Zoe Ferraris - Die letzte Sure

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.768 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von SheRaven.

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    das ist das Cover, der schöneren Hardcover-Ausgabe, es gibt das Ganze auch als Taschenbuch

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    Autorin: Zoe Ferraris
    Titel: die letzte Sure
    Orifinaltitel: Finding Nouf




    Amazon-Kurzbeschreibung:


    Ein junges Mädchen, das in der Wüste ertrinkt und ein Ermittler, der nicht ermitteln darf. In einem entlegenen Wadi im endlosen Sandmeer der Rub-al-Chali-Wüste Saudi-Arabiens wird die Leiche eines schwangeren jungen Mädchens aus reichem Hause gefunden. Doch wie kommt man dem Ver-brechen auf die Spur in einem Land, das durch die Scharia ge-prägt ist? In dem jeder Kontakt zwischen jungen Männern und Frauen unterbunden wird und eine uneheliche Schwangerschaft Schande über die gesamte Familie bringt? Nayir, ein Freund der Familie, den der verzweifelte Bruder des Mädchens um Hilfe bittet, merkt schon bald, dass er alle Tabus seines Landes und seines Glaubens brechen muss, um den Fall zu lösen.





    Meine Meinung:


    Die junge Nouf wird vermisst und die Familie schaltet den Wüstenführer der Familie, Nayir um Hilfe bei der Suche. Kurze Zeit später wird Noufs Leiche in einem Wadi in der Wüste gefunden. Der Tod des Mädchens wird zwar untersucht aber auf Andringen der reichen und einflussreichen Familie als Unfall zu den Akten gelegt.
    Noufs Bruder bittet Nayir weiter zu ermitteln, unterstützt wird er von Katya, der Verlobten, die als technische Assistentin in der Rechtsmedizin arbeitet.


    Neben der Krimihandlung bekommt man auch einen Einblick in das Leben nach der Sharia.
    Das Leben von Männer und Frauen ist strikt getrennt und Kontakt nur zwischen Verwandten und Eheleuten/Verlobten möglich. Das geht sogar soweit, dass es getrennte Eingänge in der Rechtsmedizin gibt. Treffen zwischen Nayir und Katya können eigentlich nur in sogenannten Familienrestaurants stattfinden oder wenn Katyas Fahrer in gebührlichem Abstand die beiden beobachtet.


    Besonders im Gedächtnis ist mir eine Szene geblieben, in der Katya ein Eis isst, aber in Anwesenheit des Eisverkäufers Ihren Schleier nicht lüften kann, bis sie weit genug entfernt ist, wäre das Eis geschmolzen. Ganz pragmatisch verleiht der Eisverkäufer für solche Fälle kleine Kühltaschen.


    Bedrückt hat mich die Beschreibung von Noufs weiblichen Verwandten, deren Leben durch absolute Gängelung geprägt. Da die Familie reich genug ist, brauchen sie auch im Haushalt keinen Finger zu rühren und sitzen nur in den Frauengemächern rum.
    Katya dagegen hat „Glück“, dass sie gezwungen ist zu arbeiten, da die Rente ihres verwitweten Vaters nicht zum Leben ausreicht.


    Im Ganzen hat mir das Buch sehr gut gefallen, auf den Mörder bin ich erst sehr spät gekommen, und im Gegensatz zu einer Amazon-Rezensentin, ist das Leben innerhalb der Familie auch nicht zu einseitig dargestellt, diese Familie ist eben so, wie die Autorin sie beschrieben hat!
    Diesen Kritikpunkt finde ich auch ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, würde das Ganze in Deutschland in einer deutschen Familie spielen, würde man auch nicht verlangen, dass es eine andere Familie gibt, damit das Bild ausgewogen ist.
    Ein Dankeschön geht noch an yanni, dass sie das Buch auf meinem SUB nach oben geschubst hat :breitgrins:


    Ich vergebe
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    kleiner Tipp: ich würde die Amazon-Beschreibung für den zweiten Teil nicht vorher lesen, meiner Meinung verrät er zuviel!


    [size=1]EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah[/size]

    Wear the old coat and buy the new book (Austin Phelps)

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Meine Meinung


    Die letzte Sure von Zoe Ferraris ist ein ruhiges Buch. Die Kriminalhandlung kam für mich meist erst an zweiter Stelle. Im Vordergrund stand viel mehr das Leben in einem, für mich völlig anderen, Kulturkreis.


    Zwar wurde die Geschichte nicht aus der alleinigen Sicht einer Person geschildert, aber die Schwerpunkte lagen bei Katya und Nayir, einer Frau und einem Palästinenser. Da, wie aus dem Autorenporträt ersichtlich ist, die Autorin für einige Zeit in einer strenggläubigen Gemeinde in Dschidda lebte und mit einem Palästinenser verheiratet war, wird sie eigene Erfahrungen und Eindrücke verarbeitet haben.


    Katya hat die Rolle einer gläubigen, aber auf Reformen hoffenden Muslimin. So weit es ihr möglich ist, nimmt sie sich kleine Freiheiten heraus. Begünstigt wird dies durch ihren Vater, der, auch wegen der für die beiden herrschenden Umstände, seiner Tochter einige Dinge durchgehen lässt. Unter anderem, dass sie arbeiten geht. Katya gewährt uns den Einblick in eine der reichen Familien des Landes. Sie ist der Meinung, dass manche der religiösen Regeln veraltet sind und eher das Gegenteil von dem bewirken, wofür sie gemacht wurden.


    Nayir hingegen hat eine Sonderstellung. Er ist streng gläubig, aber kein Saudi und auch nicht wie oft vermutet ein Beduine. Er, der fast familienlose Mann, dient als Anschauungsobjekt aus männlicher Sicht. Wobei er auch eine leicht kritische Position gezieht. Beispielsweise als er im Zoo anmerkt, dass Saudis auf alles, was in der Nahrungskette unter ihnen steht, verächtlich herunter sehen. An Nayir wird ersichtlich, wie wichtig die Familie in Dinge der Eheschließung auch für einen Mann ist.


    Der Kriminalfall an sich setzt sich aus den Ermittlungen Katyas und Nayirs zusammen. Wenn die beiden aufeinander trafen, was ja eigentlich nicht immer den Regeln entsprach, konnte ich mir oft ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Nouf, die Tote, verkörpert die Sehnsüchte vieler saudischer Frauen, denke ich. Wobei die Ursache, die zu ihrem Tod führte in jedem Land vorstellbar ist. Wer für den Mord verantworlich war, blieb für mich fast bis zum Schluß nicht klar.


    Es war sehr interessant einen Einblick in ein Land zu bekommen, dass streng nach Religionsgesetzten regiert wird. Die Probleme im Umgang mit dem anderen Geschlecht und auch die Tücken, die die Verschleierung für die Frauen im öffentlichen Leben hat.
    Sprachlos machten mich die Beschreibungen der Brautgeschenke, die den Frauen Aussichten versprachen, die meist nie einzuhalten beabsichtigt waren.

  • Einen Krimi, der in Saudi Arabien spielt, in dem die Protagonisten streng nach den Reglen des Koran leben, in dem die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau sehr klar geregelt ist und in dem sich die Geschlechter möglichst wenig begegnen – so etwas liest man nicht allzu oft.
    Aber noch bedeutender, als der Schauplatz des Krimis ist es, dass die Autorin Zoe Ferraris es schafft, ohne Klischees auszukommen.


    Wir durchstreifen das Buch hauptsächlich an der Seite von Nayir, strenggläubiger Wüsternführer einer reichen Familie, deren 16-jährige Tochter verschwunden ist. Auf der Suche nach ihr lernen wir vor allem Nayir kennen,seine Nöte, wenn ihm eine Frau begegnet, er züchtig den Blick abwendet und die Scham, die er empfindet, wenn er nur ihre Fußknöchel sieht. Sein Blick auf die Dinge wird aber immer so geschildert, dass wir ihn und sein Verhalten verstehen können.
    Er lernt Katya kennen, Laborangestellte und fast-Ehefrau eines Bruders des toten Mädchens. Allein die Tatsache, dass sie arbeitet, bringt sein Weltbild ins wanken, aber allen Konventionen zum Trotz versucht er mit ihr gemeinsam, den Tod der 16-jährigen aufzuklären.
    Interessant ist auch das Nebeneinander der islamischen und der westlichen Lebensweisen und das zeitweilige Überschreiten von Grenzen.


    Ein toller Krimi, der uns die fremde Lebensweise im Morgenland nahe bringt, ohne belehrend zu sein.


    5ratten


    :tipp:

    Liebe Grüße

    SheRaven