Christoph Hardebusch - Die Werwölfe

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    Christoph Hardebusch - Die Werwölfe
    Verlag: Heyne-Verlag
    Seiten: 497



    Hardebusch greift in seinem neuen Mystery-Epos die Thematiken von Werwölfen und Vampiren auf - generell eine altbekannte Idee. Das Geschehen ist im Europa des frühen 19. Jahrhunderts angesiedelt. Der Roman selbst wirkt weniger nur wie die Verarbeitung einer mystischen Geschichte mitsamt Action, Kämpfen, Bündnissen und Liebe. Stattdessen erfährt der Leser auch etwas über die Geschichte bekannter schwarz-romantischer Literaten wie Lord Byron oder Mary Shelley, deren Einflechtung in die Geschichte durchaus auf biografisch korrekten Angaben beruht, und wird nebenbei mit den historischen Ereignissen des Freiheitskampfes in Italien und Griechenland konfrontiert.


    Inhalt:
    Zum Anfang der Geschichte lernen wir Niccolo Viviani kennen, einen jungen italienischen Adligen. Damals war es Sitte, dass sich europäische Adlige in ihrer Jugend auf eine Grande Tour begaben, um sich die Hörner abzustoßen, geeignete Kontakte zu knüpfen und die Welt kennenzulernen. Wir begeben uns also mit Niccolo und Valentine, seiner heimlichen Jugendliebe und ehemaligen Gouvernante der Schwester, auf die Reise. Zunächst begleitet Niccolo Valentine auf ihrem Weg nach Hause in die Schweiz. Dort wird er in den literarischen Kreis um Lord Byron, Mary Shelley und Percy Shelley aufgenommen. Die Warnungen der Dorfbewohner um die eigenartigen Zustände, welche vom dem prüden Zeitgeist der Bevölkerung geprägt sind, stößt er in den Wind. Jedoch muss er bald feststellen, dass an den Gerüchten mehr als nur etwas wahr ist. Tatsächlich sind Lord Byron und seine Gefährten nicht das, was sie zu sein vorgeben. Niccolo fühlt sich mehr und mehr zu ihnen hingezogen. Als sich ihm ihre wahre Natur enthüllt, entschließt er sich, ein Mitglied ihrer Gemeinschaft und somit ein Werwolf zu werden. Doch die Wandlung wird nicht vollzogen, denn just in diesem Moment taucht eine Gruppe von Jägern auf, welche die bösen Mächte des Teufels um jeden Preis ausmerzen wollen. Und dies ist nur der Beginn einer Hetzjagd, in die Niccolo mehr oder minder unfreiwillig hineingezogen wird.


    Eigene Meinung:
    Auf den ersten 200 Seiten muss sich der nach Fantasy und mysteriösen Vorfällen lechzende Leser ein wenig gedulden, da die Geschichte in der Hinsicht nur langsam an Fahrt gewinnt - was nicht heißen soll, dass dieser Abschnitt nicht weniger interessant ist als die Ereignisse um die Werwölfe, die man mit dem Kauf des Buches nur unschwer erwarten wird. Mit der Einführung Niccolos in den Literatenkreis um Byron lernen wir dessen Person sowie die der anderen Literaten kennen. Hardebusch verarbeitet hierbei die biografischen Daten soweit als möglich und schafft damit eine anziehende Interpretation der Person Byrons, welche Lust auf mehr macht.
    Die Geschichte selbst nimmt erst nach etwa der Hälfte des Buches an Spannung und Action zu. Dann jedoch entwickelt sich die Story nahezu rasant. Einige Stellen würden durchaus noch Raum für weitere Entwicklungen geben - ich wage zu behaupten, dass sich Hardebusch mit hundert Seiten mehr einen großen Gefallen getan hätte. Gerade die Geschichte um die später auftauchenden Werwölfe bietet reichlich Platz dafür. Wer weiß, vielleicht darf man ja auch einen Folgeband erwarten.
    Die frühe jugendliche Liebe Niccolos zu Valentine scheint im Laufe der Zeit recht aufgesetzt, da sie doch tatsächlich in nahezu unrealistischer Weise Bestand hält. Im Allgemeinen wirkt die Geschichte an einigen Stellen zu konstruiert. Der Gegenpart zu den Kräften um Niccolo ist ihnen immer um einige Schritte voraus, die Situation scheint für eine Weiterentwicklung hoffnungslos verbaut, bis schließlich doch eine Reihe von Zufällen den Fortgang der Geschichte ermöglicht. Die Kämpfe gehen im Gesamten gesehen weniger blutig zu, auf Details wird hierbei größenteils verzichtet. Hierbei hätte ich mir etwas mehr Härte und Brutalität gewünscht, was dem Roman auch angemessen wäre.


    Wenn ich meine Rezension jetzt überfliege, klingt das doch recht negativ... Im Grunde war ich begeistert von dem Buch, ich hänge mich nur zu gern an den negativen Punkten auf. Es bot in Hinsicht auf mystische Elemente wenig Neues, die Einflechtung der Literaten gefiel mir jedoch ausnehmend gut. Die Charaktere sind sehr tiefgründig und keinesfalls stereotyp. Der Roman hat mich durch die Darstellung Lord Byrons gereizt, mehr über ihn und seine Werke zu erfahren (leider sieht es da im deutschsprachigen Buchmarkt eher schlecht aus). Alles in allem ist es sehr zu empfehlen: Wem Blutportale, Ritus und Sanctum (Markus Heitz) gefiel, der wird auch an Die Werwölfe sein Vergnügen finden.


    4ratten

    "Eine Welt ohne Magie ist unmöglich. Magie ist das, woran die Menschen glauben, und an irgendetwas werden sie immer glauben."

  • Hallo grotesque,


    danke für deine Rezi! Mit konstruierten Geschichten und Zufällen kann ich mich meist nur schwer anfreunden. Ich warte mal noch ein paar Meinungen ab (ob es denen auch so ging in der Hinsicht), bevor ich das Buch kaufe.


    LG, Mobi

  • :breitgrins: Ahh, auf die Rezi hab ich schon sehnsuechtig gewartet. Danke Grotesque! Das hoert sich ja gut an. Schaetze das Buch wird demnaechst gekauft :klatschen:

    Ein Buchladen ist einer der wenigen Beweise dafuer, dass es noch Leute gibt, die denken. (Jerry Seinfeld)<br /><br /> :leserin: Reread Ernest Cline &quot;Ready Player One&quot;

  • Klappentext
    Europa, Anfang des 19. Jahrhunderts: Als der junge Adlige Niccolo Viviani in die Schweiz fährt, ahnt er nicht, dass diese Reise sein Leben für immer verändern wird. Am Genfer See lernt er den berühmten Dichter Lord Byron kennen, der ein uraltes Geheimnis hütet: das Erbe der Werwölfe. Doch als er Niccolo ebenfalls zu einem Werwolf machen will, werden sie von der Inquisition überrascht. Eine wilde Hetzjagd beginnt, und Niccolo muss nicht nur aus Genf fliehen, sondern auch Valentine, die Frau die er liebt, zurücklassen. Fortan versucht er verzweifelt, auf seiner Flucht durch ganz Europa mehr über das Rätsel der Wolfsmenschen und deren Widersacher zu erfahren, einem mysteriösen Orden von Werwolfjägern unter dem Befehl eines gewissen Kardinal della Genga. Schließlich gerät Niccolo in die Hände seiner Feinde und wird vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt: Um sich selbst und seine geliebte Valentine zu retten, muss er sich mit einer noch älteren, noch dunkleren Macht verbünden...


    Meine Meinung
    Wieder hat mich ein Roman von Christoph Hardebusch sehr gut unterhalten. Einen besonderen Reiz hatte diese Geschichte, da historische Personen in die Handlung eingewoben wurden. Toll recherchiert traf man sie immer wieder an den unterschiedlichsten Orten und man bekam z. T. das Gefühl, dass sie dies wirklich so erlebt haben könnten. Besonders Lord Byron hatte eine ganz besondere Ausstrahlung, die ihn sofort sympathisch aber auch gleichzeitig geheimnisvoll machte. Niccolos Zwang, sich immer wieder bei ihm aufzuhalten, konnte man so richtig gut nachempfinden.


    Niccolo selbst erscheint anfangs dagegen recht blass und naiv. Ich konnte ihn zwar gleich gut leiden, aber er übte für mich bis zum Ende keine Faszination aus, auch wenn seine Veränderung ihn mit der Zeit immer interessanter machte. Diesen Part übernahm neben Byron eine andere Figur: der mysteriöse Ludovico. Eine Figur mit dunklem Innenleben und einer gefährlichen Ausstrahlung, die mich gleich in ihren Bann zog. Seine eigenen inneren und besonders seine realen Kämpfe gegen seine Gegner waren sehr gut beschrieben und boten immer tolles Kopfkino für mich. Gerade diese Szenen waren immer sehr temporeich und spannend.


    Sehr gut gefallen haben mir auch die kurzen eingeschobenen Wolfsszenen, die nach und nach die Wesen der Werwölfe näher brachten und immer eine besondere Atmosphäre von Freiheit und Lebendigkeit vermittelten.


    Das Cover passt wunderbar zur Geschichte, denn genau diese dunkle und unheimlich Atmosphäre konnte ich oft spüren. Überhaupt war die Geschichte stellenweise recht düster, besonders die Szenen der Gefangenschaft.


    Schwierigkeiten, in die Geschichte hinein zu kommen, kann es für den ein oder anderen geben, der mit teils recht kurzen Kapiteln, verbunden mit häufigen Perspektivwechseln Schwierigkeiten hat. Mich hat dies nicht gestört, es hat sogar eher die Spannung gesteigert.


    Am Ende blieben einige Fragen offen, so dass die eigene Fantasie gefordert ist. Zum Glück mag ich beides und nicht nur vollständige Aufklärung, so dass mir das Ende gut gefallen hat und nach meinem Empfinden auch gerade zu dieser Geschichte sehr gut passt. Denn eine einfache Lösung für alle kann es hier nicht geben, da muss die Zeit entscheiden, wie sich das Leben für den ein oder anderen weiter entwickelt. Für uns Leser vielleicht ganz gut, denn vielleicht schreibt Christoph ja irgendwann eine Fortsetzung. Zu wünschen wäre es!


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Heimfinderin ()


  • Mit konstruierten Geschichten und Zufällen kann ich mich meist nur schwer anfreunden. Ich warte mal noch ein paar Meinungen ab (ob es denen auch so ging in der Hinsicht), bevor ich das Buch kaufe.


    Es kann schon sein, dass das ein oder andere etwas konstruiert wirkt bzw. vielleicht eine kurze Begegnung mit einer historischen Person etwas gewollte wirkt, aber mich stört so etwas oft nicht, zumindest nicht, wenn ich ansonsten gut unterhalten werde. Hier wirken aber auch viele kleine Begebenheiten unterschiedlicher Charaktere, die oft nur kurz beleuchtet werden in die Geschichte rein, von denen man viel drumherum nicht mitbekommt. Vielleicht wirkt das dann konstruiert auf den ein oder anderen. Ich persönlich empfand es oft eher geheimnisvoll und besonders zur eher düsteren Atmosphäre der ganzen Geschichte passen, weil ich das Gefühl hatte, nur mal kurz durchs Schlüsselloch schauen zu dürfen, ohne alles verraten zu bekommen. Es verstärkte bei mir die mysteriöse Stimmung, oft nur Häppchen zu bekommen. Aber sicher kann man das auch ganz anders empfinden. Ich weiß auch gerade nicht, wie ich es verständlicher erklären kann.

  • Hey,
    ich habe das Buch nun lange genug sacken lassen und muss nun endlich mal meine Meinung ausformulieren bevor ich wieder alles vergesse...


    So hundertprozentig überzeugen konnte mich das Buch nicht. Ich habe mir aufgrund des Titels schon ein wenig mehr Fokus auf die Werwölfe erwartet. Niccolo (die Hauptperson) begibt sich erst nach dem Ende der Geschichte zu Freunden um mehr über sein Werwolfwesen zu erfahren und damit umzugehen. Es gibt zwar immer wieder Szenen und Kapitel, in denen aus der Sicht der Wölfe geschrieben wird. Aber diese Szenen sind leider nur sehr kurz und unterbrechen die Geschichte eher als dass sie sie voran bringen. Trotzdem haben mir genau diese Szenen sehr gut gefallen!
    Wenn auch für mich sehr unerwartet treten auch noch Vampire auf! Zunächst hat mich das etwas gestört, da ich doch etwas über Werwölfe lesen wollte. Aber der Charakter des Ludovicos ist so interessant, dass ich sehr schnell ein Ludovico-Fan geworden bin und lieber von ihm als über Niccolo lesen wollte. Niccolo ist zu Beginn der Geschichte ein langweiliger verliebter Jüngling und entwickelt sich zwar weiter, aber bleibt für mich trotzdem eher dieser langweilige Jüngling. Ganz im Gegenteil dazu ist Ludovico schon ein erfahrener Mann :breitgrins: schließlich hat er ja auch schon unzählige Jahre auf dem Buckel. Da macht es einfach wesentlich mehr Spaß seinen Handeln zu folgen, was oft genug in gefährlichen Situationen endet.
    Die Inquisitionsgruppe ist mir zu einfach gestrickt. Sie scheinen einfach nur zu existieren um die "Helden" in Gefahr zu bringen und dadurch Spannung zu erzeugen. Gerade nach Ludovicos Angebot hätte ich mir bei diesem Handlungsstrang mehr Tiefe gewünscht!
    Mir hätte das Buch wahrscheinlich besser gefallen, wenn es weniger Nebenpersonen gegeben hätte und dafür mehr Tiefe bei den Hauptcharakteren. Mir sind zu viele Sachen einfach nur so nebenbei erwähnt.
    Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen!!!
    Es war sehr spannend und es gab viele offene Fragen, über die man beim Lesen grübeln konnte. Besonders gut haben mir die vielen Szenenwechsel gefallen. Da konnte ich kaum aufhören zu lesen, weil ich doch z.B. wieder zu Ludovico zurück wollte. :breitgrins:


    Fazit: Ein spannendes Buch, jedoch ohne Tiefgang! 3ratten

  • Der Zugang zu dieser Geschichte ist mir durch die liebenswerte Figur von Niccolo Viviani sehr leicht gefallen. Dem jungen Mann mit der großen Verbundenheit zur Literatur sowie zu seiner Schwester und Valentine erwarten jedoch Veränderungen, die ihn aus seiner gewohnten Welt herausreißen. Bei seiner Grand Tour, die ihm sein Vater vor der beschlossenen Soldatenlaufbahn zugesteht, begegnet er ungewöhnlichen Persönlichkeiten, die ihn von seinem Weg abweichen lassen. Ganz besonders gilt dies für Lord Byron, der auf mich äußerst charismatisch und geheimnisvoll wirkte.


    Eines der Dinge, die dieses Buch für mich zu etwas besonderem machen, sind die auftretenden historischen Figuren. Abwechslungsreiche und oft nicht ganz einfache Charaktere, die mein Interesse geweckt haben und gelungen in die historisch-phantastische Handlung eingearbeitet wurden. Die Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts war Neuland für mich, und so habe ich das eine oder andere mal das Internet zu bestimmten Personen befragt, was mir Spaß bereitet hat.
    Gut gefallen haben mir auch die Wolf-Kapitel, in denen sehr stimmungsvoll und intensiv diese deutlich andere von Freiheit geprägte Sichtweise spürbar war.


    Überhaupt hat mich die Atmosphäre in diesem Buch überzeugt, mystisch und düster - anfangs wirkt alles noch viel heller, aber mit der Zeit werden die Entwicklungen und Auseinandersetzungen einfach "dunkler". Durch die nicht zu detaillierte Schilderung der Kämpfe wurde es mir aber nie zu blutig oder brutal, auch wenn ich manche Sätze zum Verinnerlichen noch einmal lesen musste.
    Anfreunden musste ich mich dagegen erst einmal mit den für mich überraschend auftauchenden Vampiren, welch ein Schock! Aber da mich die Geschichte zu dem Zeitpunkt schon völlig gefesselt hatte, musste ich einfach weiterlesen.


    Den Schreibstil habe ich wieder sehr genossen, ganz besonders die poetischen Szenen und den immer wieder durchblitzenden besonderen Humor. Die Geschichte liest sich flüssig und nimmt einen schnell gefangen, bietet viele Eindrücke, unterschiedliche Landschaften und Schauplätze sowie eine ganz eigene Interpretation der Werwölfe.
    Allerdings muss ich auch eine Warnung aussprechen! Denn es könnte durchaus passieren, dass durch dieses Buch ein Interesse an gewissen historischen Figuren geweckt wird. Mir geht das vor allem bei Lord Byron so - ich überlege nun tatsächlich ernsthaft, ein Vampirbuch zu lesen. Ja, ich! :entsetzt:


    5ratten

  • Hallo Ihr Lieben,


    Niccolo ist ein aufgeweckter Adeliger, der sich gerne phantastische Welten überlegt und auch gerne andere Leute zum Gruseln bringt. Eigentlich soll er eine Bildungsreise machen, begegnet jedoch am Genfer See dem geheimnisvollen Lord Byron und seinen Mitstreitern und verliert sich immer mehr in ihrer Welt mit den interessantesten Diskussionen und noch noch tiefergehender Geheimnisse. Als die Gesellschaft von der Inquisition aufgesucht wird, muss Niccolo Hals über Kopf fliehen. Von da an ist er nur noch auf der Suche nach dem Geheimnis der Werwölfe und begibt sich dabei immer mehr in Gefahr...


    Niccolo war mir auf Anhieb sympathisch. Ein Charakter, mit dem ich mitfiebern konnte und wollte und der auch in seinen Handlungen und Aktionen für mich immer nachvollziehbar blieb. Auch gut zu erkennen, ist die Entwicklung, die er im Laufe des Buches durchlebt.
    Ein weiterer faszinierender Charakter war für mich Ludovico. Teilweise sehr düster, aber doch trotz allem noch zur Liebe fähig und bedingt durch die Liebe zu Taten sich hinreißen lassen, die er teilweise doch noch bitter bereut.
    Auch viele andere handelnde Personen waren detailliert gezeichnet und gut nachvollziehbar, auch wenn ich mir bei einigen mehr Hintergründe zu ihren Motiven gewünscht hätte.
    Nur eine Figur, hat mich enttäuscht, Valentine, Niccolo's große Liebe. So aufgeweckt sie am Anfang erscheint, so verblasst sie im Laufe der Geschichte und ergibt sich viel zu sehr in ihr Schicksal, ohne selber auch wieder aktiv werden zu wollen. Sehr schade, da mir ihre Person da durch immer weiter entfremdet wurde und ich sie und ihre Handlungen nicht mehr nachvollziehen konnte.


    Die einzelnen Schauplätze und Handlungsorte werden detailliert geschildert und waren als Bilder immer sofort in meinem Kopf präsent.
    Insgesamt entwickelte das Buch einen unheimlichen Sog, der es schwer machte, das Buch einmal begonnen, wieder aus der Hand zu legen.


    Gut gefallen haben mir auch die Einbindung von tatsächlichen historischen Figuren, wie z. B. Lord Byron und ihre teilweise sehr tiefsinnigen bzw. bedeutungsschweren Gespräche.


    Der einzige Wehmutstropfen für mich ist das zu offen gehaltene Ende. Viele Dinge bleiben unbeantwortet, die Geschichte bleibt sehr offen und stellt für mich kein zufriedenstellendes Ende dar.


    Ansonsten hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich habe ja noch die leise Hoffnung, dass es vielleicht noch irgendwann Teil 2 geben wird! ;)


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Obwohl dieser Roman aus der Feder von Christoph Hardebusch inzwischen ein paar Jährchen auf dem Buckel hat und sowohl vom Cover als auch vom Titel her sehr “mainstreamig” daher kommt, hat es mich schon lange gereizt, das Buch endlich zur Hand zu nehmen. Erstmal eingetaucht in das Leben des 19. Jahrhunderts, konnte ich ganz schnell tief eintauchen in die Geschichte, die zuerst eine gute Beschreibung des damaligen Zeitgeistes liefert, dann aber fulminant abdriftet in ein düster-mystisches Spektakel mit zahlreichen Horrorelementen.


    Seine Figuren zeichnet Christoph Hardebusch wie immer sehr liebenswert und ausgeprägt, so dass man sich sofort in sie hinein versetzen kann. Dies gilt nicht nur für die menschlichen Protagonisten, sondern auch das phantastische Personal konnte mich für sich einnehmen und überzeugen. Die Hauptfigur Niccolo ist anfangs sympathisch, später faszinierend - meist hat er allerdings wenig Handlungsspielraum, sondern wird von den Ereignissen überrollt und weitestgehend fremdbestimmt.


    Andere Charaktere wie zum Beispiel der weltgewandte Lord Byron und der charismatische Graf Ludovico kommen da viel eleganter rüber, aber mitfiebern konnte ich am meisten mit dem unbedarften Niccolo, dessen Perspektive den Hauptanteil der Handlung stellt. Die Frauenfiguren darf man auch nicht vergessen, hier sind einige interessante Persönlichkeiten beigesteuert, die dem Zeitgeist entsprechend mehr oder weniger prägend für die Handlung sind, auch wenn sie nicht im Vordergrund stehen.


    Das Spiel zwischen den verschiedenen Protagonistengruppen beherrscht der Autor fliessend und lässt dabei den Spannungsbogen niemals abfallen. Zunächst sind viele Dinge rätselhaft und unverständlich, aber nach und nach lüften sich Geheimnisse und werden Zusammenhänge klarer. Der mystisch-phantastische Anteil gewinnt im Laufe der Handlung immer mehr an Bedeutung und lässt aus einem anfänglich augenscheinlichen Historienschmöker ein echtes Horror-Schmankerl erblühen. Wobei natürlich bei dem Titel “Die Werwölfe” auch nichts anderes zu erwarten war; aber die Art und Weise, wie hier die Genregrenzen ineinander fliessen, ist wirklich beeindruckend.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, nicht zuletzt aufgrund des poetischen Schreibstils von Christoph Hardebusch, der mich in die richtige düster-gruselige Lesestimmung versetzte und mir tolles Kopfkino bescherte - zumal auch die Landschaften und Szenerien wie zum Beispiel der Genfer See und die Toskana wunderbar bildhaft beschrieben sind. Schade, dass ich nicht schon früher zu diesem Roman gegriffen habe und dass er bis heute nicht fortgesetzt wurde, aber das war wohl nie vorgesehen, denn das Ende ist durchaus in sich abgeschlossen.


    5ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Nun habe ich das Buch auch ausgelesen. Den Großteil habe ich um Halloween herum gelesen und das hat sehr gut gepasst, muss ich sagen. Ein wenig düster, ein wenig mythisch. Ich würde sagen, der perfekte Halloween-Roman! Insgesamt hat mir Hardebuschs Interpretation von Werwölfen und Vampiren gefallen.Sie war nicht klischeeüberladen, bot einen neues Aspekt und war in ein spannendes Setting gepackt. Es spielte vor allem in der Toskana, am Genfer See, in Paris und Albanien,aber hatte vom Setting etwas vom viktorianischen London des Steampunks. Zumindest hat es für mich diese Atmosphäre versprüht. Zum Ende hin hat es sich ein wenig gezogen, was bei mir dazu geführt hat, dass ich erstmal ein paar andere Bücher angefangen habe, aber nichtsdestotrotz hat es mir sehr gut unterhalten.