Odysseas Elytis – Maria Nepheli

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    Klappentext: »Maria Nepheli: Schon durch die sinngebende Benennung suggeriert Elytis einiges mehr als die Gestalt selbst: Maria, Muttergottes, im Griechischen Urname der Frau, gleichsam Liebe, Reinheit und Heiligkeit, aber auch Passion andeutend. Und Nepheli, Wolke: unfaßbar, entfernt, sich verändernd, die Transparenz des Lichtes verhindernd, trüb.«
    Das Poem ist »eine Art Gespräch zwischen einer jungen Frau und einem Mann, der sich als Dichter offenbart – ein „szenisches Gedicht“. Den Impuls für die Gestaltung der Figur von Maria Nepheli hat für Elytis eines jener Mädchen gegeben, die wie in anderen Hauptstädten der Welt auch in Athen durch ihr Aussehen und ihre Verhaltensweise Auflehnung und tieferes Wissen manifestieren wollten. Maria Nepheli ist der Prototyp der jeweils jungen Generation, die in kulturrevolutionärem Zorn das Etablierte verneint.
    Odysseas Elytis hat die vielberufene Kluft zwischen den Generationen nicht als gegeben anerkannt: „Vielleicht existiert der Abstand zwischen den Generationen nur scheinbar ... vielleicht ist es nur eine Frage der Ausdrucksmittel“.« - Danae Coulmas



    Dieser Klappentext ist eine Kurzfassung des zehnseitigen Nachworts, das gleichfalls von Danae Coulmas stammt. Und während ich dieser Zusammenfassung wenigstens noch folgen kann, galt das für das Nachwort in Gänze schon nicht mehr, geschweige denn, daß ich von dort einen solchen Bezug zum Text hätte herstellen können, daß ich nun wüßte, was Elytis mir sagen will. Es gibt in Maria Nepheli viele Anspielungen auf antike und christliche Texte, die ich – wahrscheinlich nicht alle, aber zu beträchtlichen Teilen – identifizieren konnte, das hilft mir aber für das Textverständnis auch nicht weiter. So bleibt mir also nicht viel mehr, als auch dieses Büchlein unter „Erfahrung, auf die ich auch hätte verzichten können“ zu verbuchen.


    1ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • So bleibt mir also nicht viel mehr, als auch dieses Büchlein unter „Erfahrung, auf die ich auch hätte verzichten können“ zu verbuchen.


    So geht es mir im Wesentlichen auch. Zwar habe ich anfangs noch hochmotiviert versucht, Andeutungen zu entschlüsseln, die wirklich zahlreich vorkommen, aber auch für mich ergaben diese Versatzstücke keinen übergreifenden Sinn. Anfangs habe ich gelungene Sprachbilder noch genießen können, doch je weiter ich las, desto ermüdender wurde es, dementsprechend hatte ich gegen Ende kein Auge mehr dafür. Meine Geduld, weniger zugängliche Stellen zu entschlüsseln bzw. wirken zu lassen, war aufgebraucht, bevor das Büchlein beendet war.


    Das Zwiegespräch zwischen María Nephéli und "der Gegenstimme", sprich dem Dichter, ist in drei größere Einheiten unterteilt. Im ersten Teil "Die Gegenwart" kristallisiert sich heraus, dass der alternde, weitgereiste Dichter in der jungen Frau eine Muse gefunden hat. María Nephéli, offenbar eine Schönheit, genießt die Freiheit der neu erwachten Intellektuellenszene und ist leicht zu beeindrucken. Angesichts der Entstehungszeit in den 60er und 70er Jahren und den Orten, Paris und Athen, kann man zwischen all den christlichen und antiken Anspielungen, mit denen Elýtis auftrumpft, auch "Lokalkollorit" der griechischen Kulturszene nach der Militärdiktatur entdecken.
    "Das Lied der María Nephéli", der zweite Teil, hat eine andere Grundstimmung. Die positive Aufbruchstimmung schlägt um in übelgelaunte Angriffe auf die moderne Gesellschaft. Es klingt das typische "früher war alles besser" durch, und mit früher meint Elýtis mindestens die Antike. Die Konstruktionen der Texte, aber auch die Anspielungen werden komplexer, also für mich noch schwieriger nachvollziehbar. Interessant fand ich in diesem Part besonders die Bezüge auf surrealistische Künstler, die in der Regel sowohl schriftstellerisch als auch in der bildenden Kunst tätig waren. Im Kontrast dazu wird die italienische Renaissance negativ konnotiert ebenfalls erwähnt, und das, obwohl darin ein Lob der Antike zum Ausdruck kam. Zum dritten Teil, "Das Lied des Dichters", fällt mir rückblickend am wenigstens ein. Die Grundstimmung ist ähnlich wie im zweiten Part sehr negativ, doch häufen sich politische Anspielungen.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

    Einmal editiert, zuletzt von Breña ()

  • Na, Du hast zumindest aus diesem Wirrwarr noch mehr herauslesen können als ich, denn die Bezüge auf surrealistische Künstler sind wohl völlig an mir vorbeigegangen. Und neuere griechische Geschichte ist dann auch nicht gerade ein solches Steckenpferd von mir, daß ich entsprechende Anspielungen bemerken würde. Aber deshalb lese ich es ganz sicher trotzdem nicht noch einmal ... :zwinker:


  • Aber deshalb lese ich es ganz sicher trotzdem nicht noch einmal ... :zwinker:


    Verstehe ich gar nicht. :zwinker: Und nur weil ich den einen oder anderen Bezug zuordnen konnte, ist das auch für mich kein Grund, weiteres von Elýtis zu lesen, denn ein Vergnügen war es ganz sicher nicht.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich habe, als er damals, als Elytis den Nobelpreis bekam, das eine und das andere von ihm gelesen (dieses hier allerdings nicht). Ich mochte ihn eigentlich in seinen Liebesgedichten sehr. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)