Paulus Hochgatterer - Wildwasser

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    Es ist ein heißer Sommertag irgendwann in den Neunzigern. Jakob ist gerade sechzehn geworden und nicht gerade ein Sonnenschein. Seit sein Vater verschwunden ist, fühlt er sich in seiner eigenen Familie als Außenseiter. Seine vierzehnjährige Schwester und seine Mutter sitzen mit Campari am Balkon und stecken die Köpfe zusammen – Mädchenkram. Er ist dabei nicht erwünscht.


    Jakob packt seine Sachen, nimmt sich etwas Geld aus der Lade seiner Mutter und besteigt sein Fahrrad. Als Proviant hat er ein wenig Spezialgewürz, wie sein Freund den Mix aus verschiedenen Tablettenpulvern nennt und eine Österreichkarte.


    Sein Weg führt ihn Richtung Weyer. Ein ziemlich weiter Weg von Wien aus, doch Jakob ist davon überzeugt, dass er es schaffen wird. Er ist getrieben von der Frage, was seinem Vater passiert ist, als er damals während einer Wildwasser Tour mit dem Kanu verschwand. Die Sonne, die erbarmungslos vom Himmel brennt, ist nur eins seiner Probleme. Als er Rast macht, wird ihm sein teurer Fahrradsattel gestohlen.


    Zuerst fährt Jakob ohne Sattel weiter, dann klaut er sich einen billigen von einem anderen Fahrrad. Der Sattel ist hart, die Sonne brennt noch immer vom Himmel, sein Körper beginnt zu streiken. Doch ein bisschen Spezialgewürz und schon geht’s weiter. Bis es eben nicht mehr weiter geht.


    Jakob schleppt seinen geschundenen und mittlerweile protestierenden Körper unter eine Weide, um sich auszuruhen. Er wird dort von einem katholischen Priester gefunden, der nicht viele Fragen stellt und ihn einfach mit zu sich und seiner Mutter nimmt. Die beiden pflegen nicht nur ihn gesund, sondern haben auch ein autistisches Mädchen namens Judith in ihrer Obhut. Schnell fasst Jakob Vertrauen und Zuneigung zu dieser seltsamen Familie. Er weiß, dass auch der Pfarrer jemanden im Wasser verloren hat.


    Gemeinsam mit ihm und Judith stellt sich Jakob schließlich den Dämonen seiner Kindheit und schafft es, sich von seinem Vater zu verabschieden. Auch der Pfarrer findet seine innere Ruhe.


    Die Geschichte von Jakob ist eine berührende. Der Junge fühlt sich daheim ungeliebt, also macht er sich auf die Suche. Was er dabei findet, ist aber mehr als nur die Unglücksstelle seines Vaters, sondern auch Freunde und Zuneigung. Spannend und mit subtilem Humor.


    „Wildwasser“ war die erste Geschichte von Paulus Hochgatterer, die ich gelesen habe, obwohl er aus meiner Heimatstadt stammt. Da mich das Buch überzeugt hat, folgen sicher noch weitere. In seiner Art erinnert Jakob ein wenig an die Außenseiter von Vonneguts „Zielwasser“ oder ein bisschen an Holden Caulfield aus J. D. Salingers „Der Fänger im Roggen“, wenn man Anithelden mag, dann ist man mit der kurzen Erzählung „Wildwasser“ gut bedient!
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    Taschenbuch: 128 Seiten
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Juli 2009)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3423211512
    ISBN-13: 978-3423211512



    4ratten

  • Die Geschichte handelt von einem sechzehnjährigen Jungen namens Jakob Schmalfuss, der mit seiner Mutter und seiner Schwester, Franziska, und einem Kater zusammen in Wien. Sein Vater ist von einer Kajakfahrt im letzten Jahr nicht zurückgekehrt. Man hat einen leeren Sarg beerdigt. Einzig das Paddel wurde aufgefunden und ist nun in Jakobs Besitz, der mit dem Vater öfter Fahrten unternommen hat.
    Während Mutter und Tochter sich über Frauenthemen sprechen, verfolgt Jakob ein Autorennen und beschließt sich auf den Weg zu machen, zu der Stelle, an der sein Vater verunglückt ist. Ausgerüstet mit etwas Geld, dem Paddel und einer Straßenkarte macht er als erstes am Bahnhof von Hütteldorf Halt, wo er auch trotz intensivsten Drängens nicht bereit ist das Paddel seines Vaters zu verkaufen. Von dort aus sucht er einen Freund auf, der ihn ein Pülverchen mixt aus Beruhigungs- und Schmerzmitteln, das ihn gegen die Schmerzen im Knie helfen soll.
    Zugedröhnt landet er schließlich bei einem Kaplan, dessen Mutter und einem behinderten Mädchen.



    Jakob ist ein Jugendlicher, der sehr markenorientiert ist und so erhält man eine Aufzählung von Produkten, die zur Entstehungszeit des Buches in diesem Kundenkreis angesagt waren. Dass er sich ausgeschlossen fühlte aus der Kleinfamilie Mutter-Tochter konnte ich gut nachvollziehen. Sein Vater war seine Bezugsperson und mit dessen Tod hatte Jakob sicher noch nicht abgeschlossen. Also machte er sich mit seinem väterlichen Erinnerungsstück, dem Paddel, auf den Weg. Was er an diesem Bahnhof wollte, habe ich nicht verstanden, im Gegensatz zu dem Abstecher zu seinem "Dealer".
    Als er auf den Kaplan trifft, der ihn mit nach Hause nimmt, seht er noch unter Einfluss der Pülverchen und ist auch von der Fahrt sehr mitgenommen. Dort wird er von der Mutter des Kaplans versorgt, die sich auch um ein behindertes Mädchen kümmert. Wieso das Kind dort lebt, ist mir nicht klar geworden. Scheinbar fühlte sich die Frau aber mit der Betreuung manchmal überfordert.
    Trotz Jakobs angegriffen Zustands wurde kein Arzt gerufen, oder auch nur die Polizei verständigt. Schließlich war Jakob noch minderjährig und es hätte doch eine Vermisstenanzeige vorliegen können.
    Der Kaplan hüttete ebenfalls ein kleines Geheimnis, aus dem ich nicht ganz schlau wurde. Die Hintergründe für das damalige Ereingnis waren mir zu dürftig.


    2ratten