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Es fällt mir schwer Drood in eine Kategorie zu packen, daher starte ich den Thread mal hier.
Inhalt
Nach einem Zugunglück, bei dem mehrere Waggons von einer Brücke in die Tiefe stürzen, erblickt Charles Dickens, der zu den Überlebenden des Unglücks zählt, zwischen den Verletzten und Toten einen dunklen Fremden - Drood. Mit schwarzem Opernumhang und Zylinder bekleidet, hat es für Dickens den Anschein als würde der Fremde Verletzte in den Tod begleiten.
In der Folge macht sich Dickens auf die Suche nach Drood, erblickt ihn mal nachts vor seinem Fenster, steigt gar hinab in die Unterstadt Londons.
Begleitet wird er dabei von dem mit ihm befreundeten Schriftsteller Wilkie Collins, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird.
Getrieben von seiner Opiumsucht mißtraut Collins Dickens immer mehr, vermutet gar Dickens als Täter der Morde die Drood zugeschrieben werden und zweifelt daran, dass es diesen Drood überhaupt gibt.
Meine Meinung
Drood ist sprachlich außergewöhnlich gut geschrieben und es ist düster.
Wenn Dickens und Collins in der Dunkelheit durch die Elendsviertel Londons streifen, kann man den Gestank förmlich riechen, spürt die nebelverhangene Luft und erkennt nur schemenhaft durch die Finsternis London und seine Bewohner.
Steigen die beiden hinab in die Unterstadt Londons, fühlt man sich beengt in den Gängen und bedroht von deren Bewohnern. Durch Collins Opiumsucht verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Wahnvorstellungen immer mehr und auch dem Leser fällt es schwer zu unterscheiden, was wirklich passiert und was nur Collins Fantasie entspringt.
Durch diesen Opium-verschleierten Blick des Ich-Erzählers verschwimmt auch die Grenze zwischen Kriminal- und Gruselroman. Dadurch gewinnt das Buch, es fällt dem Leser aber auch schwerer der Story zu folgen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und wirken lebendig. Lebendig ist hier eigentlich das falsche Wort, es sind meist gebrochene, schwer zu durchschauende Charaktere. Es gibt keine klaren Grenzen zwischen Gut und Böse, egal ob Collins, Dickens, Polizisten oder Verbrecher - alle haben gute aber auch dunkle Seiten.
Doch Drood hat auch eine andere Seite. Neben der spannenden Mischung aus Kriminal- und Gruselroman, liest sich vieles wie eine Biografie über die beiden Hauptdarsteller.
Das hängt zum Teil damit zusammen, dass die Handlung mehrere Jahre umfasst. Es gibt immer wieder Kapitel, die eher unmotiviert aufzählen, was die beiden Autoren tun (Lesereise hier, neuer Roman da..) bis die eigentliche Handlung wieder einsetzt, was meist um den Jahrestag des Zugunglücks herum ist.
Diese biografischen Teile wurden schon an anderer Stelle kritisiert, ich hätte sie auch nicht unbedingt gebraucht, sie haben mich aber auch nicht wirklich gestört. Sie lockern die düstere Atmosphäre etwas auf und zeigen auch die freundlicheren Seiten von Charles Dickens und den weiteren Protagonisten.
Wenn Dickens beispielsweise zum Weihnachtsfest einlädt und für jeden Gast Bücher auswählt und im jeweiligen Gästezimmer bereit legt, bringt das die Story nicht weiter, Charles Dickens als Protagonisten dieses Buches aber schon.
Das Buch zeigt für mich mal wieder, wie vielseitig Dan Simmons ist - es gibt nicht viele Autoren die es in der Form schaffen, mich als Leser mitten in die Geschichte hinein zu ziehen.
Seoman