Hallo ihr Leseratten!
Da stöbert und stöbert man, betätigt brav die Suchmaschine und - nichts! Kein Thread, keine Diskussion, gerade mal ein paar Erwähnungen in "Eure neuesten Bücher" findet man auf Literaturschock von diesem großartigen Buch. Aber jetzt! Dieses Buch dürft ihr euch nämlich wirklich nicht entgehen lassen.
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Inhalt:
1939. Ein namenloser Ich-Erzähler - ein Jude, der mit seiner Frau auf der Flucht ist - trifft am späten Abend in Lissabon auf einen Herrn "Schwarz", der ihm seine Tickets für das letzte Schiff nach Amerika anbietet. Geschenkt. Einziger Gegenzug: Er möchte dem Ich-Erzähler seine Geschichte erzählen. Nur für eine Nacht.
Und so erzählt er, erstaunlicherweise, nicht, wie er auf der Flucht war, sondern wie er - nachdem er aus einem KZ entkommen war - wieder zurück nach Deutschland möchte, um seine Frau noch einmal zu sehen und wie er letztenendes hier in Lissabon gelandet ist, ebenso wie den Grund, warum er seine Chance, aus Europa rauszukommen, einfach verschenkt...
Meine Meinung:
Langsam, ganz langsam wächst diese so simpel scheinende Geschichte und ist am Ende so groß, dass sie einem das Herz zusammenschnürt und das Grauen der NS-Zeit nahe bringt. Während Herr Schwarz seine Geschichte mit der gefährlichen Reise nach Deutschland beginnt, zittert man noch mit ihm und befürchtet hinter jeder Ecke und jedem Baum einen SS-Offizier oder jemanden von der Gestapo. Zusammen mit Schwarz hofft man, dass der gefälschte Pass an der Grenze als echt durchgeht und dass ihn in seiner (und Remarques!) Heimatstadt Osnabrück niemand erkennt.
Danach beginnt eine ganz andere Geschichte. Sobald Schwarz seine Frau Helen wieder sieht, verwandeln sich der Schrecken und das Grauen in... nun ja, immer noch Schrecken und Grauen, aber auf ganz andere Art. Nun muss er nicht nur um sich selbst, sondern vor allem auch um das Wohl seiner Frau bangen, die ihm in den letzten fünf Jahren Abwesenheit sehr fremd geworden ist. Gemeinsam verbrachte Zeit, der Hass für das Regine und die Entscheidung, dass sie ihm auf seiner erneuten Flucht folgt, schweißt das Paar zusammen und macht die beiden - meiner Meinung nach - zu einem der schönsten Paare, von denen ich jemals gelesen habe.
Sie treten also die gefährliche Reise auf der Via Dolorosa an und treffen auf dem Weg auf allerhand Schwierigkeiten. Gefälschte Pässe, Lügen, die wie Honig über ihre Lippen gehen, um ihre Leben zu retten, Gestapo-Leute, die speziell nach den beiden Suchen, Internierungslager und andere Opfer, das alles gehört zu ihrem Alltag.
Dieses Buch hat mich mindestens genauso berührt wie, wenn nicht noch mehr als "Im Westen nichts Neues". Man könnte es als einen Flüchtlingsroman bezeichnen, als eine Liebesgeschichte, als eine Geschichte, die Remarques eigene Erfahrung enthält. Auf alle Fälle aber wächst man zusammen mit den Charakteren über sich selbst hinaus während man liest, man schließt Josef Schwarz und Helen so sehr ins Herz, dass einem das Ende ebendieses bricht.
Wie ich aus dem Nachwort erfahren habe, handelt es sich bei diesem Roman um den dritten Teil einer Tetralogie. Die ersten beiden Teile habe ich bereits bestellt, denn Remarque hat sich mit diesem Buch in mir einen treuen Fan gesichert.
Liebe Grüße,
Wendy