bauern und auf der Burg, ohne das eine neue Hiobsbotschaft über die Anwesenden hereinbricht. Denn meist hat man kaum Zeit zum Durchatmen.


    All das ist Jammern auf hohem Niveau – im Vergleich zu ihren anderen Büchern, die in der Umgebung spielen, ist man mehr gewohnt, und doch ist Rebecca Gablé eine Klasse für sich.


    4ratten

    Wie nicht anders zu erwarten war, hat sich der Verlag wieder unheimlich viel Mühe mit der Gestaltung des Romans gegeben. Die Illustrationen passen perfekt zur Handlung, das Nachwort ist ausführlich und hat all die Fragen beantwortet, die ich mir beim Lesen gestellt habe. Im Einband des Buches befindet sich eine Karte, ein Personenverzeichnis der historischen Persönlichkeiten sucht man ebenfalls nicht vergeblich. Die Umschlaggestaltung finde ich zwar wunderschön, aber ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich es sehr schade finde, dass der Buchrücken nicht zu den anderen Romanen der Autorin passt.

    Das unterschreibe ich komplett!

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing