Tanja Kinkel - Die Puppenspieler

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    Inhalt
    Richard Artzt muss mit 12 Jahren dabei zusehen, wie seine Mutter der Hexerei angeklagt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Diese Ereignisse werden ihn sein Leben lang verfolgen und er schwört Rache an dem Initiator der Anklage, Heinrich Institoris. Doch vorerst muss er nach Augsburg, wo ihn seine Tante Sybille und deren Mann Jakob Fugger aufnehmen. Jakob entdeckt schnell Richards Intelligenz und Kombinationsgabe ... er bildet ihn zum Kaufmann aus und schickt ihn nach Florenz und Rom. Dort steckt Richard bald mitten im Kampf um die Macht über Florenz, verliebt sich das erste Mal und schließt Freundschaft mit dem Mönch Mario. Doch seine Mutter vergisst er nie und schon bald bietet sich ihm die Chance zur Rache ...


    Meine Meinung
    Ich bin begeistert!! :laola:
    Ich habe schon lange keinen historischen Roman mehr gelesen, der mich so gefesselt hat. Trotz vieler politischer Wirren und noch mehr ausländischer Namen und Personen gelingt es Tanja Kinkel, die Spannung zu halten und den Leser sicher durch die beginnende Neuzeit zu führen.
    Die Charaktere sind meiner Meinung nach authentisch und fügen sich wunderbar in den Plott ein. Man trifft auf einige "Berühmheiten" (Jakob Fugger, Columbus, die Medici, ...) und eigentlich so ziemlich jeder Stand ist durch eine Person vertreten (Mönche, Kaufleute, Zigeuner, ...). Richard, die Hauptperson, schließt man schnell in sein Herz. Manchmal ist seine abweisende und verschlossene Art zwar etwas störend, aber letztendlich auch verständlich.
    Meine Lieblingsfigur war übrigens ... hm, das kann ich jetzt gar nicht so genau sagen. Jede Figur hat ihren ganz eigenen Charakter, Ecken und Kanten. Einige Figuren sind komplett schwarz-weiß gezeichnet, bei anderen wiederrum weiß man bis zum Schluss nicht so recht, auf welche Seite sie gehören.
    Letztendlich ist für den begeisterten Historische-Romane-Leser alles dabei: Hexen- und Judenverfolgung, Ausgrenzung Fremder und Misstrauen gegenüber Zigeunern, Konflikte zwischen der Kirche und der weltlichen Macht, Intrigen, Vendetta, Aberglaube, ... aber auch Aufbruch in eine neue Zeit, Liebe, Freundschaft und die Neugier auf Wissen.
    Naja, letztendlich kann man nie hinreichend ausdrücken, warum einem ein Buch so gefallen hat ... ich bin auf jeden Fall in der Schönheit des mittelalterlichen Florenz´ versunken und erst auf der letzten Seite wieder aufgetaucht.


    5ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

  • *Hach* - das klingt auch wieder so toll!! Somit wird es ein ordentliches Stückchen höher auf meinem SuB rücken, denn von Tanja Kinkel hab ich schon mal ein Buch gelesen, das mir sehr gut gefallen hat!
    Danke für die Rezi!!


    LG
    Liandra

    :leserin:<br />Anonymus - Das wahre Bildnis des Dorian Gray<br />:leserin:<br />Kevin Leman - Geschwisterkonstellationen<br />:leserin:

  • :klatschen: Ich freue mich immer, wenn ich Büchern zu einer höheren Stellung im SuB verhelfen kann! :breitgrins:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Hui, so ein tolles Buch und doch so wenig Meinungen?


    Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass Die Puppenspieler ein sehr lebendiger und spannungsgeladener Historischer Roman für mich darstellte. Dramatisch durch seine Handlung rund um die Inquisition und die daraus resultierende angestrebte Rache des jungen Richard Artzt, aber auch äußerst interessant durch die Anbindung und das Einbringen der damaligen Handelsbeziehungen des Jakob Fugger.
    Überhaupt traf man hier so mache prominente Person der Geschichte an, was diesem Buch zusätzlich noch ein wenig Würze verlieh.
    Ein historischer Roman zum Mitfiebern, voller Ängste und Hoffnungen. Malerisch wie düster eingebettet in eine bewegte Zeit voller Armut und Macht. Wunderbar geschrieben und mit authentischen Charakteren, die so unterschiedlich waren wie die Zeit in der sie lebten...


    Es war mein erstes Buch von Tanja Kinkel und es konnte mich so weit begeistern, dass es nicht mein letztes von ihr blieb. Allerdings haben es für mich dann nur noch Die Schatten von La Rochelle geschafft, hier mitzuhalten.


    Ein Buch, welches ich schon sehr oft und gerne weiterempfohlen habe.


    5ratten


    Liebe Grüßle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Inhalt: 1484 muß der 12jährige Richard Artzt, Sohn eines schwäbischen Kaufmanns und einer Sarazenin, miterleben, wie seine Mutter als Hexe verbrannt wird. Enttäuscht ist er in diesem Zusammenhang auch und vor allem von der Haltung des Abtes und der Mönche des Klosters, in dem er die Schule besucht, da diese dem Inquisitor nicht entgegengetreten sind. Dies prägt sein weiteres Verhältnis zur Kirche entscheidend. Im Kloster ist man daher auch recht froh, daß Richards Tante, die mit Jakob Fugger verheiratet ist, den Jungen zu sich nach Augsburg kommen läßt. Im Stammhaus der Fugger kann Richard seine vielen Talente entwickeln, da Jakob die Perspektiven erkennt, die sich ihm mit Richard bieten und ihn fördern läßt. Beizeiten schickt er Richard nach Florenz, wo eine neue Faktorei eröffnet wird. Auf dem Weg dorthin rettet Richard das Zigeunermädchen Saviya, die in seinem Leben noch manches Mal eine Rolle spielen wird. In Florenz lernt Richard im Hause der Medici nicht nur bedeutende Denker kennen, sondern vor allem auch den Augustinermönch Mario, mit dem ihn schon bald tiefe Freundschaft verbindet. Als Richard auch noch ein Komplott gegen Lorenzo de Medici aufdecken und diesem das Leben retten kann, ist seine Stellung in Florenz besser denn je. Der Tod seines Großvaters und das damit verbundene Erbe rufen Richard vorübergehend nach Augsburg zurück, bevor Jakob ihn für das Unternehmen nach Rom schickt. Ein Wechsel auf dem Papstthron und die damit einhergehenden Machtverschiebungen bringen auch Richard in Gefahr.



    Meine Meinung: Um es gleich vorweg zu sagen: Es war besser als vieles, was unter dem Etikett des „historischen Romans“ auf den Markt geworfen wird, vor allem da es keine typische Starke-Frau-setzt-sich-in-Männerdomäne-durch-Geschichte war. Tanja Kinkel hat sich in der Chronologie ein paar Freiheiten genommen, die in einem kurzen Nachwort erläutert werden, und damit kann ich dann gut leben, dafür ist es schließlich ein Roman und keine geschichtswissenschaftliche Abhandlung. Und es war auch insgesamt durchaus nett und flüssig zu lesen.


    Aber insgesamt wurde mir hier entschieden zuviel Prominenz aufgefahren, die Richard persönlich kennenlernt: die Fuggers, Maximilian, diverse Medici, Borgia, Sforza und Orsini, den Eiferer Savonarola - man setze die Liste nach Gutdünken mit weiteren Prominenten der Zeit fort. Ein *paar* weniger hätten es vielleicht auch getan. Auch war mir Richard alles in allem ein bißchen zu perfekt: spricht mehrere Sprachen fließend und lernt mal eben neue dazu, kann zeichnen, ist ein begnadeter Goldschmied, hat Kaufmannsqualitäten, ist dazu noch furchtbar edel in der Gesinnung (seine Anwandlungen von Borniertheit mindern das nur wenig) ... nur ein begabter Kämpfer ist er nicht, das wäre dann wohl doch zuviel des Guten gewesen.


    Dafür kann Saviya dann mit echter Weissagungsgabe aufwarten, so etwas kann ich Fantasy-Romanen bei Zauberern ganz gut ab, aber keinesfalls in historischen Romanen. Und die Parallelen und Verbindungen in den jeweiligen Biographien waren mir dann auch um einiges zu dick aufgetragen. Die interessanteste Person war für mich Mario mit seinen Zweifeln, an sich und an seiner Kirche, und seiner spöttischen Art, die mich oft hat schmunzeln lassen. Daher kann ich zwar aus dramaturgischen Gründen mit dem Ende leben, aber gefallen hat's mir trotzdem nicht. Jeder andere an seiner Stelle wäre mir lieber gewesen, aber man kann nicht alles haben. Insgesamt also zwar ganz nett, aber wohl nichts, was mir dauerhaft in besonderer Erinnerung bleiben wird.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Ich habe da Buch im Rahmen einer LR hier mal gelesen
    Mich hat es ja leider nicht vom Hocker gerissen, wie man hier
    nach lesen kann

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Wow, Aldawen... 3 Ratten von Dir für einen historischen Roman. Damit hätte ich nicht gerechnet. Das ist ja eine Riesenauszeichnung :breitgrins:


    Ich habe das Buch vor fast 10 Jahren gelesen und kann mich kaum erinnern - ich weiß nur noch, dass es einer der ersten historischen Romane war, die ich gelesen habe ("Der Medicus" von Noa Gordon war der erste) und ich es richtig klasse fand. Meine "Rezension" von damals besteht allerdings nur aus zwei Sätzen (nicht sehr hilfreich, mich zu erinnern :rollen:). Vielleicht sollte ich es mal wieder lesen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Wow, Aldawen... 3 Ratten von Dir für einen historischen Roman. Damit hätte ich nicht gerechnet. Das ist ja eine Riesenauszeichnung :breitgrins:


    Ich habe neulich sogar einen mit 4,5 Ratten bewertet, der sogar nur ganz knapp an den 5 Ratten vorbeigeschrammt ist. Aber der spielte zugegebenermaßen in einer ganz anderen Liga :zwinker:

  • Ich habe den Roman "Die Puppenspieler" vor 26 Jahren zum ersten Mal gelesen und konnte mich erinnern, dass ich damals völlig gefesselt davon war und deshalb gespannt weitergelesen habe. Dieser Effekt hat sich beim Re-Read leider nicht eingestellt, die knapp 700 Seiten des Romans haben mich einige Wochen beschäftigt, und das lag nicht daran, dass ich mich noch an die Handlung erinnert hätte und dieser daher nicht mehr spannend gewesen wäre, sondern eher an den Figuren.


    Dieses Phänomen hat mich gerade bei Tanja Kinkels Romanen über die Jahre immer wieder erwischt: Die Figuren bleiben mir einfach fremd, erscheinen distanziert, sodass auch eine spannende, gut konstruierte Handlung nicht ausreicht, mich wirklich mitfiebern zu lassen. Offenbar war dies einfacher, als ich jünger war, jetzt stört mich sowas durchaus. Die Autorin schafft es zwar, sehr überzeugend eine komplexe Geschichte des ausgehenden Mittelalters am Übergang zur Neuzeit zu erzählen, und scheint dafür auch fleißig recherchiert zu haben, aber durch die fehlende Nähe zu den Figuren erscheint letztlich auch der ganze Roman etwas steril und akademisch, nicht aber wirklich mitreißend.


    Auch wenn ich die Begeisterung der ersten Lektüre beim Re-Read nicht zurückholen konnte, bleibt "Die Puppenspieler" aber ein gut recherchierter historischer Roman mit überzeugender Handlung, auch wenn die Figuren etwas distanziert erscheinen.


    4ratten

  • Ich habe das Buch gerade im Regal gesucht; war der Meinung, dass ich es extra angeschafft hatte, weil es mir vor - hmn... - ca. 15 Jahren auch so ging wie Dir, Juva : Es hat mich sehr begeistert und beeindruckt (tja, die Familie Fugger ^^ ) Ich fand Deine Eindrücke sehr interessant zu lesen, da ich immer vor einem re-read zurückgeschreckt bin:

    Die Frage ist wirklich, ob man den Eindruck, den ein Buch hinterlässt, das einem so sehr gefallen hat, noch toppen kann. Da bin ich mir mehr als unsicher - und mache es daher wohl nicht, den gleichen Roman ein zweites Mal zu lesen... Und dennoch bleibt mir dies ein wenig.... rätselhaft (dass die gleiche Begeisterung wie 'beim ersten Mal' nicht mehr spürbar ist....)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Die Figuren bleiben mir einfach fremd, erscheinen distanziert, sodass auch eine spannende, gut konstruierte Handlung nicht ausreicht, mich wirklich mitfiebern zu lassen.

    aber durch die fehlende Nähe zu den Figuren erscheint letztlich auch der ganze Roman etwas steril und akademisch, nicht aber wirklich mitreißend.

    Du fasst sehr schön in Worte, was ich neulich bei "Die Schatten von La Rochelle" nicht so richtig formuliert bekommen habe. Genau so habe ich das Buch empfunden - wobei es mir nicht mit allen Romanen von Kinkel so ging, es gab auch andere, bei denen ich die Figuren "runder" fand.


    Sagota: doch, es gab auch Bücher, die mich beim zweiten Lesen genauso begeistern konnten wie beim ersten Mal. Von Büchern, die ich vor sehr langer Zeit sehr mochte, lasse ich inzwischen aber auch lieber die Finger, um sie mir nicht zu entzaubern.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich finde auch, dass das nicht bei allen Romanen von Tanja Kinkel so ist, aber bei "Die Schatten von La Rochelle" hatte ich diesen Eindruck sogar bei der ersten Lektüre vor über 20 Jahren schon. Im Gegensatz dazu hat mir beispielsweise der "Venuswurf" auch beim Re-Read ausgesprochen gut gefallen.

    Die Frage ist wirklich, ob man den Eindruck, den ein Buch hinterlässt, das einem so sehr gefallen hat, noch toppen kann. Da bin ich mir mehr als unsicher - und mache es daher wohl nicht, den gleichen Roman ein zweites Mal zu lesen... Und dennoch bleibt mir dies ein wenig.... rätselhaft (dass die gleiche Begeisterung wie 'beim ersten Mal' nicht mehr spürbar ist....)

    Ich bin nicht mal enttäuscht, dass die Begeisterung nicht mehr so sehr da ist, weil ich diesen Effekt sehr gut erklärbar finde: Es ist einfach ein großer Unterschied, ob man einen Roman mit 19 Jahren liest (und im Fall von "Die Puppenspieler" auch noch relativ kurz nach einer Reise nach Florenz, die in diesem jungen Alter einen großen Eindruck hinterlassen hat) oder mit 45 Jahren - mit all der Lebens- und Literaturerfahrung, die man dann zusätzlich erworben hat. Eigentlich wäre es da eher komisch, wenn der Eindruck vom Roman unverändert wäre. ;)

  • Sagota

    Ich finde es tatsächlich total spannend einen Roman wieder zu lesen. Eben gerade weil eine neue Perspektive einen neuen Blick auf ein geliebtes Buch zulässt. Manchmal überrascht das dann auch oder ich finde plötzlich andere Dinge gut, als früher. Und wenn man ein Buch schon kennt, kann man sich auch auf ganz andres konzentrieren. Das kann sehr spannen sein weil man eben ganz andre Dinge entdecken kann.

  • Ich finde auch, dass das nicht bei allen Romanen von Tanja Kinkel so ist, aber bei "Die Schatten von La Rochelle" hatte ich diesen Eindruck sogar bei der ersten Lektüre vor über 20 Jahren schon.

    Ich bin vor langer Zeit (dürfte auch so 20-25 Jahre her sein) komplett daran gescheitert, damals hat es mich überhaupt nicht abgeholt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich bin nicht mal enttäuscht, dass die Begeisterung nicht mehr so sehr da ist, weil ich diesen Effekt sehr gut erklärbar finde: Es ist einfach ein großer Unterschied, ob man einen Roman mit 19 Jahren liest (und im Fall von "Die Puppenspieler" auch noch relativ kurz nach einer Reise nach Florenz, die in diesem jungen Alter einen großen Eindruck hinterlassen hat) oder mit 45 Jahren - mit all der Lebens- und Literaturerfahrung, die man dann zusätzlich erworben hat. Eigentlich wäre es da eher komisch, wenn der Eindruck vom Roman unverändert wäre. ;)

    Das kann ich sehr gut nachempfinden - ganz ähnlich sehe ich das auch. Und die Lebensumstände bzw. auch das Alter, die Literaturerfahrung spielen auch eine große Rolle.


    Oja - Firenze hinterlässt in jedem Lebensalter einen unbeschreiblichen Eindruck: Tolle Stadt!! :herz: Ich war zwar keine 19 mehr, aber Anfang 20, als wir einige Tage dort waren: Der Garten der Medicis ist mir bis heute in Erinnerung und ich lese ohnehin gerne Bücher, die dort verortet sind, wo ich schon gewesen bin - oder noch hin möchte :zwinker:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)