Totenpfad von Elly Griffiths
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Kurzbeschreibung:
Vor zehn Jahren verschwand die fünfjährige Lucy. Seitdem schreibt ein Unbekannter verstörende Briefe an die Norfolk Police.
An einem nebligen Herbsttag werden in den Salzwiesen nahe der Küste Mädchenknochen gefunden. Lucys? Ruth Galloway, die forensische Archäologin, sieht auf einen Blick: Sie steht vor einem Fund aus vorgeschichtlicher Zeit. Damals opferte man Menschen, wo Land und Wasser aufeinandertreffen.
Zufall? Ein weiteres Mädchen verschwindet, und Ruth ahnt, dass sie dem Täter nahe ist. Wie nahe, ahnt sie nicht.
Die Knochen sind alt, das ist der forensischen Archäologin Ruth Galloway sofort klar. Das Mädchen hingegen konnte noch nicht so alt gewesen sein. Wie sie zu Tode gekommen ist, kann Ruth nicht mehr ermitteln, aber die Faserreste an ihren Handgelenken lassen vermuten, dass sie gefesselt und der Flut ausgesetzt worden ist. Doch das war schon vor 2000 Jahren geschehen. Es hat nichts mit dem Fall der vermissten Lucy Downey zu tun. Oder? In den anonymen Briefen, die Detective Chief Inspector Harry Nelson von der Norfolk Police seit dem Verschwinden der Fünfjährigen bekommt, ist immer wieder vom Moor die Rede, von Opferungen und heidnischen Ritualen.
Darum bittet Harry Ruth um ihre Mithilfe. Als kurz darauf ein weiteres Mädchen verschwindet, muss Ruth entdecken, dass sie den Täter besser kennt, als sie glaubt. Und er sie ...
Meinung:
„Aufwachen hat etwas von Auferstehung. Sich mühsam aus dem Schlaf wühlen, Umrisse erkennen die sich aus der Dunkelheit lösen [...]“.
Auf diese Art und Weise beginnt für Dr. Ruth Galloway, Expertin für forensische Archäologie der Einstieg in einen scheinbar ganz normalen Tag.
Die rüstige aber auch sehr emotionale und zurückhaltende Frau hat schon bei diesem Satz, durch ihre dargelegte sympathische Art, die Distanz zwischen Leser und Papier überwunden. Ungeahnt lebensnah und persönlich wird durch die einfache Beschreibung des alltäglichen Aufstehrituals der Lebensumstand von Ruth skizziert. Dies geschieht mit einer solchen Liebe und einem immensen Gespür für das richtige Maß das die ersten Seiten und Schritte Ruths vor meinen Augen dahin zogen.
Man muss die Archäologin einfach aufgrund ihrer ehrlichen aber auch süßen und zum schmunzeln bringenden Lebenseinstellung mögen:
„Ja, ich bin eine alleinstehende Frau mit Übergewicht und ohne Anhang. Und ich habe Katzen. Na und? Zugegeben, manchmal rede ich auch mit ihnen, aber ich erwarte immerhin nicht, dass sie antworten [...]“, so eine von ihr selbst stammende Beschreibung.
Ebenso fesselnd und atmosphärisch geladen zeigt sich die Umgebung. Ein Salzmoor, direkt am Watt, abgelegen von der durch Hektik geprägten Zivilisation. Mittendrin in dieser mit archäologischen Funden durchsetzten und eine nicht geringe Mystik ausstrahlenden Landschaft wohnt Ruth. Weit und breit nur unberührte Natur, außer einem meist leer stehendem Wochenendhaus und der Wohnung von David, einem Vogelkundler mit dem sie noch nie ein Wort gewechselt hat. Dort fühlt sie sich wohl, dort kann sie sich und ihre Arbeit entfalten.
Der Krimi, den ich zu Anfang durch diese Beschreibungen schon fast vergessen hatte, wird ohne Risse, fließend in den Erzählfluss eingebaut. Unüblich ist dabei, das die Hauptakteurin selbst keine polizeiliche Ausbildung aufweisen kann sondern durch ihr Wissen über Knochen nach und nach in den Fall hinein rutscht.
Dies macht in gewisser Weise auch den großen Charme des Buches aus.
Es kann vollständig auf Fachwörter-überfüllte Dialoge zwischen hochgebildeten Kriminalchefs verzichtet werden. Das gesamte Buch bleibt auf der Basis eines normalen Menschen und erscheint deshalb so „wahrhaft“ und glaubwürdig.
Der „Fall“ der verschwunden Lucy wird dem Leser durch 2 Perspektiven nahe gebracht. Zum einen
natürlich durch die Erlebnisse und Gedanken Ruths, zum anderen durch die Nachforschungen von Detective Chief Inspector Harry Nelson, der das polizeiliche Verfahren leitet.
Letzterer ist der grummelige aber nicht minder sympathische Gegenpool zur charakterstarken Doktorin. Nach und nach wächst die Verbindung zwischen den beiden und Ruth sieht sich immer stärker in die Ermittlungen hineingezogen. Teils widerwillig, teils gefesselt von dem sich auf-tuenden Mysterium hilft sie wo sie kann.
„Das eigene Kind zu verlieren, es bei Nacht und Nebel entführt zu wissen wie in einem grausamen Märchen – das muss der Alptraum einer jeden Mutter sein. Doch Ruth ist keine Mutter. Sie ist Archäologin, und es wird Zeit dass sie sich an die Arbeit macht. Nelson braucht ihre professionelle Hilfe.“, und so kniet sie sich in die Nachforschungen hinein.
Nach und nach wird der Erzählfluss von kursiven Absätzen unterbrochen. Stimmen, die aus dem Nichts zu kommen seinen. Leises Flüstern, einprägendes Flehen. Sie offenbaren den Sinn aller Anstrengungen. Fesseln den Leser, lassen ihn erneut mit den Personen und ihren Ermittlungen mit fiebern.
Ich habe mich beim Lesen häufig dabei ertappt zu vergessen mir Notizen zu machen. Ich war wie gebannt von der Geschichte, sodass ich alles im mich kaum noch wahrnahm.
Mein Fazit:
Bei diesem Buch handelt es sich um eine einzigartige Geschichte welche durch sympathische und lebensnahe Personen gestützt und getragen wird.
Sie scheinen beinahe zum Leben erwacht, so alltäglich und klar werden sie beschrieben.
Der Krimi, eingebettet in diese Atmosphäre passt sich nahtlos ein und wirkt keinesfalls übertrieben oder überspitzt.
Ein sehr schönes Buch was ich beinahe an nur einem Abend verschlungen habe.
edit durch illy, Serienreihenfolge ergänzt:
Ruth-Galloway-Reihe:
- Totenpfad / Crossing Places
- Knochenhaus / The Janus Stone
- Gezeitengrab / The house at Sea’s end
- Aller Heiligen Fluch / A room full of bones
- Rabenkönig / Dying Fall
- Engelskinder / The Outcast Dead
- Grabesgrund / The Ghost Fields
- Todespassion / The Woman in Blue
- The Chalk Pit
- The Dark Angel
- The Stone Circle
- The Lantern Men
- The Night Hawks
- The Locked Room
- The Last Remains
Zwischen Band 4 und 5: Ruth’s First Christmas Tree (Kurzgeschichte)