Manfred Lütz- Irre, Wir behandeln die Falschen, unser Problem sind die Normalen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.328 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Finchen.

  • Hey, ich würde gern mal meine Meinung zu diesem Buch schreiben. Ich entschuldige mich gleich im voraus, wenn dieses Thema schon einmal besprochen wurde.


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    Also...
    Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen und ich bin begeistert. Ich bin sehr psychologie-interessiert und daher habe ich schon ein wenig Hintergrundwissen und für Leute, die noch unbefleckt sind, ist das der perfekte Einstieg.
    Durch die ersten zwei Kapitel musste ich mich durchkämpfen, denn da geht es noch um "die Normalen" ^^, aber Manfred Lütz erklärt die Dummheiten der Normalen in merkwürdigen Beispielen, seine Wortspielereien sind auch nicht für alle was, aber danach sind die Einblicke in die Psychiatrie sehr gut verständlich und auch witzig verpackt.


    Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen.
    4ratten


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    Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. - Mark Twain

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • als psychologiestudentin habe ich das buch schon lange auf der wunschliste :winken: nur leider...mangelt es auch chronisch am geld.... :breitgrins:

    Ich bin, was du träumst.<br />Ich wache immer über dich.<br />Ich bin, was deine Hand lenkt.<br />(gez. Seele)

  • Ein wirklich faszinierendes Büchlein, das sich zu lesen lohnt...


    Inhalt:
    Der Unter-Untertitel des Buches lautet «Eine heitere Seelenkunde», was den Inhalt recht gut zusammenfasst. Manfred Lütz präsentiert hier so ziemlich alle psychiatrischen Diagnosen, allerdings weniger mit Symptomen, sondern oft an konkreten Beispielen. Es wird jede Form der geistigen Erkrankung aus der Sicht des Therapeuten und der Sicht des Patienten erklärt.
    Es werden auch immer wieder gesellschaftskritische Teile eingestreut, die sich auf den Titelteil «Unser Problem sind die Normalen» bezieht. Lütz schildert, wie unsere Gesellschaft mit ihren so genannt Irren umgeht und spart dabei nicht an (nachvollziehbarer) Kritik.


    Meine Meinung:
    Gesellschaftskritik und alle psychiatrischen Diagnosen (inklusive Therapiemethoden!) auf 185 Seiten – geht das? Jein. Lütz' Buch wirkt auf mich trotz des schmalen Umfangs sehr komplett und – wie er selber feststellt – wenn man sich für eine spezielle Erkrankung besonders interessiert, gibt es tonnenweise spezifische Werke darüber. Es gibt aber durchaus Abschnitte, bei denen ich mich mit Kurzfutter abgespeist fühlte und denen ein bisschen mehr Details durchaus gut getan hätten.


    Trotzdem finde ich das Buch äusserst lesenswert. Die Stärke liegt nämlich darin, dass dieses Buch in erster Linie für die Allgemeinheit geschrieben wurde und vor allem ein Ziel hat: Das Verständnis für psychisch Erkrankte zu wecken, in dem es erklärt, wie die Krankheiten zustande kommen und wie sich der Patient dabei fühlt. Das gelingt auch, weil Lütz zudem noch deutlich macht, was eine Erkrankung von ganz normalem, nicht krankem Wahnsinn unterscheidet. Das war für mich sehr spannend, da Lütz bei vielen Dingen einen überraschenden Blickwinkel einnimmt und aussergewöhnliche Gedanken formuliert, die es wert sind, darüber nachzudenken.


    Manfred Lütz nimmt uns mit in die Welt der Irren und was er uns dort zeigt ist auch das schwere Leiden der Betroffenen, aber eben nicht nur. Er zeigt uns in dem Buch auch die starken Seiten der Kranken, wo sie uns Normalen überlegen sind und wie wunderbar ihre Welt sein kann. Das schafft Lütz ohne dabei kitschig zu werden oder die Situation der Kranken zu verklären. Das Buch ist mit viel Humor geschrieben und mit lustigen Fallbeispielen gespickt, verliert aber nie den Respekt vor den Kranken. Die Gratwanderung zwischen Information und Unterhaltung ist sehr gut geglückt, das Buch ist auch in dieser Hinsicht sehr ausgewogen.


    Fazit:
    Wer wissen möchte, weshalb die Normalen tatsächlich das grössere Problem als die meisten Irren sind, sollte dieses liebevoll geschriebene und gut verständliche Buch lesen. Ebenso Leute, die sich öfter fragen, ob sie normal sind.
    Und dann natürlich all diejenigen, die in ihrem Umfeld psychisch kranke Personen haben – etwa ein Arbeitskollege, eine Bekannte oder auch ein Familienmitglied – und nicht so recht wissen, wie sie mit ihnen umgehen sollen. Da kann genau dieses Buch eine grosse Entlastung und Hilfe sein, weil es Verständnis für die Situation des Patienten weckt und damit Hemmungen abbaut.


    8 von 10 Punkten gebe ich dafür gerne. Zwanzig Seiten mehr an den richtigen Stellen und es wären sogar 9 geworden...

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Meine Meinung
    Wer von diesem Buch eine Erklärung erwartet, was normal und was nicht normal ist, der wird enttäuscht. Manfred Lütz zeigt dem Leser, dass es durchaus nicht schlimm ist, "nicht normal" zu sein. Ob das bedeutet, dass man sich nur ein bisschen außerhalb der gesellschaftlichen Normen bewegt oder ob man tatsächlich psychisch krank ist: an mehr als einem Beispiel zeigt er, dass das nicht schlimm sein muss, solange man sich in seinem Zustand wohl fühlt. Natürlich ist das nicht immer leicht zu akzeptieren oder auch zu verstehen.


    Aber es gibt auch andere Beispiele. Es gibt (hauptsächlich) Männer, die keine psychischen Auffälligkeiten hatten, aber Dinge getan haben, die weit außerhalb der Norm liegen. Mit diesen Beispielen zeigt Manfred Lütz, dass das Problem manchmal wirklich die scheinbar normalen Menschen sind.


    Ich fand das Buch sehr interessant und leicht verständlich. An manchen Stellen hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Ausführlichkeit gewünscht.
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Man merkt Manfred Lütz ohne zweifel den Rheinländer an und das meine ich absolut positiv :zwinker: Mit viel Herz und zwischenmenschlicher Güte berichtet er von seinen Erfahrungen, die er in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Psychiater gesammelt hat, immer unterlegt mit der nicht zu vermeidenden Portion Schalk. Das mag nun nicht jedermanns Geschmack sein, mir persönlich hat diese Mischung und das allzeit vorhandene zwinkernde Auge, sehr gut gefallen.


    Der interessierte Laie bekommt trotz aller Kürze einen (wie ich finde) sehr guten Ein- und Überblick über die verschiedensten psychischen Störungen und deren mögliche Behandlung. Der permanente Hinweis darauf, dass wir im Grunde von Zeit zu Zeit alle etwas "verrückt" sind, sprach mir aus tiefster Seele. Man sagt ja nicht umsonst, dass "jeder Jeck anders ist".


    Dieses Büchlein im Hinterkopf, lassen den Leser hoffentlich zukünftig die diversen "Merkwürdigkeiten" seiner Mitmenschen mit einem etwas lockererem und entspannterem Auge betrachten, ohne gleich wieder alle möglichen und möglichen "Schubladen" zu befüllen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße, <br />Maria